Eckhard Frick

Zwischen Spirit und Stress


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wie traurige Verlierer. Wie oft haben Sie sich in der Vergangenheit so gefühlt?: sehr oft … selten oder nie.

      Tab. 3.5: SOC-Werte der Seelsorgestudie und vergleichbarer Gruppen

      Abb. 3.6: SOC-Werte der Berufsgruppen in der Seelsorgestudie

      Für Priester ist aufgrund der Möglichkeit zur Differenzierung der Positionen ein vergleichender Blick für das Niveau des Kohärenzgefühls in den jeweiligen Tätigkeitsfeldern möglich (dies ist leider bei den Laien auf Grund hochdifferenzierter Berufsfelder ohne eindeutige Positionsdifferenzierung nicht möglich).

      – Das höchste Kohärenzgefühl haben die Priester in den diözesanen bzw. den besonderen Diensten.

      – Das auffällig geringste Kohärenzgefühl ist bei der Gruppe der Kooperatoren vorhanden: Für die dort zählenden 387 Personen liegt es auf dem sehr niedrigen Mittelwert von 46,1.

      – Auch das Kohärenzgefühl aller „Leitenden Pfarrer“ liegt im Mittel nur bei 47,9. Selektiert man nur diejenigen Pfarrer unter 66 Jahren mit einer Größe der Seelsorgeeinheit über 15.000 Katholiken, liegt der Wert numerisch, aber nicht signifikant höher bei 48,8 – höher als im Mittel der leitenden Priester, aber immer noch deutlich unter dem Kohärenzgefühl der Priester in der kategorialen Seelsorge (Tab. 3.6).

       Kohärenzgefühl bei den Priestern nach Tätigkeitsfeld

      Abb. 3.7: Das Kohärenzgefühl der Priester in den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern

      Nach dieser ersten Übersicht zum Kohärenzgefühl geht der Blick zur Beantwortung der grundsätzlichen Frage: Zeigt das Kohärenzgefühl in der Gruppe der Seelsorger/-innen (trotz der relativ niedrigen Werte) die erwarteten positiven Zusammenhänge mit Lebensqualität, psychosomatischer Gesundheit, Belastung und Engagement in der Seelsorge?

      Die Antwort lautet: ja. Je höher das Kohärenzgefühl ist, desto höher liegen die Indikatoren für Lebensqualität, Engagement, Zölibatszustimmung usw. Die Mittelwertunterschiede für das Kohärenzgefühl sind für alle Variablen mit moderater bis sehr hoher Effektstärke ausgestattet (Cohens d = 0,52 für somatische Gesundheitsprobleme [BSI] bzw. d = –0,96 für Burnout [MBI]). Die Gruppen unterscheiden sich in Bezug auf die folgenden Variablen:

      a) Lebenszufriedenheit, Arbeitszeit, Organisationszufriedenheit,

      b) alle Belastungsindikatoren (Arbeitslast, Stress, Burnout usw.),

      c) den Gesamtgesundheitsstatus (und die zugrundeliegenden Einzel-Indikatoren der seelischen und körperlichen Gesundheit),

      d) Engagement, Leistungsfähigkeit, Identifikation mit der Seelsorge, Amtsaufgabe,

      e) Identifikation mit der Lebensform (die gewählte Lebensform bei Laien; Zölibat bei Priestern).

      Die Stärke des Kohärenzgefühls ist ein differenzierender Indikator für fast alle abhängigen Messgrößen. Eine Ausnahme stellen tendenziell diejenigen Variablen dar, die im Bereich der Spiritualität durch „Gestaltungspläne“ oder Konventionen der Organisation oder durch andere eher subkulturell bestimmte Muster geregelt sind, wie z. B. die Häufigkeit der Eucharistiefeier, die Häufigkeit der Beichte oder des Kontakts mit einem geistlichen Begleiter.

      Kurz zusammengefasst könnte man sagen : Priester und Laien in der Seelsorge mit einem höheren Kohärenzgefühl (also mit höheren Werten in Lebensorientierung, Gestaltungskraft und Sinnhaftigkeit):

      – erleben sich als gesünder;

      – erleben mehr Engagement und eine größere Leistungsfähigkeit;

      – identifizieren sich mehr mit ihrem Beruf und ihrer Lebensform.

      Das Kohärenzgefühl scheint in der Seelsorgestudie die Variable mit dem größten Differenzierungspotenzial unter allen Personen darzustellen. Anschaulich wird dies durch eine Einteilung aller Seelsorgenden gemäß der Stärke des Kohärenzgefühls als unterscheidende und klassifizierende Gesundheitsressource. Unterscheidungskriterium für Lebensqualität und seelsorglichen Einsatz ist nicht die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe, sondern die Ausprägung des Kohärenzgefühls.

      Wir haben dazu die Seelsorgerinnen und Seelsorger, ausgehend von der üblichen Trennung von vier Stufen auf einer 100er Skala (T-Werte-Skala) der Ausprägung (1. <40; 2. 40– 50; 3. 50–60; 4.> 60) in vier Stufen des Kohärenzgefühls eingeteilt. In Abhängigkeit davon haben wir die Ausprägung der Lebensqualität, der Ressourcen und Anforderungen bestimmt. Tab. 3.6 zeigt, dass die beiden Extremgruppen (SOC-Scores <40 bzw. Scores> 60) geradezu zwei Ressourcen-Welten repräsentieren: Personen mit sehr hohem Kohärenzgefühl haben eine sehr starke Gesundheitsressource; ihnen geht es sehr gut. Personen mit sehr niedrigem Kohärenzgefühl haben eine eher schwache Gesundheitsressource; ihnen geht es eher schlecht. Da hier deutliche (korrelative) Zusammenhänge bestehen, ist das Ergebnis sehr plausibel. In der Literatur