Janine Zachariae

Lydia - die komplette Reihe


Скачать книгу

genau. Das Cover kommt mir bekannt vor. Danke!«

      »Gerne. Es ist wirklich klasse! Ich lese es auch gerade.«

      Obwohl sie immer wieder gestört wurde, war sie schnell mit dem Einräumen der Bücher fertig. »Die Zeitschriften müssen noch einsortiert werden. Zeitungen hab ich heute Morgen gemacht, aber einige Zeitschriften sind veraltet«, erklärte die Chefin des Ladens. Lydia sah sich die Ordnung genau an und versuchte es sich einzuprägen.

      »Was machst du da?«

      »Oh, ich will nichts durcheinanderbringen, daher versuch ich, mir erst mal alles zu verinnerlichen. Geht schneller, als wenn ich später noch mal von vorne anfangen muss«, stammelte Lydia und fühlte sich erwischt.

      »Okay, mach so, wie du denkst.«

       ›Das war bestimmt nicht gut, wie ich gerade geredet habe‹, dachte sie verwirrt.

      Auch hier wurde sie oft unterbrochen.

      Diesmal sollte sie über Zeitschriften und Bücher informieren und über das, was sonst noch an Schreibkram in der Ecke stand.

      Es war erst 12 Uhr, als Madlen zu ihr trat.

      »So, Lydia, lass uns mal über deine Leistung reden.« Eine andere Kollegin war gekommen, die nun für Madlen übernahm.

      Sie gingen beide nach hinten in ihr Büro. »Setz dich!«

      Lydia hatte ein ungutes Gefühl und knetete vor lauter Nervosität ihre Hände.

      »Wie fandest du den Tag?«

      »Schön. Sehr interessant, ich habe viel gelernt. Am tollsten war es, dass ich die Bücher einräumen durfte und ich Kunden beraten konnte. Ich meine, sie haben mich immer so freundlich angesehen. Außer der eine, der etwas gereizt war, aber ich glaube, das hab ich auch gut im Griff gehabt. Ich hatte sehr viel Spaß. Aber ich glaube, ich war zu langsam beim Einräumen«, versuchte Lydia ihre Eindrücke zu erklären.

      Wenn das Mädchen nervös war, war ihre Artikulation nicht immer die Beste. Madlen hörte aufmerksam zu.

      »Freut mich, dass du so viel Spaß hattest.« In ihrer Stimme lag etwas Eigenartiges, als wäre es was schlechtes. Madlen beobachtete Lydia schon sehr lange.

      »Ich meine, es war schon Arbeit, aber ich war glücklich und bin dankbar für die Chance«, rechtfertigte sie sich.

      »Das war nicht als Kritik gedacht!«

      Sie bemerkte Lydias Unsicherheit und versuchte, sie etwas zu beruhigen. »Ich hatte schon einige gehabt, die Probearbeiten mussten.

      Viele waren launisch, haben die Kunden nicht richtig beraten oder nur hingezeigt.

      Sie haben sich den Kunden nicht so angeschaut.

      Ich habe sie ja schon alle extra zu dir geschickt.«

      »Das dachte ich mir dann irgendwann«, bestätigte Lydia.

      »Du bist intelligent, weißt viel über Bücher und bist freundlich«, sagte die Chefin.

       »Also, ich denke mal, vieles war Glück.«

      »Aber nicht bei zehn Kunden, die ich dir geschickt habe.«

      »Meine Familie hat mich immer gefordert. Wenn ich ein Buch wollte, haben sie es mir geschenkt und zu vielen Anlässen haben sie mir eine breite Palette an Lesestoff mitgebracht.«

      Madlen lachte.

      »Im Grunde hatte ich dich ja so auch eingeschätzt. Als du mir die Bewerbung gegeben hast, war ich froh darüber. Du kommst seit Jahren hierher und schaust dich immer um.

      Nimmst dir ein Buch nach dem anderen und guckst es dir an, dann legst du es meist wieder an die richtige Stelle. Oder du findest eins, welches falsch steht und packst es zurück.

      Eigentlich hättest du gar nicht Probearbeiten müssen, nicht für mich. Aber ich wollte, dass du selbst feststellst, ob du - auch im Stress - noch diese Ausbildung toll findest. Ich meine, irgendwann wird es noch härter. Du musst vielleicht auch mal auf eine Messe oder eine Lesung organisieren.

