der beteiligten Diözesen ist die Anzahl der Antwortenden sehr variabel – von 28 bis zu 811 Personen im jeweiligen Bistum.
Es konnten Datensätze von 4.157 Priestern (48,5% der Gesamtgruppe) einbezogen werden, von 1.039 (Ständigen) Diakonen (12,1%), 1.518 Pastoralreferenten und Pastoralreferen-tinnen (PR; 17,7%) und 1.860 Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen (GR; 21,7%).
In der Berufsgruppe der PR sind 53,7% männlichen und 46,3% weiblichen Geschlechts, während in der Berufsgruppe der GR 22% männlichen und 78% weiblichen Geschlechts sind.
Die Altersverteilung in den jeweiligen Berufsgruppen ist sehr unterschiedlich, insbesondere weil in der Gruppe der Priester auch 28% Ruheständler zu finden sind, die in den anderen Berufsgruppen (schon aus Datenschutzgründen) nicht erreicht werden konnten. Bei den PR und GR sind die meisten in den 1960er Jahren geboren und bei den Diakonen die meisten in den 1950er Jahren, während sich bei den Priestern zwei Altersgipfel finden – einerseits die in den 1960er Jahren geborenen und andererseits die vor dem Zweiten Weltkrieg geborenen (Abb. 2.1). Diese ältere Gruppe findet sich bei den PR und GR nicht.
Abb. 2.1: Altersverteilung in den Berufsgruppen entsprechend den Geburtsjahrzehnten
Die Wochenarbeitszeit in den Berufsgruppen (bei einer Altersbegrenzung auf ≤ 65 Jahre) unterscheidet sich signifikant, wobei die Priester 53,3 ± 12,3 Stunden, die Diakone 34,8 ± 18,8 Stunden, die PR 40,9 ± 9,8 Stunden (bei vertraglich festgelegter Arbeitszeit von 35,6 ± 7,5 Stunden) und die GR 39,5 ± 11,0 Stunden (bei vertraglich festgelegter Arbeitszeit von 34,2 ± 8,7 Stunden) pro Woche arbeiten. Die PR und GR haben zwar eine relativ geringere Arbeitszeit als Priester, jedoch ist sie deutlich höher als ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeit. Schaut man die Gruppe aller Priester genauer an, so zeigt sich, dass auch die Ruheständler mit 20,9 ± 13,9 Stunden noch eine recht hohe Wochenarbeitszeit aufweisen.
3. Zufriedenheit und Kohärenzgefühl – zentrale Ressourcen der Seelsorgenden
3.1. Wie zufrieden sind die Seelsorgenden?
Die Erforschung der Zufriedenheit in ihren unterschiedlichen Dimensionen ist ein zentrales Anliegen der Seelsorgestudie. Gerade die Antwort auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie … ?“ war für viele Seelsorger und Seelsorgerinnen und für die Diözesen ein überzeugender Motivator für die Teilnahme bzw. die Durchführung der Studie.
In diesem Kapitel werden wir folgenden Fragen nachgehen:
– Wie zufrieden sind die Seelsorger und Seelsorgerinnen in Bezug auf die unterschiedlichen Dimensionen: „Leben insgesamt“, Arbeit und Organisation?
– Wie ist die Zufriedenheit der Seelsorgenden im Vergleich zur Bevölkerung einzuordnen ?
– Gibt es Unterschiede in der Zufriedenheit bei verschiedenen Untergruppen der Seelsorgenden?
– Welche Beziehungen bestehen zwischen den unterschiedlichen Dimensionen der Zufriedenheit und anderen Indikatoren, wie z. B. Engagement und Stabilität im Beruf?
3.1.1. Zufriedenheit und Lebensqualität in der Forschung
Zufriedenheit als Dimension des subjektiven Wohlbefindens ist ein wesentlicher Bestandteil der multidimensionalen Lebensqualität. Lebensqualität hat psychologische, körperliche, geistige, soziale und spirituelle Aspekte. Die subjektive Dimension der Lebensqualität ist einerseits Folge, andererseits auch Ausdruck psychischer, physischer, sozialer und spiritueller Gesundheit. Die (subjektive) Empfindung der Zufriedenheit kann im Einzelfall positiver sein, als es die (objektive) „Funktionsfähigkeit“ vermuten lassen würde. Denn Menschen können auch dann (subjektiv) zufrieden sein, wenn sie im Alltag nicht so „funktionieren“, wie es (von außen betrachtet) wünschenswert wäre.
