Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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Ohrfeigen erhalten.

      »Dich müßte ich in den Bober schmeißen, dir müßte ich einen Stein um den Hals hängen.«

      »Schäme dich«, sagte der Herr. »Und nun geht ihr auseinander, sonst liegt ihr beide im Wasser.«

      Auch der Robert schimpfte weidlich, doch der andere gab ihm nichts nach. Pommerle saß noch immer auf dem kalten Boden, hatte den einen Arm um den Hund geschlungen und liebkoste das Tier.

      »Wenn du kleine Hundchen bekommst, lege ich dich in ein schönes Körbchen und passe gut auf, daß dir keiner was tut.«

      »Kleines Mädchen, so stehe doch auf, du wirst dich erkälten. Der Hund geht schon von selbst mit dir.«

      Jetzt erst merkte Pommerle, daß es sehr fror.

      »Und jetzt marsch, macht, daß ihr heimkommt. Erst geht ihr fort, mit den beiden bleibe ich noch ein Weilchen zurück, sonst gibt es erneut eine Keilerei.«

      Immer vor sich hin brummend, ging der Jule zu seinem Fahrrad.

      »Und das Hundchen?« fragte Pommerle.

      Den Hund konnte man freilich nicht mit aufladen.

      »Dann gehen wir eben alle drei zu Fuß«, meinte der Jule. »Oder ich fahre ganz langsam neben euch her.«

      Er stieg auch wirklich auf, wandte sich dann aber nochmals um.

      »Na warte nur, wenn ich dich treffe. Den Rübezahl will ich an jedem Tage darum bitten, daß du auch mal in den Bober geworfen wirst. Er wird mir den Wunsch schon erfüllen. – Du niederträchtiger Lümmel! – Pfui, so ein Kerl, pfui – pfui – pfui!«

      Einige Augenblicke überlegte Jule, ob er nicht doch noch einmal umkehren und den Robert kräftig anfahren sollte. Das wäre ein Triumph gewesen. Aber er begnügte sich schließlich damit, noch aus der Ferne seine lauten Pfuirufe ertönen zu lassen.

      Der Hund wandte sich nicht mehr nach seinen Peinigern um. Er trottete ruhig neben Pommerle her, das sich so glücklich fühlte, das häßliche, unsaubere Tier vor dem Tode gerettet zu haben. Vati und Mutti würden gewiß nichts dagegen haben, daß es sich ein liebes Hundchen mit heimbrachte. Man würde dar Tier baden und immer gut abbürsten, dann würde sehr bald aus dem alten struppigen Köter ein schönes, sauberes Hündchen werden, das jedermann lieb hatte.

      »Wirst du dich auch mit Grauchen vertragen?«

      »Du Scheusal, na, warte nur, wenn ich dich kriege! Das vergesse ich dir als mein Lebtag nicht.«

      »Was willst du denn, Jule?« fragte Pommerle erschreckt.

      »Dich verhaue ich noch gründlich!«

      »Jule, warum bist du denn so böse?«

      »Kann das Vieh denn was dafür, daß es so garstig ist? Dabei sieht er selbst aus wie ein Teufel ohne Hörner. Pfui!«

      »Schimpfst du auf den Robert?«

      Der Jule redete sich schließlich so in Wut, daß er immer heftiger auf die Pedale trat und bald dem Pommerle entschwunden war. Aber das Kind hatte ja auch nur Gedanken für das liebe Hundchen. Am liebsten hätte es beim Fleischermeister angepocht und um ein Stückchen Wurst gebeten. Aber der Laden war heute, am Sonntag, geschlossen.

      Der Jule hatte unterwegs noch ein böses Erlebnis. Er war noch immer voller Groll und schimpfte lustig weiter. Ein alter Herr, der gerade über die Straße gehen wollte, blieb stehen, denn Jule fuhr in gar zu schnellem Tempo an ihm vorbei.

      »Mal etwas mehr Vorsicht!«

      »Du ekelhafter Lümmel! Dir werde ich es anstreichen! Komm mir nur in die Nähe!«

      Der Jule ahnte gar nicht, daß seine Worte von dem alten Herrn gehört worden waren. Er hatte ihn gar nicht angesehen, ihn gar nicht erkannt. Daß es sein eigener, früherer Rektor gewesen war, wußte er nicht. Zu sehr war er mit dem Scholz Robert beschäftigt; er mußte seinem ergrimmten Herzen Luft machen.

