Tom Bleiring

Die Chronik des Dunklen Reiches -Band 1-


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treffen uns in drei Stunden wieder, genau hier, verstanden? <<

      Marius nickte nur und nahm das Geld entgegen.

      Er wartete, bis sein Vater im Gedränge verschwunden war und sah sich dann nach einem Weg um, der ins Stadtzentrum führen könnte. Dort lag die Gildenschule.

      Er hatte schon überlegt, wie er seinem Vater hätte entkommen können, doch das Schicksal schien es gut mit ihm zu meinen, indem es ihm diesen neuen Weg offenbarte.

      Marius wollte nun der Masse an Menschen folgen, die in Richtung Stadtmitte drängte, doch schon im nächsten Moment prallte er gegen jemanden und trat diesem auf die Füße.

      Der Mann fluchte und stieß den Jungen zurück.

      >>Was fällt dir denn ein? , << rief der Mann.

      Marius entschuldigte sich kleinlaut und betrachtete die sonderbare Tracht des Fremden.

      Dieser trug einen hellblauen Mantel, der über und über bestickt war mit seltsamen Symbolen.

      Da waren Sterne, Tierkreiszeichen und magische Runen zu sehen, Zeichen dafür, dass dieser Mann ein Zauberkünstler war.

      Sofort verschwand Marius‘ Zurückhaltung, und er sagte:

      >>Herr, ihr seid ein Zauberer. Könnt ihr mir sagen, wie ich zur Schule der Bruderschaft der Erleuchteten komme? <<

      Der Mann sah ihn überrascht an, dann antwortete er:

      >>Du bist ein Nameder, oder? Was will ein namedischer Junge in einer Schule für Zauberer? <<

      Marius wurde rot und senkte verlegen den Kopf.

      >>Ich möchte dort die Kunst der Künste erlernen, << erwiderte er schüchtern.

      Sein Gegenüber konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und musterte den Jungen genau.

      >>Ein Nameder, der die Zauberei studieren möchte? Jetzt habe ich wirklich alles Seltsame auf dieser Welt gesehen und gehört.

      Glaubst du denn, sie nehmen dich dort auf? <<

      Marius fühlte sich in seiner Ehre angegriffen und antwortete mit barscher Stimme:

      >>Ich bin sehr klug und bereit, alle Prüfungen über mich ergehen zu lassen.

      Ich wollte nur wissen, wie ich dorthin gelangen kann, aber wenn ihr es nicht wisst, dann suche ich allein den Weg. <<

      Der Mann schmunzelte erneut, nickte aber verständnisvoll und deutete mit der Hand auf eine breite Allee, die vom Platz weg führte.

      >>Das ist die Straße der Drei Kaiser. Wenn du ihr folgst, gelangst du auf das Forum.

      Zwei Straßen führen von dort in Richtung Norden; die der Tuchhändler und die der Goldschmiede.

      Folge der Letzteren und sie führt dich bis vor die Tore der Schule.

      Ich wünsche dir Glück, junger Freund, denn du wirst es brauchen. <<

      Damit kehrte er Marius den Rücken, ging zu einem bunt bemalten Wagen, dessen Plane mit denselben Symbolen bemalt waren, die auch auf seinem Mantel zu sehen waren, und hantierte dort herum.

      Marius vergeudete seine Zeit nicht weiter damit, ihn zu beobachten, sondern folgte der Allee bis hin zum Forum. Dort wandte er sich der Straße der Goldschmiede zu und gelangte schließlich auf einen kleinen Platz, der genau vor den Toren eines imposanten Gebäudes lag.

      Reich verzierte Säulen bildeten die Front des aus Marmor errichteten Hauses.

      An den Wänden konnte Marius Fresken und Bildnisse verschiedener Gottheiten erkennen, von denen er aber nicht alle beim Namen zu nennen wusste.

      Ein gewaltiges Tor stellte den Eingang dar, doch es war verschlossen.

      Marius wollte näher treten, um zu klopfen, als sich eine Hand auf seine rechte Schulter legte.

