R.J. Simon

Bis dass der Tod euch vereint


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Und eine üppige Verlobungsfeier gehörte somit dazu. So bekam Brigitte auch die Gelegenheit, all ihren Verwandten den Mann ihres Herzens vorzustellen, auf den sie ungeheuer stolz war.

      Dominik wählte dazu ein Restaurant aus, das genügend Platz bot, um alle Verwandten und Freunde der Familie von Brigitte zu bewirten und reservierte es für diesen Tag. Vorwiegend bestanden die Gäste nämlich aus Angehörigen seiner künftigen Ehefrau. Von Dominiks Seite existierten nur noch vier weitläufige Verwandte.

      Da war zunächst einmal eine Großtante, die Dominik seit er sich erinnern konnte vielleicht insgesamt sechsmal sah und deren Mann, den er noch weniger ansichtig geworden war. Ansonsten zählte noch eine Art Cousine zu seiner Familie, von der Dominik nicht einmal selbst genau zu sagen vermochte, wie die verwandtschaftliche Verbindung zu ihr zustande kam. Auch sie wusste nicht hundertprozentig die Zusammenhänge zwischen ihren Eltern und denen von Dominik. Direkte Geschwister waren sie keine gewesen, so viel war sicher. Allenfalls die Großtante konnte darüber umfassend Auskunft geben. Diese Cousine, die auch erheblich älter als Dominik war, mit dem Namen Cathérine, lud er ebenfalls samt ihrem Mann ein.

      Mehr Angehörige besaß Dominik seines Wissens nach nicht. Diese vier Personen stellten seine ganze Familie dar, die sowieso noch nie groß war. Viele starben bedingt durch den Krieg, Alter oder Krankheiten bereits. Dominik war der letzte und somit jüngste Nachkomme in seiner Familie.

      Brigittes Familie dagegen bestand aus einer beachtlichen Zahl. Ihre Mutter hatte neun Geschwister. Der Vater sogar zwölf. Alle waren sie verheiratet und aus fast jeder Verbindung gingen wiederum Kinder hervor. Manche durften schon Enkelkinder ihr Eigen nennen. Somit erreichte der familiäre Umfang von Brigitte mit allen Anverwandten eine respektable Anzahl an Leuten.

      Dominik lud sie allesamt ein. Seine wenigen und Brigittes zahlreiche Familienmitglieder. Es wurde niemand vergessen und jeder einzelne war herzlich willkommen. Ihm gefiel das, eine derart große Verwandtschaft zu gewinnen. So gehandhabt ergab sich für Dominik zudem die Möglichkeit, die Angehörigen seiner zukünftigen Frau auf einen Schlag und an einem Tag kennenzulernen. Das fand er spannend.

      Dieser Nebeneffekt erwies sich als sehr sinnvoll bei dieser Aktion. Dominik betrachtete das sehr nüchtern. So verteilten sich nämlich die gegenseitigen Bekanntmachungen nicht auf unzählige Besuche. In der Regel wurde bei solchen Zusammenkünfte ohnehin aus Vorsicht zunächst langweilige Gespräche geführt, weil keiner wusste, was er am besten reden sollte, ohne vielleicht einen Fehler zu machen, denn das jeweilige Gegenüber war einem natürlich völlig unbekannt. Die damit verloren gegangene Zeit und das gezwungene, steife Herumsitzen nur der Form wegen, wurde somit glatt ausgeschlossen.

      Alles in allem wuchs die Anzahl der Gäste der Verlobungsfeier auf zirka hundert Personen an. Selbstverständlich übernahm Dominik die vollständigen anfallenden Kosten des Festes alleine. Auch diverse Hotelrechnungen, für Leute die von weit her anreisten, beglich er ohne die geringste Andeutung, dass damit die Kosten zu viel werden würden. Er wollte alle dabei haben und keinem sollten dadurch Unkosten entstehen.

      Die Frage, ob seine Schwiegereltern die Rechnung bezahlen wollten, stellte sich nicht für ihn. Dominik klärte das vorweg schon bei den ersten Planungen, indem er das eindeutig bestimmte und sagte, dass er nicht zulassen würde, dass seine zukünftigen Schwiegereltern das Fest ausrichteten. Er wollte heiraten, begründete er seinen Standpunkt und somit sei er auch für alle anfallenden Rechnungen, die dieser neue Lebensabschnitt mit sich brachte, verantwortlich. Außerdem stellten diese Kosten für ihn gewiss eine kleinere Belastung dar, als das für seine Schwiegereltern der Fall gewesen wäre, war sein wichtigstes Argument, ohne sie jedoch mit dieser Tatsache kränken zu wollen. In dem Punkt mussten sie ihm unumwunden zustimmen.

      Zur Verlobung beschenkte Dominik seine Brigitte mit einem kostbaren Ring, der ihr außerordentlich gefiel. Ihr stockte kurz der Atem, als Dominik ihr den Ring vor den versammelten Gästen zum Zeichen seiner Liebe und zum sichtbaren Ausdruck seines Eheversprechens ansteckte. Brigittes Ansicht nach, ohne den Preis dafür zu wissen, gehörte er aber eher in einen Safe als an ihre Hand. Ihre Bescheidenheit in dieser Beziehung war damals noch ungebrochen.

