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Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement


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rel="nofollow" href="#ulink_70d3539e-bd01-5ea7-8a6b-3e33c748e05f">1 In der hier zitierten deutschen Version des WCED-Berichts findet statt des Begriffs „nachhaltige Entwicklung“ noch der Begriff „dauerhafte Entwicklung“ Verwendung. Dieser hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Daneben existieren zahlreiche weitere Übersetzungsmöglichkeiten des englischen Begriffs „Sustainable Development“ von denen sich jedoch (zumindest bisher) ebenfalls keine durchsetzen konnte.

TEIL II: Nachhaltige Entwicklung in der betrieblichen Praxis

      von Julia Ackermann, Martin Müller und Nicole Dickebohm

      Kapitelausblick

      Die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung ist ein globales Problem, sie muss auf lokaler und regionaler, aber auch auf globaler Ebene stattfinden. Unternehmen kommt – wie in Kapitel 1 dargelegt – hierbei eine Schlüsselrolle zu, da sie sowohl Problemverursacher als auch -löser sind. Allerdings bereitet die Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise den Unternehmen essentielle Probleme. Gleichzeitig wird durch das Drei-Säulen-Konzept der Nachhaltigkeit fast jede Veränderung in einer Dimension der Nachhaltigkeit (sozial, ökonomisch oder ökologisch) als Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung ausgewiesen (s. WCED 1987).

      Vor diesem Hintergrund verfolgt dieses Kapitel das Ziel, Ansatzpunkte aufzuzeigen, wie Unternehmen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten können, bzw., was das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung für einzelne Unternehmen bedeutet. Hierzu soll zunächst dargestellt werden, welche Rahmenbedingungen für Unternehmen existieren, wenn Nachhaltigkeit als unternehmensstrategische Frage verstanden wird. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, inwieweit eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensverantwortung im Kontext der Globalisierung erreichbar ist.

      Ausgehend von den Anforderungen für die Umsetzung des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung werden bestehende Ansätze aus der Literatur zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise vorgestellt. Abschließend wird anhand eines Beispiels aus der Automobilindustrie gezeigt, wie die Umsetzung eines Nachhaltigkeitskonzepts zur Integration von Umwelt- und Sozialstandards in die Lieferantenbeziehungen eines Unternehmens aussehen und wie dieses in der Realität wirken kann.

      Lernziele

       Einen Überblick über Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie erhalten.

       Einen Überblick über die in der Betriebswirtschaft entwickelten Ansätze zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in Unternehmen bekommen.

       Umsetzungsmöglichkeiten kennen lernen und ableiten können.

      Unternehmen stellen eine gesellschaftlich besonders bedeutsame Akteursgruppe dar, die zum Erfolg des gesellschaftlichen Suchprozesses nach einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise maßgeblich beitragen kann: Die Bedeutung von Unternehmen in unserer Gesellschaft begründet sich aus den direkten und indirekten Effekten, die von ihnen ausgehen. Zu den direkten Effekten zählen jene Auswirkungen, die durch die von Unternehmen getroffenen Entscheidungen über Produktgestaltung und Produktionstechnik Einfluss auf unser Leben haben, beispielsweise Emissionen oder Abfälle. Zu den indirekten Effekten zählen dagegen z. B. Aspekte wie die Auswirkung sinkender Beschäftigung auf die gesellschaftliche Akzeptanz einzelner Unternehmen. Gleichzeitig besitzt ein Unternehmen eine Sozialisierungsfunktion, da es als Ort gesellschaftlichen Lernens fungiert und deshalb eine Mitverantwortung für Bildung und Entwicklung einer Gesellschaft trägt (vgl. Kurz 1997).

      Die Verantwortung für ökologische und soziale Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit wird Unternehmen vollständig zugewiesen. Sie müssen daher bereit sein, diese auch zu übernehmen (s. Matten und Wagner 1998). Voraussetzung dafür ist, dass ein Unternehmen einen umfassenden Dialog mit seinen Anspruchsgruppen führt, da Gestaltungsmodelle für eine nachhaltige Entwicklung nur in der gemeinsamen Zusammenarbeit gesellschaftlicher Akteure gefunden werden können (s. Schneidewind 2000). Ausdruck der Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung sind oftmals die für die eigenen Aktivitäten gesetzte Selbstverpflichtungen bzw. Standards (Codes of Conduct oder Verhaltenskodizes), welche die der Geschäftstätigkeit zugrunde liegenden Verhaltensgrundsätze offenlegen (s. Matten und Wagner 1998).

