wahre Genugtuung im Geist, wenn der Büßende sich selbst zutiefst missfällt in allem, was er getan hat, und wirklich sich zu Gott bekehrt, seine Schuld wahrhaft einsieht und Gott im Herzen bekennt (1, 99, 1–4). Die christliche Buße besteht in den zwei Stücken Reue oder ernstliches Erschrecken wegen der Sünde und Glaube der Vergebung um Christi willen (21, 262, 7–9), entsprechend den zwei Worten der Predigt, Gesetz und Evangelium (39I, 345, 16–29). Die Buße der an Christus Glaubenden geht über die einzelnen Sünden hinaus, sie dauert an bis zum Tod das ganze Leben hindurch (39I, 350, 16f.). Es gibt in der wahren Buße zwei Dinge, die Erkenntnis der Sünde und die Erkenntnis der Gnade oder die Furcht Gottes und das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit (40II, 317, 35–37).
2. Sakrament: Es gibt zwei Vergebungen in dem Sakrament der Buße, Vergebung der Pein und Vergebung der Schuld. Die Vergebung der Pein oder Genugtuung ist unermesslich geringer als die Vergebung der Schuld, die niemand als Gott allein vom Himmel geben kann (2, 714, 3–11). Es sind drei Dinge in dem Sakrament der Buße. Das erste ist die Absolution, das sind die Worte des Priesters, die zeigen an, sagen und verkünden dir, deine Sünden seien vor Gott vergeben. Das andere ist die Gnade, Vergebung der Sünde, der Friede und Trost des Gewissens. Darum heißt es ein Sakrament, ein heiliges Zeichen, da man die Worte hört äußerlich, die bedeuten die geistlichen Güter innerlich, davon das Herz getröstet wird und befriedet. Das dritte ist der Glaube, der da fest dafürhält, dass die Absolution und Worte des Priesters wahr sind, und an dem Glauben liegt es alles miteinander, der allein macht, dass die Sakramente wirken, was sie bedeuten, und alles wahr wird, was der Priester sagt, denn wie du glaubst, so geschieht dir (2, 715, 21–33). Man muss Buße und Sakrament der Buße unterscheiden. Das Sakrament besteht in drei Dingen, im Wort Gottes, das ist die Absolution, im Glauben der Absolution und im Frieden, das ist in Vergebung der Sünde, die dem Glauben gewiss folgt. Aber die Buße teilt man auch in drei Teile, in Reue, Beichte und Genugtuung (2, 721, 7–16). Das Sakrament der Buße entbehrt des sichtbaren und von Gott eingesetzten Zeichens und sie ist der Weg oder die Rückkehr zur Taufe. Aber auch die Scholastiker können nicht sagen, dass die Definition des Sakraments auf die Buße zutreffe, wenn auch sie dem Sakrament ein sichtbares Zeichen zuschreiben, das die Form der Sache, die unsichtbar geschieht, den Sinnen sichtbar vorhält. Aber die Buße oder Absolution hat kein solches Zeichen (6, 572, 15–19). Es ist nicht gegründet in der Schrift noch in den heiligen alten Lehrern, dass die Buße habe drei Stücke: Reue, Beichte und Genugtuung, wie die Scholastiker lehren (7, 351, 14–16; vgl. 1, 243, 4–10; |49|7, 353, 26–32; 21, 251). Die heimliche Beichte ist ein aufgetaner Gnadenschatz, worin Gott anbietet seine Barmherzigkeit und Vergebung aller Sünde (8, 166, 27–30). Es gibt dreierlei Beichte. Die erste geschieht vor Gott. Diese Beichte soll das ganze Leben eines Christen sein. Die andere geschieht gegenüber den Nächsten und ist der Liebe Beichte, wie die erste des Glaubens ist. Die dritte ist, die der Papst geboten hat, die heimlich in die Ohren vor dem Priester geschieht, diese ist nicht von Gott geboten. Also sagen wir nun von der heimlichen Beichte, dass niemand dazu gezwungen sei, aber doch ist sie geraten und gut (15, 482, 21–485, 24; vgl. 19, 513–521). Die Beichte begreift zwei Stücke in sich, eines, dass man die Sünde bekenne, das andere, dass man die Absolution oder Vergebung vom Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel (30I, 383, 12–384, 2).
3. Christliches Leben: Jeder Christ tut täglich Buße, weil er täglich sündigt, nicht weil er Verbrechen begeht, sondern weil er die Gebote Gottes nicht vollkommen erfüllt (2, 408, 34–36). Das ganze Evangelium ist nichts anderes als die Predigt der Buße, also ist das evangelische Leben nichts anderes als Buße (2, 409, 34f.). Die Buße soll nicht auf die Beichte oder eine bestimmte Zeit beschränkt werden, sondern soll auf die ganze Person gehen (11, 91, 24–28). Buße heißt sich bessern, ein neues Leben annehmen, einen anderen Sinn, Mut, Zuversicht gewinnen durch Christus, den eigenen Kräften und Werken misstrauen und ganz auf Christus vertrauen (12, 602, 37–39). Die Buße muss nicht nur eine bestimmte Zeit andauern, wie die Papisten wähnen, die nur für die einzelnen Sünden eine gewisse Zeit zu büßen lehren, weil sie überhaupt nicht verstehen, was wahre Buße ist. Deshalb muss man wissen, dass der Lauf des gesamten Lebens schlechthin Buße sein und unser ganzes Leben eine andauernde Buße sein muss (39I, 395, 25–397, 30). Deshalb lernt gut zu unterscheiden zwischen der kirchlichen und der evangelischen Buße. Diese nämlich dauert durch das ganze Leben und tut für die Sünden nicht genug, sondern ergreift durch den Glauben die Genugtuung Christi und kämpft beharrlich mit der Begierde der fleischlichen Sünde. Ihre Buße aber ist voll von Irrtümern und Lästerungen gegen Christus (39I, 409, 16–20).
