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Wo heute predigen?


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von einem Vorsteher gefordert ist, braucht es eine Gelassenheit, die dem Vertrauen entspringt, dass Gott selber am Werk ist.

      7 Bei Firmungen, die am Samstag stattfinden, schrumpft die Anwesenheit des Gottesvolkes, das regelmäßig zur Sonntagsmesse kommt, rapide. In solchen Fällen sind kurze Kommentare, dass wir uns z.B. zum Hören des Evangeliums erheben, besonders hilfreich. Jeder Ärger des Vorstehers darüber, dass kollektive liturgische Unsicherheit herrscht, ist zu verbannen. Dieser ist sofort spürbar und durchspannt den Kommunikationsraum kontraproduktiv. Das Gegenmittel dazu lautet: Gott hat einmal die Chance, durch diese Feier zu seinem Volk ganzheitlich zu „sprechen“. Es tut einem Vertreter einer Großkirche gut, sich daran zu erinnern, dass Jesus aus Nazareth versucht hat, eine Bewegung ins Leben zu rufen, in der er manche Frauen und Männer in seine Nähe berufen, andere aber wiederum ihrem eigenen Leben anvertraut hat. (Vgl. Ebertz, Charisma, 71ff.)

      8 Die biblischen Topoi rücken im Rahmen der Firmpredigt für mich in den Hintergrund. Die Schrift wird immer wieder als auctoritas, als Zitat, herangezogen, ohne sich in einer erweiterten homiletischen Hermeneutik mit den Perikopen auseinanderzusetzen. Eine Firmpredigt ist daher eine Festtagspredigt, in welcher das Festgeheimnis in den Mittelpunkt rückt, und keine Homilie.

      9 Das „Keppeln“ ist ein österreichischer Ausdruck für ist das kontinuierliche Insistieren darauf, etwas zu tun oder etwas zu lassen, bzw. das Erinnern daran, das man etwas tun oder lassen soll. Die Reaktion von Jugendlichen auf das Keppeln der Eltern z.B. ob die Aufgaben für die Schule schon erledigt sind, führt zumindest zu einem enervierten Augenaufschlag.

      10 Wenn jemand nur gemäß des allgemeinen Wiener Glaubensbekenntnisses „Etwas Höheres wird es schon geben“ gläubig ist, dann hat dieses „Höhere“ kein „Wollen“ und hat letztlich auch kein Interesse, sich an den Menschen zu binden, um ihm Rückhalt und Stärke zu geben.

      11 Die Herabrufung des Geistes bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit. Mit der Einladung: „Lasst uns für Ihre Kinder beten“ und der erfüllten Stille, die dann folgt, kann sich Transfiguration ereignen.

      Die Predigt beim Gottesdienst in der Schule und ihre Bedeutung

      Christoph Buda

      1. Schule als missionarischer Ort in einer säkularisierten Gesellschaft

      Am Beginn des 21. Jahrhunderts leben wir in einer komplexen, stark säkularisierten Gesellschaft, in der das Thema Religion immer stärker in den privaten, fast intimen Bereich der eigenen Lebensführung und Lebensentscheidung ausgelagert wird. Im öffentlichen Leben spielt es kaum mehr eine Rolle.1

      In der Schule ist das (noch) anders, da es den Pflichtgegenstand Religion2 gesetzlich verankert in Österreich gibt und die jungen Menschen in Ausbildung, ungeachtet, ob sie diesen besuchen oder nicht, praktisch täglich damit konfrontiert werden – einerseits durch die Schülerinnen und Schüler, die an ihrem konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen, andererseits durch Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die ihnen ja nicht nur als Fachlehrerinnen und Fachlehrer begegnen, sondern einfach als Lehrerinnen und Lehrer. Diese sind Teil der Schulgemeinschaft und stehen ihnen immer wieder als Ansprechpersonen in verschiedenen Situationen des Schulalltags zur Verfügung. Mit einem Mal wird Religion ein Teil der Lebenswirklichkeit, auch für jene, die zuvor damit vielleicht noch niemals wirklich in Berührung gekommen sind.

      Damit beinhaltet die Schule, wie kaum ein anderer Ort (abgesehen vom Friedhof), eine pastorale und missionarische Chance, in Menschen für etwas Interesse zu wecken, was sie in ihrem sonstigen Lebensumfeld kaum bis gar nicht mehr wahrnehmen – Religion.3 Es liegt an der Person der Religionslehrerin/des Religionslehrers, diese auch zu nützen und sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen. Dort, wo das geschieht, wird vieles möglich.

      2. Religiöse Übungen im Schulalltag

      Religion lebt vom Glauben des einzelnen und vom gemeinsamen Tun, wie dem Feiern von Gottesdiensten. In unserer Schule4 bemühen wir uns um eine Kultur des Feierns. Das bedeutet, dass die Feste, auch religiöse, in das schulische Geschehen integriert sind und jede Schülerin und jeder Schüler sowie jede Lehrperson dazu eingeladen ist. Fixe Bestandteile unseres gemeinsamen Lebens und Arbeitens in der Schule sind:

      • Ein Eröffnungsgottesdienst am Beginn des Schuljahres in der Pfarrkirche.

