Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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mit einem Male der morsche Boden des Sommerhauses

       ein und die vier Personen fielen in den unteren

       Stock hinab, wo sich eine Badestube befand.

       Kaiser Heinrich fiel unbeschädigt mitten in eine mit

       Wasser gefüllte Badewanne, Bischof Braun aber starb

       acht Tage darnach am 27. Mai 1045.

       242. Das Cyriakus-Panier zu Würzburg.

       Monumenta Kilianea (von R e u ß ) Würzburg 1844, I.

       G r o p p coll. nov. II., 42.

       Nach dem Tode des Bischofs Iring von Reinstein im

       Januar 1266 hatte das Domkapitel neue Bischofswahl

       vorgenommen. Es waren aber auf die Grafen Konrad

       von Trimberg und Berthold von Henneberg gleiche

       Wahlstimmen gefallen und beide bemühten sich eifrigst,

       in den Besitz des fränkischen Herzogshutes zu

       gelangen. Während Konrad nach Rom gereist war,

       bestürmte Berthold das Domkapitel, ihn als Bischof

       anzuerkennen. Dieses wies jedoch seine Anträge zurück

       und ernannte einstweilen den Domdechant Berthold

       von Sternberg zum Stiftspfleger. Zornentbrannt

       verließ der Henneberger die Stadt, um bald mit einem

       mächtigen Heere wiederzukommen. Unterdessen traf

       auch der Stiftspfleger gute Vorkehrungen, dem Anfalle

       eines ungerechten Feindes Widerstand zu leisten.

       Bald zog die Schaar der Würzburger in's Feld; eine

       große, mit dem Bilde des heiligen Kilian geschmückte

       und im Dome geweihte Standarte wurde vorangetragen.

       Es war am 8. August, dem Cyriakustage, als die

       Würzburger den an Zahl weit überlegenen, sorglos

       gelagerten Feind bei Kitzingen angriffen. Nach heißem

       Kampfe wurden die Henneberger geschlagen. In

       wilder Flucht stürzten sie über den Main, der sich

       vom Blute der Erschlagenen röthete. Darauf zog der

       Stiftspfleger im Triumphe zu Würzburg ein und ließ

       die geweihte Standarte als Siegeszeichen im Dome

       aufhängen. Alljährlich wurde zum Andenken die Cyriakusprozession

       gefeiert. Das Cyriakuspanier aber

       wird noch heute in der Sammlung des historischen

       Vereins bewahrt.

       243. Wer das Glück hat, führt die Braut heim.

       F r i e s Würzb. Chronik. N. Ausg. S. 74. E r t l relatt.

       II., 4; woselbst das Sprüchwort lautet: »wer weiß, wer die

       Braut heimführt.«

       Auf einem Kriegszuge König Ludwigs des Deutschen

       gegen die Mähren befanden sich auch die Franken,

       angeführt vom Bischof Arno von Würzburg im Heere.

       Diese erprobten große Tapferkeit beim Angriffe und

       trugen auch den Sieg davon. Zufällig hatte damals der

       Herzog von Behaim seine Tochter mit dem Herzoge

       von Mähren vermählt und die fürstliche Braut befand

       sich auf der Reise in das Land ihres Bräutigams. Dies

       erfuhren Bischof Arno und der Vogt Rudolph von

       Bayern von aufgefangenen Boten, überfielen den in

       sorgloser Fröhlichkeit daherkommenden Brautzug,

       tödteten die Widerspenstigen, nahmen die Braut

       sammt ihren Jungfrauen gefangen und erbeuteten den

       ganzen ansehnlichen Brautschatz. Der Herzog von

       Mähren wartete nun mit den festlich geschmückten

       Hochzeitgästen vergebens auf die Ankunft seiner geliebten

       Braut und hatte umsonst die Zurichtungen zu

       deren Empfang und Bewirthung gemacht, denn Bischof

       Arno lieferte die gefangene Fürstin an den

       König aus. Von seinem wohlgelungenen Handstreiche

       wurde bald in ganz Deutschland mit Ruhm gespro-

       chen. Und weil der Bischof ungeladen zur Hochzeit

       gekommen und die Braut weggeführt hat, entstand

       das Sprüchwort: »Wer das Glück hat, führt die Braut

       heim.«

       244. Gustav Adolph in Würzburg.

       Von F . J . F r e i h o l z .

       Unterm Schalle der Trompeten

       Zog der wilde Held von Schweden

       In die Frankenhauptstadt ein.

       Kinder thäten 's Liedlein summen:

       Schwed ist kummen, hat genummen

       Selbst das Blei vom Fensterlein.

       Ueberall raubten die Soldaten,

       Thäten übrall großen Schaden

       Treulich half ihr König mit.

       Leer war Würzburg schon an Schätzen,

       Ach! da sah man mit Entsetzen

       Wie er zum Spitale schritt.

       Doch ein Priester fromm und bieder

       War des reichen Stiftes Hüter,

       Und der sprach zum König frei:

       »Raube nicht und hab' Erbarmen,

       Dieses Gut gehört den Armen,

       Das wär Gottesräuberei!«

       Und er reichet unterthänig

       Jetzt dem wilden Schwedenkönig

       Ein beschriebnes Pergament:

       »Nimm und lies die Stiftungsgabe,

       Die ich hier in Händen habe,

       Es ist Julius Testament!«

       Und mit merklichem Verdrusse

       Las der Schwede an dem Schlusse

       Julius Drohung, diesen Satz:

       »Greifet je mit gier'gen Händen

       Andrem Zweck ihn zuzuwenden

       Einer nach dem Spittelschatz:

       Den will in den letzten Tagen

       Ich vor Gottes Thron verklagen,

       Fluch beschwör' ich auf sein Haupt!

       Ewig soll es so verbleiben

       Wie es steht in diesem Schreiben,

       Fluch! wer Aendrung sich erlaubt!«

       Da sprach Gustav zu dem Hüter:

       »Ich belaß euch alle Güter,

       Keinen Pfennig rühr ich an;

       Gott behüt, mit diesem Pfaffen

       Mag ich drüben nichts zu schaffen

       In der andern Welt mehr han.«

       245. Bischof Conrads Mainfahrt.

       Von J . B . G o ß m a n n . – J . W . W o l f ,

       deutsche Märchen und Sagen. Leipzig 1845, S. 210.

       Erasmi Francisci höllischer Proteus S. 397. De Vries de

       Satan II., S. 345. – C o n