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sagte: „Hi Robert, du bist doch Profi, oder?“

      „Nein, aber ich freue mich, dass ihr mich so einschätzt!“

      „Hast du kein Engagement?“

      „Nein!“

      „Willst du bei uns einsteigen?“, fragte Cliff.

      „Bin ich nicht zu alt für euch?“

      Jennifer meinte: „Bei uns steht Qualität vor allem anderen!“

      „Wie oft spielt ihr und wo?“

      „Einige von uns sind Schüler. Deshalb spielen wir öffentlich nur an Wochenenden, zurzeit etwa jede zweite Woche!“, erklärte Cliff.

      „O. k., da könnte ich mich einklinken!“

      „Wir üben jeden Mittwoch von 14 bis 20 Uhr im Übungssaal der Musikfakultät an der UNI in Middle-East-Channel!“, bot Frank an.

      „Ja, da kann ich mitmachen!“

      Jennifer erfreut: „Fein Robert, dann am Mittwoch nächste Woche, am 8. Mai an der UNI!“

      Robert verabschiedete sich von den Rollers und von Beccy, die ihm zuraunte: „Mann, Finnly, du bist vielleicht ein verrückter Kerl!“

      Sie lächelten einander zu, dann ging Robert hinüber zum Fähranleger. Lina Malinowski stand im Ruderhaus.

      Die Fähre war besetzt mit Rollers-Fans die nach Westchapel zurückfuhren. Es wurden Spirituosen gekauft, reichlich Spirituosen! Lina gab über die Bordlautsprecher bekannt, dass der Genuss von Alkohol an Bord verboten sei. Entrüstetes Gemurmel der Fährgäste, offensichtlich wollten sie die im Westcorner-Inn angeheizte Musikdröhnung etwas nachbrennen lassen.

      7.

      Der Fähranleger in Chapel lag in hellem Mondlicht. Die Wasseroberfläche im Hafen beruhigte sich schnell, nachdem die Fähre wieder abgelegt hatte, leer. Denn zu dieser Nachtzeit schien niemand mehr in die City fahren zu wollen. Robert schlenderte an der gebogenen Pier entlang Richtung Boganson-Cottage. Der Pub, rechter Hand, lag in tiefem Nachtschlaf. Auch der Wind war eingeschlafen, in den Platanen raschelte kein Blatt. Robert betrat sein Cottage, das er nie verschloss, pflegte sich und ging zu Bett.

      Durch die Fensterläden fielen Streifen Tageslicht, als er aufwachte. Es war Sonntag, gegen 11 Uhr.

      Robert duschte, kleidete sich mit Jacket und Hose, darunter ein Hemd, das nicht in den Hosenbund gesteckt wurde. Dazu wählte er einen passenden Hut.

      In bester Laune ging er zum Pub, er wollte zum Lunch etwas essen. Das Chapel-Inn war gut besetzt. Er schaute nach einem freien Tischplatz. In der rechten Raumseite in einer großen Nische nahe der Eingangstüre stand ein runder Tisch mit acht Sitzplätzen. Mehrere Personen besetzten den Tisch. Eine junge Frau winkte ihm zu, es war Jennifer O’Toole. Neben Jennifer saß eine weitere junge Frau. Sie hatte Ähnlichkeit mit Raffaela Conte, die ebenfalls am Tisch saß. Die junge Frau wurde Robert als Claudia Conte vorgestellt. Eine Frau in Roberts Alter stellte sich als Rose O’Toole vor, Jennifers Mutter. Rose gehörte zu der Art Frauen, bei deren Anblick sich Roberts Herzschlag für einen Augenblick beschleunigte. Sie trug intensiv rotes, schulterlanges gelocktes Haar. Huskyaugen, weiche ebenmäßige Gesichtszüge mit einigen Sommersprossen, vollschlanker Körper waren ihre äußeren Merkmale.

      Eine weitere Frau im gleichen Alter stellte sich als Betty Coleman vor. Jennifer erklärte, dass Rose und Betty beide ihre Mütter seien. Das verwirrte Robert einen Augenblick, bis er begriff, dass die beiden Frauen ein gleichgeschlechtliches Paar waren. Betty Coleman trug weißblondes glattes Haar und ihre blauen Augen in einem scharf geschnittenen Gesicht hatten etwas raubtierhaftes. Sie war etwa 1,70 Meter groß, extrem schlank, trotzdem wirkte sie kräftig, muskulös. Robert registrierte, dass Betty der Typ Frau war, „um die Mann dreimal vorsichtig herumging, bevor Mann sie ansprach“.

      Jennifer berichtete munter, dass sie und ihre Rollers Robert am Vorabend im Westcorner-Inn kennengelernt hatten. Sie bezeichnete Robert als Bassisten, mit dem sie zusammenarbeiten wollten, wenn die nächste Probesession positiv verlaufen werde.