      • Eine Adventkranzsegnung in der Aula5 der Schule.

      • Ein vorweihnachtlicher Gottesdienst am letzten Tag vor den Weihnachtsferien in der Aula der Schule unter Mitwirkung des Schulchores6.

      • Ein sehr lebendig gestalteter Gottesdienst in der Osterzeit mit wechselnden Schwerpunkten (Auferstehung, Himmelfahrt oder Pfingsten).

      • Ein Abschiedsgottesdienst am letzten Tag vor den großen Ferien.

      • Das Fest der Umkehr und Versöhnung.

      In der Regel feiern wir alle Schulgottesdienste als Wortgottesfeiern, weil die Feier der Hl. Messe erfahrungsgemäß oftmals eine Überforderung einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Schülerinnen und Schülern darstellen würde. In Klassen, in denen der Wunsch nach einer gemeinsamen Messfeier auftaucht, besteht die Möglichkeit, in einer Religionsstunde eine Tischmesse7 zu feiern, die von der Klasse vorbereitet wird.

      3. Die Bedeutung der Predigt beim gemeinsamen Feiern

      3.1. Die Vorbereitung der Predigt

      In Zeiten, in welchen Einzelne kaum mehr eine traditionelle Glaubensbildung mitbringen, bedeutet faktisch jede Predigt auch die Chance einer christlichen Grundlagenvermittlung.8 Damit erscheint aber auch klar, dass jede Predigt ihren Anfang in der Religionsstunde und im persönlichen Gespräch mit Schülerinnen und Schülern nimmt. Im Idealfall ist die Predigerin/der Prediger auch die Religionslehrerin/der Religionslehrer. Dort, wo das nicht möglich ist, erscheint es sinnvoll, ja fast notwendig, dass sich die/der Predigende im persönlichen Kontakt mit den jungen Menschen ein Bild macht, wo diese stehen, was ihre Interessen sind und welche Sprache sie sprechen. Mit anderen Worten, sie/er sollte selbst aus dem Bereich der Jugendarbeit kommen oder sich dort zumindest zuhause fühlen, Mimik und Gestik von Jugendlichen richtig einschätzen und deuten können, In-Worte kennen und auch den Mut haben, solche gezielt einzusetzen. Dabei handelt es sich nicht um eine Anbiederung an die Jugendlichen, sondern um das Zeugnis, dass man die Jugend und ihre Sprache kennt und ernst nimmt. Religion und religiöses Reden ist zeitlos. Entscheidend ist, dass religiöse Inhalte verständlich vermittelt werden. Wo eine Sprache verwendet wird, die nicht der Zielgruppe entspricht, gehen die Inhalte leicht verloren! Auch zeigt die eigene Erfahrung, dass einzelne wichtige Aussagen, von denen man die Hoffnung hat, dass sie den Schülerinnen und Schülern im Gedächtnis und im Herzen bleiben, im Dialekt gesprochen werden, weil das sehr oft die Aufmerksamkeit steigert.

      Bei der Wahl der Schriftstellen, die beim gemeinsamen Feiern gelesen werden, ist es entscheidend, darauf zu achten, dass diese zum einen dem Anlass entsprechen und dem Jahreskreis angepasst sind, zum anderen ist es von grundlegender Bedeutung beim Gottesdienst in der Schule, dass die ausgewählten Perikopen selbstsprechend sind. Sie sollen also keiner hochtrabenden und tiefsinnigen bibeltheologischen Auslegung und Erklärung bedürfen, sondern die Kernaussagen der Texte sollen von den Zuhörenden unmittelbar verstanden werden. Besonders sinnvoll erscheint es, Bibelstellen zu verwenden, die bereits in einzelnen Klassen Thema des Unterrichtes waren, weshalb ein Teil der Schülerinnen und Schüler bereits Vorwissen dazu mitbringt. Es ist der vielleicht ureigene Sinn jeder Homilie, dass diese die Hörerin/den Hörer aufbaut und diese/dieser aus dem Gehörten einen persönlichen Nutzen erkennen kann.9 Für Jugendliche im Rahmen ihres schulischen Daseins bedeutet es oftmals bereits ein Erfolgserlebnis, wenn diese aus einem gehörten Text auf Anhieb einen allgemein gültigen Sinn erkennen können und sich auch noch ein Bezug zum eigenen Leben eröffnet.

      Als Letztes gilt es nun, einen Gedanken zu formulieren, den man in die Herzen seiner Zuhörerinnen und Zuhörer einpflanzen möchte. Es geht um die Botschaft, die man weitergeben möchte.10 Sie soll, wenn sie ankommt, etwas in den Mitfeiernden verändern, und sei es nur das Aufflackern der Überlegung, dass das Wort Gottes