4. Wirkung: Die Tat der Buße ist nichts anderes als eine Gelegenheit, durch die Gott veranlasst wird seine Verheißung einzulösen (6, 158, 12–19). Das Sakrament der Beichte ist zur Beruhigung, nicht zur Verwirrung des Gewissens eingesetzt (6, 164, 13f.). Christi Meinung ist nicht, so die Buße zu predigen, dass man die Gewissen in Schrecken bleiben lassen soll, sondern dass man die, die ihre Sünde nun erkennen und reuigen Herzens sind, wiederum tröste und aufrichte. Darum knüpft er das andere Stück daran und befiehlt nicht allein Buße, sondern auch Vergebung der Sünde zu predigen (21, 258, 12–17). Die Beichte behalten und loben wir als ein nützliches heilsames Ding, denn obwohl sie nicht ein Stück der Buße, auch nicht nötig und geboten ist, so dient sie doch dazu, dass man die Absolution empfange, welche nichts anderes als eben die Predigt und Verkündigung der Vergebung der Sünden ist (21, 262, 32–36).
5. Das Wohlwollen Gottes führt zur Buße, d.h. dass man erkennt, dass das Gesetz die Kraft der Sünde ist (39I, 357, 13f.). Aus der Kenntnis des Gesetzes und aus der Kenntnis des Kreuzes Christi und des Heils kommen wir zur Buße (39I, 407, 3–8).
6. Fegfeuer: Wir glauben, dass im Himmel Friede, Freude und Gewissheit im Licht Gottes regieren, in der Hölle aber versklaven Verzweiflung, Schmerz und schrecklicher |50|Abscheu in äußerster Finsternis, das Fegfeuer aber ist die Mitte zwischen beiden, so jedoch, dass es der Hölle näher ist als dem Himmel, weil es keine Freude und keinen Frieden gibt, da keine Teilhabe am Himmel stattfindet, weil dieselbe Strafe wie in der Hölle verhängt ist, nur durch die Dauer verschieden, und daraus geht hervor, dass das Fegfeuer auch in sich selbst Verzweiflung, Abscheu, Schrecken und Schmerz ist (1, 558, 28–34). Wenn das Fegfeuer die Seelen unglücklich macht und die Furcht ihnen lästig ist, ist klar, dass ihnen die Liebe und der Geist der Freiheit abgeht und der Buchstabe und die Furcht sie besetzt hält (1, 560, 6–9). Dass ein Fegfeuer sei, kann man nicht aus der Schrift beweisen. Luther beteuert, er habe das Fegfeuer noch nie geleugnet, wiewohl er es weder aus der Schrift noch Vernunft unwidersprechlich beweisen könne (7, 451, 9–13). Nun verlassen sich viele auf das Fegfeuer und leben bis ans Ende, wie es ihnen gelüstet, und wollen danach mit Seelenmessen sich helfen lassen. Es wäre deshalb gut, dass das Fegfeuer nie erkannt wäre (10I.1, 40, 4–7). Das Rechnen mit dem Fegfeuer ist Zeichen mangelnden Glaubens, weil es sich auf gute Werke verlässt (10I.1, 111, 4–8). An das Fegfeuer nicht zu glauben, ist keine Ketzerei; denn es steht nichts davon in der Schrift. Es ist besser, nichts zu glauben, das außerhalb der Schrift ist (10I.1, 588, 21–23).
📖 Martin Brecht, Luthers neues Verständnis der Buße und die reformatorische Entdeckung, in: ZThK 101 (2004) 281–291. Berndt Hamm, Von der Gottesliebe des Mittelalters zum Glauben Luthers, in: LuJ 65 (1998) 19–44. Albrecht Peters, Kommentar zu Luthers Katechismen, Band 5, 1994, 15–91. Albrecht Beutel, Hg., Luther Handbuch, 3. Aufl. 2017, 116–120.
Christ
→ Kirche, Priester
Wie uns Christus all das Seine gibt, so gibt er uns auch seinen Namen: darum heißen wir alle Christen von ihm, alle Gottes Kinder von ihm, alle Jesus von ihm, alle Heiland von ihm, und wie er heißt, so heißen wir auch (10I.1, 519, 4–7).
1. Wesen: Die Definition des Christen ist: Glauben, nur durch die Werke allein Christi ohne eigene Werke gerechtfertigt, von den Sünden befreit und gerettet zu werden (8, 599, 30f.). Der Christ lebt nicht in sich selbst, sondern in Christus und seinem Nächsten, oder er ist kein Christ. In Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe. Durch den Glauben wird er über sich hinauf in Gott gerissen, durch