Marius Stelzer

Diversity-Management als Dimension kirchlicher Personalentwicklung


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der Soliden Konventionellen, Bürgerlich-Leistungsorientierten, Statusbewusst Arrivierten und Defensiv-Benachteiligten hervor.

      Die Gruppe der moderaten Religiös-Gläubigen (Skalenwert 2= trifft eher zu) ist ebenfalls im bürgerlichen Milieu stark. Mit Blick auf das Aktivierungspotenzial sind in dieser Gruppe die gehobenen modern-akademischen Milieus Intellektuelle, Avantgardisten, Leistungsorientierte und Pragmatische interessant (jeweils ca. 14%!).(siehe Tabelle im Anhang).

      Die nachfolgende Grafik gibt die Verteilung sowie die Über- und Unterfrequentierungen der Religiös-Gläubigen im Lebensstilmodell wieder:

      Lebensführungstypen Deutschland 2015

      20-29-jährige Frauen und Männer, katholisch,

      gläubig-religiös=trifft voll und ganz zu

      n=137, gewichtet

       Abbildung 9: Lebensführungstypen BRD 2015, 20-29jährige Katholiken, gläubig-religiös (trifft voll und ganz zu), n=137, eigene Darstellung, Daten: best4planning II 2015).

      Empirischer Vergleich der Testgruppe mit der Kontrollgruppe

      Der Mittelwert des Lebensalters weist nur einen geringen Unterschied auf, der nicht signifikant ist (MW Religiöse: 24,39 Jahre, MW Nicht-Religiöse: 24,64 Jahre, Median 24 bzw. 25 Jahre); die Verteilung ist in beiden Gruppen gleichmäßig gestreut (siehe Tabelle im Anhang).

      Die Geschlechter teilen sich hingegen sehr unterschiedlich auf: In der Kontrollgruppe (alle 20-29-jährige) ist das Verhältnis ausgewogen bei leichtem Überhang der Männer (51,7% männlich, 48,3% weiblich). Religiös-Gläubige (Testgruppe) teilen sich auf in 30,1% männlich und 69,9% weiblich. Das ist eine erhebliche Abweichung gegenüber der Kontrollgruppe.

      Bezüglich des Familienstandes sind bei den Religiös-Gläubigen deutlich mehr Personen verheiratet (23,9%) bzw. weniger Personen ledig (76,1%) als in der Kontrollgruppe (16,0% verheiratet, 83,2% ledig).5

      Das gesamte Bildungsniveau (Zusammenschau der Bildungsabschlüsse) ist durchaus vergleichbar, gleichwohl in der Gruppe der Religiös-Gläubigen mehr Hauptschulabschlüsse vorhanden sind. Aber insgesamt sind die Bildungsspektren beider Gruppen vergleichbar, d.h. die leichten Unterschiede sind nicht signifikant.

      Hinsichtlich des Einkommens sind Religiös-Gläubige etwas besser ausgestattet. Dieser Unterschied ist jedoch ebenfalls nicht signifikant.

      Fasst man jedoch Bildung, Einkommen und berufliche Stellung zusammen (Indexbildung zur Variable „Sozioökonomischer Status“ in Best for Planning), dann ergeben sich sehr signifikante Unterschiede. Das heißt: alles in allem ist der sozioökonomische Status Religiös-Gläubiger gegenüber der Kontrollgruppe leicht höher, dies aber signifikant.

       Werteeinstellungen: Was ist wichtig im Leben?

      Wir untersuchen zudem die Werteeinstellungen und –präferenzen der drei Zielgruppen. Die Studie befragt fünfzehn unterschiedliche „Aspekte des Lebens“ hinsichtlich ihrer Wichtigkeit. Die Fragebatterie weist inhaltlich eine Nähe zum Speyerer Werteinventar von Helmut Klages auf.

       Abbildung 10: Mittelwertvergleich „Aspekte des Lebens I“, Daten: best4planning II 2014.

       Abbildung 11: Mittelwertvergleich "Aspekte des Lebens II", Daten: best4planning II 2014.

      Die Analyse der Mittelwerte zeigt: in einigen Bereichen sind sich alle drei Gruppen sehr ähnlich: Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen, Selbstverwirklichung, Erfolg im Beruf, großer Freundeskreis, Spaß und Freude. Zugleich werden signifikante Unterschiede sichtbar, besonders im Hinblick auf die Gruppe der gläubig-religiösen Katholiken in der Alterskohorte. Gläubig-Religiöse sind eher auf Sicherheit im täglichen Leben bedacht. Leistung spielt eine etwas stärkere Rolle, ebenso die Frage nach Arbeitsplatzsicherheit. Typische Postmaterielle Werte spielen bei Gläubig-Religiosen eine wichtigere Rolle als bei den Altersgenossen: Kulturelles Leben, soziales Engagement, und eine gute, vielseitige Bildung. Gleiches gilt für familiäre Werte: Kinder haben, Familie und Partnerschaft. Signifikant ist der schwächere Mittelwert in Bezug auf „viel Erleben.“ Dass Glaube und Religion eine entsprechend wichtige Rolle spielen und daher hoch bewertet werden, ist erwartbar.

