2012, 222–228.
So wurde erwogen, ob die fünf Bücher Mose und das Buch Josua als Hexateuch zusammengehören. Sodann wurde und wird die These vertreten, dass hinter dem jetzt ein Werk bildenden Pentateuch verschiedene Urschriften stehen, die auch manche Spannungen erklären können. Und dann gibt es die These, dass ein deuteronomistisches Geschichtswerk die Bücher Dtn bis 2 Kön redaktionell verbunden hat. Vgl. zu den verschiedenen Thesen z.B. Zenger, Erich et al., Einleitung in das Alte Testament. KStTh 1,1. Stuttgart 72008.
Vgl. dazu den Rekonstruktionsversuch bei Hoffmann, Paul/Heil, Christoph (Hg.), Die Spruchquelle Q. Studienausgabe Griechisch und Deutsch. Darmstadt 32009.
Vgl. Frey, Jörg et al. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen. WUNT 246. Tübingen 2009; Zimmermann, Ruben, Unecht – und doch wahr? Pseudepigraphie im Neuen Testament als theologisches Problem. ZNT 12 (2003), 27–38.
Die älteste Sammlung ist vermutlich der Canon Muratori (um 170). Weitere Listen finden wir bei Irenäus von Lyon (um 185), Eusebius von Caesarea (kurz nach 300), Cyrill von Jerusalem (um 350). Der Osterfestbrief von Athanasius (367) zeigt erstmals die heutige Sammlung von 27 neutestamentlichen Schriften.
In Teilen der Kirche waren der Hebräerbrief, der Jakobusbrief, der 2. Petrusbrief, der 2. und 3. Johannesbrief, der Judasbrief und die Offenbarung des Johannes etwas länger umstritten.
Döbert, Markus, Posthermeneutische Theologie. Plädoyer für ein neues Paradigma. Stuttgart 2009, 38.
Hahn, Ferdinand, Theologie des Neuen Testaments. Bd. 2. Tübingen 22005, 41.
Vgl. Assmann, Jan, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 62007, 103–129.
Barth, Karl, KD I/2. Zürich 1940, 667.
A.a.O., 524.
Vgl. die Beiträge in Becker/Scholz, 2012: Ohst, Martin, Aus den Kanondebatten in der Evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts (39–70); Lips, Hermann von, Kanondebatten im 20. Jahrhundert (109–126); Wischmeyer, Oda, Kanon und Hermeneutik in Zeiten der Dekonstruktion. Was die neutestamentliche Wissenschaft gegenwärtig hermeneutisch leisten kann (623–678).
Vgl. Klemm, Harald, Zwischen Verheißung und Gefährdung. Die Bibel als Grundlage des Glaubens. Ein Unterrichtsentwurf für die 11. Jahrgangsstufe. Erlangen 1996.
Die Welt des Orients
Michaela Bauks
Die Relevanz des Alten Orients für die Entstehung des ATs
Das AT (Hebräische Bibel) ist nicht nur ein „Kind seiner Zeit“ (ca. 700 v. Chr. bis 300 n. Chr.), sondern in seinem Gedankengut tief im altorientalischen Kulturraum des 2. und 1. Jt.s verwurzelt (insbesondere Mesopotamien, Ägypten sowie Persien und Griechenland). Diesen Kulturraum zu erschließen, trägt daher unmittelbar zum Verstehen des ATs bei. Das AT ist nicht auf einen Schlag entstanden (vgl. die Vorstellungen eines von Gott übermittelten Offenbarungsakts suggeriert, wie es z.B. der Koran – in Analogie zur Toragabe am Sinai – beansprucht). Es ist als Buch, aber auch, was die Vorstellungswelt anbelangt, langsam gewachsen. Seit dem 17. Jh. ist die historisch-kritische Forschung bestrebt, den literarischen Wachstumsprozess zu rekonstruieren (→ Art. [Historisch-kritische] Bibelauslegung). Im ausgehenden 19. Jh. hat die Religionsgeschichtliche Schule, gefolgt von Exegeten und Religionsgeschichtlern der zweiten Hälfte des 20. Jh.s, die hohe Bedeutung des Alten Orients für die Literatur- und Bildwelt, für das Denken und die Lebenswelt des Alten Israel entdeckt.