Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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Hanke verabschiedete, lief ihr Pommerle nochmals in den Weg.

      »Ich danke dir schön für den süßen Vogel. Ich habe die Tiere so furchtbar gern.«

      »Soll ich dir noch eins von meinen weißen Hündchen schenken?«

      »Ja.«

      »Nein«, rief Frau Bender entsetzt. »Auf keinen Fall! Unser Haus ist schon jetzt der richtige zoologische Garten.«

      »Ach, Mutti, so ein süßer, weißer Hund. Hast du denn gesehen, wie niedlich so ein Hund ist?«

      »Du hast Schnapp.«

      »Nun«, meinte Frau Hanke, »dann will ich dir meinen Schnipp nicht noch dazuschenken.«

      Begeistert schlug das Kind in die Hände. »Mutti, Schnipp heißt er. Ach, Mutti, jetzt möchte ich noch den Schnipp haben. Denke doch, wie sehr sich der Schnapp freute, wenn auch noch ein Schnipp käme. – Ist das ein Hundemännchen?«

      »Jawohl, mein Kind.«

      »Ach, Mutti, dann laß mir doch den Schnipp. Die kleinen Hündchen wollen doch auch einen Vati haben. Ich habe doch auch wieder einen Vati bekommen. – Liebe, liebe Mutti, ich möchte noch den Schnipp haben.«

      »Nein, mein Kind, den Schnipp bekommst du nicht.«

      »Dann hat doch der Schnapp niemand, mit dem er spielen kann. Nun hat man mir schon das Grauchen genommen. – Mutti, wenn ich jetzt hundert Tage furchtbar artig bin, bekomme ich dann den Schnipp?«

      »Nein, Pommerle, du hast an dem einen Hunde genug.«

      »Aber wenn ich ihn mir zum Geburtstag wünsche? Wenn ich gar nichts anderes haben will? So ein süßes, kleines Hündchen, so weiß und so schön. Mutti, zum Geburtstag schenkst du mir doch den Schnipp?«

      »Quäle nicht so sehr, Pommerle. Du hast Schnapp, damit ist es genug.«

      Die Kleine schaute hilfesuchend zu Frau Hanke auf. Sie erwartete von dort Beistand. Aber Frau Hanke meinte auch, daß es an einem Hund und drei kleinen reichlich genug habe.

      »Aber besuchen darf mich der Schnipp doch einmal?«

      »Das kann er. Wenn ich das nächste Mal komme, bringe ich ihn mit.«

      »Vielleicht bekommt er mich dann so lieb, daß er hierbleibt, und daß ich ihn – daß ich ihn – Mutti, was hast du mit mir gemacht?«

      »Was meinst du, Pommerle?«

      »Warum sage ich mit einem Male ›Mutti‹ zu dir statt ›Tante‹?«

      »Weil wir dich als unser Kindchen angenommen haben.«

      »Nein, Mutti, du hast noch was anderes mit mir gemacht.«

      »Wir haben dich adoptiert, Pommerle. Das ist dasselbe.«

      »Ja, so war es. – Vielleicht, wenn ich immer sehr gut mit dem weißen Hund bin, will er auch bei mir bleiben. Dann wird er von mir adoptiert. Basta!«

      Nur mit Mühe unterdrückten die beiden Damen ein Lachen. Dann verabschiedete sich Frau Hanke.

      Wer nicht hören will, muß fühlen

       Inhaltsverzeichnis

      »Der Meister hat mir von deinem Fleiß erzählt, lieber Jule. Und auch du, Pommerle, hast in dieser Woche in der Schule nur gute Arbeiten geschrieben. Da will ich euch für morgen eine ganz besondere Freude machen. Wir fahren morgen im Hörnerschlitten von der Prinz-Heinrich-Baude zu Tale. Es heißt also sehr frühzeitig aufbrechen, weil wir mit dem ersten Zuge bis nach Krummhübel fahren wollen. Nicht verschlafen, Jule!«

      Pommerle hing am Halse des Vaters und drückte ihn stürmisch.

      »Hörnerschlitten fahren!« jubelte sie. »Hast du gehört, Jule? Das geht noch viel schneller, als wenn ich mit dem Roller fahre!«

      Der Jule verdrehte verzückt die Augen. Hörnerschlitten fahren war schon immer seine Sehnsucht gewesen. Leider hatte er dieses Vergnügen nicht oft genießen können, es war zu teuer, seine Mutter konnte dafür kein Geld ausgeben, und mitgenommen wurde er nur hin und wieder einmal von Holzfällern.