       Persönlichkeitsfaktoren: Wie ticken junge Katholiken?

      Mit Hilfe der Medienstudie können wir die darin erzeugte „Persönlichkeitsfaktoren“ untersuchen. Diese Dimensionen wurden auf Basis unterschiedlicher Variablen als Indizes gebildet. In Teilen sind die oben aufgeführten Werte-Items in diesen Faktoren enthalten, zugleich auch weitere Variablen aus dem Datensatz, so dass uns hier verdichtete Daten zur Verfügung stehen. Die Faktoren sind: Rationalismus/Pflichtbewusstsein, Gesellschaftliches Engagement, Familienorientierung, Aufstiegsorientierung, sowie die Werte Lebensfreude/ Spaß/Neugierde. Die Befunde stellen sich wie folgt dar:

       Tabelle 1: Persönlichkeitsfaktoren und Glaube/Religion (Quelle: best4planning II 2014).

      Rationalismus und Pflichtbewusstsein ist bei Gläubig-Religiösen höchstsignifikant höher ausgeprägt als bei der Kontrollgruppe. Was die Prozentangaben verdeutlichen, konnte mit Hilfe einer Konfigurationsfrequenzanalyse6 (KFA) auf Signifikanz hin kontrolliert werden (p≤0,001). (siehe Tabelle im Anhang).

      Ähnlich verhält es sich mit der Dimension „Gesellschaftliches Engagement“. Auch hier unterscheiden sich die Prozentwerte deutlich, d.h. signifikant (p<0,05).

      Auch die Familienorientierung (und vermutlich die Wichtigkeit von Cocooning- und Harmoniewerten, Well-Being) ist innerhalb der Gläubig-Religiösen deutlich höher als bei allen andere Befragten der gleichen Altersgruppe (p≤0,001).

      Gläubig-Religiöse sind zudem deutlich aufstiegsorientierter als die Altersgenossen. Deren Aufstiegsorientierung ist vergleichsweise hoch (gemessen in den vier Kategorien), aber sichtbar unter dem Niveau der Gläubig-Religiösen. Die KFA weist aber nur für die erste Konfiguration eine höchst signifikante Überbelegung aus (gemessen an der Gesamtzahl). Der Persönlichkeitsfaktor „Lebensfreude, Spaß, Neugierde“ ist hingegen innerhalb der Vergleichsgruppe höchstsignifikant höher ausgeprägt als bei den Gläubig-Religiösen. Mit Hilfe der KFA lautet der Befund: Die deutliche Unterbesetzung im höchsten Rang der Dimension „Lebensfreude“ ist hochsignifikant, die hohe Besetzung im zweiten Rang (hoch) ist gegenüber der Kontrollgruppe ebenfalls hochsignifikant. Hedonistische Werte sind in der Tat zweitrangig.

      Diskussion

       Biografische Offenheit vs. Biografische Konsolidierung

      Nicht nur auf den ersten Blick scheint es so, dass Glaube und Religion in der untersuchten Altersgruppe Effekte auf Lebensstil und Werteeinstellungen ausüben. Es scheint einen Zusammenhang zu geben zwischen der Eigenschaft, sich selbst als sehr gläubig-religiösen Menschen zu bezeichnen und der Ausprägung eines insgesamt konsolidierenden Lebensstils. Religiös-Gläubige junge Erwachsene sind signifikant weniger häufig im Segment der biografischen Offenheit anzutreffen als Gleichaltrige. Insgesamt gesehen wäre es normal, im Alter von 20-29 Jahren eine Lebensführungsstrategie aufzuweisen, die unabhängig von der sozialen Lage, biografisch offen ist. Man kann entwicklungspsychologisch davon ausgehen, dass in dieser noch langen Phase der Postadoleszenz genau diese Entwicklungsaufgaben anstehen, die sich unter dem Begriff „Das Leben ausprobieren“ zusammenfassen lassen. Dazu gehören Erfahrungen im Gelingen und Scheitern erster Lebensentwürfe (Rollenexploration), sei es, ein Studienfach oder Ausbildungsplatz zu wechseln, einen Studienschwerpunkt zu ändern, sich verschiedenen Freundeskreisen anzuschließen, kulturelle Ausdrucksformen