Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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meinte Pommerle. »Mein Hundchen muß einen schöneren Namen haben.«

      Allerlei wurde beraten; immerfort fragte das Kind:

      »Möchtest du ›Rumpelstilzchen‹ heißen – oder ›Dornröschen‹? Oder vielleicht ›Leberwürstchen‹?«

      Plötzlich schnappte der Hund lustig nach den streichelnden Händen des Kindes.

      »Sieh nur, Jule, wie niedlich er schnappt!«

      »Du oller Schnapper! Sollst du nach deinem Frauchen schnappen?«

      »Natürlich soll er das, schnapp nur immerfort, mein liebes Hündchen! Schnapp – schnapp.« Und wirklich begann der Hund mit dem Kinde zu spielen.

      »Schnapp!« Der Hund kam gelaufen. »Oh«, meinte Pommerle entzückt, »jetzt weiß ich, wie ich ihn nenne. Er hört schon auf seinen neuen Namen. ›Schnapp‹ sollst du heißen, mein süßes Hundchen. Hast du verstanden? Schnapp!«

      Schweifwedelnd sprang das Tier an dem Kinde empor.

      »Ja, der Name scheint dir gut zu gefallen, Schnapp. Nun wollen wir zur Anna gehen und sie fragen, ob sie nicht ein kleines Wursteckchen hat. Du mußt doch zu deiner Taufe etwas geschenkt bekommen.«

      Man ging in die Küche. Pommerle brachte sein Anliegen vor.

      »Aber, Pommerle«, sagte Anna. »Vor einer halben Stunde hast du eine Wurstecke gewollt. Ich kann doch nicht immerfort Wurstecken abschneiden.«

      »Nur weil Taufe ist, Anna.«

      »Eine Käserinde kann ich dir geben.«

      »Und eine kleine Wurstecke.«

      »Na, meinetwegen. Aber heute kommst du nicht wieder.«

      Schnapp bekam seine Wurstscheibe, blinzelte Anna dankbar an und blieb neben ihr stehen.

      »Na, komm nur, Schnapp«, meinte Pommerle, »ein Stückchen Schokolade habe ich auch noch. Das schenke ich dir.«

      Dann wurde Jule gebeten, er möchte von jetzt an alle Wurstecken aufheben und mitbringen.

      »Der Meister hat aber auch einen Hund.«

      »Na, da laß die Wurstpellen dem Hund von deinem Meister. Ich werde in der Schule bitten, daß ich Wurstpellen bekomme.«

      Am nächsten Tage, in der Pause, stellte sich Pommerle mitten auf den Schulhof und rief mit lauter Stimme seine Mitschülerinnen herbei.

      »Ich habe euch was Wichtiges zu sagen. Kommt doch mal alle her!« Dann wurde von dem Hund erzählt, der viel Hunger hätte, der nächstens viele Kinderchen bekommen würde, die alle ernährt werden müßten. Jeder sollte daheim nachsehen, ob nicht Knochen, Wurstabfälle oder sonst etwas Gutes übrig sei, das sollte man Pommerle am folgenden Tage mit in die Schule bringen.

      Der Erfolg war groß. Schon am nächsten Tage bekam das Kind, da es bei seinen Mitschülerinnen sehr beliebt war, viele kleine Päckchen. Ein Mädchen brachte sogar einen großen Schinkenknochen mit. Strahlend nahm Pommerle alles in Empfang.

      »Jetzt kann der Schnapp viele Tage lang fressen.«

      Die Vorräte wurden in die Schulmappe gepackt. Diese konnte die Menge kaum fassen. Und als Pommerle beglückt heimkam und vor Anna den Ranzen entleerte, schlug das Hausmädchen entsetzt die Hände zusammen. Aus den Papieren waren natürlich die Wurstpellen herausgefallen; erschrocken betrachtete Pommerle seine Hefte, die fast alle Spuren der fettigen Geschenke zeigten. Anna nahm von den Vorräten fast alles fort.

      »Wenn du einen Hund haben willst, Pommerle, mußt du auch wissen, wie man ihn behandelt, wieviel er fressen darf und wie man ihn zu erziehen hat. Sonst stirbt eines Tages dein Schnapp.«

      Da wurde die Kleine nachdenklich. Sie ging zu Schnapp, nahm ihn auf den Schoß und sagte zärtlich:

      »So, Schnapp, jetzt geht es los mit der Erziehung, sonst wirst du mir krank, liebes Hundchen. Vor allem mußt du dich mit Grauchen vertragen. Ihr seid doch jetzt Geschwister, und die dürfen sich nicht zanken.« Dann holte Pommerle das Grauchen; aber schon wieder fauchte die Katze den Hund an, und Schnapps Haare sträubten sich bedenklich. Obwohl Pommerle beiden gut zuredete, waren seine Worte erfolglos. Schnapp knurrte, wurde immer unruhiger, und Grauchen behielt den krummen Buckel.

