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Theologie im Kontext des Ersten Weltkrieges


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Katholikenhetze“, indem sie darauf hinwiesen, die deutschen Katholiken ließen sich „an vaterländischer Gesinnung und Opferfreudigkeit“ von keinem übertreffen. Ebenfalls von protestantischer Seite kam der Vorwurf, der katholische Klerus beteilige sich nicht angemessen am Krieg. Vgl. O. Göbel, Katholiken (wie Anm. 2), 54.

      13 Zum Episkopat Deutschlands und Österreichs: H.-J. Scheidgen, Deutsche Bischöfe im Ersten Weltkrieg. Die Mitglieder der Fuldaer Bischofskonferenz und ihre Ordinariate 1914–1918 (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte18), Köln / Weimar / Wien 1991; W. Achleitner, Gott im Krieg. Die Theologie der österreichischen Bischöfe in den Hirtenbriefen zum Ersten Weltkrieg, Wien / Weimar 1997. Zu den Beratungen der Fuldaer Bischofskonferenz vgl. auch E. Gatz, Die katholische Kirche (wie Anm. 8), 57–59. – H.-J. Scheidgen meint ebd. 60: „Von einer nationalen Begeisterung, wie bei den führenden Vertretern der Zentrumspartei, die das Kaiserwort ‚Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche‘ emphatisch aufnahmen, kann man bei den deutschen Bischöfen nicht sprechen“. Die erste Sorge der Bischöfe habe vielmehr den zwangsläufig bevorstehenden Änderungen in der Seelsorge und deren Aufrechterhaltung auch unter Kriegsbedingungen gegolten. Insbesondere die „Herausforderung des Glaubens angesichts des Kriegsbeginns“ sei Mittelpunkt der wenigen Äußerungen gewesen. – Auch C. Geinitz, Kriegsfurcht (wie Anm. 1), 188 spricht von einer eher verhaltenen Reaktion der Kirchenleitung gegenüber dem Krieg. Man habe sich weniger auf eine theologisch-positive Interpretation des Krieges konzentriert, als auf seine pastoralen Implikationen, also das Seelenheil der Gläubigen angesichts der zu erwartenden negativen Auswirkungen im Alltag der Menschen. So sprach der Freiburger Erzbischof Nörber in seinem Hirtenbrief im August 1914 davon, Gott habe den Krieg „zugelassen“, der Krieg sei eine „Geißel“, eine „Heimsuchung“. Und der Freiburger Dompfarrer sagte im gleichen Monat in einer Predigt: „Der Prediger würde heute der Stimmung seiner Zuhörer und seinen eigenen Herzensgefühlen wenig gerecht werden, wollte er Freuden- und Festestöne anschlagen. Ein Alp liegt auf uns allen: das Christenherz sucht für sein tiefes Weh Trost und Hilfe und Kraft, um zu leiden, ohne zu zagen“. Ebd. 192.

      14 Vgl. M. Koch, Die Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages im Ersten Weltkrieg. Zur Struktur, Politik und Funktion der Zentrumspartei im Wandlungsprozeß des deutschen Konstitutionalismus 1914–1918 (Diss. Mannheim 1984); auch E. Gatz, Die katholische Kirche (wie Anm. 8), 60f. – Anfänglich trug das Zentrum im Reichstag den Kurs der Regierung mit, im Juli 1917 beschloss es jedoch zusammen mit SPD und Teilen der Liberalen eine Friedensresolution, die vom Gedanken des Siegfriedens Abschied nahm und einen Verständigungsfrieden forderte.

      15 Vgl. S. Fuchs, „Vom Segen des Krieges“ (wie Anm. 2); auch K. Flasch, Die geistige Mobilmachung. Die deutschen Intellektuellen und der Erste Weltkrieg. Ein Versuch, Berlin 2000.

      16 Dazu u.a. E. Fattorini, La Germania e la Nota di pace di Benedetto XV., in: A. Scottà, La Conferenza di pace di Parigi fra ieri e domani (1919–1920). Atti del Convegno Internazionale di Studi, Portogruaro–Bibione, 31 maggio–4 giugno 2000, Rubettino 2003, 229–252; R. Schlott, Die Friedensnote Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917. Eine Untersuchung zur Berichterstattung und Kommentierung in der zeitgenössischen Berliner Tagespresse (Studien zur Zeitgeschichte 57), Hamburg 2007; R. Morsey, Bischof Clemens August Graf von Galen und die gescheiterte Friedensvermittlung Papst Benedikts XV. von 1917. Ein bisher unbekannter Briefwechsel 1943–1946/48, in: K. Stoklosa (Hg.), Glaube – Freiheit – Diktatur in Europa und den USA. Festschrift für Gerhard Besier zum 60. Geburtstag, Göttingen 2007, 687–704; R. Morozzo della Rocca, Benedikt XV. Der Papst und der Erste Weltkrieg, in: M. Matheus / L. Klinkhammer, Eigenbild im Konflikt. Krisensituationen des Papsttums zwischen Gregor VII. und Benedikt XV., Darmstadt 2009, 187–210; H. Wolf, Der Papst als Mediator? Die Friedensinitiative Benedikts XV. von 1917 und Nuntius Pacelli, in: G. Althoff (Hg.), Frieden stiften. Vermittlung und Konfliktlösung vom Mittelalter bis heute, Darmstadt 2011, 167–220.

