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Handbuch Bibeldidaktik


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„Judentum heute“. KatBl 140 (2015).

      Tilly, Michael/Mayer, Reinhold, Art. Feste. TBLNT 1 (1997), 451–455.

      Tilly, Michael, Das Judentum, Wiesbaden 62015.

      Trepp, Leo, Der jüdische Gottesdienst. Gestalt und Entwicklung. Stuttgart 22004.

      Wick, Peter, Die urchristlichen Gottesdienste. BWANT 150. Stuttgart 22003.

      Wilms, Franz-Elmar, Freude vor Gott. Kult und Fest in Israel. Regensburg 1981.

      Jerusalem

      Katja Soennecken/Dieter Vieweger

      Die Bedeutung Jerusalems für die Geschichte und Kultur, besonders aber die Religion ist kaum zu überbieten. In dieser Stadt befinden sich herausragende heilige Stätten der drei großen monotheistischen Weltreligionen – des Judentums, des Christentums und des Islam. Sie galt und gilt noch heute vielen Menschen als Mittelpunkt der Welt. Didaktisch wäre mit Jugendlichen und Erwachsenen grundsätzlich zu diskutieren, was eigentlich „heilig“ und „Heiligkeit“ bedeutet? Was macht einen Ort „heilig“ und einen anderen nicht? Ändert der Besuch einer „heiligen Stätte“ etwas, verändert er den Glauben des Besuchers oder diesen selbst? Warum hat es für viele Menschen eine große Bedeutung, die Orte zu besuchen, an denen die Erzählungen „heiliger Texte“ spielen?

      |64|Frühe Geschichte

      Der älteste Stadtteil Jerusalems liegt außerhalb der heutigen Altstadt auf dem Südosthügel (hebr. ‘īr dawid/arab. Silwan). Die Jebusiter, eine kanaanäische Volksgruppe, gründeten diese Stadt um 1800 v. Chr. an der Gihon-Quelle (Jos 15,63Jos 15,63; Ri 1,21Ri 1,21; 1 Kön 1,331 Kön 1,33.381. Kön 1,38) und gaben ihr den Namen Uruschalim („die Stadt von Schalim“, dem Gott der Morgenröte).

      Die biblische Erzählung in 2 Sam 5,6–102 Sam 5,6–10 berichtet, dass König David Jerusalem 998/7 v. Chr. mit List eingenommen habe, wobei Joab mit seinen Kämpfern durch einen Wassertunnel in die Stadt eingedrungen sei und so die jebusitischen Einwohner überraschen konnte. Seither nannten die Israeliten Jerusalem auch „Stadt Davids“ (2 Sam 5,72 Sam 5,7). Jerusalem, die Hauptstadt des judäischen Reichs, wurde zum Symbol für Eigenständigkeit und Freiheit im verheißenen Land, die David erkämpft und erfolgreich etabliert haben soll. Wie genau allerdings das davidische und salomonische Jerusalem aussah, lässt sich schwer sagen. So konnten beispielsweise diverse bisher unternommene Grabungen in Jerusalem – trotz bisweilen anderslautender Interpretation – keinen königlichen Ausbau, ja nicht einmal größere Bauten aus dem 10. Jh. v. Chr. sicher nachweisen.

      Jerusalem selbst wurde vielleicht bereits von David und Salomo (2 Kön 6+2 Kön 672. Kön 7), entscheidend aber erst später durch König Hiskija im 8. Jh. v. Chr. nach Norden und (Nord-)Westen erweitert. Hiskija ließ einen neuen Stadtteil bauen, vermutlich um die Flüchtlinge aus dem von den Assyrern besiegten Nordreich aufzunehmen, und den Schiloa-Tunnel (2 Kön 20,202 Kön 20,20; 2 Chr 32,302 Chr 32,30) anlegen. Dieser Tunnel und die bald folgende assyrische Belagerung 701 v. Chr. sind seltene Fälle, bei denen sich biblische und außerbiblische Texte sowie archäologische Befunde unmittelbar ergänzen und ein klareres Bild der Vergangenheit schaffen. Dies bietet die Möglichkeit, über das Verhältnis von biblischem Text und außerbiblischen Quellen zu sprechen. Auch lässt sich an diesem Beispiel in einem Vergleich der biblischen Erzählungen über die Rettung Jerusalems aus der assyrischen Belagerung einerseits und dem Tenor der assyrischen Nachrichten Sanheribs (Hiskija wurde in Jerusalem wie ein „Vogel im Käfig“ eingeschlossen; er zahlte Tribut) andererseits über die historische „Wahrheit“ und Aussageabsicht von Texten sprechen.

      Als sich etwa 100 Jahre später König Zidkija weigerte, Tribut an die Babylonier zu zahlen, zögerte Nebukadnezar II. nicht, Jerusalem ein erstes Mal im Jahr 598/97 v. Chr. (JerJer; 2 Kön 24,10–172 Kön 24,10–17) und endgültig 587/86 v. Chr. (2 Kön 252 Kön 25) zu erobern. Die Oberschicht wurde ins babylonische Exil geführt und Jerusalem bewusst zerstört. Nachdem Kyros II. mit der friedlichen Einnahme Babylons dem neubabylonischen Reich 539 v. Chr. ein Ende bereitet hatte, gewährte er den Exilierten, in ihre Heimat zurückzukehren (Kyros-Edikt; Esra; mehrere Rückkehrwellen). Es sollte aber noch bis 440 v. Chr. dauern, bis Jerusalem wieder eine Stadtmauer erhielt (Nehemia). Die Größe der Stadt des Königs Hiskija wurde erst unter den Hasmonäern (2./1. Jh. v. Chr.) wieder erreicht. Herodes d. |65|Gr. fügte dieser Stadt im Norden ein neues Viertel hinzu. Erst Herodes Agrippa I. (41–44 n. Chr.) dehnte die Stadt bis zur heutigen Nordmauer der Altstadt aus.

