9–13). Durch die Sünde gingen sowohl das Bild wie die Ähnlichkeit verloren. Sie werden aber wiederhergestellt durch den Glauben (42, 248, 16–18). Die falschen Theologen behaupten, das Bild und die Ähnlichkeit Gottes blieben auch im unfrommen Menschen erhalten. Aber das Bild Gottes ging nach der Sünde so zugrunde, wie die ursprüngliche Welt und das Paradies vergingen (42, 68, 31–34). Wir sind Bild Gottes eher für uns als für Gott, weil Gott sich nicht durch uns, sondern wir Gott durch uns erkennen (57III, 100, 13–101, 2).
📖 Hans von Campenhausen, Die Bilderfrage in der Reformation, in: ders., Tradition und Leben, 1960, 97–129. Werner Hofmann, Hg., Luther und die Folgen für die Kunst, 1983. Theodor Jörgensen, Wort und Bild bei Luther, in: Anja Ghiselli, Hg., Luther und Ontologie, 1993, 142–154. Thomas Kaufmann, Die Bilderfrage im frühneuzeitlichen Luthertum, in: Peter Blickle, Hg., Macht und Ohnmacht der Bilder, 2002, 407–454. Angelika Michael, Luther und die Bilder, in: LuJ 79 (2012) 101–137. Margarete Stirm, Die Bilderfrage in der Reformation, 1977. Christoph Weimar, Luther, Cranach und die Bilder, 1999, 30–42. Karl-Heinz Zur Mühlen, Luther und die Bilder, in: ders., Reformatorische Prägungen, 2011, 184–198.
Böses
→ Fleisch, Sünde, Teufel
Bosheit ist die böse Gefühlsausrichtung des Geistes, durch die der Mensch geneigt ist, das Böse zu tun, und alles Gute missbraucht zur bösen Tat (56, 187, 3–5).
1. Es gibt ein dreifaches Übel: das der Natur, der Schuld, des Verderbens. Das erste ist gegen das Sein, das zweite gegen die Gnade, das dritte gegen die Ehre (4, 596, 18f.; vgl. 601f.). Das Gesetz offenbart ein doppeltes Böses, ein inneres und ein äußeres. Das eine, das wir uns selbst zugefügt haben, die Sünde oder das Verderbnis der Natur, das andere, das Gott zufügt, den Zorn, den Tod und die Verdammnis, Schuld und Strafe (8, 104, 22–25).
2. Die heilige Schrift beschreibt den Menschen als in sich gekrümmt, so dass er nicht nur leibliches, sondern auch geistliches Gutes auf sich bezieht und sich in allem sucht. Diese Gekrümmtheit ist jetzt natürlich, ein natürliches Laster und ein natürliches Übel (56, 356, 4–7). Das erste Übel ist Ungerechtigkeit, dass der Mensch nicht fromm ist vor Gott. Das andere sind die bösen Werke, die folgen als der andere Schaden aus dem ersten. Diese Ungerechtigkeit sind auch die guten Werke, die geschehen in beraubter und abwesender wahrer Frömmigkeit, die aus Gnaden geboren wird. Das dritte, die Sünde, ist das Böse der Natur, das geblieben ist und allezeit bleibt, wenn die Missetat geschieht und Ungerechtigkeit verwirklicht wird, und da sind böse Lust, Liebe, Furcht angeboren, welche reizen zu den ersten zwei (1, 168, 11–29). Des Menschen Herz und Sinn stehen allezeit zu dem Bösen, das ist Hoffart, Ungehorsam, Zorn, Hass, Geiz, Unkeuschheit etc. und in allem, was er tut und lässt, sucht er mehr seinen Nutzen, Willen und Ehre, als Gottes und seines Nächsten; darum sind alle seine |44|Werke, alle seine Worte, alle seine Gedanken, all sein Leben böse und nicht göttlich (6, 244, 8–13). Das Gebot, du sollst nicht böse Begierde haben, beweist, dass wir alle Sünder sind und kein Mensch vermag zu sein ohne böse Begierde, er tue, was er will. Daraus lernt er an ihm selbst verzagen und anderswo Hilfe zu suchen, dass er ohne böse Begierde sei (7, 23, 36–24, 2). Der Mensch vermag von ihm selbst kein Gutes, sondern nur Böses (7, 355, 33f.). Wenn der Geist glaubenslos ist, sind wegen solchen Irrtums der Seele und falschem Gutdünken auch alle Werke des Leibes böse und verworfen (7, 553, 1–6). So ist nun das erste Böse aller Menschen, dass sie gottlos, heillos, gnadenlos sind, nur aus natürlichem Vermögen und Vernunft leben und wandeln (10I.1, 25, 12–16). Was nicht aus Gott ist und nicht vom heiligen Geist in uns gewirkt wird, ist böse (11, 202, 17f.).
3. Das Übel ist ein doppeltes: die Missachtung des Geistlichen, was Verderben bedeutet, und das Verlangen nach Irdischem, was Verkrümmung heißt (3, 212, 35f.). Unser Übel ist ein doppeltes: erstens dass wir nicht um die Gnade Gottes bitten, zweitens dass wir nicht daran denken und uns nicht dessen bewusst sind, ihrer zu entbehren. Denn wir wissen nicht, wie übel wir sind (3, 584, 26–28).
