gestreifte Lolli. Nichts. Rein gar nichts. Den Kindern liefen dicke Tränen über die eben noch vor Freude geröteten Wangen.
„Hach!“ Mit diesem Aufschrei sprang der Weihnachtsmann aus seinem Schaukelstuhl hoch und hätte sich um ein Haar in seiner warmen flauschigen Decke verfangen.
Als er wieder sicher auf beiden Beinen stand, raufte er sich für einen Moment die Haare und den dichten weißen Bart. Und dann, ja dann fiel ihm sein Traum wieder ein. Weihnachten, Kinder, Geschenke. Hastig sah er auf die Uhr. Oh nein, es ging bereits auf den Abend zu. Nein, nicht irgendeinen Abend. Den Heiligen Abend. Alle Gemütlichkeit über Bord werfend, riss der Weihnachtsmann seine rote Mütze mit dem weißen Pelz und seine Weihnachtsmannjacke vom Haken. Schnell schlüpfte er hinein, band noch den schwarzen Gürtel um und rannte dann mit Gestampfe und Getöse durch die Flure seines Holzhauses.
„Dingdingdingdingding!“, machte es kurz darauf. Aus allen möglichen und unmöglichen Ecken kamen verschlafene Weihnachtswichtel hervor, rieben sich die Augen, während sie gleichzeitig versuchten in ihre rot-weiß geringelten Socken und ihre grünen Jäckchen zu schlüpfen. Was war bloß los, das der Weihnachtsmann die Alarmglocke läutete? Das hatte es noch nie gegeben. Naja, fast nie. Wenn sie ehrlich waren, hatte wohl in den vielen Jahren mal der eine oder andere kleine Wichtel aus lauter Blödsinn die Glocke geläutet. Aber das heute. Das war etwas völlig anderes. Es musste etwas Schlimmes passiert sein!
„Meine lieben Wichtel“, japste der Weihnachtsmann seine ersten Worte heraus, noch völlig atemlos von der ganzen Rennerei. So hatten ihn seine Wichtel noch nie erlebt. Mit großen Augen schauten sie zu ihm hoch. „Meine lieben Wichtel“, wiederholte der Weihnachtsmann, nun schon wieder gefasster. „Wir hätten um ein Haar den Heiligen Abend verschlafen. Gerade vor ein paar Minuten erwachte ich in meinem Schaukelstuhl, sah auf die Uhr und erschrak fürchterlich. Der Abend naht und wir sind nicht vorbereitet.“
Mit einem Schlag waren auch die Wichtel hellwach. Den Heiligen Abend fast verschlafen? Oh weih, das konnte doch nicht sein. Wie konnte das nur passieren? Aufgeregt schnatterten alle durcheinander, es hörte sich an wie in einem Hof voller aufgeregter Gänse.
„Ruhe!“, donnerte der Weihnachtsmann dazwischen.
Schlagartig verstummten alle.
„Wir müssen nun Ruhe bewahren“, fuhr der Weihnachtsmann fort. „Jeder von euch weiß, was er zu tun hat. Also packt die Geschenke ...“
„Aber es sind noch nicht alle fertig“, fiel ihm ein Wichtel mit piepsiger Stimme ins Wort.
„Ich weiß, wir müssen das nehmen, was wir haben, und es aufteilen. Besser es bekommt jedes Kind ein kleines Geschenk als gar keins. Und nun schnell. Einpacken, Rentiere anspannen und los geht’s!“ Und genau so wurde es gemacht. In Windeseile wurde verpackt, im Schlitten verstaut, die Rentiere angespannt. Zu guter Letzt zogen sich alle festlich an und dann ging es huuuuuuuiiii durch die Lüfte davon.
Schon bald sahen sie tief unter sich ihr erstes Ziel. Ein wenig enttäuscht sah sich der Weihnachtsmann um und brummelte: „Auf den Winter kann man sich heutzutage auch nicht mehr verlassen. Viel zu warm und keine einzige Schneeflocke weit und breit. Die armen Kinder. Ich weiß doch, wie sehr sie sich immer Schnee am Heiligen Abend wünschen.“
Bei diesen Worten schnippte er kurz mit den Fingern und schon tanzten um ihn herum wunderschöne dicke weiße Flocken, die sanft Richtung Erde schaukelten.
„Seht, wie sie sich freuen!“ Der Weihnachtsmann zeigte nach unten, wo gerade ein paar Menschen stehen blieben und nach oben zeigten. „Ja“, nickte er zufrieden, „so soll es sein. Und nun haltet brav über dem kleinen roten Haus dort vorne, meine lieben Rentiere, damit ich die ersten Kinder beschenken kann.“
Voller Vorfreude stieg er aus seinem Schlitten, schnappte sich den Geschenkesack und sauste mit lautem „Ho! Ho! Ho!“ durch den Schornstein. Unten angekommen, krabbelte er aus dem Kamin, stand auf und zuppelte ein wenig seine Kleidung zurecht. Schließlich wollte er einen guten Eindruck machen.
