Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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die Kätzchen vom Boden herunterbrachte.

      »Woher hat er denn gewußt, daß Grauchen fort ist?«

      »Wahrscheinlich haben die kleinen Kätzchen gefroren oder waren hungrig. Sie haben nach ihrer Mutter gerufen, und da Schnapp sehr gut hört, hat er das Jammern der Kätzchen vernommen. Da ist er auf den Boden gegangen, hat nach Grauchen Umschau gehalten, und als Grauchen nicht zurückkam, dann die kleinen, frierenden Tierchen zu sich in sein warmes Körbchen geholt.

      »O du guter Schnapp«, jubelte Pommerle. »Am liebsten möchte ich dir einen Kuß auf deine süße Schnauze geben. Der Schnapp ist ebenso gut wie du, Mutti. Als mein Vater ertrank, da war ich auch ganz allein. Da habt ihr mich auch in euer Nest getragen. Ach, Mutti, du bist gerade so gut wie der Schnapp.«

      Wenn Pommerle daran dachte, daß der Jule nun sein Grauchen niemals wiedersehen konnte, wurde ihm das Herz schwer. Aber der Jule sollte von den vier Kätzchen zwei als Eigentum haben. Vielleicht auch noch ein Hundchen. Und die Sabine mußte sich auch das Körbchen mit den sieben kleinen Tierchen ansehen. Was würde sie dazu sagen?

      Da fiel es Pommerle schwer aufs Herz, daß Sabine dieses junge Tierglück ja nicht sehen könnte. Sie konnte nur mit den Händen über die Kleinen hinwegstreichen.

      »Die arme Sabine! Sie muß wirklich ihr Herz ganz dick voll Sonne haben, Mutti, daß sie jetzt nicht traurig wird. Sie kann doch den Schnapp mit seinen vielen Kinderchen nicht sehen. – Mutti, darf ich heute noch zur Sabine gehen? Sie muß kommen – und der Jule auch.«

      Pommerle bekam die Erlaubnis.

      Atemlos vom schnellen Laufen, eilte es in die Werkstatt, in der Jule fleißig arbeitete.

      »Weine mal nicht, lieber Jule, es ist etwas Schreckliches geschehen. Sie haben uns unser Grauchen weggefangen. Und das Grauchen hat vier Kätzchen, die hat jetzt der Schnapp alle in seinem Körbchen.«

      Der Jule stellte vor Schreck die Arbeit ein. Sein Grauchen war weggefangen?

      Pommerle mußte die näheren Erklärungen geben. Der sonst so vorwitzige Lehrling wurde still und immer stiller. Der Verlust seiner Katze schmerzte ihn tief.

      Pommerle merkte, daß Jule sehr traurig war.

      »Armes Julchen, aber ich schenke dir zwei andere Kätzchen und noch ein Hundchen dazu. Vielleicht kommt auch unser Grauchen noch mal wieder.«

      Sabine ging mit Pommerle heim. Der Jule wollte nicht mitkommen. Er meinte, er würde sich später Schnapps Kinder ansehen. Heute, nach Feierabend, wolle er lieber mal ordentlich herumfahren, um Grauchen zu suchen. Vielleicht finde er es doch noch.

      Strahlend führte Pommerle Sabine vor das Körbchen. Aber Schnapp hatte jetzt gar keine Lust, seinen Platz zu verlassen.

      »Geh doch mal fort, Schnapp, Sabine will deine Kinder sehen.«

      Schnapp ließ das nicht zu. Mit mißtrauischen Augen blickte er auf das junge Mädchen und fing sogar an zu knurren, als Pommerle eins der Tierchen nehmen wollte.

      »Laß sie nur liegen«, meinte Sabine. »Er fürchtet, daß man den Kleinen ein Leid antun könnte. Wir wollen den guten Schnapp nicht unnötig ängstigen.«

      »Nun hast du aber gar nichts gesehen, Sabine, und hast keine Freude«, seufzte Pommerle. »Dafür schenke ich dir auch, wenn die Kätzchen erst groß geworden sind, das allerschönste.«

      Bis spät abends suchte und lockte der Jule sein Grauchen. Aber alle Mühe blieb erfolglos.

      Als Pommerle an einem der nächsten Tage wieder einmal im Flur bei Schnapp stand, klingelte es. Die Kleine öffnete selbst die Haustür und sah sich einer älteren Dame gegenüber, der ein größerer Knabe folgte.

