der regelmäßige phonologische Muster auftreten. Diese phonologischen Prozesse sind wie beschrieben frühestens ab dem Alter von zwei Jahren, definitiv ab dem Alter von 2;6 Jahren beobachtbar.
physiologische Prozesse Im weiteren Kapitel erfolgt nun eine kurze Darstellung der physiologischen Prozesse im Deutschen (Tab. 2).
Physiologischer Prozess: Ein Prozess gilt dann als physiologisch, wenn er in genau der Form und in dem Alter auftritt, wie er in der physiologischen Entwicklung bei Regelkindern sichtbar ist (Fox-Boyer 2014a).
Tab. 2: Auflistung physiologischer phonologischer Prozesse im Deutschen – nach Überwindungsalter hierarchisch aufgelistet (nach Fox-Boyer 2016a)
Systemische Prozesse | |||
Abkürzung | Erläuterung | Beispiel | Auftretensalter |
Plos | Plosivierung: Ein Frikativ wird durch einen Plosiv ersetzt. pathologisch: Plosivierung aller Frikative bzw. konstante Plosivierung > 1 Frikative | /fo:gəl/→ [po:dəl] /zͻnə/ → [tͻnə] | <2;6 J. |
Glott Er ʁ | Glottale Ersetzung /ʁ/: Das Phonem /ʁ/ wird durch das glottal gebildete Phonem (/h/) ersetzt. pathologisch: glottale Ersetzungen [h ʔ] bei allen anderen Phonemen | /ʁͻlɐ/ → [hͻlɐ] | <2;6 J. |
DeAffr | Deaffrizierung: Eine Affrikate wird auf ihren frikativen Lautanteil reduziert. | /topf/→ [tof] /tsaŋə/ → [saŋə] | <2;6 J. |
VV /k, g, ŋ/ | VV /k, g, ŋ/ Ein Velar wird durch ein weiter vorn gebildetes, sonst merkmalsgleiches Phonem ersetzt. | /kanə/ → [tanə] | <2;5 /ŋ/ <3;6 /k, g/ |
VV / ʃ, ç/ | Vorverlagerung /ʃ, ç /: Ein Sibilant wird durch ein weiter vorn gebildetes, sonst merkmalsgleiches Phonem ersetzt. | /ʃulə/ → [sulə] /iç / → [is] | <4;0 /ç/ <5;0 /ʃ/ |
Ass | Assimilation: Ein Phonem wird an ein anderes Phonem im Wort angeglichen. pathologisch: > 5 Mal Auftreten in Bezug auf die 99 Items der PLAKSS-II + konstante Kontaktassimilation (> 4;0 J.) | Progressive A.: /man/ → [mam] Regressive A.: /gabəl/ → [babəl] Ferna.: /banane/ → [banabe] Kontakta.: /dʁai/ → [gʁai] | <3;0 J. |
RV | Rückverlagerung /z, s, ʃ/: Die Phoneme /z, s oder ʃ/ werden durch ein weiter hinten gebildetes, sonst merkmalsgleiches Phonem ersetzt. | /zͻnə/ → [çͻnə] | <3;0 J. |
TFK/TsfK | Tilgung von (silben)finalen Konsonanten: Am Ende eines Wortes bzw. einer Silbe wird ein Konsonant ausgelassen. pathologisch: > 5 Mal oder bei fast allen finalen Konsonanten | /gabəl/ → [gabə] /lampe/ → [lape] | <2;5 J. |
TUS | Tilgung unbetonter Silben: Innerhalb eines Wortes wird eine unbetonte Silbe in präbetonter Position ausgelassen pathologisch: > 5 Mal | /bananə/ → [nanə] | <3;0 J. |
RCC (RCCi & RCCf) | Reduktion Konsonantenverbindungen: Am Anfang eines Wortes oder einer Silbe (RCCi) oder am Ende eines Wortes oder einer Silbe (RCCf) wird eine Konsonantenverbindung um ein oder zwei Element(e) reduziert. | /fʁͻʃ/ → [ʁͻʃ] /blume/ → [bume] | <4;0 J. |
Phonologische Prozesse lassen sich generell in strukturelle Prozesse und systemische Prozesse unterteilen.
Strukturelle Prozesse sind Prozesse, die eine Vereinfachung der Wortstruktur mit sich bringen. Es verändert / reduziert sich die Silbenzahl oder die Anzahl der Phoneme innerhalb des Zielwortes (Fox-Boyer 2016a). Sie sind der prosodischen bzw. segmental-phonologischen Entwicklung zuzurechnen (Kauschke 2012).
