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Wo heute predigen?


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ihr Freundeskreis. Hier tragen die Jugendlichen ihre Verantwortung dafür, wer ihre Freund_innen sind. „Zeige mir, welche Freunde du hast und ich sage dir, wer du bist.“ Zu den möglichen Berater_innen des Lebens gesellen sich nun auch die Pat_innen hinzu.

      Eltern: Die ersten 14 Jahre des Lebens ihrer Kinder sind doch recht schnell vergangen. Ihre Kinder sind auf dem Weg, erwachsen zu werden. Sie erleben sich häufig im Modus des „Keppelns“9, weil sie bei den Kindern „anschieben“ müssen. Sie mögen sich aber auch Gedanken darüber machen, welche positiven Eigenschaften ihre Kinder besitzen; sie sind nicht nur „Mangelwesen“. Allerdings kann sich die Eltern-Kind-Beziehung in diesem Alter bis zur Hilflosigkeit steigern. Die Eltern können manchmal tatsächlich ratlos und hilflos dastehen. Es kann also nötig sein, Beratung zu suchen und darum zu ringen, den Kontakt zum Kind nicht zu verlieren.

      Pat_innen: Es empfiehlt sich eine kurze, realitätsbezogene „Job-Description“ des Patenamts zu skizzieren. Die Eltern müssen immer wieder „keppeln“. Bei den Pat_innen ist „Nicht-Keppeln“ angesagt. Sie mögen zu den Jugendlichen eine Beziehung entwickeln, in der diese über alles reden können. Dazu ist es nötig, das Beichtgeheimnis zu wahren. Sie werden dadurch zu Berater_innen der Firmlinge, mögen zuerst zuhören, bevor sie ihre Meinung sagen, und die Entscheidung darüber auf der Seite des Firmlings belassen. Berater_innen müssen wissen, wo ihre Grenzen sind. Und ihre Beratungstätigkeit umfasst womöglich das ganze Leben: Das beinhaltet die Lebens- aber auch die Glaubensfragen. Der „Job“ des Paten/der Patin endet, wenn die Jugendlichen erwachsen geworden sind und sich beruflich etabliert haben. Den Firmlingen empfehle ich, ihre Pat_innen zu „checken“, ob diese auch wirklich den Mund halten.

      Mystagogische Topoi

      Ansatz in der menschlichen Beziehungsthematik: Einer der Ausgangspunkte für Mystagogie ist das Herzklopfen, das manche Jugendliche bereits erlebt haben. Es geht um die Anfrage (wie immer sie auch gestellt wird), ob die Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin sagen wir: verbindlicher wird. Ein Ja verändert das Zusammenleben, öffnet Türen. Diese Herzensfrage lässt sich auch auf die Beziehung Gott-Mensch anwenden. In den meisten Firmvorbereitungen wird das Thema Taufe entfaltet. Bei der Firmung gibt der Jugendliche seine persönliche Antwort auf das Geschenk der Taufe, durch das wir Söhne und Töchter Gottes geworden sind. Die Vorstellung, dass Gottes „Herz pocht“, wenn er die Frage nach einem Ja stellt und er in der Salbung seinerseits dieses (jugendliche) Ja wiederum mit seinem Ja bekräftigt, leuchtet vielen ein.

      Ich möchte gefirmt werden, weil ich gerne eine Christin bin und diesen Weg gerne für die Zukunft will. Bei der Erstkommunion wurde ich ja schon gefragt, ob ich den „Bund mit Gott“ eingehen will und bei der Firmung will ich mein „Ja“ erneuern. Ich habe den christlichen Weg begonnen & führe ihn gerne weiter. [Anita]

      Ansatz beim Geist der Stärke: Beim Gebet um den Heiligen Geist wird u.a. um den „Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke“ gebetet. Wenn Gott tatsächlich ein „Wollen“10 hat, so wird das in diesen Gaben geschärft zusammengefasst. Bei Jugendlichen steht das Thema „Wie sehen mich die anderen Gleichaltrigen?“ im Mittelpunkt. Bei einer guten Firmvorbereitung wird die Stärkung der Persönlichkeit stimuliert:

      Während der Firmvorbereitung wurde ich vor allem zum Nachdenken angeregt. Ich habe gelernt, mich mit Themen auseinanderzusetzen, die mich beschäftigen, Probleme zu erkennen und nach Begründungen und Antworten zu suchen. Ich finde, dass ich dadurch stärker geworden bin und meine Unsicherheit in vielerlei Hinsicht etwas weniger geworden ist. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin. [Viola]

      Wenn also Gott ein Wollen hat, so stärkt er den Menschen (confirmatio), damit dieser durch die Stärke fähig wird, nicht nur um sich zu kreisen, sondern diese Welt durch Gottes Inspirationen mitzugestalten.

