Eckhard Frick

Zwischen Spirit und Stress


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Die Zufriedenheit mit der Tätigkeit in der Seelsorge ist der Indikator, der alle Berufsgruppen auf ähnlichem Niveau miteinander verbindet. Die Gruppe der Gemeindereferen-tinnen und -referenten weicht in der Zufriedenheit mit den Entwicklungsmöglichkeiten und der Bezahlung jedoch nach unten ab. Das Nachdenken über die Aufgabe der Tätigkeit steht in deutlichem Zusammenhang mit höherer Unzufriedenheit mit der Tätigkeit. Bei Priestern gibt es einen stärkeren positiven Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Arbeitszufriedenheit als bei den anderen Berufsgruppen.

      4. Die Zufriedenheit mit dem Organisationsklima ist sowohl im Vergleich zur Lebenszufriedenheit als auch zur Arbeitszufriedenheit auf einem niedrigen Niveau. Der skeptische Blick auf die eigene Organisation verbindet alle Berufsgruppen ohne Unterschied. Es existieren negative Beziehungen zu Engagement und wahrgenommener Wertschätzung. Möglicherweise erklärt dieses Ergebnis die manchmal wahrzunehmende Skepsis gegenüber der hohen allgemeinen Lebenszufriedenheit. Es könnte sein, dass in der allgemeinen schwierigen seelsorglichen Situation eine große Fixierung auf die Unzufriedenheit mit der Organisation aufgetreten ist. Ob dabei die Ansprüche der Seelsorger/-innen an die eigene Organisation möglicherweise zu ideal sind, mag zu diskutieren sein. Auf jeden Fall gilt: Der Blick auf die Unzufriedenheit mit der Organisation „verschattet“ vermutlich den Blick auf die eigene Zufriedenheit.

      Folgende zwei Hauptfragen zum Kohärenzgefühl sollen im Folgenden beantwortet werden:

      1. Welchen Status hat das Kohärenzgefühl bei Seelsorgenden in den verschiedenen pastoralen Arbeitsfeldern?

      2. Welches Profil zeigen Personengruppen mit hohem und niedrigem Kohärenzgefühl in Bezug auf die Indikatoren von Lebensqualität, Gesundheit und Arbeitsfeld?

      Psychologisch hat das Kohärenzgefühl in seiner oben zitierten Definition eine kognitiv-affektive, eine instrumentell-hand-lungsbezogene und eine motivationale Komponente. Diese sind zwar als Dimensionen theoretisch zu unterscheiden, aber im psychischen Prozess und in der Forschung nur schwer voneinander zu trennen.

      Die kognitiv-affektive Komponente (sense of comprehensibility) ermöglicht die Strukturierung des Informationsflusses aus der „inneren“ und der „äußeren“ Umwelt und lässt diese als konsistent und mit den Ordnungsstrukturen des eigenen Lebens kompatibel und zukunftsträchtig erscheinen.

      Die instrumentell-handlungsbezogene Komponente (sense of manageability) greift auf die Ressourcen zu, welche zur Lebensbewältigung zur Verfügung stehen und zum Einsatz gebracht werden können. Diese Ressourcen können aus dem Ressourcenreservoir der eigenen Person oder mit Hilfe signifikanter Anderer oder auch der Gottesbeziehung generiert werden.

      Die motivationale Komponente (sense of meaningfulness) ist entscheidend dafür, dass eine Person das Leben als motivational sinnvoll empfindet und dass es sich lohnt, in die Gestaltung des Lebens zu investieren und Engagement zu zeigen.

      Gemessen haben wir das Kohärenzgefühl in der Seelsorgestudie mit der Kurzversion des Fragebogens von A. Antonovsky (SOC-13). Dieser Fragebogen kombiniert verschiedenartige Aussagen aus unvollendeten Sätzen und Fragen und lässt sie auf einer Bandbreite von sieben Punkten bewerten. Folgende Beispiele gehörten dazu:

      – Die Dinge, die Sie täglich tun, sind für Sie: eine Quelle von tiefer Freude und Zufriedenheit … von Schmerz und Langeweile: sehr oft … selten oder nie.

      – Wie oft haben Sie das Gefühl, dass die Dinge, die Sie im täglichen Leben tun, eigentlich