Bei den physiologischen Prozessen lassen sich hierunter die Prozesse Tilgung unbetonter Silben (TUS), Tilgung finaler Konsonanten (TFK) oder silbenfinaler Konsonanten (TsfK) und Reduktion initialer (RCCi) oder finaler (RCCf) Konsonantenverbindungen fassen (Tab. 2). Die drei Prozesse werden im Folgenden in der zeitlichen Abfolge ihrer „Überwindung“ dargestellt.
Der Prozess der Tilgung finaler Konsonanten (TFK) oder silbenfinaler Konsonanten (TsfK) liegt dann vor, wenn ein konsonantischer Auslaut eines Wortes bzw. am Ende (Coda) einer Silbe mitten im Wort ausgelassen wird.
Dieser Prozess tritt nur sehr früh, also bei kleinen Kindern unter 2;5 Jahren auf. Es kommt dann häufig zu einer (silben)finalen Tilgung von / l / , wenn davor ein Schwa-Laut Ziellaut ist (Tab. 2).
Die Tilgung anderer finaler Konsonanten tritt generell nur vereinzelt auf (einbis fünfmalig auf 100 Wörter). Als pathologischer Prozess ist dieser zu werten, wenn er vom Kind sehr häufig (mehr als fünf Mal) oder bei fast allen (silben) finalen Konsonanten gezeigt wird (Kap. 2.3.3).
Dieser Prozess kann nicht als Beschreibung herangezogen werden, wenn von einer wort- bzw. silbenfinalen Konsonantenverbindung der letzte Laut getilgt wird. Dann spricht man von dem Prozess einer Reduktion der Konsonantenverbindung (RCC).
Die Tilgung unbetonter Silben (TUS) kann nur innerhalb eines mindestens zweisilbigen Wortes auftreten, in dem eine oder mehrere unbetonte Silben vor betonten Silben stehen. Das Kind lässt dann eine oder beide unbetonten Silben aus und vereinfacht somit die Wortstruktur (Tab. 2).
Nach Fox-Boyer (2016a) tritt dieses Phänomen nur bis zum Alter von 2;11 Jahren auf. Wenn dieser Prozess ungewöhnlich häufig zu beobachten ist (mehr als fünf Mal), gilt er als pathologischer Prozess (Kap. 2.3.3). Allein die Tilgung der Vorsilbe / gǝ / kann noch vereinzelt bei vierjährigen Kindern auftreten.
Der Prozess der Reduktion von Konsonantenverbindungen (RCC) beschreibt die Vereinfachung von Konsonantenverbindungen durch die Auslassung von einem (bei CC) oder ein bis zwei Konsonanten (bei CCC), ohne jedoch die gesamte Konsonantenverbindung zu tilgen. Es kann zwischen wort- bzw. silbeninitialer (RCCi) oder wort- bzw. silbenfinaler (RCCf) Reduktion von Konsonantenverbindungen unterschieden werden.
Kinder realisieren schon im Alter von 2;0 Jahren initiale Konsonantenverbindungen (Kap. 2.3.3). Daher ist es als ungewöhnlich anzusehen, wenn über Dreijährige sehr viele oder alle initialen Konsonantenverbindungen reduzieren. Generell kann jedoch die Reduktion von initialen Konsonantenverbindungen bis zum Alter von 3;11 Jahren auftreten. In Bezug auf finale Konsonantenverbindungen kann schon ab dem Alter von 2;5 Jahren eine Reduktion als ungewöhnlich angesehen werden. Detaillierte Informationen zur Reduktionsart gibt Fox-Boyer (2016a).
Systemische Prozesse: Bei systemischen Prozessen bleibt die Struktur des Wortes erhalten. Hierbei werden Phoneme durch andere Phoneme ersetzt (Substitution) oder angeglichen (Assimilation).
Der Prozess der Plosivierung charakterisiert sich durch die Ersetzung eines Frikativs durch einen Plosiv. Die Artikulationsstelle und Stimmhaftig- bzw. -losigkeit wird meistens beibehalten, nur der Überwindungsmodus ändert sich.
Es kommen nur vereinzelte Plosivierungen von Frikativen bis zum frühen Alter von 2;5 Jahren vor. Als pathologisch zu werten ist daher eine Plosivierung aller Frikative und / oder Affrikaten bzw. eine konstante Plosivierung eines oder mehrerer Frikative (Fox-Boyer 2016a).
Unter dem physiologisch auftretenden Prozess der glottalen