      »Ihr seid eben beide noch nicht erzogen«, seufzte die Kleine. »Na, es wird schon noch anders werden. Wenn ihr erst beide Kinderchen habt, werdet ihr euch schon vertragen.«

      Noch am selben Tage lauschte Pommerle aufmerksam den Worten des Vati, der ihm erklärte, was eine Hündin brauche und wie man sie zu behandeln habe.

      »Aber vielleicht ist mein Hund anders.«

      »Nein, kleines Pommerle. Wenn du zuviel des Guten tust, wird das Tier krank. Und besonders, wenn es demnächst Junge haben wird, mußt du ganz besonders vorsichtig sein.«

      »Wieviel junge Hundchen werde ich bekommen?«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Und wieviel junge Kätzchen?«

      »Das weiß ich auch nicht«, sagte Professor Bender seufzend. »Aber ich sehe schon eine ganze Menagerie um dich herum. – Was willst du mit allen den Tierchen nur anfangen, Pommerle?

      »Schrecklich liebhaben will ich sie, und alle zu guten, brauchbaren Tierchen erziehen.«

      Pommerles Lieblinge

       Inhaltsverzeichnis

      Pommerle lag in süßen Träumen. Alles das, was es an Glück in den letzten Tagen erlebt hatte, spiegelte sich im Schlummer wieder.

      Schnapp, die liebe, süße Hündin, hatte drei kleine, schwarze Hundchen bekommen, und alle schwarzen Hündchen hatten weiße Pfötchen.

      Grauchen hatte tags zuvor vier kleine Kätzchen bekommen.

      Der Professor hatte zwar gemeint, man wolle gleich zwei der Kätzchen fortschaffen. Da waren dem Kinde die hellen Tränen über die Wangen gerollt, es hatte so inständig gebeten, ihm die vier Kätzchen zu lassen, daß Herr Bender nachgab.

      Alle die Hunde und Katzen krochen nun im Traume um Pommerle herum, die Hände zuckten auf der Bettdecke hin und her, jeder Kater, jeder Hund wollte gestreichelt sein, und in Pommerles Träume hinein bellte und miaute es.

      Aber es bellte wirklich. Professor Bender erwachte sogar davon. Das war doch Schnapp, der den nächtlichen Lärm machte? Schnapp hatte sein Körbchen unter der Treppe im Hausflur. Es war dort nicht kalt, denn die Dampfheizung, die das Haus durchwärmte, wurde vom Flur aus in Gang gebracht. Schnapp konnte daher mit seinem Lager recht zufrieden sein. Damit sich aber Schnapp und Grauchen, die sich noch immer nicht recht vertrugen, nicht ins Gehege kamen, hatte man Grauchen auf dem Hausboden ein weiches Lager bereitet. Damit es aber in seinen nächtlichen Wanderungen nicht behindert war, hatte man eine der Dachluken offen gelassen, durch die sich das Tier auf das Dach eines Schuppens und in den Garten hinabschwang und auf dem gleichen Wege wieder zurückkehrte.

      Professor Bender richtete sich auf. Warum bellte Schnapp so sehr? Und plötzlich hörte er ein jämmerliches Miauen. Hatten sich die beiden Tiere wieder einmal in den Haaren? Er lauschte noch ein Weilchen. Schnapp beruhigte sich bald wieder. Vielleicht war nur jemand am Hause vorübergegangen, und Schnapp, der sehr besorgt um seine Kleinen war, hatte in seiner Erregung so heftig gebellt.

      Nach Stunden erwachte Professor Bender abermals. Er sah nach der Uhr. Es war kaum sechs Uhr. Das war doch wieder Schnapp, der sich draußen so unruhig benahm. Deutlich vernahm Professor Bender, daß Schnapp die Treppe zum Boden hinaufsprang und nach kurzer Zeit wieder herunterkam. Was hatte Schnapp oben auf dem Boden zu suchen? Wollte er Grauchen beunruhigen? Nun, das mutige Grauchen würde Schnapp schon einen ordentlichen Denkzettel geben, wenn er gar zu nahe an die jungen Kätzchen herankam.

      Nach kurzer Zeit hörte Herr