wie den Salzhandel. Da diese selbständigen Kleinunternehmer alles behalten konnten, was über das hinausging, was sie an die römische Verwaltung abtreten mussten, werden sie (zu Recht oder Unrecht) sowohl in rabbinischen als auch christlichen Texten als Erpresser, moralisch fragwürdig und eher unbußfertig dargestellt (Mt 5,46; 32,31; Lk 3,12–13; mChag 3,6; mNed 3,4; mBQ 10,1–2). Für Markus stellen die Zöllner einen positiven Gegensatz zu den Pharisäern dar, die als besonders gerecht, treu und dem Reichtum abgeneigt galten. S. „Die Pharisäer“.
18 Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten viel. Und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, aber deine Jünger fasten nicht? 19 Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. 20 Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen ist; dann werden sie fasten, an jenem Tage.
21 Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der neue Lappen vom alten ab und der Riss wird ärger. 22 Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche.
Mk 2,18–22 Fasten (Mt 9,14–17; Lk 5,33–39). Die Anhängerschaft von Jesus und Johannes dem Täufer vereinigte sich nie vollständig (Mt 11,18–19). Die Mandäer sind eine kleine Gruppe von Menschen, die heute zum größten Teil an der Grenze zwischen dem Iran und Irak lebt. Sie führen ihre Entstehung auf Johannes den Täufer zurück. Die Hebräische Bibel erwähnt Fasten in Zusammenhang mit Buße, bei Trauer (eingeschlossen der Trauer über die Zerstörung des Tempels: Sach 7,3. Der Prophet deutet in 8,19 an, dass diese Praxis in der Zukunft aufgehoben werden wird) und bei Bittgesuchen (Joel 1,14; Est 4,16; Esra 8,21). In der Zeit des Zweiten Tempels erscheinen erstmals festgesetzte Fastentage (vgl. Sach 7,3; 8,19). Auf jüdischer Seite, etwa unter den Pharisäern oder Johannes dem Täufer und seinen Jünger, sowie unter den Jesusgläubigen wurde gefastet (Mt 6,16–18; Did 8,1), aber hier und in Lk 7,33–34 wird das Fasten abgelehnt, solange der Bräutigam, der eschatologische Menschensohn, anwesend ist.
23 Und es begab sich, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Mk 2,23–28 Ährenraufen am Sabbat (Mt 12,1–8; Lk 6,1–5) Wie viele andere Streitgespräche beinhaltet dieser Bericht eine rechtliche Herausforderung an Jesus, die als kleinlich und bösartig charakterisiert wird, sowie eine prägnante Erwiderung, die dringlichere menschliche Bedürfnisse anspricht (V. 27). Die Argumentationsstruktur, die sowohl aus griechisch-philosophischen als auch aus rabbinischen Rechtstexten bekannt ist, schließt vom Kleineren auf das Größere: Wenn David das Recht aufheben konnte, um menschliche Grundbedürfnisse zu befriedigen (1Sam 21,1–6), können das auch die Jünger Jesu (V. 25–26; vgl. auch Mk 7,6–13; 10,3–8; 12,26–27). Markus zitiert den biblischen Text nicht genau, eine Tatsache, die die Frage „Habt ihr nie gelesen?“ unbeabsichtigt ironisch werden lässt. Die Erzählung von Samuel wird hier auf verschiedene Arten modifiziert: In 1Sam 21 wird nicht ausdrücklich erwähnt, dass David aus Hunger handelt, und er betritt auch das Haus Gottes nicht, um die Schaubrote zu essen; der Priester war Ahimelech, nicht Abjatar. Diese Erzählung wurde, wie auch die anderen Streitgespräche der Evangelien, vermutlich geschaffen, um die Identitäten der Gefolgschaft Jesu und ihrer Opponenten abzugrenzen. Die Darstellung der Pharisäer, die auf dem Feld das Verhalten anderer beobachten, ist wahrscheinlich historisch nicht korrekt, sondern wurde erst als Teil dieser abgrenzenden Charakterisierung entworfen. 2,27–28 Im rabbinischen Recht sollten Einschränkungen am Sabbat außer Kraft gesetzt werden, wenn ein Leben in Gefahr war. Jesus tritt für eine ähnliche Ausnahme am Sabbat ein (tSchab 16,12; vgl. auch Mk 3,1–6). Da Menschensohn schlicht „Person“ bedeuten könnte (vgl. „Der Menschensohn“), ist es möglich, dass der Ausspruch ursprünglich nur meinte, dass jeder Mensch Herr auch über den Sabbat ist – im Sinne, dass man den Tag genießen anstatt sich durch die Sabbatgesetze belastet fühlen sollte (bJom 85b überliefert: „Er [der Sabbat] ist euch anvertraut, nicht aber ihr ihm“).
1 Und er ging abermals in die Synagoge. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. 2 Und sie gaben acht, ob er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten. 3 Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Steh auf und tritt in die Mitte! 4 Und er sprach zu ihnen: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses tun, Leben retten oder töten? Sie aber schwiegen still. 5 Und er sah sie ringsum an mit Zorn, betrübt über ihr erstarrtes Herz, und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde wieder gesund. 6 Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald Rat über ihn mit den Anhängern des Herodes, dass sie ihn umbrächten.
Mk 2,1–3,6 Eine Sammlung von brisanten Erzählungen