Eckhard Frick

Zwischen Spirit und Stress


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zeigen, wie wichtig ein gutes Kohärenzgefühl für das Leben von Seelsorger/-innen ist und wie notwendig es ist, seine weitere Entwicklung konsequent zu fördern. Was lässt sich hier tun?

      Die Einflussnahme auf den SOC der Seelsorger/-innen ist in der Kirche deswegen aussichtsreich, weil die „Verweildauer der Personen in der Organisation“ im Normalfall sehr lang ist. D. h., mit langem Atem und Geduld wäre bei entsprechender Aufmerksamkeit auf die Förderung des Kohärenzgefühls viel zu erreichen. Zu den bisher erprobten individuellen Empowerment-Strategien gehören:

      – salutogene Interventionen zur Förderung von Hoffnung und Alltagsbewältigungsstrategien;

      – hilfreiche Gespräche mit dem Fokus auf die eigenen Ressourcen und darauf basierenden Handlungsstrategien;

      – Training im konstruktiven und problemlösenden Umgang mit Stress;

      – maßgeschneiderte Programme zur Förderung bio-psychosozialer Ressourcen.

      1. Das Kohärenzgefühl hat sich in der Seelsorgestudie als zentrale Ressource mit großer Bedeutung für Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Engagement erwiesen. Es stellt eine Ressource mit hohem Differenzierungspotential dar. Je stärker das Kohärenzgefühl entwickelt ist, desto positiver ist der Status aller anderen Indikatoren. Dies gilt besonders für die Merkmale der Belastungsverarbeitung und des gesamten Arbeitsfeldes.

      2. Das Kohärenzgefühl der Seelsorgenden liegt auf dem Niveau der Normalbevölkerung; es liegt aber unter dem Niveau von Personen mit gleichem Anspruch an die beruflichen und menschlichen Ressourcen (Akademiker, Gesundheitsberufe, Führungskräfte). Besonders das Kohärenzgefühl von Priestern ist schwächer entwickelt.

      3. Unterschiedliche Tätigkeitsfelder und Positionen sind in der Seelsorgestudie bei Priestern mit unterschiedlichen Ausprägungen des Kohärenzgefühls assoziiert. Dafür sind vermutlich Selektionseffekte und stärkende bzw. schwächende Effekte des Tätigkeitsfeldes mit Blick auf das Kohärenzgefühl verantwortlich.

      4. Aufgrund der Tatsache, dass Priester und Laien in der Seelsorge meist „ihr (Berufs-) Leben lang“ in der Kirche tätig sind, bieten sich trotz aller Grenzen erfolgversprechende Chancen für eine kontinuierliche Förderung des Kohärenzgefühls. Es braucht dafür individuelle und arbeitsplatzbezogene Konzepte, zu denen ein „charismen- und situationsgerechter“ Personaleinsatz gehören dürfte.