In der Anthropologie der Gegenwart ist das subjektive Wohlbefinden bzw. die subjektive Zufriedenheit eine Hauptkategorie des menschlichen Glücks : sowohl in existentiellem Verständnis (Lebensglück) als auch in der Alltagsbedeutung (Glück empfinden). In der klassischen Philosophie und in der Theologie herrscht die Grundüberzeugung, wie sie sich auch bei Thomas von Aquin (STh I-II 1–5) im Anschluss an Aristoteles und in Übereinstimmung mit allen Hauptströmungen der Philosophie findet: „Alle Menschen streben nach Glück.“1 Dieses Streben nach Glück wird in christlicher Sicht besonders anschaulich im Leben der Heiligen, von denen wir sagen, dass sich an ihnen die Verheißung ewigen Glücks erfüllt. So sagt Papst Franziskus in seiner Allerheiligenpredigt im Jahre 2016: „Wenn es aber etwas gibt, was die Heiligen kennzeichnet, dann ist es dies, dass sie wirklich glücklich sind.“2
Subjektive Zufriedenheit ist aus psychologischer Sicht mehr als nur ein subjektives, individuelles Gefühl.3 Es steht immer in einem sozialen und gesellschaftlichen Kontext. Zudem weist die Zufriedenheitsforschung nach, dass Zufriedenheit und Glück auch empirisch in einem normativen Horizont stehen. Sehr einsichtig erweist sich dies, wenn man bedenkt, dass die Fragen nach Glück und „Gelingen“ des Lebens nur beantwortet werden können, wenn die Frage nach dem „summum bonum“, also nach dem höchsten Gut im Leben, beantwortet wird. Aus christlicher Perspektive erfährt diese Fragestellung noch eine Verschärfung durch die Aussage Jesu Christi (Mk 8,35): „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“
Gerade der subjektiven Komponente der Lebensqualität wird in der Forschung zunehmend Bedeutung beigemessen. Denn die individuelle Sicht der Person ist psychologisch sehr wirksam – selbst wenn sich diese von einer scheinbar objektiven Außenbewertung deutlich unterscheiden mag. Die Bedeutung dieser Subjektivität, die mit der Erforschung der persönlichen Zufriedenheit notwendigerweise gegeben ist, wird heute in der Wissenschaft von niemandem ernstlich in Frage gestellt. Diese Subjektivität ist auch kein Argument gegen ihre Erforschung: Die subjektive Einschätzung ist nicht nur als solche standardisiert messbar, sondern steht auch in bedeutsamer Beziehung zu den Parametern von Gesundheit, Engagement am Arbeitsplatz, Lebenserwartung und persönlicher Zukunft. Es besteht ein positiver Zusammenhang von Zufriedenheit mit der Stabilität der Persönlichkeit, gesundheitsrelevanten Persönlichkeitsdispositionen, guter Einbindung in soziale Beziehungen, materiellen Ressourcen und soziodemographischen Merkmalen wie z. B. Bildungsstand. Weiterhin existieren positive Zusammenhänge mit dem Alter, sofern der Gesundheitszustand dem nicht entgegensteht. Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer generellen Zufriedenheit in der Regel nicht. Allerdings geben Verheiratete in der Regel eine höhere Lebenszufriedenheit an als Verwitwete, Geschiedene oder Singles.4
3.1.2. Die Messung der Zufriedenheit in der Seelsorgestudie
In der Seelsorgestudie haben wir bei der Erfassung der verschiedenen Aspekte der Zufriedenheit zwischen drei Dimensionen unterschieden : a) allgemeine Lebenszufriedenheit, b) Zufriedenheit mit der beruflichen Tätigkeit, c) Zufriedenheit mit der Organisation.
Lebenszufriedenheit
Bei der Messung der (allgemeinen) Lebenszufriedenheit verwendeten wir zuerst eine Einzelfrage zur Lebenszufriedenheit, wie sie in gleicher Formulierung in der weltweiten Werteforschung, in der deutschen Grundlagenforschung (SOEP-Datensatz5) und in der Demoskopie eingesetzt wird. Die Frage lautet: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?“
Weiterhin haben wir die in vielen Sprachen existierende „Satisfaction with Life-Scale“ (SWLS) von Ed Diener verwendet.6 In dieser Skala mit fünf Fragen werden die Personen zum einen gebeten, den gegenwärtigen Zustand mit einem subjektiven Idealzustand zu vergleichen („Mein Leben entspricht in den meisten Lebensbereichen meinen