      17 Vgl. auch O. Göbel, Katholiken (wie Anm. 2), 12: Die katholische Kirche habe versucht, „durch die Einfügung in die nationale Aufbruchsstimmung die Reste ihrer Diskriminierung innerhalb der primär protestantisch geprägten deutschen Nationalkultur abzuschütteln und vor allem Einfluss in kulturpolitischen Angelegenheiten zurückzugewinnen“. In diesem Zusammenhang sei es den Katholiken um „die Bewährung ihrer nationalen Zuverlässigkeit“ gegangen, langfristig um „die Gleichberechtigung in der Gesellschaft, in der Politik, in der Wissenschaft und in der Staatsverwaltung“.

      18 Als etwa Reichskanzler Bethmann Hollweg 1916 die Parole „Freie Bahn für alle Tüchtigen“ ausgab, nahm der Schriftleiter des Bonifatiusboten in der Fuldaer Zeitung Stellung: „Die altherkömmliche, in den Verhältnissen des alten kleinen Preußen auch zu gutem Teil begründete Vorzugsstellung gewisser Gesellschaftskreise muß aufhören. […] Wir Katholiken haben ja besonders allen Grund, diese Losung freudig zu begrüßen, in der bestimmten Erwartung, daß sie auch uns gegenüber zur vollen Wahrheit werde […]. Dabei dürfen und können die Katholiken Deutschlands erwarten, daß ihrem Verlangen nach wahrer Gleichberechtigung nun endlich Rechnung getragen wird“. Noch immer würden Katholiken bei der Vergabe höherer Stellen im Staats- und Kommunaldienst, oder auch jetzt im Krieg von Ämtern in der Verwaltung der besetzten Gebiete benachteiligt. O. Göbel, Katholiken (wie Anm. 2), 75. – Und Anfang September 1918 hieß es in der Fuldaer Zeitung: „Während der langen Kriegszeit durch Not und Tod im Kampf um das gemeinsame Vaterland mit ihren andersgläubigen Brüdern verbunden, haben sie das Recht und die Pflicht, bei Werken des Wiederaufbaus mitzuraten und mitzuarbeiten“. Ebd. 77.

      19 Großdeutsche Hoffnungen waren zwischen 1900 und 1914 wieder verstärkt hörbar. Vgl. C. Dowe, Auch Bildungsbürger. Katholische Studierende und Akademiker im Kaiserreich (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 171), Göttingen 2006, 166f.

      20 Vgl. G. Besier, Der Große Krieg und die Religion in vergleichender Perspektive. Warum 1914 die christliche Kriegskultur über den religiös motivierten Pazifismus obsiegte, in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 108 (2014) 31–72.

      21 Vgl. O. Göbel, Katholiken (wie Anm. 2), 48.

      22 Diese lassen sich vermutlich (aus methodologischen Gründen) nur im individuellen Bereich erheben. Gerade die doch weitgehend identischen Wiederauflagen des Sankt Michael (wie Anm. 6) zum Kriegsende und noch in der Weimarer Zeit zeigen freilich aufs Ganze gesehen wenig „Umdenken“.

      23 K. Hoeber, Reich, Kaiser und Parität, in: G. Pfeilschifter (Hg.), Deutsche Kultur, Katholizismus und Weltkrieg. Eine Abwehr des Buches La Guerre allemand et le Catholicisme, Freiburg i.Br. 1916, 343–355, hier 347–350.

      24 P. B. Duhr S.J., Der echte Soldatengeist. Vor dem Abmarsch, in: Sankt Michael (wie Anm. 6), 75f.

      25 M. Klöckner, Das katholische Bildungsdefizit in Deutschland, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 32 (1981) 79–98.

      26 Katholische Professoren waren an den Universitäten noch immer die Ausnahme. Vgl. M. Baumeister, Parität und katholische Inferiorität: Untersuchungen zur Stellung des Katholizismus im Deutschen Kaiserreich (Politik- und Kommunikationswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft 3), Paderborn u.a. 1987.

      27 Bereits 1871/72 kam es zur „Kampfansage“ an den Katholizismus. Die katholische Abteilung im Kultusministerium wurde aufgehoben, womit die katholischen Belange protestantischen Entscheidungsträgern unterstellt wurden. Der „Kanzelparagraph“ verbot es, in Predigten staatliche Angelegenheiten zu berühren. Das Schulaufsichtsgesetz entzog das Schulwesen dem bisherigen Mitaufsichtsrecht der Kirchen. Die preußische Feldpropstei wurde aufgehoben und damit die Seelsorge an den katholischen Soldaten erschwert, der Jesuitenorden wurde verboten, die preußische Vatikangesandtschaft aufgehoben und damit die Beziehungen zum Heiligen Stuhl abgebrochen. Die berüchtigten Maigesetze von 1873 verschärften den Ton. Die Anstellung der Geistlichen wurde vom Studium an einer staatlichen Hochschule, von der Zustimmung des Staates und vom Ablegen eines