4. Woher kommt aber solcher Streit des Bösen wider das Gute in uns selbst, als von der leiblichen Adamsgeburt, welche nach dem angefangenen guten Geist in der Taufe und Buße übrigbleibt, bis dass es durch Gottes Gnade und des Geistes Zunehmen überwunden und zuletzt durch den Tod ausgetrieben werde (7, 331, 25–29). Die Theologen können nicht leugnen, dass zwei Übel nach der Taufe bestehen bleiben, die Sünde und ihre Begierde (8, 96, 33f.). Obwohl der Glaube uns erlöst auf einmal von aller Schuld des Gesetzes und uns freimacht, bleiben doch übrig böse Neigungen in Leib und Seele (10I.1, 52, 14f.).
5. Erkenntnis: Das Licht des Geistes Gottes lehrt, das Übel des Fleisches wahrzunehmen (56, 345, 23–28). Die Gebote Gottes lehren uns erkennen unsere Sünde, Bosheit, das ist die geistliche Krankheit, durch die wir nicht tun noch lassen, wie wir wohl schuldig sind (7, 205, 6f.). Das Gesetz Gottes ist gegeben, dass der Mensch dadurch seine Bosheit und Unwillen zum Guten erkenne, zu sich selbst komme und demütig seine böse Natur bekenne, verklage und Gottes Gnade begehre, die ihm nicht das Gesetz ablegt, welches er wohl sieht, dass es recht, gut und heilig sei, sondern ein anderes Herz mache, das solches rechtes, gutes und heiliges Gesetz lieb habe (10I.1, 460, 12–17).
6. Ursache: Böse Werke machen niemals einen bösen Menschen, sondern ein böser Mensch macht böse Werke. Also muss der Mensch in der Person zuvor fromm oder böse sein, ehe er gute oder böse Werke tut. Kein böses Werk kann ihn böse und verdammt machen, sondern der Unglaube, der die Person böse macht, der tut böse und verdammte Werke. Darum wenn man fromm oder böse wird, beginnt es nicht mit den Werken, sondern dem Glauben (7, 32, 6–33, 3). Vor dem Gesetz sündigt der Mensch und die böse Natur schlechthin für sich, denkt nicht an das Gesetz. Wenn aber das Gesetz kommt und wehrt und droht, so wird die Natur allererst böse und unwillig auf das Gesetz, fängt nun an, nicht allein die Sünde zu lieben, sondern auch die Gerechtigkeit zu hassen (10I.1, 464, 10–13).
7. Erlösung vom Bösen: Im Vaterunser bittet man zuletzt um die Erlösung vom Übel: Man findet viele, die Gott und seine Heiligen ehren und bitten, aber nur, dass sie das Übel los werden, und nichts anderes suchen, nicht einmal denken an die erste |45|Bitte, dass sie Gottes Ehre, Namen und Willen voransetzten. Darum suchen sie ihren Willen und kehren dieses Gebet ganz um, heben am letzten an und kommen nicht zu dem ersten, sie wollen ihr Übel los sein, es sei Gott zu ehren oder nicht, es sei sein Wille oder nicht. Weil dieses Leben nichts anderes ist als ein unseliges Übel, davon gewiss auch Anfechtungen erwachsen, so wollen wir das Übel darum begehren los zu werden, dass Anfechtung und Sünde aufhören und also Gottes Wille geschehe und sein Reich komme zu Lob und Ehre seinen heiligen Namens (2, 126, 10–27).
8. Wir sollen sehen die wunderbare Weisheit Gottes, weil er durch das Böse das Gute fördert und durch die Sünde die Gerechtigkeit vollkommen macht, nicht nur in uns, sondern auch in anderen (56, 331, 26–28). Vom Anfang der Welt an und in der Schrift zeigt Gott, wieviel Gutes er aus wenig Übel tun kann (57III, 232, 4–6). Wahr ist: Gott will das Übel oder die Sünde, wie auch dies: Gott versteht das Übel oder die Sünde. Dass er das Böse will, ist zweifach zu verstehen: Unmöglich ist es für Gott, dass er das Böse aus eigenem Willen wählt. Auf andere Weise will Gott das Böse, das außerhalb von ihm ist und das ein anderer tut, also ein Mensch oder Dämon. Wenn er das nicht wollte, geschähe es nicht. Umgekehrt will er nicht das Gute, weil er will, dass wir alle auf die Gebote verpflichtet wären, aber dass sie nicht alle erfüllen könnten. Also ist all dies wahr: Gott will das Böse, Gott will das Gute; Gott will das Böse nicht, Gott will das Gute nicht. Obwohl das wahr ist, dass Gott niemals eine Sünde um ihrer selbst willen will, sondern so, dass er nicht will und es ihm nicht gefällt, jemand zu rechtfertigen, als damit er größere Ehre in den Erwählten zeige. So will er die Sünden um eines anderen willen, d.h. um seines Ruhmes und der Erwählten willen (56, 181, 24–182, 22).
9. Es stellt sich die Frage, ob man das Böse nicht strafen soll, da man alles leiden, decken und ertragen soll, was Böses geschieht. Damit wäre den Bösen Ursache gegeben zu allem Mutwillen und sie in ihrer Bosheit gestärkt. Die Obrigkeit im Lande und jeder Hausvater sollen zürnen, strafen und dem Bösen wehren, ebenso ein Pfarrer und Prediger nach seinem Befehl, ja auch ein jeder