Sollten sich selbstfahrende Autos durchsetzen, hätte das gravierende Auswirkungen auf den Berufsstand von Taxi-, Bus- und LKW-Fahrern.
Baxter w2834 ist ein dem menschlichen Oberkörper nachempfundener Roboter mit zwei Armen und einem Bildschirm als »Kopf«. Darauf kann ein Gesicht angezeigt werden, das dorthin blickt, wo der Roboter demnächst etwas tun wird und das Traurigkeit oder Verwirrtheit ausdrückt, wenn dem Roboter etwas nicht gelingen will. Das Revolutionäre ist jedoch, dass Baxter sich programmieren lässt, indem man seine Arme greift und ihm damit vormacht, was er zu tun hat. Nach etwa einer halben Stunde Training hat er verstanden, was er zu tun hat, und kann nun beispielsweise selbstständig Objekte in Kisten verpacken oder Nägel an einer bestimmten Stelle einschlagen. Dieses programming by demonstration w2835 ermöglicht es auch Laien, den Roboter zu programmieren – teure und rare Programmierer werden damit überflüssig. Ähnlich wie der Computer ist er damit kein Werkzeug nur für einen bestimmten Zweck, sondern ein lernfähiger Universalroboter. Zusammen mit dem vergleichsweise tiefen Anschaffungspreis ist dies ein wichtiges Verkaufsargument. Die Verbreitung dieser lernfähigen Roboter dürfte zunehmen. Einerseits werden dadurch bestehende Arbeitsplätze gefährdet, andererseits könnten in der Konsequenz gewisse Produktionsstätten wieder in Industrieländer zurückwandern, da die Lohnkosten bei der Produktion von Gütern durch Robotereinsatz sinken.
Das dritte Beispiel des computational journalism w2833 dürfte am deutlichsten machen, dass Computer anfangen, kognitive Leistungen für Menschen zu übernehmen. Mehrere Firmen verkaufen bereits erfolgreich computergenerierte Sport- und Börsenberichte an Zeitungen. Je mehr Daten zu einem Ereignis digital verfügbar sind, desto einfacher ist es für einen Computer, daraus einen Artikel zu formulieren, der von Menschen nicht als vom Computer geschrieben erkannt wird. In den USA eignet sich zum Beispiel Baseball sehr, da in einem solchen Spiel viele Daten anfallen, aus denen sich der Spielverlauf ablesen lässt. Im Finanzbereich wird das Verfassen von Jahresberichten börsennotierter Unternehmen immer heikler, da falsche Formulierungen juristische Konsequenzen haben könnten. Also wird auch diese Arbeit Computern übertragen, die aus den Geschäftsdaten einen trockenen Prosatext generieren. Computer schreiben erfolgreich Texte – damit verschiebt sich unaufhaltsam die Grenze dessen, was wir für automatisierbar halten.
Autonome – Substituierbare – Unberechenbare
Bereits im Jahr 1982 hat der deutsche Informatiker Klaus Haefner im Buch Die neue Bildungskrise b127 diese ökonomischen Folgen der Digitalisierung in düsteren Farben beschrieben. Computer und die damit einhergehende Automatisierung würden die Arbeitslosigkeit fördern a833, weil nach ökonomischer Logik alles automatisiert würde, was Kosteneinsparungen verspreche a118. Haefner definiert im Buch holzschnittartig drei Gruppen von Berufen, die auch heute noch als Gedankenmodell brauchbar sind: Als »Autonome« w1448 bezeichnet er diejenigen Berufstätigen, die eine Tätigkeit ohne Computereinfluss ausüben. Haefner zählt dazu die Bauern – eine Einteilung, die heute, dreißig Jahre später, nicht mehr zutrifft, müssen Bauern doch sowohl über Internet als auch Mobiltelefon verfügen, um ihren Beruf ausüben zu können. »Substituierbare« w1449 sind gemäß Haefner diejenigen Berufe, die durch die Automatisierung überflüssig gemacht werden, also beispielsweise Ticketverkäufer oder klassische Sekretärinnen. Als »Unberechenbare« w1450 bezeichnet Haefner die Berufsgruppe, deren Tätigkeit sich der reinen Berechnung entzieht und die damit nicht durch Computer zu ersetzen ist. Als Beispiel für diese Gruppe nennt er Lehrerinnen und Lehrer.
Nicht nur beim Beruf des Bauern hat sich seit 1982 einiges geändert. Die zunehmende Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung führt dazu, dass immer mehr Berufen die Gefahr droht, substituierbar zu werden. So bezeichnet Gunter Dueck, der ehemalige Cheftechnologe von IBM, die Tätigkeit durchschnittlicher Bank- und Versicherungsberater als Flachbildschirmrückseitenberatung w2837, da diese heute oft nicht viel mehr täten, als den Kundinnen und Kunden die Empfehlungen des unternehmenseigenen Computersystems vorzulesen. Er prophezeit somit, dass Unternehmen dieses Beratungsangebot für Normalverdienende bald einstellen würden, da niemand mehr bereit sei, dafür zu bezahlen t17089. In den letzten Jahren sind zahlreiche Studien erschienen, die – detaillierter als Haefner 1982 – versuchen, das Zukunftspotenzial von Berufsgruppen zu prognostizieren t15782, b5382.
Die Vernetzung fördert auch die Globalisierung w1244, da der weltweite Datenaustausch massiv schneller und kostengünstiger wird. Arbeitstätigkeiten, die keine Materialtransporte erfordern, können dank des Internets irgendwo auf der Welt ausgeführt werden. Der US-amerikanische Ökonom Thomas Friedman spricht in diesem Zusammenhang in seinem Buch Die Welt ist flach b2512 von der Globalisierung 3.0. Nach der Globalisierung 1.0, bei der Nationalstaaten Kolonien gegründet, und der Globalisierung 2.0, bei der Unternehmen weltweite Tochtergesellschaften aufgebaut hätten, sei nun in Zeiten des Internets der einzelne Arbeitnehmer dabei, seine Dienste weltweit anzubieten. Die beiden US-amerikanischen Ökonomen Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee verstehen hingegen das Outsourcing als Vorstufe zur Automatisierung a1259. Wenn eine Tätigkeit ins Ausland verlagert werden könne, so sei dies der Beleg dafür, dass sie genau beschrieben werden könne – was die Voraussetzung für ihre Automatisierung sei.
Die meisten Publikationen zu den ökonomischen Auswirkungen von Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung gehen davon aus, dass alles ökonomisch Automatisierbare automatisiert werden wird a118 und dass dieser Prozess viele Berufe bedroht. Uneinig sind sich Ökonomen allerdings, ob neu entstehende Arbeitsplätze den Verlust bisheriger Arbeitsplätze aufwiegen können. Dies ist eine