„Seid ihr denn auch alle brav gewesen?“, stellte er die jährliche Frage. Keine Antwort. Verwirrt blickte sich der Weihnachtsmann um. Wo waren denn die Kinder? Hoffentlich war niemand krank geworden. Aber halt. Nun sah er sich genauer um. Kein geschmückter Tannenbaum, keine Kerzen, kein Duft nach frischgebackenen Plätzchen und kein Glas Milch für den fleißigen Weihnachtsmann. Völlig fassungslos ließ er sich in den nächsten Sessel plumpsen. Während er überlegte, was hier wohl los sei, öffnete sich plötzlich die Haustür und herein kamen ... die Kinder. Völlig durchgefroren sahen sie aus, was kein Wunder war, schließlich trugen sie ihre Badekleidung und das mitten im Winter. Na, mit den Eltern sollte aber mal jemand ein ernstes Wörtchen reden, dachte der Weihnachtsmann entrüstet.
Aber dann hörte er die Worte des kleinen Timmi: „Mama, wieso schneit es plötzlich mitten im Sommer?“
Der Mutter blieb die Antwort im Halse stecken, da sie gerade sah, wer da ein halbes Jahr zu früh in ihrem Sessel hockte.
„Ho ho ho ...“, machte der Weihnachtsmann leise und zuckte verlegen mit den Schultern.
Nicole Vergin, geboren 1969 in Hannover, ist heute wohnhaft nahe des Steinhuder Meeres.
*
Weihnachten im Märchenwald
Wie in jedem Jahr so war auch dieses Mal die erste Station des Weihnachtsmannes auf seiner langen Reise durch die Heilige Nacht der Märchenwald. Er hatte den Schlitten bis zur höchstzulässigen Achslast beladen und seine acht neuen Rentiere waren besonders kräftige Exemplare. Fröhlich ein Liedchen pfeifend, eilte er durch den schneebedeckten Wald, rief ein aufmunterndes „Schneller, meine Lieben“ zu seinem Gespann und betrachtete stolz das glitzernde Funkeln in den vereisten Bäumen, bis ... ja, bis plötzlich auf seinem Weg ein umgestürzter Baumstamm auftauchte.
Da der Weihnachtsmann gerade abgelenkt war und die eine Hälfte seines Gespannes nach links, die andere jedoch rechts am Baum vorbeiziehen wollte, hüpfte sein Schlitten über das Hindernis und knallte hart auf den Boden. Der Weihnachtsmann purzelte aus seinem Schlitten und landete mit einem schweren Plumps im Schnee. Für einen kurzen Moment konnte er noch sehen, wie die Rentiere mit seinem Schlitten im Wald verschwanden, dann wurde es schwarz um ihn.
Im Schloss des Märchenlandes war bereits alles in heller Aufregung. Die Königin inspizierte die geschmückten Weihnachtsbäume und mäkelte hier an einem zu krumm stehenden, bemängelte dort eine falsch hängende Kugel und schickte ihre Diener in alle Himmelsrichtungen, um noch mehr Plätzchen, Wein, Naschwerk und andere Spezereien für das Fest zu besorgen. Da klopfte es an der Schlosstür.
„Das wird doch nicht schon der Weihnachtsmann sein“, rief sie und öffnete das große Tor. Dort stand aber nur Horst, der ewig frierende Schneemann, der trotz dicker Handschuhe, einem Wollschal und mehrerer bereits genossener Gläser Glühwein am ganzen Körper zitterte.
„Frau Königin, Frau Königin, es ist etwas ganz Furchtbares passiert“, rief er aufgeregt.
Die Königin gab sich gelassen: „Willst du mir schon wieder sagen, dass die Temperatur um ein Grad gesunken ist?“
„Nein, Frau Königin, es ist viel schlimmer“, antwortete Horst und deutete nach draußen. Dort tauchten die sieben Zwerge auf, die einen gläsernen Sarg zum Schlossberg hinauftrugen.
„Hat sich unser Schneewittchen schon wieder einen Schönheitsschlaf gegönnt?“, fragte die Königin verärgert, doch dann sah sie, wie schwer die Zwerge an dem Sarg zu tragen hatten.
„Wen bringen sie mir denn da?“, fragte sie.
„Es ist so furchtbar“, jammerte der Schneemann, „die Zwerge haben den Weihnachtsmann im Wald gefunden ...“
„Ist er etwa tot?“, rief die Königin entsetzt.
„Nein, nein“, entgegnete Horst rasch, „sie haben ihn nur in den Glassarg gelegt, weil er dann leichter für sie zu tragen ist. Wir haben ihm doch schon im letzten Jahr geraten, er solle mehr auf sein Gewicht achten. Aber er muss ja