Группа авторов

Nick Francis 4


Скачать книгу

unbedingt jemandem den Stuhl unterm Hintern wegreißen. Sollte sich mal ein gewisser Herr Kapitän ein Beispiel dran nehmen – Aber egal! Das war in einer anderen Geschichte.

      Ich fand es sehr angenehm, dass Vanessa mich von diesem Moment an duzte, gab es mir doch gleich ein Dazugehörigkeitsgefühl und es schmeichelte mir sehr, denn ich kam mir gleich viel jünger vor. Doch zurück zu den Anwesenden. Wie dieser Klaus, den ich irgendwo schon mal zu sehen geglaubt hatte, ich wusste nur nicht wo. Doch als er erzählte, dass er Journalist sei, fiel es mir sofort wieder ein. Er war der dauergewellte Schnurbartträger, den ich am Morgen zusammen mit dem anderen Journalisten am Tatort gesehen hatte.

      »Ich bin vom ersten Tag an der Story dran und bin mir sicher, dass uns die Polizei einiges verschweigt.«

      »Was sollen die uns schon so Wichtiges verschweigen?«, meinte Vanessa, »glaubst du immer noch, dass es sich um Ritualmorde handelt?«

      »Alles, was ich rausbekommen habe, spricht dafür. Zum Beispiel das mit dem geklauten Wolf aus dem Tierpark. Kurz danach fingen die Morde an. Die Polizei streitet natürlich ab, dass der Wolf was mit der Sache zu tun hat.«

      »Hat der Wolf deiner Meinung nach auch die anderen Studenten entführt?«, fragte Vanessa spitz.

      »Wenn du rechnen könntest, meine Liebe, wüsstest du, dass das nicht angehen kann, da der erste Student verschwand, als der Wolf noch in seinem Käfig saß. Aber im Ernst, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Nightstalker für das alles verantwortlich sind.«

      »Nightstalker?«, murmelte ich.

      »Das ist eine sektenartige Satansgemeinschaft. Die Jünger der Nacht, wie sie sich auch nennen, bilden sich ein, sie könnten sich in alles Mögliche verwandeln. Der Wolf ist ihr Maskottchen. Sie tragen schwarze Klamotten und schmieren ihre Gesichter weiß an. Leider fehlen mir noch tatkräftige Beweise, die sie mit den Morden in Verbindung bringen, ansonsten hätte ich in meinem Artikel schon längst konkrete Andeutungen gemacht. Aber bald ist es so weit … verlasst euch drauf.«

      »Schreibst du fürs Abendblatt

      »Ganz recht! Hast du meinen Artikel in der Ausgabe heute gelesen?«

      »Zeile für Zeile!«

      Ich überlegte, dann zog ich das Amulett aus der Tasche.

      »Hier, kannst du damit was anfangen?«

      Klaus nahm es in die Hand, wiegte den Kopf und meinte schließlich:

      »Interessant, ein umgekehrtes Pentagramm, das Symbol für Okkultismus und Satanismus. Wo hast du das her?«

      »Habe ich in der Nähe der letzten Leiche gefunden.«

      »Seht ihr, ein Beweis für meine Vermutung. Jetzt kann ich meinem nächsten Artikel den rituellen Hintergrund verleihen: Satanisches Symbol bei Leiche gefunden.«

      »Na ja, nun nicht gerade bei der Leiche.«

      »Das ist Journalismus, wir werden uns hier doch nicht um ein paar Meterchen streiten«, grinste er zufrieden.

      Er gab mir das Amulett zurück, musterte mich und fragte:

      »Hast du Lust, mich morgen zur Pressekonferenz zu begleiten?«

      »Das wäre bestimmt sehr interessant, aber ist das nicht nur für Journalisten?«

      »Kein Problem! Komm mal kurz mit.«

      Mit einem Fragezeichen im Gesicht folgte ich Klaus.

      »Stell dich da mal an die Wand.« Er zückte seinen Fotoapparat und schoss ein Bild von mir. Danach tat er sehr geheimnisvoll. Zurück am Tisch unterhielten wir uns weiter über dies und das, bis Alex auf ihre Uhr schaute:

      »Ach du Schande, schon halb elf! Ich muss los, morgen habe ich einen anstrengenden Tag, und du solltest auch los, Vanessa, denk an die Vorlesung morgen früh.«

      »Du hast wie immer recht. Würdest du nicht auf mich aufpassen, würde ich wohl sämtliche Vorlesungen verpennen.«

      »Oder verquatschen,« meinte Klaus und Vanessa streckte ihm die Zunge raus. »Bäh!«

      »Ich sollte auch los«, sagte Dirk, »morgen um sechs muss ich wieder in der Küche stehen. Frühstücksschicht, das bedeutet jede Menge Rührei mit Krabben … Was ist, Alex, teilen wir uns ein Taxi?«

      »Gerne, aber jeder fährt in seine eigene Wohnung, du weißt, wie sonst die Nacht endet, und wir beide kriegen morgen früh kein Auge auf.«

      »Ja, ja, verstehe – hast ja recht!«, murmelte Dirk und machte ein enttäuschtes Gesicht.