      Aber der Rektor hatte den Jule erkannt, er wußte, daß Professor Bender ja Jules Vormund war. Schließlich brauchte sich ein alter Herr nicht gefallen zu lassen, daß ihn ein junger Bursche einen ekelhaften Lümmel nannte. Der Rektor beschloß, Klage bei Professor Bender zu führen, und machte sich sofort auf den Weg.

      Inzwischen war Pommerle daheim angekommen und zeigte freudestrahlend den Hund.

      Frau Bender verzog ein wenig das Gesicht. Der Hund hatte wohl niemals etwas Pflege gehabt. Er war voller Schmutz.

      »So ein süßes Tierchen«, meinte das Kind und streichelte zärtlich über das unsaubere Fell.

      »Pommerle, was soll mit dem Tier geschehen?«

      »Wir wollen es behalten und alle recht liebhaben. Es wird sehr fein sein, wenn das Hundchen mit Grauchen spielt.« Dann lockte Pommerle die Katze herbei.

      Sie kam, machte einen krummen Buckel, und auch dem Hunde sträubten sich die Haare.

      »Ihr müßt euch gut vertragen«, sagte Pommerle, »denn ihr gehört jetzt zusammen. Ihr seid nun beide meine Kinder.«

      Als aber der Hund heftig zu kläffen begann, nahm Frau Bender die Katze rasch hoch.

      »Sie müssen sich erst aneinander gewöhnen, Pommerle. Aber willst du den Hund wirklich behalten?«

      »Bitte, bitte, liebe, süße Mutti, so ein niedliches Hundchen habe ich mir schon lange gewünscht.«

      Frau Bender fand zwar, daß der Hund gar nicht niedlich war; aber sie gab schließlich nach. Man konnte doch ein Tier, das in aller Kürze Junge erwartete, nicht ertränken. Das war eine Grausamkeit, die sie auch nicht zugab. Was aber wurde dann, wenn die Hündin mehrere Junge warf? Pommerle würde sich über die kleinen Hundchen sehr freuen und sich nicht von ihnen trennen wollen.

      Währenddessen saß der Rektor bei Professor Bender und berichtete von Jule und dessen häßlichen Ausdrücken.

      »Der Jule wird bald hier sein. Sonntags ißt er bei uns. Ich will ihm ordentlich die Meinung sagen, Herr Rektor.«

      Als der Jule dann kam, klärte sich das Mißverständnis sehr schnell auf. Trotzdem bekam er Vorwürfe, daß er noch immer in so ungezogenen Ausdrücken über den Robert Scholz zeterte.

      »Nun ist es genug, Jule. Der Robert wird auch einmal seine Strafe bekommen.«

      Am Nachmittag verbreitete sich in Hirschberg die Kunde, daß Robert Scholz durch eine Unvorsichtigkeit in den Bober gestürzt sei, doch habe er sich, ohne Schaden zu nehmen, retten können. Jule hörte die Botschaft von Anna, die soeben das Kaffeegeschirr ins Zimmer tragen wollte. Wie ein Besessener sprang er umher.

      »Ich danke dir, Rübezahl, oh, du bist doch der Beste! Hättest ihm auch einen Stein um den Hals hängen sollen und ihn dann eine Weile zappeln lassen. Rübezahl, Rübezahl, du bist doch der Beste!«

      Da der Jule mit Rufen nicht aufhören wollte, kam Frau Bender erschreckt ins Zimmer geeilt, gefolgt von Pommerle.

      »Was ist denn geschehen?«

      »In den Bober ist er gefallen«, jauchzte Jule. »So ist es recht, das hat der Rübezahl gemacht.«

      »Schämst du dich nicht, Jule? Wie kann man sich darüber freuen, wenn jemandem etwas Böses zustößt?«

      »Wenn er einen Hund ertränken will, ist er ein Mörder, ein ganz gemeiner Kerl. Und mit so einem gemeinen Kerl habe ich kein Mitleid. Der Rübezahl hat ihn gestraft.«

      Pommerle schaute zu Frau Bender auf.

      »Ich will mein süßes Hundchen und mein liebes Grauchen niemals quälen, Mutti. Sie sollen es beide sehr gut haben.«

      »Jawohl, Pommerle, wir werden auch deinem Hundchen ein hübsches Lager bereiten, und du wirst dafür sorgen, daß es seine Ordnung hat.«

      Tags darauf wurde gemeinsam mit Jule beraten, was das neue Hündchen für einen Namen bekommen sollte. Er betrachtete das Tier prüfend und meinte schließlich: