Lexer, Matthias, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Leipzig 1872–1878, Nachdruck Stuttgart 1992.
Lexer, Matthias, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 38. unveränd. Aufl., Stuttgart 1992.
Müller, Wilhelm; Zarncke, Friedrich: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 5 Bände, Leipzig 1854–1866, Nachdruck Stuttgart 1990.
Schützeichel, Rudolf: Althochdeutsches Wörterbuch, 7. durchges. und verb. Aufl., Berlin 2012.
Romanische Sprachen des Mittelalters
Boisselier, Stéphane; Darbord, Bernard; Menjot, Denis: Langues médiévales Ibériques. Domaines Espagnol et Portugais français médiéval (L’atelier du médiéviste 12), Turnhout 2012.
Duval, Frédéric: Le français médiéval (L’atelier du médiéviste 11), Turnhout 2009.
3.4 Editionstechnik
Die gedruckte Herausgabe (Edition) von historischen Schriftquellen stellt mitunter eine wissenschaftliche Herausforderung dar, besonders wenn das „Original“ nicht mehr erhalten ist, sondern nur noch Abschriften. Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Textgestaltung: Entweder man orientiert sich an der besten handschriftlichen Version (der Leithandschrift) und gibt diese originalgetreu wieder. Das bedeutet, dass genau die Orthographie der Vorlage im Druck gewählt wird, egal wie die Vorlagen dieser Version ausgesehen haben mögen. Oder man versucht mit Konjekturen („Vermutungen“) den ursprünglichen Text zu rekonstruieren. Gerade bei lateinischen Texten der Antike und des früheren [<<24] Mittelalters kann letztere Variante zielführender sein, weil sie dem Charakter des Autors eher gerecht wird. Der Editor geht bei seinen Konjekturen den Weg der fortschreitenden Abschreibfehler retour, indem er für bestimmte Schriften häufige Fehler annimmt, wenn der überlieferte Text unrichtig erscheint. Experimente haben gezeigt, dass die Typologie von Abschreibfehlern erstaunliche Konstanzen bis in die heutige Zeit aufweisen.
In einer Textedition ist es üblich, in einer ausführlichen Einleitung die Überlieferung darzulegen, d. h. alle oder zumindest alle wichtigen Handschriften bzw. Urkundenabschriften bezüglich ihrer Qualität für die Texterstellung zu analysieren. Aufgrund philologischer Beobachtungen lässt sich auch ein Stemma (Stammbaum) rekonstruieren, wie die Versionen voneinander abhängig sind, also welche Handschrift eine Kopie einer anderen darstellt. Die einzelnen Handschriften, aber auch die Editionen werden dabei mit Siglen (Kürzeln) dargestellt.
In der Textedition selbst werden abweichende Textvarianten in den Handschriften und bisherigen Editionen durch Buchstabenfußnoten ausgewiesen. Dort finden sich auch Hinweise auf Streichungen, Ergänzungen, Anmerkungen, etc. im Text – ein Erscheinungsbild, das auch die Textentstehung beleuchtet. Vor allem seit dem Spätmittelalter sind auch die Konzepte für Urkunden, Protokolle etc. erhalten, in denen sich auf diese Weise der Diskussionsverlauf offenbart. Numerische Fußnoten dienen der sachlichen Kommentierung des Textes.
Literatur
Bein, Thomas (Hg.): Altgermanistische Editionswissenschaft, Frankfurt am Main u. a. 1995.
Demandt, Karl E.: Zum Problem spätmittelalterlicher Quelleneditionen, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 90 (1954), 17–29.
Gall, Lothar; Schieffer, Rudolf (Hg.): Quelleneditionen und kein Ende? Symposium der Monumenta Germaniae Historica und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 22./23. Mai 1998 (Historische Zeitschrift, Beihefte, N. F. 28), München 1999.
Heinemeyer, Walter (Hg.): Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen, Marburg an der Lahn/Köln 1978.
Hödl, Ludwig; Wuttke, Dieter (Hg.): Probleme der Edition mittel- und neulateinischer Texte, Boppard 1978.
Huygens, Robert B. C.: Ars edendi. A Practical Introduction to Editing Medieval Latin Texts, Turnhout 2000. [auch französische Version unter dem Titel Ars edendi. Introduction pratique à l’édition des texts latins du moyen âge, Turnhout 2000]
Merta, Brigitte; Sommerlechner, Andrea; Weigl, Herwig (Hg.): Vom Nutzen des Edierens. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Wien, 3. – 5. Juni 2004 (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 47), Wien 2005. [<<25]
Rohr, Christian: Die Fehler des Kopisten. Überlegungen zur Entstehung und Typologie von Abschreibfehlern anhand eines Experiments an griechischen, lateinischen und englischen Texten, in: Codices Manuscripti 26 (1999), 33–41.
Stählin, Otto: Editionstechnik. Ratschläge für die Anlage textkritischer Ausgaben. 2. Aufl., Leipzig 1914.
3.5 Bildquellen und ihre Interpretation
Im Gegensatz zu den schriftlichen Quellen, die ein Merkmal der Hochkulturen seit der Antike bilden, sind Bildquellen aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte überliefert. Ihre Interpretation ist meist noch deutlich komplexer als die der Schriftquellen.
Lange Zeit wurden Bildquellen in der historischen Forschung nicht als gleichwertig mit den schriftlichen Überlieferungen angesehen. Die Bildinterpretation lag daher zumeist in den Händen der Kunsthistoriker, die dem Bild allerdings andere Fragestellungen entgegenbrachten. Zudem ging es in der Kunstgeschichte häufig um ästhetische Kriterien, sodass künstlerisch weniger hochwertige Bilder unbeachtet blieben. Heute haben Bilder in der Geschichtswissenschaft eine prominente Stelle eingenommen, v. a. seit dem sogenannten „pictorial/visual turn“. Die Instrumentarien stammen aber nach wie vor zumeist aus der Kunstgeschichte. So wurde etwa der Ansatz von Erich Panofsky besonders in der Geschichtsdidaktik intensiv rezipiert, der zwischen der Bildbeschreibung (Ikonographie) und Bildinterpretation (Ikonologie) unterschied.
Demnach geht es in einem ersten Schritt um die Beschreibung der Bildinhalte: Was ist dargestellt? Was steht im Zentrum, was im Hintergrund? Welche Farben werden verwendet? Welche Details, z. B. an der Kleidung, sind erkennbar? Welche Attribute werden mit den dargestellten Personen verbunden? Heilige sind auf diese Weise an bestimmten Kennzeichen identifizierbar, die einen Bezug zu ihrem Leben oder ihrem Namen haben, z. B. Petrus mit den Himmelsschlüsseln oder die Evangelisten mit den Symbolen Löwe (Markus), Stier (Lukas), Mensch bzw. Engel (Matthäus) und Adler (Johannes). Bei Herrscherdarstellungen steht der Löwe für Stärke, der Hund für Treue, etc. Diese Stufe der Auswertung ist somit in erster Linie realienkundlichen Zugängen sowie der Rekonstruktion von Zuständen in der Vergangenheit dienlich. Bildquellen sind mitunter auch die einzige Möglichkeit, an bestimmte soziale Gruppen heran zu kommen, z. B. werden Behinderte und andere Randgruppen der mittelalterlichen Gesellschaft nicht selten im Zuge der Darstellung der „Werke der Barmherzigkeit“ dargestellt (etwa im Kreuzgang von Brixen in Südtirol).
Schon bei der Ikonographie ist zu bedenken, dass Bilder einen spezifischen Entstehungshintergrund haben. So geben etwa Darstellungen von Szenen aus der Bibel oder [<<26] Heiligenleben aus dem Mittelalter deutlich mehr Informationen über die Zeit, in der sie entstanden, als über die dargestellte Epoche. Die Protagonisten tragen Kleidung aus der Zeit der Abfassung des Bildes, im Hintergrund sind spätmittelalterliche Städte dargestellt – oft die ältesten Stadtansichten überhaupt! Nicht-religiöse Motive kommen erst ab dem 14. bzw. 15. Jahrhundert langsam auf: zunächst Herrscherporträts, ab der Wende zur Neuzeit auch bürgerliche und bäuerliche Genreszenen.
Zu fragen ist auch, ob z. B. eine naturalistische Darstellung von Menschen, Tieren oder Natur überhaupt erwartet werden kann. So fehlte den Künstlern im Mittelalter weitgehend das Gefühl für die Perspektive. Stimmen etwa die Handhaltungen bei der Darstellung von schreibenden Mönchen wirklich so, wie sie in den Handschriften als Miniatur dargestellt sind?
Bildquellen enthalten häufig auch Informationen über den Schöpfer des Bildes bzw. über deren Auftraggeber. Der Autor