      Dominik lag es jedoch fern, in solchen Angelegenheiten Brigitte um ihre Meinung zu fragen. Er konnte sich solche Geschenke gut leisten und bescherte ihr diese Freude gerne. Wenn Dominik für Brigitte etwas kaufte, war ihm der Preis dafür egal. Das Präsent musste ihr gefallen, darin bestand das hauptsächliche Kriterium bei seiner Auswahl.

      Dieses Schmuckstück aus Gold, mit einem von Diamanten umrandeten Rubin, bewahrte Brigitte fast nur in ihrem Schmuckkästchen auf. Zum Tragen schien er ihr einfach zu wertvoll. Die Erkundigung, ob es sich um echte Steine handelte, erübrigte sich selbstredend. Der Ring war nicht protzig, aber Brigitte glaubte, dass sie im Büro mit einem solchen Schatz am Finger ebenso aufgefallen wäre, als wenn sie sich die Haare grün färbte. Für den normalen Alltag fand sie ihn zu extravagant. Als normale Sekretärin konnte sie ihrer Meinung nach nicht mit Schmuck ausgestattet sein wie eine First Lady.

      Um Dominik aber nicht zu enttäuschen, oder er gar auf die Idee kam, ihr würde der Ring nicht gefallen, zog sie ihn immer an, wenn sie mit ihm zusammen war. So holte Brigitte ihn bei Feierabend, unbemerkt von den Kollegen und Kolleginnen, aus der Tasche, bevor sie die Straße betrat, wenn Dominik davor stand, um auf sie zu warten.

      Auch dieser, ihr Verlobungsring, war längst Brigittes aktuellen Geldsorgen zum Opfer gefallen.

      Jeder beglückwünschte bei der Feier das angehende Ehepaar. Bestimmt waren bei den Gratulanten einige dabei, die sie um ihren Verlobten beneideten. In manchen Gesichtern glaubte Brigitte zu erkennen, dass die Glückwünsche in Wirklichkeit von Neid begleitet wurden. Sie selbst fühlte sich den Verwandten gegenüber, die sich um sie drängelten, wie eine Prinzessin und hielt ihren Prinzen stolz an ihrer Seite.

      Die meisten aber gönnten ihr Dominik. Die, bei denen beim Gedanken daran, dass es Brigitte einmal besser ergehen würde als ihnen selbst, nicht der bloße Neid hochstieg, freuten sich aufrichtig mit ihr. In ihrer Familie gab es keine reichen Leute. Das waren alles Menschen mit normalen Berufen und durchschnittlichem Einkommen. Brigitte wurde durch ihre Hochzeit mit Dominik die Erste von ihnen allen, die wahrscheinlich in keiner Lebenslage finanzielle Probleme zu befürchten hatte.

      Ab dem Tag der Verlobung gestatteten die Eltern von Brigitte, dass Dominik sie fortan mit Papa und Mama anredete. Sie bestanden sogar ausdrücklich darauf. Ihm gefiel das sehr. Für sie beide stand der Hochzeit nichts mehr im Wege und es hätte etwas Schreckliches geschehen müssen, dass die Vermählung abgesagt worden wäre. Dominik gehörte schon vor der Ehe fest zur Familie und wurde vollkommen integriert. Das imponierte ihm, denn für Dominik war die Familie heilig.

      Von nun an erlaubten Brigittes Eltern außerdem, wogegen sie zuvor strikt ihr Veto einlegten, dass ihre Tochter am Wochenende auch einmal bei Dominik übernachtete. Sie waren nicht ganz so sittenstreng, wie der Großteil der damaligen Bevölkerung. Vor der Verlobung jedoch duldeten Papa und Mama eine solche zeitweilige wilde Ehe keinesfalls.

      Anlässlich dieser Zweisamkeiten verwöhnte Dominik seine Braut nach allen Regeln der Kunst. Sie sollte keinen Tag davon bereuen. Des Morgens stand er unbemerkt auf, während Brigitte noch im Land der Träume weilte, um in der Küche das Frühstück zuzubereiten. Selbst wenn sie aufwachte und bemerkte, wie er sich aus dem Bett schlich, stellte sich Brigitte weiter schlafend, um ihm die Überraschung gelingen zu lassen.

      Mit einem vollgeladenen Tablett, auf dem keine Leckerei fehlte, kehrte Dominik dann in das Schlafzimmer zurück. Nachdem er dieses auf einem kleinen Abstelltischchen geparkt hatte, zog er die Vorhänge auf und weckte Brigitte, wie der Prinz sein Dornröschen, mit einem Kuss. Er setzte sich wieder zu ihr ins Bett und zog von dem Tisch, der in unmittelbarer Nähe zum Bett stand, das Tablett herüber.

      Ausnahmslos bedeuteten diese Wochenenden mit Dominik alles für Brigitte. Ein Morgen mit Frühstück im Bett bei Dominik baute in ihr ein unglaublich gutes Gefühl auf. Immer wieder wirkte ein solcher Tagesbeginn wie ein Jungbrunnen für Brigitte. Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken im Bett konnte der Tag durch nichts mehr verdorben werden. Damit waren sie gewappnet gegen alle Widrigkeiten, die sich ihnen hätten in den Weg stellen können.

      Erwartungsgemäß verging