      Am Tisch herrschte darauf hin Stille, die durch Raffaela Conte aufgelöst wurde: „Meine Tochter Claudia und Jennifer sind Freundinnen. Sie besuchen gemeinsam die Highschool. Jennifer und ihre Eltern haben bei uns übernachtet, damit sie nicht in der Nacht zurück nach Eastchurch fahren mussten!“

      Sie bat Robert am Tisch Platz zu nehmen. Robert nahm dankend an und bestellte bei Dora das Tagesmenü. Raffaela ermunterte Robert, etwas von sich zu erzählen. In schnellen Zügen berichtete er seinen Lebenslauf bis zur Gegenwart. Die beiden jungen Frauen schauten beeindruckt.

      Raffaela erwähnte, dass die O’Toole-Farm Obst und Gemüse für die Agrargenossenschaft produziere. Inzwischen wurde der Lunch serviert. Das Gespräch floss in Richtung Agrartechnik.

      Claudia und Jennifer verabschiedeten sich nach dem Essen aus der Runde. Jennifer erinnerte Robert noch einmal an den Termin am Mittwoch der folgenden Woche.

      Nachdem Claudia und Jennifer den Pub verlassen hatten, sprach Betty Coleman ein Thema an, das sie offensichtlich bedrückte: „Wir wünschen uns Jennifer als unsere Nachfolgerin auf der O’Toole-Farm. Wir haben versucht, sie durch Erziehung in die Richtung zu lenken. Nun sieht es seit einiger Zeit so aus, als würde Jennifer in die Musikszene gleiten und unser gemeinsames Ziel aus den Augen verlieren!“

      Schweigen am Tisch!

      Robert berichtete: „Heute Nacht habe ich ihre Tochter am Schlagzeug erlebt. Ich bin kein professioneller Musiker, aber ich war beeindruckt von ihrer Schlagtechnik an den Drums und dem Energiestrom, mit dem sie die Menschen im Pub in ihren Bann zog. Sie mir als Farmerin vorzustellen, fällt mir schwer!“

      Betty Coleman schoss vernichtende Blicke auf Robert. Genau das wollte sie über Jennifer nicht hören.

      Rose O’Toole mischte sich ein: „Jenny ist achtzehn Jahre alt, bald macht sie Abitur. Sie wird einen Weg gehen, den wir nicht mehr beeinflussen können, vor allem nicht mit Druck. Wir warten die weitere Entwicklung ab!“

      Schweigen am Tisch!

      Raffaela gab der Bedienung ein Zeichen, bestellte eine Runde Kaffee mit Whisky. Die Spannung löste sich und das Gespräch verallgemeinerte. Robert schaute Rose O’Toole mehrmals für Bruchteile von Sekunden an. Er spürte das Verlangen, eine Beziehung mit einer bürgerlichen Frau zu haben. In seinen Jahren als Kapitän pflegte er in Häfen auf verschiedenen Kontinenten wiederkehrende Beziehungen zu großartigen Frauen, aber ihm war bewusst, dass diese Frauen als Prostituierte berufsmäßig großartig waren.

      Im Falle der Rose O’Toole gab es Klarheit. Sie war mit Betty Coleman fest verbunden. Die beiden Frauen führten ein hartes Arbeitsleben auf der Farm und waren sehr abhängig voneinander.

      Als Rose einmal seinen Blick wahrnahm, fühlte Robert Schamröte in seinem Gesicht aufsteigen.

      In dem Augenblick löste sich die Tischrunde auf, man verabschiedete sich. Robert war erleichtert.

      Er machte Dora das Bezahlzeichen. Sie signalisierte, dass Robert in ein monatliches Zahlungssystem aufgenommen war, bei dem die Verzehrkosten gesammelt und im Folgemonat abgerechnet werden.

      Robert verließ das Chapel-Inn und ging hinüber zum Rathaus. Er wollte Reverend O’Bready sprechen und die paradoxe Frage diskutieren, wie man eine dauerhafte, familiäre Beziehung zu einer Frau gestaltet, ohne mit ihr zusammenzuleben. Es war Sonntag, Josh O’Bready arbeitete im Bürgermeisterbüro. Robert fragte, ob Josh etwas Zeit für ein privates Gespräch habe?

      Josh bedauernd: „Leider nein, Robert. Ich arbeite augenblicklich unter Zeitdruck!“

      Josh nahm einen Terminplan und bot einen Termin in der kommenden Woche Donnerstag von 11 bis 12 Uhr an. Robert bedankte sich und verließ das Rathaus.

      Zu Hause auf der Küchenanrichte hatte Conchita den „Hull-Sunday“, eine regionale Wochenendzeitung, für ihn abgelegt. Er rief Conchita an, bedankte sich für die Zeitung und beschrieb ihr seinen