Eckhard Frick

Zwischen Spirit und Stress


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Dinge in meinem Leben erreicht“). Zum anderen wird der gegenwärtige Zustand der Zufriedenheit erfragt („Meine Lebensbedingungen sind ausgezeichnet“; „Ich bin zufrieden mit meinem Leben“). In dieser Skala ist Lebenszufriedenheit nicht die Messung einer wie auch immer gearteten Stimmung oder gegenwärtigen Laune, sondern eine kognitiv-reflexive und affektive Bestandsaufnahme der eigenen Lebensqualität mit Blick auf grundlegende Lebensoptionen. International ist diese Skala eines der Standard-Instrumente für die Messungen der Lebenszufriedenheit. Diese komplexere Lebenszufriedenheitsskala korreliert sehr stark mit der Einzelfrage zur Lebenszufriedenheit (r = 0,74).

      Arbeitszufriedenheit

      Weiterhin stellten wir – in Anlehnung an die Messung der Lebenszufriedenheit – die spezifische Einzelfrage: „Wie zufrieden sind Sie im Allgemeinen mit Ihrer Tätigkeit in der Seelsorge?“ Die oben genannte Lebenszufriedenheitsskala SWLS korreliert moderat mit dieser Arbeitszufriedenheitsfrage (r = 0,48) – beide Dimensionen sind zwar assoziiert, aber nicht deckungsgleich.

      Organisationszufriedenheit

      In der Auswertung der Lebenszufriedenheit haben wir zunächst Wert gelegt auf eine Statusbestimmung der Seelsorgerinnen und Seelsorger als Gesamtgruppe im Vergleich zur deutschen Bevölkerung.

      Der Gesamtmittelwert der subjektiven Lebenszufriedenheit mit 10-stufiger Antwortmöglichkeit liegt bei 7,64 (SD = 1,55; N = 8189) (Abb. 3.1).

      Abb. 3.1: Allgemeine Lebenszufriedenheit (Einzelfrage) bei allen Seelsorgenden

      Die folgende Abb. 3.2 zeigt die Verteilung der Lebenszufriedenheit (Anteile in Prozent) der deutschen Normalbevölkerung aus dem SOEP-Datensatz und der Gruppe der Seelsorger/-innen. Es wird deutlich, dass die Verteilungskurven der Prozentwerte parallel sind und dass die Werte dieser Gruppe im Vergleich in Richtung höherer Zufriedenheitswerte verschoben sind. Vor allem fällt auf, dass die Anteile der „moderat“ und gering Zufriedenen deutlich geringer sind, während die Anteile der sehr zufriedenen Personen deutlich erhöht sind. Bei der Gruppe der Personen mit dem Mittelwert um 7 ist die Anzahl ungefähr identisch, bei der „Grenzgruppe“ im Zustand der „Extremzufriedenheit“ sind die Seelsorger/-innen etwas schwächer. Der Anteil an Personen mit einer Zufriedenheit unter dem Wert von 6 liegt zwischen 9 und 10% (743 Personen), während er bei der Durchschnittsbevölkerung mehr als doppelt so hoch ist (21,3%). Es gibt somit eine zahlenmäßig nicht zu übersehende Gruppe von Seelsorgenden, die aus eigenem Erleben den gefundenen hohen Mittelwert der Gesamtgruppe vermutlich nur sehr schlecht nachvollziehen kann; diese Gruppe ist im Vergleich zur Normalbevölkerung jedoch halbiert.

      Abb. 3.2: Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit (Einzelfrage) bei den Seelsorgenden und in Deutschland allgemein

      Neben dem Vergleich mit der Durchschnittsbevölkerung braucht es gemäß den Ergebnissen der Zufriedenheitsforschung auch den Vergleich mit den Referenzwerten der Bevölkerung, die ebenfalls einen hohen Bildungsstand aufweisen. Der Vergleichswert aus dem SOEP-Datensatz liegt bei 7,64 (die Referenzgruppe der Durchschnittsbevölkerung ohne Berücksichtigung des Bildungsunterschieds liegt im SOEP-Datensatz bei 7,21). Geschlechtsunterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen in der Vergleichsgruppe mit hoher Bildung nicht; dies gilt auch für die Gruppe der Seelsorgenden.

      Dass in der Seelsorgestudie für die Geschlechtsvariable und damit verbunden auch für Familienstand (verheiratet bzw. ledig) keine Unterschiede bestehen, ist hier besonders interessant, weil vor dem Hintergrund der vorliegenden Daten aus den weltweiten Zufriedenheitsstudien eine Abweichung der Männer nach unten aufgrund der großen Gruppe der Ledigen (also der Priester) erwartet werden müsste. Der Vergleichswert für ledige Personen liegt in Deutschland bei 7,03 (SD = 1,95, n = 243). Die Priester weisen also eine stark positive Abweichung von der Vergleichsgruppe auf.

      Bei dem notwendigen Vergleich der Untergruppen der Seelsorgenden (Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und -referenten, Gemeindereferentinnen und -referenten) wird nun in zwei Schritten vorgegangen: erstens ein Vergleich der Berufsgruppen ohne Berücksichtigung des Alters, zweitens ein Vergleich der Berufsgruppen mit Berücksichtigung des Alters. Dies ist notwendig, weil aus empirischer Sicht die Zufriedenheit eine wichtige Alterskomponente besitzt.

      Wenn man die Berufsgruppen ohne Berücksichtigung des Alters in den Blick nimmt, finden sich keine bedeutsamen Unterschiede in der Ausprägung der Lebenszufriedenheit. Die Priester und Pastoralreferenten/-innen repräsentieren exakt den gemeinsamen Mittelwert der Gesamtgruppe; die Diakone weichen geringfügig nach oben und die Gemeindereferentinnen und -referenten geringfügig nach unten ab.

      Die notwendige gesonderte Berücksichtigung der alten Priester führt in der Konsequenz zu einer bemerkenswerten Revision des Vergleichsresultats der Zufriedenheitswerte