      »Und du, Vanessa, wie kommst du nach Hause?«, fragte ich fürsorglich.

      »Ich wohne nur zwei U-Bahn-Stationen von hier entfernt.«

      »Ist das nicht ein bisschen gefährlich, so allein und schutzlos? Wenn man den Medien Glauben schenken darf«, ich lächelte zu Klaus hinüber, »kann es jeden jederzeit treffen«, ich schaute zurück zu Vanessa, »darum würde ich mich anbieten, dich nach Hause zu begleiten.«

      »Aber die Opfer sind doch männlicher Natur«, entgegnete sie.

      »Das kann sich schnell ändern. Die Jünger der Nacht warten schon«, mischte sich Klaus ein.

      »Du Idiot, aber vielleicht habt ihr recht«, sagte sie und runzelte die Stirn. Dann schaute sie mich so prüfend an, als würde ich mich bei ihr um einen Modeljob bewerben. »Na ja, als Bodyguard könntest du gerade noch so durchgehen.«

      ***

      Die zwei U-Bahn-Stationen hatten wir schnell hinter uns gebracht und so stand ich schon bald mit Vanessa vor einem Mehrfamilienhaus.

      »Da wären wir! Hier wohne ich im vierten Stock. Danke, dass du mich begleitet hast.«

      Ein Kuss auf meine Wange unterstrich ihre Dankbarkeit.

      »Bist du morgen Abend wieder im Albatros

      »Wenn du auch da bist, würde ich gerne kommen.«

      »Super, so gegen acht könnte ich da sein.«

      »Super, ich freue mich! Dann bis morgen Abend und gute Nacht, Vanessa.«

      »Gute Nacht, Nick«, sagte sie, drehte sich in Richtung Haustür, steckte den Schlüssel ins Schloss und drückte die Tür auf. Dann drehte sie sich noch mal zu mir um, lächelte und verschwand im dunklen Hauseingang, wo gleich darauf das Licht anging. Durch das Glas der Haustür sah ich ihren Schatten die Treppe hinaufsteigen.

       Ach, ich finde es hier ganz nett in Hamburg.

      Mit geküsster und nun erröteter Wange stiefelte ich durch den Schnee zurück zur U-Bahn. Die Rückfahrt verbrachte ich mit zwei lallenden Punkern, einem Rentnerehepaar und drei kichernden Teenies. Wieder am Gänsemarkt traf ich auf drei ganz in Schwarz gekleidete Typen und eine Typeline, die mit einem von den Kerlen Händchen hielt. Ihre Gesichter waren weiß geschminkt, die Lippen und Augenränder schwarz. Auch klamottentechnisch glichen sich alle, bis auf die Beinkleidung. Statt der schwarzen Jeans trug das Mädchen schwarze Leggins und darüber einen schwarzen Rock. Der Längste von den drei Kerlen, der mit dem Mädchen an der Hand, hatte seinen schwarzen langen Ledermantel nicht ganz geschlossen und auf seiner Brust hing ein Pentagrammamulett. Vielleicht ist das Ding hier Mode und hat nichts zu bedeuten … Oder das sind Leute von dieser Sekte, von der Klaus erzählt hat. Diese, wie hat er sie noch genannt? Nightstalker!

      Die Gruppe in Schwarz setzte sich auf die Rückenlehne einer Bank, die Füße stellten die vier auf die Sitzfläche, die von einer dünnen Schneedecke überzogen war. Sie kramten Bierdosen aus ihren Rucksäcken, rissen sie auf und zündeten eine selbstgedrehte Zigarette an, die aussah wie eine Miniaturschultüte. Wir können uns wohl denken, was da für eine Mischung eingerollt war. Die Tüte machte die Runde, als mich plötzlich einer der vier lallend anpöbelte:

      »Was glotzt‘n so? Willste was aufs Maul?!«

      »He, halt dich zurück, Tarek«, meinte