Ulrich Paul Wenzel

An Tagen Des Ewigen Nebels


Скачать книгу

ganz eng an ihn geschmiegt und ihr linkes Bein über seine Hüfte gelegt.

      »Ich weiß nicht, Schatz, aber irgendwie passen die beiden nicht zusammen«, sagte sie, während ihre Finger an seinem Ohrläppchen spielten.

      »Ja, sie sind sehr unterschiedlich, aber so ganz gleich ticken wir ja auch nicht, oder?« Alan streichelte ihre Halspartie.

      »Das meine ich gar nicht. Ich glaube, mit Susanne kann ich gut klarkommen, sie ist eine feinsinnige Frau, aber Siegmar wirkt auf mich sehr hölzern. Ich weiß gar nicht, wie sie es mit dem aushält.«

      »Du hast ja Recht, Hannah. Siegmar ist ein bisschen rustikal, aber ansonsten ein herzensguter Mensch. Ich kenne ihn wie gesagt fünf Jahre und kam mit ihm immer gut aus.«

      »Entschuldige Alan, aber der Mann erinnert mich an einen belgischen Kameramann, der mir damals in Bagdad ein paar Mal über den Weg gelaufen war. Arbeitete für Al-Jazeera und kam mit der typischen Attitüde eines Söldners daher. Grobschlächtig und laut. Hatte bis spät in der Nacht harte Sachen gesoffen und versucht, jede Frau in sein Feldbett zu bekommen. Ich hatte regelrecht Angst vor dem.«

      »Siegmar ist ganz anders, glaube es mir, Schatz.«

      »Ging mir einfach nur so durch den Kopf. Du hast ihn beim Fußball kennengelernt?«

      »Ja.«

      »Und seit dieser Zeit seid ihr auch privat befreundet?«

      »Es fing ein bisschen später an. Am Anfang haben wir zunächst nur zusammen das eine oder andere Bier nach dem Spiel getrunken. Eine engere Freundschaft entstand erst, als sich meine Ex von mir getrennt und unsere gemeinsame Wohnung verlassen hatte. Ich wollte auch nicht länger bleiben und wie es der Zufall wollte, wurde bald darauf diese Wohnung hier frei.«

      »Und danach habt ihr euch öfter zu dritt getroffen?«

      »Sie haben mir beim Renovieren und beim Umzug geholfen und von da an sind wir immer enger zusammengekommen.«

      Alan ließ seine Hand an Hannahs Rücken hinuntergleiten. Er spürte ihre harten Brustwarzen auf seine Haut und gleichzeitig seine Erektion.

      »Das war übrigens eine beschissene Zeit für mich«, fuhr er fort, »und ich bin Siegmar und Susanne auch dankbar dafür, dass sie mir eine gute Abwechslung waren. Ich hatte mich nach der Trennung von Diana voll in die Arbeit gestürzt und ständig Berge von Akten mit nach Hause geschleppt. Auch am Wochenende. Und wenn ich nicht mehr weiterkam, habe ich das Fernsehgerät eingeschaltet und bin durch die Kanäle gezappt, bis ich irgendwann einschlief.«

      »Das ist ja schrecklich.«

      »Ja, das war wirklich keine schöne Zeit. Eines Abends klopfte es und Siegmar und Susanne standen an der Wohnungstür.«

      »Wie heute Abend«, bemerkte Hannah.

      »Genauso wie heute Abend, nur das sie damals und seitdem immer geklopft haben. Einfach so. Ganz spontan. Auf ein Glas Wein.« Alan hatte den kleinen Leberfleck auf ihrem Rücken ertastet und umkreiste ihn mit dem Finger. »Das war übrigens auch die Zeit, wo ich angefangen habe zu kochen«, fuhr er fort. »Wir haben ein paar Mal zusammen gekocht. Vorher stand jeden zweiten Abend der Pizzabote an meiner Wohnungstür. Ich war wirklich dankbar für die Abwechslung.«

      »Warum hat sich deine Frau von dir getrennt?«, fragte Hannah. Er zuckte zusammen. Die Frage hat irgendwie eine investigative Färbung. Gut, sie ist Journalistin. Aber warum will sie das wissen? Gerade jetzt im Bett. Will sie die Grundfeste ihrer Beziehung hinterfragen oder ist es die typische Neugier einer Frau? Natürlich hatte Siegmar sie mit seinem Gequatsche darauf gebracht.

      »Das ist ganz einfach zu erklären, Schatz. Wir hatten total unterschiedliche Zielvorstellungen. Sie wollte Karriere machen und ich hätte mich lieber um Kinder gekümmert. In diesem Spannungsfeld bewegte sich unsere Beziehung von Anfang an. Eigentlich hatte sie nur zuerst den Schritt getan, den ich auch hätte machen sollen.« Von dem auslösenden Moment, der kurzen aber heftigen Liaison mit Beate, der Staatsanwältin, brauchte Hannah nichts zu wissen. »Dich interessiert Diana doch nicht wirklich, oder?«

      »Nein Schatz. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin.« Hannah gab ihm einen intensiven Kuss auf den Mund.