      »Wir kennen uns, Pommerle.«

      »Ja«, sagte das Kind. »Du bist die Frau Hanke, der das Haus abgebrannt ist. Wo wohnst du denn jetzt?«

      »Ich wollte soeben zu dir kommen, kleines Pommerle. Ich hörte, daß du eine große Tierfreundin bist. Und weil du damals bei dem Unglück so fleißig geholfen hast, will ich dir jetzt eine ganz besondere Freude bereiten. – Fritz, komm einmal her.«

      Der größere Knabe, der in der Tür stand und einen großen Behälter trug, der mit Tüchern umwickelt war, kam näher heran. Während Frau Hanke das Tuch entfernte, tönte von innen heraus eine Stimme:

      »Schafskopf!«

      »Der Papagei!«

      »Ja, Pommerle, der Papagei. Ich habe mir gedacht, daß ich dir eine große Freude damit bereiten werde, wenn ich dir meine Lora schenkte. – Möchtest du den Vogel haben?«

      »O ja! – So ein süßer Papagei, den habe ich mir schon immer gewünscht. – Willst du nun mal meine Hundchen und meine Kätzchen sehen?«

      »So sollst du den Papagei behalten, kleines Pommerle.«

      Die Tür des Wohnzimmers wurde geöffnet. Frau Bender hatte Stimmen gehört und wunderte sich, daß man den Besuch im Flur stehenließ. Als sie Frau Hanke und den großen Käfig erblickte, erschrak sie.

      »Mutti«, jauchzte ihr Pommerle entgegen, »nun haben wir auch noch einen Piepmatz, einen großen, bunten Papagei! Und ›Schafskopf‹ kann er sagen! – Ach, Mutti, bin ich glücklich!«

      »Bitte, wollen Sie nicht eintreten, Frau Hanke?«

      »Mein schöner, lieber Papagei! Den stelle ich in meine Stube.«

      Während Frau Bender den Besuch ins Zimmer nötigte, betrachtete Pommerle den Vogel interessiert.

      »Er kann gut sprechen«, sagte Fritz. »Er kann auch fein schimpfen.«

      »Schafskopf – Schafskopf – Schafskopf!« rief Pommerle in den Käfig hinein. Und prompt kam die Antwort: »Schafskopf!«

      »Willst du mal meine Hundchen und meine Kätzchen sehen?«

      Schnapp knurrte den fremden Knaben grimmig an und ließ seine Kinderschar nicht beäugen.

      Gemeinsam trugen die beiden Kinder dann den Käfig in des Professors Zimmer.

      »Vati, ein neues Glück ist uns ins Haus gekommen. – Siehst du, seit wir das Hufeisen haben, seit jener Zeit regnet es Glück.«

      »Was soll denn mit dem Vogel werden?« fragte Bender ein wenig beklommen.

      »Den habe ich geschenkt bekommen.«

      »Bist du da? – Bist du da? – Hahaha, hörst du? – Bist du da? – Schmeckt fein. – Herein! – Schafskopf! – Bist du da?«

      »Was soll denn der Vogel hier bei mir?« fragte Bender, als er sich das Geplapper ein Weilchen angehört hatte.

      »Das ist jetzt mein Vogel, den hat mir Frau Hanke geschenkt. Vati, nun habe ich einen großen Hund, drei kleine Hündchen, vier Kätzchen und den schönen Papagei. Und wenn der kleine Sperling nicht wieder fortgeflogen wäre, hätte ich noch einen Sperling.«

      »Geschenkt hat man dir den Papagei?«

      »Jawohl – jawohl – jawohl«, schnarrte der Vogel. »Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!«

      Professor Bender ließ sich in den Stuhl fallen. Seit der Hundezucht war keine Ruhe mehr im Hause. Nun kam noch ein Papagei hinzu – und wahrscheinlich einer, der den ganzen Tag plapperte.

      »Nimm den Vogel nur wieder mit, kleines Pommerle. Wir werden ihn in einem anderen Zimmer unterbringen.«

      »Aber natürlich, Vati. Er kommt in mein Zimmer.«

      »Aber, Kind, was denkst du dir denn? Wir wollen doch wenigstens unsere Nachtruhe haben.«

      »In der Nacht schläft doch die süße, kleine Lora. Ach, lieber, lieber Vati, laß mich nur machen. Du wirst noch viel Freude haben, wenn du allein bist und du kannst dir was mit der Lora erzählen.«

      »Auf Wiedersehen – auf Wiedersehen«, schnarrte Lora.

      »Jawohl,