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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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archäologische Untersuchungen – im unteren Galiläa ein starkes Interesse an jüdischen Identitätsmarkern wie rituellen Bädern, Steingefäßen (denen keine Unreinheit anhaften konnte) und Münzgeld (von Herodes Antipas geprägt; ohne Abbildungen von Menschen). 1,15 Reich Gottes, die Vorstellung, dass Gott der wahre König ist, findet sich bereits in früheren jüdischen Quellen (Ps 5,3; 10,16; 103,19; 145,11.13, usw.), aber der Ausdruck „Reich Gottes“ taucht nur vereinzelt in der Literatur des Zweiten Tempels und in rabbinischen Texten auf (Weish 10,10; mBer 2,2.5); dort bezieht sich der Begriff meist auf das Versprechen eines idealen Staates, wie in Sach 14,9. Tut Buße, gr. metanoia, übers. „Sinneswandel“, wobei „Sinn“ das gesamte innere Wesen meint; normalerweise ist dies die LXX-Übersetzung des hebr. n-ch-m, übers. „bereuen, Buße tun“. In Jer 31,19 wird nicham mit schuv, übers. „sich wenden, umkehren“, in Verbindung gebracht; Buße bezieht sich nicht auf individuelle Sünden, sondern auf das „Zurückkehren“ zu Gott. Glaubt an das Evangelium, das Substantiv „Glaube“ und das Verb „glauben“ (zugrunde liegt dieselbe griechische Wurzel) werden im NT besonders betont (z.B. Mt 8,10; 24,23; Mk 13,21; Joh 11,40; 1Kor 15,11). Im antiken Israel und auch bei Markus bezeichneten „Vertrauen“ und „Glaube“ (hebr. Wurzel: ’aman; vgl. „Amen“, Anm. zu 3,28) häufig Treue und Vertrauenswürdigkeit gegenüber Menschen (z.B. Jes 38,3) und Gott (z.B. Ps 71,22); vgl. auch also die amana bzw. den Glaubensbund in Neh 10,1. Während der Zeit des Zweiten Tempels erlangte Vertrauen/Glaube weitere Bedeutungen: Überzeugung, Beichte und sogar Bekehrung (Jdt 14,10; Weish 1,2; 16,26; Sir 1,14; 2,6). Im rabbinischen Judentum werden die, die den Zehnten gewissenhaft abgeben als ne’emanim, d.h. als „Treue“ bezeichnet (mDem 4,6). Bei Markus werden Glaube und Tora zwar häufig thematisiert, Glaube und Gesetz jedoch nie auf dieselbe Weise kontrastiert wie bei Paulus (vgl. aber Mk 2,1–12).

      19 Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. 20 Und sogleich rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und gingen fort, ihm nach.

       Mk 1,16–20 Die Berufung der ersten Jünger (Mt 4,18–22; Lk 5,1–11; Joh 1,35–42) 1,17 Menschenfischer, das Bild vom Fischfang erscheint in biblischen Texten als positive wie negative Metapher (Jer 16,16; Am 4,2); rabbinische Texte reden teilweise metaphorisch von neuen Jüngern als von Fischen (ARN A 40). In griechischen und römischen Philosophenkreisen sowie im rabbinischen Judentum wird eher beschrieben, dass Schüler sich Lehrer suchen, als dass sie von ihnen berufen werden (wie in Joh 1,35–40; vgl. bEr 30a; bKet 61b). Die jesuanische Methode der Berufung fußt vermutlich auf der Berufung des Elisa durch Elia (1Kön 19,19–21). Sowohl Jesus als auch Elia berufen ihre Nachfolger; die Jünger und Elisa reagieren prompt und verlassen – wie ausdrücklich festgehalten wird – ihre Eltern, um nachzufolgen.

       Mk 1,21–28 Exorzismen und Lehre in Vollmacht (Mt 7,28–29; Lk 4,31–37) 1,21 Synagoge, vgl. „Die Synagoge“. Dass sich Menschen am Sabbat in der Synagoge versammelt hatten, verweist auf eine Art Gottesdienst (vgl. Mk 6,2). 1,22–24 Lehre, die Lehre Jesu meint nicht nur seine Worte, sondern auch seine Vollmacht, unreine Geist[er] auszutreiben. Markus verwendet den Begriff unreiner Geist häufiger als die üblichere Bezeichnung „Dämon“. Der Heilige Gottes, Bezeichnung für Elisa (2Kön 4,9); als Gegenpart zum unreinen Geist würde ein solcher Prophet die Grenze zwischen dem dämonischen Reich und der von Gott geschaffenen Welt des Lebens wiederherstellen. 1,25 Bedrohte, ein üblicher Begriff in jüdischen Exorzismen (gr. epitimaō, hebr. ga‘ar; 1QGenAp 20,28–29; vgl. Ps 106,9). Vgl. auch 1QM 14,9–11 mit einem Verweis auf Gott, der Gegner im Kampf besiegt oder Satan überwindet, sowie spätere rabbinische Quellen (BemR 19,8; PesR 36,1). Verstumme, wörtl. „dir sei der Mund geknebelt“, verweist auch auf die Kontrolle über unreine Geister. 1,27 Vollmacht, gr. exousia, die Freiheit, seine eigene Macht auszuüben, indem man lehrt, ohne sich auf andere Lehrer oder Schriftgelehrte zu beziehen, während man gleichzeitig über unreine Geister herrscht.