      Er fuhr herum und erblickte einen Mann mittleren Alters, gehüllt in eine weiße Toga, der ernst auf ihn hinab blickte.

      >>Wohin des Weges, junger Mann? , << fragte dieser.

      Marius bemerkte nun erst, dass die Toga mit ähnlichen Symbolen bestickt war, wie er sie schon auf dem Mantel des Mannes erblickt hatte, der ihm den Weg hierher gewiesen hatte.

      >>Herr, << antwortete er kleinlaut, >> ich möchte hier die Kunst der Zauberei studieren.

      Ich komme von weit her, denn es ist seit langem mein Traum, die Kunst der Künste zu erlernen.

      Seid ihr ein Zauberer? Könnt ihr mir helfen? <<

      Der Mann lächelte Marius an und erwiderte:

      >>Ja, ich bin ein Zauberer. Und ob ich dir helfen kann, muss sich zeigen.

      Hast du denn ein Stipendium vorzuweisen? Ein Empfehlungsschreiben eines Ordensmitglieds? <<

      Marius verneint dies, woraufhin der Zauberer wieder ernst wurde.

      >>Hast du denn gar nichts dergleichen? << hakte er nach.

      >>Kein Sendschreiben oder etwas anderes, was deine Befähigung zum Studium beweisen und untermauern könnte? <<

      >>Herr, ich bin aus eigenem Antrieb hierhergekommen, << antwortete Marius, >> und ich wusste nicht, dass man eine Empfehlung benötigt, um die magischen Künste zu erlernen.

      Bitte, Herr, ich träume doch schon so lange davon, ein Zauberer zu werden. <<

      Der Mann aber schien seine Worte kaum wahrzunehmen, verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte wütend:

      >>Glaubst du denn ernsthaft, wir würden jeden dahergelaufenen Bauernlümmel an unserer Akademie aufnehmen?! Was bildest du dir ein; dass du einfach hier erscheinst und erwartest, man würde dir erlauben, hier zu studieren?! <<

      >>Genau das, << antwortete Marius verwirrt.

      Der Zauberer starrte ihn einige Sekunden lang an, dann aber schlug er Marius mit der flachen Hand ins Gesicht, so dass dieser zu Boden fiel.

      >>Verschwinde von hier, sonst mach ich dir Beine! , << knurrte der Zauberer zornig.

      >>Und wenn ich dich noch einmal hier sehen sollte, dich beim Herumlungern erwischen sollte, dann werde ich dir zeigen, was ein echter Zauberer alles bewirken kann. <<

      Er versetzte Marius einen letzten Tritt gegen das Bein, als dieser versuchte, sich wieder zu erheben und trat dann zum Portal, welches sich nun auch vor ihm öffnete.

      Marius blieb liegen und kämpfte dagegen an, nicht weinen zu müssen.

      Er hatte nicht damit gerechnet, wie ein räudiger Straßenköter davon gejagt zu werden.

      Zauberer waren in seiner Vorstellung immer noble und gerechte Männer gewesen, die freundlich und mildtätig waren. Nun aber musste er feststellen, dass sie hochnäsig und arrogant waren, und dies erschütterte seine ganze Weltanschauung.

      Langsam rappelte er sich auf, klopfte den Straßenstaub von seinen Kleidern und überlegte, was er nun tun wollte. Im Grunde blieb ihm jetzt nur die Möglichkeit, seinen Vater wiederzufinden, mit ihm heimzukehren und sein Leben als Viehhirte zu fristen.

      Er schalt sich selbst nun für seine Naivität, seine Träumereien.

      Wie hatte er bloß glauben können, er, ein einfacher Junge vom Stamme der Nameder, hätte Einlass erhalten in die größte Akademie für Magie?

      Betrübt wollte er kehrt machen und zum Viehmarkt zurückkehren.

      Gesenkten Hauptes ging er die Straße entlang, bemerkte, dass jemand sich zu ihm gesellte, achtete aber nicht auf den anderen Passanten.

      >>Sie wollten dich nicht,