      »Es wird wohl der letzte Sonntag sein, den wir benutzen können«, sagte Herr Professor Bender. »Es beginnt zu tauen. Aber oben auf dem Kamm geht es noch.«

      Pommerle wiederholte mehrfach voller Entzücken: »Hörnerschlitten fahren. – Ach, wenn es doch recht bald morgen wäre!«

      Man hatte leider noch den ganzen Sonnabendnachmittag vor sich. Das Kind schaute nach der Uhr.

      »Es ist erst sechs. Oh, da müssen wir noch eine ganze Nacht schlafen. Dann erst geht es auf den Hörnerschlitten.«

      »Hast du auch deine Tiere gut versorgt, Pommerle?«

      »Nun freilich«, klang es strahlend zurück. »Zum Sonnabend bekommt jedes eine Extrafreude. Der Kaufmann schenkt mir immer was für die Lora.«

      »Ja, ja, ich weiß«, sagte Herr Bender seufzend. »Wann wirst du denn nun die Hunde und Katzen verschenken, Pommerle?«

      Der Blondkopf machte ein pfiffiges Gesicht. »Vielleicht gar nicht, Vati. Sie sind alle so hübsch.«

      Ehe Professor Bender darauf eine Antwort geben konnte, klingelte das Telephon auf dem Schreibtisch.

      »Laß mich doch mal horchen, Vati.«

      »Nein, Pommerle, zuerst will ich wissen, wer da ist.«

      Jule und Pommerle saßen flüsternd in der Zimmerecke. Von Zeit zu Zeit jauchzte es auf: »Hörnerschlitten!« Plötzlich zog der Jule die Augenbrauen hoch. Er achtete nicht mehr auf Pommerles Geflüster, er lauschte den Worten des Professors.

      »Bestellen Sie, bitte, dem Herrn Geheimrat, daß ich morgen selbstverständlich zu seiner Verfügung stehe. Es ist mir eine große Ehre, Herrn Geheimrat meine Sammlungen zeigen zu dürfen. Wann darf ich den Herrn Geheimrat erwarten?«

      »Hast du gehört?« flüsterte der Jule.

      »Dann kommt er eben mit auf den Hörnerschlitten.«

      »Gut, um zwölf Uhr stehe ich zur Verfügung.«

      Professor Bender legte den Hörer auf die Gabel und machte sich einige Notizen.

      Pommerle trat an ihn heran.

      »Kommt morgen noch einer mit auf den Hörnerschlitten?«

      »Ja, mein liebes Kind, nun muß ich dir einmal eine große Freude zerstören. Die Fahrt nach Krummhübel am morgigen Sonntag muß leider unterbleiben. Der Vater bekommt Besuch von einem Herrn. Das ist für den Vater eine große Ehre, denn der Herr Geheimrat Unolt ist einer der berühmtesten deutschen Geologen. Er kommt eigens nach Hirschberg, weil er mich aus meinen Büchern kennt.«

      »Du hast doch aber gesagt, wir fahren morgen mit dem Hörnerschlitten.«

      »Das geht jetzt nicht mehr, mein Kind. Wir fahren ein anderes Mal.«

      »Sie haben aber gesagt, wir fahren morgen. Da brauche ich ja auch nicht mehr so tüchtig beim Meister zu lernen, und das Pommerle braucht auch keine so guten Arbeiten zu schreiben, wenn doch nachher nichts los ist.«

      »Ich denke, ihr werdet alle beide einsehen, daß der Besuch dieses berühmten Herrn für mich von größter Bedeutung ist. Herr Geheimrat Unolt ist ein Herr, der mir außerordentlich viel nützen kann.«

      »Der Unhold kann an einem anderen Tage kommen. – Was hat der Kologe hier zu suchen! – Sagen Sie ihm, wir fahren morgen Hörnerschlitten. Am Montag sind wir ja wieder da.«

      »Ja, der Unhold soll an einem anderen Tage kommen!«

      »Ihr seid jetzt hübsch vernünftig.«

      »Vati, wenn man was versprochen hat, muß man es halten.«