alle hohe Form und trägt des Kreuzes Form (10I.1, 390, 17f.).
2. Paulus sagt, Adam sei die Form Christi, da jener Urheber der Sünde, dieser der Gerechtigkeit sei, aber die Form ist dem Ursprung ähnlich, nicht den ähnlichen Dingen (5, 314, 20–22).
3. Der Papst ist nicht ein Statthalter Christi im Himmel, sondern allein Christi auf Erden wandelnd, denn Christus im Himmel, in der regierenden Form, bedarf keines Statthalters. Aber er darf es sein in der dienenden Form, als Christus auf Erden ging, mit arbeiten, predigen, leiden und sterben. So kehren sie es um, nehmen Christus die himmlische regierende Form und geben sie dem Papst, lassen die dienende Form ganz untergehen (6, 434, 9–15).
|77|4. So muss der Christ, wie sein Haupt Christus durch seinen Glauben erfüllt und gesättigt, zufrieden sein mit dieser durch den Glauben erhaltenen Form Gottes (7, 65, 26f.).
📖 Joachim Mehlhausen, Forma Christianismi, in: ZThK 87 (1990) 447–455.
Freiheit
→ Wille
1. Wesen: Freiheit hat theologisch gesehen wie die Knechtschaft entsprechend den zwei Aspekten des Menschen zwei Seiten: Die Freiheit des Geistes oder des neuen Menschen ist die Befreiung vom alten Menschen und von der Knechtschaft der Sünde. Die Freiheit des Fleisches oder des alten Menschen ist im Gegenteil die Loslösung vom neuen Menschen und von der Knechtschaft der Gerechtigkeit. Die Knechtschaft des Geistes ist selbst die Freiheit des Geistes, und die Knechtschaft des Fleisches ist selbst die Freiheit des Fleisches (57II, 99, 14–18). Die Freiheit, zu der uns Christus befreite, befreit nicht aus irgendeiner menschlichen Knechtschaft oder der Gewalt von Tyrannen, sondern vom ewigen Zorn Gottes, nämlich im Gewissen. Denn Christus machte uns nicht politisch, nicht fleischlich frei, sondern theologisch oder geistlich, d.h. damit unser Gewissen frei und freudig sei, nicht den kommenden Zorn fürchte (40II, 3, 20–24). Aus dieser folgt eine andere Freiheit, durch die wir durch Christus sicher und frei gemacht werden vom Gesetz, Sünde, Tod, Macht des Teufels, Hölle usw. (40II, 4, 13f.). Die evangelische Freiheit herrscht nur in dem, was zwischen Gott und dir stattfindet, nicht zwischen dir und deinem Nächsten. Aber diese Freiheit hindert nicht, dass du dich mit deinem Nächsten verbinden kannst, denn dein Nächster befiehlt dir nicht, losgelöst und frei zu sein wie Gott. Sonst erlaubte er auch alle Verträge, Bündnisse und Abmachungen zu halten oder zu brechen nach Belieben (8, 615, 28–616, 1). Ein Christenmensch, der also in der Freiheit steht, darf nichts mehr sorgen, dass er fromm und gerechtfertigt werde, er weiß wohl, dass ihn die Werke weder fromm noch unfromm machen können. So bleibt er immerzu frei, tut, was man von ihm haben will (9, 569, 24–28). Ein christliches Wesen besteht nicht in äußerlichem Wandel, es wandelt auch den Menschen nicht nach dem äußerlichen Stand, sondern nach dem innerlichen, das ist, es gibt ein anderes Herz, einen anderen Mut, Willen und Sinn, welcher eben die Werke tut, die ein anderer ohne solchen Mut und Willen tut (10I.1, 137, 14–22). Unsere christliche Herrschaft, Freiheit und Macht muss man allein geistlich verstehen, denn Christus hat nichts wollen zu schaffen haben mit weltlicher Herrschaft. Das heißt aber geistliche Freiheit, wenn die Gewissen frei bleiben (10II, 15, 24–27). Der Satz von der christlichen Freiheit sagt, dass alle äußerlichen Dinge frei sind vor Gott und ein Christ sie mag gebrauchen, wie er will, er mag sie nehmen oder fahren lassen. Du bist Gott nichts schuldig zu tun, als glauben und bekennen, in allen anderen Sachen gibt er dich los und frei, dass du es machst, wie du willst, ohne alle Gefahr des Gewissens. Bei dem Menschen oder bei deinem Nächsten mache ich dich nicht frei, denn ich will ihm das Seine nicht nehmen, bis er selbst dich auch frei gibt. Bei mir aber bist du frei. Darum so merke und unterscheide diese Freiheit recht, dass |78|es zwischen Gott und dir nicht also steht wie zwischen dir und deinem Nächsten. Dort ist diese Freiheit, hier ist sie nicht. Denn Gott gibt dir diese Freiheit nur in dem, was dein ist, nicht in dem, was deines Nächsten ist (12, 131, 23–132, 10). So bist du aller Dinge frei bei Gott durch den Glauben, aber bei den Menschen bist du jedermanns Diener durch die Liebe (12, 133, 2f.).
