Marius Stelzer

Diversity-Management als Dimension kirchlicher Personalentwicklung


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Freiburg i.Br. 2015, S. 298- 316.

      Stelzer, M., Wie lernen Seelsorger? Milieuspezifische Weiterbildung als strategisches Instrument kirchlicher Personalentwicklung, Würzburg 2014 (Angewandte Pastoralforschung, Bd. 1).

      Wippermann, C., Milieus in Bewegung. Werte, Sinn, Religion und Ästhetik in Deutschland, Würzburg 2011.

      Wippermann, C., Magalhaes, I. (Hgg.), MDG Milieuhandbuch „Religiöse und Kirchliche Orientierungen in den Sinus-Milieus 2005“, München 2005.

      Zulehner, P.-M., Patzelt, E., Samariter - Prophet - Levit. Diakone im deutschsprachigen Raum; eine empirische Studie, Ostfildern 2003.

      Zulehner, P.-M., Priester im Modernisierungsstress, Ostfildern 2001.

      Zulehner, P.-M., Hennersperger, A., „Sie gehen und werden nicht matt“ (Jes 40,31). Priester in heutiger Kultur. Ergebnisse der Studie Priester 2000©, Ostfildern 2001 (2. Auflage).

      Zulehner, P.-M., Renner, K., Ortssuche. Umfrage unter Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten im deutschsprachigen Raum, Ostfildern 2006.

      Zulehner, P.-M., Wirklich ein Priestermangel? Zur Lage der pastoralen Berufe im deutschsprachigen Raum, in Herder-Korrespondenz spezial 1 (2009), S. 36-40.

      1 Vgl. Stelzer, M., Wie lernen Seelsorger? Milieuspezifische Weiterbildung als strategisches Instrument kirchlicher Personalentwicklung, Würzburg 2014 (Angewandte Pastoralforschung Bd. 1), S. 175.

      2 Vgl. zu diesen Linien: Sellmann, M., Die kirchenbildende Kraft des Wortes Gottes in den aktuellen Reformprozessen der deutschen Diözesen, in: Damberg, W. (Hg.), Gottes Wort in der Geschichte. Reformation und Reform in der Kirche, Freiburg i.Br. 2015, S. 298-316.

      3 Zulehner, P.-M., Priester im Modernisierungsstress. Forschungsbericht der Studie Priester 2000©, Ostfildern 2001, S. 34f..

      4 Stelzer, M., Wie lernen Seelsorger? S. 151-178.

      Lebensstile und Wertvorstellungen im relevanten Feld kirchlicher Personalgewinnung

       Abstract: Die junge Generation der 20-29-jährigen Frauen und Männer weist eine große Vielfalt an Lebensstilen bzw. Milieuorientierungen auf. Mit Hilfe der Lebensführungstypologie lässt sich zugleich analysieren: In Bezug auf das Lebensalter können typische Verdichtungen im jungen Segment der „Biografischen Offenheit“ identifiziert werden. Gleichwohl zeigt sich auch, dass die in Frage kommende Gruppe gleichaltriger junger Katholiken, die sich als sehr gläubig-religiös bezeichnen, von der Grundgesamtheit deutlich abweicht. Der Befund ist relevant für kirchliche Personalgewinnung und –planung, wenn es darum geht, von Beginn der personalen Wertschöpfungskette an auf Diversity im Personaltableau zu achten.

      Einführung

      Seit vielen Jahrzehnten nimmt in der kirchlichen Sozialforschung die Erforschung von Dienst und Leben pastoraler Mitarbeiter einen zentralen Stellenwert ein. In vielen Studiensystemen wird dabei auch der Blick auf die nachwachsende Generation von Seelsorgerinnen und Seelsorgern gelegt. Dabei wird sinnvollerweise auch die soziale Herkunft analysiert. So unter anderem in Jakob Crottoginis psychologisch-pädagogischer Untersuchung über den Priesternachwuchs in verschiedenen Ländern Europas 1955.