      In den letzten Jahren kam verstärkt die Forderung auf, dass multinationale Unternehmen nicht nur Verantwortung für ihr eigenes Handeln, sondern auch für ihre Zulieferketten übernehmen müssten (s. Simpson 2005). Hinsichtlich der Reichweite von Unternehmensverantwortung sowie bezüglich einer möglichen Wahrnehmung derselben werden drei verschiedene gesellschaftliche Auffassungen unterschieden (s. Koplin 2006a):

       Die erste These geht davon aus, dass die Verantwortung für die Durchsetzung von Umweltschutz und Menschenrechten Aufgabe des Staates ist. In diesem Fall wären Unternehmen nur passive Akteure, welche sich an vorgegebene Regeln zu halten haben. Doch bereits die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1948 sieht Unternehmen stärker in der Verantwortung, was deren Umsetzung betrifft.

       Darauf aufbauend enthält die zweite These die Forderung an Unternehmen, die niedrigen Umwelt- und Sozialstandards vieler Entwicklungs- und Schwellenländer nicht zu akzeptieren oder gar auszunutzen, sondern vielmehr aktiv daran mitzuarbeiten, dass international anerkannte Standards für Menschenrechte und Umweltschutz Beachtung finden und gesetzlich in jedem Land verankert werden. Diese Forderung bezieht sich auch auf die Zustände in Zulieferketten.

       Die dritte These verlangt von Unternehmen das aktive Eintreten für eine Verbesserung von Umweltstandards und Menschenrechten gegenüber dem Staat. Diese Extremposition beruft sich auf den Einfluss multinationaler Unternehmen auf die Politik ihrer Gastgeberländer. Denn durch die zunehmende Globalisierung und damit verbundene Entstehung von Machtzentren prägen solche Unternehmen nicht nur über ihre Produktionstätigkeit, sondern auch über ihren Einfluss auf Lebensstile und Konsummuster die Nutzung von Ressourcen sowie die Freisetzung von Stoffen und Energien. Weiterhin wird betont, dass es die Aufgabe multinationaler Unternehmen sei, ökologische und soziale Anforderungen an die Zulieferer weiterzugeben, diese bei der Erfüllung von Umwelt- und Sozialstandards zu unterstützen und nur in wirklich letzter Konsequenz das Geschäftsverhältnis zu beenden, falls keine Bereitschaft zu Veränderungen besteht.

      Unternehmen stehen im Spannungsfeld dieser Verantwortungsspannbreite und müssen versuchen, sich unter Beibehaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit in der Weltgesellschaft neu zu positionieren (s. Scherer 2000; Engelhard und Hein 2001). Die Bedeutung von Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung leitet sich einerseits aus ihrer Bedeutung als zentrale Motoren der Globalisierung und andererseits aus ihrer Verpflichtung zur Verantwortungsübernahme für deren Auswirkungen ab. Neben dem Austausch von Waren und Dienstleistungen, dem Kapitalverkehr und dem Fluss von Informationen kommt es zu einer weltweiten Ausbreitung von Werten und Standards (s. Sautter 2003). Multinationale Unternehmen haben durch den Einfluss auf ihre Geschäftspartner die Möglichkeit, in Schwellen- und Entwicklungsländern eigene Verhaltenskodizes oder international anerkannte Normen zu etablieren, um weltweit die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards zu fördern. Hinzu kommt, dass zukünftige ökologische und soziale Entwicklungen aufgrund ihrer Komplexität und den damit verbundenen hohen Unsicherheiten ein staatlich regulierendes Eingreifen oftmals unmöglich machen. Unternehmen sind deshalb gefordert, flexible Lösungsansätze für eine operative Umsetzung von Nachhaltigkeit innerhalb ihres Wirtschaftens zu finden (s. Epstein und Roy 1998).

      Die Globalisierung ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geworden. Sie kann als Prozess der weltweiten Vernetzung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aktivitäten definiert werden, bei dem Unternehmen die Hauptakteure sind (s. Kumar und Graf 2000). Die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Handlungen überschreiten