[1] Zur Erforschung der literarischen Genese des ATs kam also die vertiefte Erforschung der Lebens-, |31|Gedanken- und religiösen Symbolwelt hinzu. Dabei wurde deutlich, wie sehr das AT in den unterschiedlichsten kulturellen Bezügen an der altorientalischen Lebens- und Vorstellungswelt partizipiert. Sowohl Gemeinsamkeiten mit der altorientalischen Umwelt als auch Spezifika des ATs werden durch den altorientalischen Vergleich sichtbar. Darüber hinaus trägt das Vergleichsmaterial dazu bei, eine Brücke zu bauen über den „garstigen breiten Graben“ zwischen Religion/Glaube und Vernunft, zwischen gestern und heute. Und in dieser Hinsicht ist das Themenfeld auch für die Religions- und Bibeldidaktik wichtig. Denn wer kennt nicht den von Kindern wie von Erwachsenen geäußerten Satz: Die Bibel ist Unsinn, weil das, was sie z.B. vom Schöpfungshandeln Gottes erzählt, von den Naturwissenschaften längst widerlegt ist. Der altorientalische Vergleich macht deutlich, wie sehr das AT an dem Weltverständnis und der Weltdeutung seiner Zeit partizipiert. Zwar unterscheidet sich dieses Denken fundamental von modernem Denken, der Unterschied ist aber nicht in den Kategorien „richtig“ oder „falsch“ zugunsten der einen oder anderen Sicht zu entscheiden. Vielmehr fordert und fördert die Wahrnehmung dieses Unterschiedes neben der Sachkompetenz die hermeneutische Kompetenz.[2] Da bei der Erschließung der Vorstellungswelt des Alten Orients auch Bildquellen eine wichtige Rolle spielen, bietet sich Medienvielfalt an.
Themenfelder
Schöpfung
In Curricula wie Religionsbüchern ist der Alte Orient im Kontext der Schöpfungs- und Weltbildthematik präsent.[3] Oft ist Schöpfung im Fokus der Umwelt(schutz)thematik, im Verbund mit Naturwissenschaften, Geographie, Sozialkunde, Deutsch und Geschichte behandelt. Es kommen Überlegungen zu Kosmologie und Weltbildfragen hinzu, die zuletzt durch die Kreationismusdebatte Aufwind erhielten.[4] Diese impliziert nicht nur die Gegenüberstellung |32|von Glauben und Naturwissenschaft, sondern fördert eine Art Schichtenmodell der Wirklichkeit, in dem das Thema Schöpfung neue Zugänge von Weltdeutung eröffnet, wie sie z.B. auch in esoterischen Denkansätzen (z.B. Intelligent Design) populär wurden.[5] „Neue religiöse Bewegungen“ rekurrieren gern auf antike mythische Konzepte unter der Vorgabe, sich von den christlichen Traditionen zu distanzieren, um den „ursprünglicheren“ Formen, die angeblich durch die jüdisch-christliche Gedankenwelt verdrängt worden sind, gebührenden Respekt zu zollen. Diesem Vorurteil beugt der Vergleich alttestamentlicher Motive mit altorientalischen Vorläufern vor. Eine Reihe einschlägiger Mythen sind zuletzt für ein größeres Publikum publiziert worden. Aus Schutz vor religiöser Beliebigkeit ist es religionspädagogisch wichtig, die Zusammenhänge vergleichend zuzuordnen. Deshalb ist das ohne die benachbarten Kulturen nicht angemessen verstehbare theologische Paradigma „Schöpfung“ in Zukunft durch weitere Themenfelder zu ergänzen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich zwei weitere Themen gewählt, um die Bedeutung des Alten Orients für die biblische Gedankenwelt darzulegen und die (bibel)didaktische Relevanz zu verdeutlichen. Der Rückgriff auf „Bilder“ ist mitunter äußerst konkret zu verstehen, da religionsgeschichtliches Verstehen