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Handbuch Bibeldidaktik


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wird.

      Die Vielfalt der biblischen Texte aus weit entfernt liegenden Zeiten und Kulturkreisen verwehrt es, von der Sexualethik der Bibel zu sprechen. So finden sich sogar widersprüchliche Aussagen: Ist z.B. in vorexilischer Zeit Polygynie anerkannt, so wird um die Zeitenwende doch eine klare Präferenz der lebenslangen Einehe, ja sogar Einzigehe (über den Tod hinaus) erkennbar. Wird die Möglichkeit der Ehescheidung in der Tora rechtlich geregelt (Dtn 24,1–5Dtn 24,1–5), so spricht sich Jesus für ein radikales Scheidungsverbot aus (Mk 10,10–12Mk 10,10–12; 1 Kor 7,10 f.1 Kor 7,10f.).

      Hermeneutik und Didaktik

      Eine erste Aufgabe besteht in der Informations- und Aufklärungsarbeit gegenüber dem verbreiteten Vorurteil der Sexualfeindlichkeit. Religion und Bibel müssen kein gebrochenes Verhältnis zur Sexualität haben, auch wenn es genügend Zeugnisse der Kirchengeschichte (bis zu den jüngsten Missbrauchsskandalen) gibt, die dies zu bestätigen scheinen. Biblische Texte, wie z.B. das atl. Hohelied, könnten hier eine einseitige Sicht korrigieren helfen, aber auch dazu inspirieren, Liebe und Sexualität wieder neu als Gaben Gottes zu erkennen.

      So sehr die biblischen Texte zur Sexualität in die Rahmenbedingungen ihrer Zeit eingebunden sind, leuchten doch auch darin theologische Grundbekenntnisse zu Reziprozität, altruistischer Achtsamkeit und sogar Heiligkeit (1 Thess 4,3–51 Thess 4,3–5; 1 Kor 6,201 Kor 6,20) von Körper und Sexualität hervor, die auch gegenwärtig christliche Anthropologie anregen können. Eine ‚Entheiligung‘ der Sexualität birgt die Gefahr, die körperliche Vereinigung der Menschen als ‚bloßen Sex‘, Ersatzdroge oder Leistungssport zu trivialisieren oder überzubewerten. Gegenüber einer Dominanz des Sexuellen in der Medienlandschaft kann der Blick in die Bibel jedoch Jugendliche auch entlasten. Sexualität wird ernst genommen, aber doch letztlich unter dem ‚Vorletzten‘ eingeordnet. Es gibt Wertungsmaßstäbe, nach denen sich Mann- und Frausein relativieren, weil in Christus die Geschlechterdifferenz überwunden wird (vgl. Gal 3,28Gal 3,28) oder weil das Begehren und Ehelichen in Gottes Welt keine Rolle mehr spielt (Mk 12,25Mk 12,25).

      |160|Leseempfehlungen

      Böhler, Patrik, Siegelungen im Garten der Liebe. Sechs Bausteine für den Religionsunterricht. Reli 39 (2010) 3, 10–14.

      Büchner, Frauke, Hohes Lied. In: Dressler, Bernhard/Schroeter-Wittke, Harald (Hg.), Religionspädagogischer Kommentar zur Bibel. Leipzig 2012, 197–204.

      Dabrock, Peter u.a., Unverschämt – schön. Sexualethik: evangelisch und lebensnah. Gütersloh 2015.

      Haag, Herbert/Elliger, Katharina, Zur Liebe befreit. Sexualität in der Bibel und heute. Zürich/Düsseldorf ²1999.

      Karle, Isolde, Liebe in der Moderne. Körperlichkeit, Sexualität und Ehe. Gütersloh 2014.

      Loader, William, Art. Sexualität (NT). In: WiBiLex (2014). [https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/53967/].

      Neuschäfer, Reiner A., Immer und ewig!? Kopiervorlagen zum Thema Liebe, Freundschaft, Sexualität. Sekundarstufe I. Göttingen 2008.

      Nord, Ilona, Art. Sexualität. In: WiReLex (2017).

       [http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100290/]; Zugriff am 12.12.2017.

      Schmoll, Dorothea, Es ist, was es ist! Eine Unterrichtseinheit für die Mittelstufe. Freising 2010.

      Söding, Thomas, Nächstenliebe. Gottes Gebot als Verheißung und Anspruch. Freiburg i.Br. 2015.

      Themenheft „Sex und Macht“. ZNT 30 (2012).

      Themenheft „Sexualität“. rabs Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen (2/2009).

      Themenheft „Ist das Liebe?“ Religion 5–10 28 (2017).

      Themenheft „Erotik. Hohe Lieder der Liebe“. Religion betrifft uns (3/2003).

      Themenheft „Sexualität“. RelliS (3/2013).

      Tiedemann, Holger, Paulus und das Begehren. Liebe, Lust und letzte Ziele. Oder: Das Gesetz in den Gliedern. Stuttgart 2002.

      Wischmeyer, Oda, Liebe als Agape. Das frühchristliche Konzept und der moderne Diskurs. Tübingen 2015.

      Zimmermann, Ruben, Geschlechtermetaphorik und Gottesverhältnis. Traditionsgeschichte und Theologie eines Bildfelds in Urchristentum und antiker Umwelt. WUNT II/122. Tübingen 2001 (online abrufbar unter https://publications.ub.uni-mainz.de/opus/volltexte/2017/56462/pdf/56462.pdf;