      »Was machen Susanne und Siegmar eigentlich beruflich?«,

      »Siegmar ist Abteilungsleiter bei der Berliner Steuerverwaltung. Hat sich da auf einen gutdotierten Posten hochgearbeitet, wie er mir mal bei einem Bier anvertraut hat. Er berät mich übrigens auch bei meiner Steuererklärung.«

      »Und Susanne?« Hannah gähnte.

      »Susanne fährt zur See.«

      »Wie bitte?« fragte Hannah ungläubig.

      »Ja, sie arbeitet als Chefstewardess bei einer Fährgesellschaft und fährt jede Woche von Rostock nach St. Petersburg. Darum hat sie sich doch verabschiedet.«

      »Und jede Woche? Dann ist sie die meiste Zeit unterwegs.«

      »Nein, ihre Arbeitszeiten sind völlig unregelmäßig. Wie sie mal sagte, hat sie nach einer bestimmten Zeit immer wieder auch ein paar Tage frei. Also mein Job wäre das auch nicht. Sie findet das aber immer noch toll. Macht das ja auch schon zwanzig Jahre. Letztens hatte sie wohl von einem Angebot auf einem Kreuzfahrtschiff erzählt, das ganz interessant gewesen wäre. Aber das war ihr dann wegen der langen Reisen doch nicht geheuer.«

      »Ihr Alter sieht man ihr auch nicht an«, sagte Hannah anerkennend. »Dafür hat sie sich wirklich gut gehalten. Wie findest du sie eigentlich?«

      »Ich? Susanne? Ist nicht mein Typ.«

      »Und warum nicht?«

      »Sie hat nicht so schöne Titten.« Alan grunzte durch die Nase und umfasste gefühlvoll Hannahs linke Brust. Es sollte ein Scherz sein, dass es einfach nur eine un passendeAntwort war, fiel ihm zu spät ein. Hannah sah ihn sogleich fragend an.

      »Kennst du sie denn?«

      »Wen?« fragte Alan. Vergiss es einfach, Hannah, betete er.

      »Ihre Titten. Kennst du sie?« Erschrocken über sich selbst hielt Hannah inne. »Sag mal, worüber reden wir hier eigentlich?«, fragte sie entrüstet, drehte sich abrupt von ihm weg und zog sich die Bettdecke fest um ihren Körper. »Über Susannes Brüste. Das glaube ich nicht.«

      »Das war einer meiner blöden Scherze, Schatz«, sagte Alan, während er sich über sie beugte und seine Nase sanft an ihren Hals drückte. »Entschuldige bitte.«

      »Ist ja auch egal«, antwortete Hannah und gähnte. War sie jetzt sauer? Kurz darauf registrierte Alan ein rhythmisches Atmen. Hannah war eingeschlafen oder tat wenigstens so. Vorsichtig zog er sich zurück und bedeckte ihren Körper. Er drehte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit.

      Seit drei Wochen waren er und Hannah jetzt ein Paar. Wie bei Diana ging alles sehr schnell, allerdings hatte es mit seiner Ex schon nach drei Wochen das erste Mal ordentlich gekracht.

      Mit Hannah war alles anders. Harmonischer, mehr zueinander gewandt. Er hatte sich zwei Tage nach ihrem ersten Treffen beim Italiener bei ihr gemeldet und Hannah hatte ihn am Abend zu sich zum Dinner eingeladen. Es gab mexikanische Tortillas und Enchiladas, dazu verschiedene Saucen und einen grünen Salat. Er hatte zwei Flaschen Sauvignon Blanc mitgebracht. Noch am frühen Abend ließen sie die halbgefüllte Weinflasche und das Essgeschirr auf ihrem kleinen Küchentisch zurück, um in ihrem Schlafzimmer zu verschwinden. Nach dieser Nacht war nichts mehr wie vorher.

      Alan verspürte Durst. Vorsichtig glitt er aus dem Bett und ging in die Küche. Er goss sich ein Glas Cola Zero ein, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich an den Tisch. Hannah schien Siegmar nicht besonders zu mögen, aber er hoffte, dass sich das geben wird. Er erinnerte sich an sein erstes Zusammentreffen mit Siegmar. Überheblich und lautstark hatte Siegmar im Training die Bälle gefordert und gleichzeitig eindrucksvoll nachgewiesen, dass sein fußballerischer Verstand äußerst limitiert war. Aber das musste man Siegmar nachsehen, ihm einfach seine Auftritte lassen. Alan hatte eine gewisse Routine entwickelt und jetzt