      Der Tempel und jüdische Traditionen

      In Kapitel 24 des zweiten Buches Samuel wird berichtet, dass der Jerusalemer Tempel an der Stelle erbaut wurde, an der David den Engel Gottes gesehen hatte, welcher seine Hand über Jerusalem ausstreckte, um die Stadt mit der Pest zu schlagen. Außerdem verbindet sich im Judentum mit dem Tempelberg die Erzählung von der beabsichtigten Opferung Isaaks durch Abraham auf einem Berg im Land Morija (Gen 22Gen 22). Eine dritte, jüngere Mitteilung im AT (2 Chr 3,1 f.)2 Chr 3,1f. verschmolz den Bericht über den Bau des Tempels in Jerusalem auf der ehemaligen Tenne Arawnas im Nachhinein mit der davon ehemals unabhängigen Erzählung vom Opfer Abrahams, da der Schauplatz dieser Sage, der Berg im Land Morija, offenbar nicht (mehr) bekannt war.

      Die Tenne Arawnas hat aber nicht allein der Tradition des Berges Morija eine neue Heimat gegeben, sondern im Judentum wird auch behauptet, der Fels habe schon bei der Schöpfung der Welt eine Rolle gespielt. Von diesem „Fels der Gründung“ soll Gott die Erde genommen haben, aus der er Adam bildete. In diesem Zusammenhang legt es sich nahe, vergleichend die additionale Zusammenstellung von Heiligtumslegenden moderner Wallfahrtsorte (christlicher wie dem „Jakobsweg“ oder säkularer wie „Woodstock“) zu reflektieren.

      Der Jerusalemer Tempel wird in 1 Kön 6–81 Kön 6–8 beschrieben. Nach den Angaben des AT wurde der Bau von König Salomo Mitte des 10. Jh.s v. Chr. begonnen und dauerte sieben Jahre. Er soll etwa 30 m lang, 10 m breit und 15 m hoch gewesen sein. Die Vorhalle war noch einmal 5 m lang. Seit der Kultreform Josias im Jahr 622/621 v. Chr. war der Jerusalemer Tempel der einzige legitime Ort, um Gott zu opfern (2 Kön 22–232 Kön 22–23). Was bedeutet es, nur an einer Stelle opfern zu können? Warum, wie oft und wie weit pilgern Menschen? Hierbei lassen sich auch die jüdischen Pilgerfeste (Pascha, Schawuot, Sukkot) und deren Zusammenhang mit dem orientalischen Jahreszyklus besprechen. Außerdem erscheint hier die Verbindung zum christlichen Ostern, Pfingst- und Erntedankfest relevant.

      Im August 587 v. Chr. wurde der Tempel vom babylonischen König Nebukadnezar II. zerstört; wenige Jahrzehnte später, zwischen 520 und 516 v. Chr., wieder aufgebaut (Esra). Die Bundeslade und der Cheruben-Thron waren verbrannt. Seither blieb das Allerheiligste leer.

      Die „Glanzzeit“ des Tempels begann mit dessen Umbau durch Herodes d. Gr. im Jahr 21 v. Chr. Damals erhielt das Jerusalemer Heiligtum unter Wahrung seiner biblischen Vorgaben ein zeitgemäßes griechisch-römisches Gepräge und befand sich nun innerhalber einer gewaltigen Tempelanlage, deren Größe man heute noch an der Umfassungsmauer des Haram asch-Scharif nachvollziehen kann.

      |66|Während der Regierung des römischen Kaisers Titus wurde im Jahre 70 n. Chr., am Ende des Jüdischen Kriegs, trotz heftiger Gegenwehr der Juden auch der Tempel von den Römern erobert. Danach legten diese ganz Jerusalem, einschließlich seines Heiligtums, in Schutt und Asche. Einige Kultgegenstände transportierten sie als Siegestrophäen nach Rom, wo sie dem römischen Volk in einem gewaltigen Triumphzug gezeigt wurden. Noch heute sieht man diese Szene in Stein gemeißelt auf dem im Jahre 81 n. Chr. von Kaiser Domitian, dem Bruder des Titus, errichteten „Titusbogen“ nahe dem Kolosseum in Rom.

      Der Jerusalemer Tempel wurde auch von Jesus aus Nazareth besucht. Im NT wird beschrieben, dass er dessen baldige Zerstörung voraussagte: Mt 24,1 f.Mt 24,1f.; Mk 13,14Mk 13,14; Lk 21,5 f.Lk 21,5f. Viele Juden hatten bis zuletzt geglaubt, Gott selbst würde vor der Entweihung des Tempels durch die Römer zu ihren Gunsten in den Kampf eingreifen, was aber nicht geschah.

      Wieso können solche Hoffnungen enttäuscht