      1 Angesichts des Mangels an Priesternachwuchs im deutschsprachigen Raum untersucht der Autor die fördernden und hemmenden Faktoren von Beruf und Berufung aus psychologisch-pädagogischer Perspektive. In den Synodenumfragen der 1970er Jahre wird ebenfalls die Gruppe der Priesteramtskandidaten gezielt befragt.2 In dieser sowie in der Crottogini-Studie spielt die Berufsstellung des Vaters und die Größe des Herkunftsortes eine wichtige Rolle, um Rückschlüsse auf die soziale Stellung der Kandidaten zu ziehen. Auch Paul M. Zulehner nimmt in der Studie Priester 2000 die Gruppe der Priesterkandidaten in den Blick.3 Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang zudem die Studie „Theologiestudierende im Berufswahlprozess“ in Münster 1998-2000.4

      Forschungsanliegen

      Was jedoch bislang fehlt, ist eine Analyse hinsichtlich des Potenzials der Generation, die gegenwärtig das Rekrutierungsfeld für die berufliche Arbeitswelt insgesamt bildet, nämlich die Kohorte der 20-29-jährigen Frauen und Männer. In diesem Studienbericht werden mit Hilfe der Daten der Markt/Media-Studie „Best 4 Planning“ lebensstilistische Akzente dieser relevanten Altersgruppe untersucht. Dabei wird der Schwerpunkt auf eine Untergliederung der Zielgruppe in gläubig-religiöse und nicht-gläubig-religiöse junge Erwachsene gelegt, um relevante Merkmale für die Zielgruppe der seelsorglichen Berufe im Vergleich zur Gruppe der Gleichaltrigen zu untersuchen.

      Ergebnisse

       Die Stichprobe der 20-29-Jährigen im Lebensstilmodell

      Grundgesamtheit der Sekundäranalysen sind zunächst 45348 Befragte der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. Mit Hilfe ausgewählter Variablen zu Werteeinstellungen und Lebensstilen ergibt sich folgende Aufteilung und Anordnung der Lebensstilgruppen im Sozialen Raum:

      Lebensführungstypen Deutschland 2015

      n=45348

       Abbildung 6: Lebensführungstypen in der BRD 2015, n=45348, eigene Darstellung, Datenbasis: best4planning II 2014.

      Die Altersgruppe der 20-29-jährigen Frauen und Männer umfasst eine Teilstichprobe von 6301 Befragten in der gesamten Studie. Hier ergibt sich ein zu den theoretischen Grundannahmen des Lebensstilmodells (siehe Anhang) adäquates Verteilungsmuster dieser Alterskohorte im Milieumodell. In der Phase der biografischen Offenheit befinden sich knapp die Hälfte aller Befragten (45,3%). Alle anderen befinden sich in den älteren Milieugruppen (biografische Konsolidierung/Etablierung/Schließung). Dabei ist ein altersbedingtes Gefälle der Gruppengrößen festzustellen. Modernität hängt eng mit dem Lebensalter zusammen. Mit zunehmender biografischer Konsolidierung und Schließung wird der Anteil 20-29-jähriger Frauen und Männer im Lebensstilmodell geringer. Dieser Befund ist als normal zu betrachten. Wir können von der Struktur einer Normstichprobe mit Blick auf diese Altersgruppe sprechen.

      Lebensführungstypen Deutschland 2015

      20-29-jährige Frauen und Männer

      n=6301, gewichtet

       Abbildung 7: Lebensführungstypen BRD 2015, 20-29-jährige Frauen und Männer, n=6301, eigene Darstellung, Daten: best4planning II 2014.

      Mittels eines weiteren Filters werden in der Altersgruppe der 20-29jährigen Frauen und Männer alle Katholiken auf ihre typischen Lebensstile hin untersucht (n=1936). Die Verteilung im Spektrum aller Lebensstile weist praktisch nur geringfügige prozentuale Abweichungen zur Gesamtgruppe dieser Alterskohorte auf.

      Lebensführungstypen Deutschland 2015

      20-29-jährige Frauen und Männer, katholisch

      n=1936, gewichtet

       Abbildung 8: Lebensführungstypen BRD 2015, 20-29-jährige Katholiken, n=1936, eigene Darstellung, Daten: best4planning II 2014.

      Wir setzen einen weiteren Filter und untersuchen die Lebensstilorientierung derjenigen, die sich voll und ganz als religiös-gläubige Menschen bezeichnen („Ich bin ein religiös-gläubiger Mensch: trifft voll und ganz zu). Hier reduziert sich zwar die Stichprobe auf 137 Personen, gleichwohl lassen sich überraschende Ergebnisse darstellen: Im Vergleich zu den ersten Diagnosen zeigt sich ein deutlich abweichendes Bild hinsichtlich der Besetzung der einzelnen Lebensstilgruppen: Die Kohorte „Biografische Offenheit“ (Avantgardisten, Pragmatische, Unterhaltungsorientierte) ist deutlich schwächer besetzt. Nur 16,4% finden sich hier wieder. Der Vergleichswert in der Kontrollgruppe beträgt 45,3%.

      Die Kohorten „Konsolidierung“ und „Etablierung“ sind deutlich stärker