2. Herkunft: Wenn die Gnade erlangt ist, dann hast du einen freien Willen, dann tue, was in dir ist (2, 248, 7f.). Der freie gute Wille bedarf allein Gottes und der Gnade, ohne die er nur sündigen kann (2, 702, 32f.). Christus hat uns frei gemacht von allen Menschengesetzen, besonders wenn sie gegen Gott und der Seelen Seligkeit sind (6, 443, 22–24). Also sehen wir, dass an dem Glauben ein Christenmensch genug hat, er bedarf keines Werkes, dass er fromm sei: bedarf er keines Werkes mehr, so ist er gewiss entbunden von allen Geboten und Gesetzen, ist er entbunden, so ist er gewiss frei. Das ist die christliche Freiheit, der einzige Glaube, der macht, nicht dass wir müßig gehen oder Übel tun mögen, sondern dass wir keines Werks bedürfen, um Frömmigkeit und Seligkeit zu erlangen (7, 24, 35–25, 4). Daraus man klar sieht, wie ein Christenmensch frei ist von allen Dingen und über alle Dinge, so dass er keiner guter Werke dazu bedarf, dass er fromm und selig sei, sondern der Glaube bringt ihm alles überflüssig. Wo er so töricht wäre und meinte, durch ein gutes Werk fromm, frei, selig oder Christ zu werden, so verlöre er den Glauben mit allen Dingen (7, 28, 19–23). Dass die Lehre des Evangeliums frei sei und macht freie Herzen, die an kein Werk noch Weise äußerlich gebunden, allein im freien Glauben leben, das ist die christliche Freiheit. Das Evangelium macht fröhliche, willige, freie Gewissen, denn da ist alles frei (8, 11, 9–15).
3. Man soll merken, dass die christliche Freiheit nicht darin besteht, wie viele Leute denken, dass man tut, was man will, sondern wer die Freiheit verstehen will, muss annehmen, dass die Kirche geteilt sei in zwei Stücke: eines vor Gottes Angesicht, das andere vor den Leuten. Das ist eine andere Weise, wenn man in Gottes Augen fromm ist, als wenn man vor den Leuten fromm genannt wird. Also sind wir vor Gottes Angesicht frei, in der Seele durch den Glauben, in welchem allein die Freiheit besteht. Darum ist sie nichts anderes, als dass ein Mensch ein gutes, fröhliches und unerschrockenes Gewissen habe. Dann ist er Gott nichts mehr schuldig. Das Gewissen macht ein rechter, starker Glaube. Diesen Glauben kann niemand sehen, als der ihn hat, denn er ist inwendig im Herzen. Zu dieser Freiheit wirst du nicht kommen, wenn du außen tust, was du willst, denn damit wird das Herz nicht rein, fromm, frei, bekommst auch damit kein fröhliches und ungefangenes Gewissen, du musst an einem Höheren anfangen. Die Freiheit kommt von innen her, dass wir mit Gott eins sind und wissen, wie wir mit ihm stehen (9, 566, 32–567, 24). Wenn wir nun also mit Gott eins sind und glauben, dass er uns fromm gemacht habe, so dass wir zur Frömmigkeit nichts mehr bedürfen, müssen wir kommen zu dem anderen Aspekt und sehen, was man in der Menschen Angesicht tun soll. Wenn die Seele also frei ist vor Gottes Augen, ist dennoch der äußerliche Mensch da vor den Leuten, da hört die Freiheit auf. Wenn ich aus dem Herzen und aus der Seele komme vor die Leute, bin ich in einem anderen Land. Unser Fürstentum, darin wir ganz frei sind, ist in der Seele inwendig und im Himmel, wie Paulus sagt, vor Gottes Angesicht. Aber der Leib ist in einem fremden Fürstentum, da muss ich mich lenken, handeln und tun, nach dem es die Leute leiden mögen. Das ist ein freies Gefängnis: Das Herz bleibt ungefangen, obwohl wir tun |79|müssen, was andere Leute wollen, tun wir es doch aus einem freien Gemüt. So geht die rechte Freiheit immer heraus, bleibt inwendig ungefangen (9, 567, 25–568, 3).
4. Der Irrtum vom freien Willen ist ein eigener Artikel des Antichrist. Darum ist es nicht wunder, dass er so weit in alle Welt ist getrieben, denn der Antichrist soll die ganze Welt verführen (7, 451, 4–6). Der Wille des Menschen ohne die Gnade ist nicht frei, sondern knechtisch, obwohl nicht unwillentlich (1, 147, 38f.). Jeder, der sündigt, ist ein Knecht der Sünde. Der Wille ohne die Gnade sündigt, also ist er nicht frei (1, 148, 1f.). Der freie Wille nach der Sünde ist ein leeres Wort, und wenn er tut, was in ihm ist, sündigt er tödlich (1, 354, 5f.). Der Wille des Menschen ist ohne die Gnade nicht frei zu handeln, sei es bei Gegensätzlichem, sei es bei Widersprechendem, sondern er ist notwendig gebunden und gefangen, wenn er auch frei von jedem Zwang ist. Wir sprechen nur von der Willensfreiheit in bezug auf Verdienst und Schuld. Denn in bezug auf andere Dinge, die ihm unterliegen, verneine ich nicht, dass er besteht, da er ja frei zu sein scheint in bezug auf Gegensätzliches wie Widersprechendes (1, 365, 25–34). Daraus folgt, dass der freie Wille des Menschen gar nichts vermag aus ihm selbst und es nicht in seiner Willkür frei steht, Gutes zu erkennen oder zu tun, sondern allein in der Gnade Gottes, die ihn frei macht, ohne welche