      Du kannst auch mal zehn Kunden auf einmal hier haben und jeder will gleichzeitig was wissen.«

      »Sie kennen doch meine Brüder, oder?« Madlen nickte vorsichtig. »Dann wissen Sie sicher auch, dass es manchmal nicht leicht mit ihnen ist«, sagte sie und lächelte.

      »Na ja gut, deine Brüder waren als Kinder schon sehr schwierig und du als Mädchen wurdest immer mitgeschleppt«, erwiderte sie.

      »Ja, aber wenn ich nicht zu Wort kam, habe ich trotzdem irgendwie die Aufmerksamkeit auf mich ziehen können.« Nun lachte Madlen, weil sie sich noch daran erinnern konnte, wie Lydia als Kind war.

      »Also, du würdest hier gerne drei Jahre eine Ausbildung machen? Die Schule ist im Blockunterricht und in der Stadt«, erklärte sie.

      »Ja, ich weiß. Ich hab sie mir mal angesehen. Ja, unbedingt. Ich bin mir sicher, Sie würden es nicht bereuen!«

      Madlen nickte.

      »Das denke ich auch.« Sie holte den Ausbildungsvertrag und reichte ihn ihr. »Da du noch nicht volljährig bist, muss dein Vater ihn unterzeichnen.«

      »Im Ernst?«

      »Ja, du wirst zwar nächste Woche 16, aber bist trotzdem noch nicht alt genug«, erklärte Madlen, während sie noch einmal kurz auf ihre Unterlagen spähte.

      »Nein, ich meinte, ich bekomme wirklich die Lehrstelle?«

      »Ganz richtig!«

      Lydia sprang auf und umarmte sie.

      »Danke, danke, danke. Ich danke Ihnen tausendmal!«, sagte Lydia freudestrahlend.

      »Du musst nur deine Prüfungen bestehen!«

      »Klar, ohne Abschluss geht’s ja nicht. Aber wenn ich Mathe gestern nicht total vermasselt habe, besteht kein Grund zur Sorge. Ich müsste schon eine 6 schreiben, um auf fünf in dem Fach zu kommen.«

      Daraufhin verabschiedeten sie sich und Lydia war total glücklich.

      »Ach ja, wenn du in den Ferien samstagvormittags zwei Stunden das Lager aufräumen willst, sag Bescheid. Natürlich gegen Bezahlung«, bot die Ladenbesitzerin ihrem Lehrling in Spé an.

      »Sehr gerne! Danke, ich melde mich, wenn ich mein Zeugnis habe. Aber ich bin spätestens in einer Woche wieder da, wenn die neuen Bücher erscheinen.«

      Lydia hüpfte fast den ganzen Heimweg, so zufrieden war sie.

      »Hallo, ich bin wieder zu Hause!«, rief sie, als sie die Tür aufschloss. Es war gerade mal halb eins.

      »Och, so früh? Ich wollte dich abholen kommen!«, begrüßte sie ihr Bruder.

      Er wirkte etwas niedergeschlagen, aber weil Lydia so fröhlich war, bemerkte sie den seltsamen Gesichtsausdruck nicht.

      »Wer gute Leistung zeigt, muss halt nicht lange machen!«, sagte sie und grinste.

      Sie nahm Steve an die Hand und zerrte ihn ins Wohnzimmer, zu Sam und ihrem Vater.

      »Ich hab euch was mitzuteilen!«, sagte sie triumphierend.

      »Du hast die Lehrstelle?«, riet Sam.

      »Ja! Ist das nicht klasse! Papa, du musst nur unterschreiben. Hier«, sie reichte es ihm.

      »Und, was ist, wenn ich nicht unterschreiben will?« Die

      Stimme ihres Vaters klang so gar nicht nach ihm.

      »Das ... das versteh ich nicht«, stammelte sie. Sie blickte sich um und sah Steve fragend an, doch er schüttelte nur betrübt den Kopf.

      »Wir haben uns vorhin noch mal unterhalten«, erklärte er ihr emotionslos.

      »Nein!«, sagte sie in einem bestimmenden Ton. »Nein!«

      »Du