      Ansatz beim Ablauf der Firmung: Die Firmung entfaltet sich in drei Schritten. Die Erneuerung des Taufversprechens, das Gebet um den Heiligen Geist und schließlich die Salbung. Das Zusammenspiel dieser drei Schritte ist das Herzstück der Mystagogie. Was in der Kindertaufe (bei der Eltern und Pat_innen aktiv gewesen sind) grundgelegt wurde, wird in der Firmung durch die Heranwachsenden komplettiert. (Was vielen nicht bewusst ist: Bei der Erwachsenentaufe, die z.B. in der ED Wien im Jahr 2017 etwa dreihundert Taufwerbern gespendet wird, werden Taufe und Firmung in einem Zug vollzogen.) Das Gebet um den Heiligen Geist ist deshalb notwendig, da das Ja der Firmlinge nicht bloß ein „moralisches“ Ja sein soll, sondern ein Ja sein möge, das aus der Tiefe des Herzens eines Jugendlichen entsteigen soll und wozu er/sie zudem noch einmal den göttlichen Geist benötigt.11 In der Salbung wird dieses beiderseitige Ja besiegelt. Ein Siegel macht ein Dokument offiziell. Und die Eltern mit den Familienmitgliedern dürfen Zeugen dieses Ereignisses sein.

      Im Zusammenspiel von kairologischen und mystagogischen Topoi wird der Grund dafür gelegt, dass im Ablauf der weiteren Firmung die Chance auf transfigurative Momente steigt. Den Rest muss man in die Hand Gottes legen. Er ist der Chef dieses Unternehmens, welches das Sakrament der Firmung spenden darf.

      Literatur

      Ebertz, Michael, Das Charisma des Gekreuzigten. Zur Soziologie der Jesusbewegung, Tübingen 1987.

      Entdeckungsreisen. Inspirationen für milieu-sensible Pastoral, hg. v. Pastoralamt der Erzdiözese Wien, 2015.

      Huscava, Ewald, Die Predigt im kreativen Dialog mit der klassischen Rhetorik – ein inspirierendes Lernfeld, in: Wie heute predigen? Einblicke in die Predigtwerkstatt, hg. v. Maria Elisabeth Aigner, Johann Pock, Hildegard Wustmans, Würzburg 2014, 129-186.

      Ringeleben, Joachim, Jesus. Ein Versuch zu begreifen, Tübingen 2008.

      1 Da eine direkte Kontaktaufnahme mit den Firmlingen aus zeitlichen Gründen häufig nicht möglich ist, bitte ich die Firmlinge, übermittelt durch die Firmverantwortlichen, mir Briefe zuzusenden. Die Themenfelder können variieren. Aber zumeist geht es darum, über die Firmvorbereitung, den Grund sich firmen zu lassen und über den eigenen Glauben zumindest brieflich in Kontakt zu kommen. Aus diesen Schreiben zitiere ich. Die Namen wurden von mir verändert und lassen nur Rückschlüsse auf das Geschlecht des Schreibers oder der Schreiberin zu.

      2 Zum Thema des Leibes als Tiefenschicht der menschlichen Kommunikation vgl. Huscava, Predigt im kreativen Dialog, 141ff.

      3 Beim Begräbnis kann man die Dimension der Transfiguration dann erleben, wenn der Erfahrungsraum des Trostes betreten wird. Obwohl die Situation des Abschieds mit all seinen schmerzhaften Verästelungen vorliegt, taucht so etwas wie „Licht“ auf. Der Schmerz über den Tod wird nicht wunderbar weggeblasen, aber dennoch gibt es im Seufzen eine größere Dimension, die tröstlich erlebt werden kann. Mit Paulus kann man sagen: „Wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können“ (Röm 8,26). Die kürzeste Form des Gebets ist somit das Seufzen im Heiligen Geist.

      4 Durch die Bitte wird nicht kommandiert, durch den Hinweis auf das Beten wird ermuntert, dass die Fürbitten gebetet und nicht vorgelesen werden mögen und durch das „Hierher“ wird der Ort umschrieben, wo sie hinkommen sollen.

      5 In Österreich lassen sich 10 Milieus wahrnehmen, die sich durch ein Set von jeweils gemeinsamen Lebensauffassungen kennzeichnen. Hier: Entdeckungsreisen, 11.

      6 Vgl. Mk 4,26-28. Jesus sagte: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.“ Dieses von selbst bedeutet „der Sache nach von Gott gewirkt, wunderbar.“ Der Mensch „überlässt sich dem passiven Zuwarten […], weil er alles dem Kommenden überlassen kann (cf. Ps 127,2b ‚den Seinen gibt‘s der Herr im Schlaf‘). […] das eigentliche Wachstum gibt Gott selber und von sich her (1 Kor 3,7)!“ Ringleben, Jesus, 391. Damit kann die Grundhaltung des Vorstehers einer solchen Feier geprägt sein. Er selbst ist nicht für alles verantwortlich, sondern vollzieht sein Tun im Horizont