Büsken

Die Tore der Atlanter 2. Buch


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blieb sie stehen. »Kommt, wir gehen Eis essen, das wird dir auch schmecken«, sagte er zu Lana. Erwartungsvoll folgte sie ihnen. Er bestellte zwei Fruchtbecher und zwei Bällchen Vanilleeis. Lana sah ihnen zu, wie sie das Eis aßen. Erst roch sie an ihr Eis und steckte sich dann einen Löffel voll in den Mund.

      »Das schmeckt mir, wieso hat euer Eis eine andere Farbe?«

      »Das ist aus Früchten, dessen Farbe das Eis dann annimmt.«

      »Darf ich von eurem Eis probieren?«

      »Ja, nimm nur, was du willst.« Nacheinander probierte sie die Vielfalt der Geschmacksrichtungen.

      »Das wird mir fehlen, wenn ich wieder zurück muss.«

      »Ich könnte dir ab und zu Eis rüberbringen, wenn du es willst.«

      »Ich glaube nicht, dass das meine Mutter erlaubt.«

      »Sei nicht traurig, du bist ja gerade erst hier.« Sie nahmen sie zwischen sich und gingen in den Stadtpark.

      »Schaut mal das Mädchen«, sagte Lana. Sie wussten nicht, was sie meinte. »Dort auf der Bank mit ihrer Mutter.« Jetzt sahen sie, wen sie meinte.

      »Das Mädchen ist krank und muss bald sterben.« Kristian dachte an seine erweckten Heilungskräfte und schaute sich das Mädchen noch genauer an. Um ihren Körper sah er einen Strahlenkranz, der ihren Konturen folgte. Den Tod sah er nicht. Lana bemerkte seine Bemühungen.

      »Sieh genauer hin, die Strahlen die du siehst, hängen nach unten.« Bewusst hatte er noch nie Strahlen an einem Menschen wahrgenommen. Er schaute auf Jessika, die plötzlich auch von einem Strahlenkranz umgeben war. Ihre Strahlen hingegen hingen nicht herab. Ihm fiel ein, dass er schon von den Strahlen gelesen hatte, man nannte sie Aura. Anscheinend hatte Eurone auch sein Gedächtnis erweckt.

      Ein Zeitungsartikel erschien vor seinen Augen. Bei der Aura sprach man von der Gesundheitsaura mit den Gesundheitsstrahlen. Diese gaben Auskunft über den Gesundheitszustand. Bei dem Mädchen hingen die Gesundheitsstrahlen herab. Es musste ihr sehr schlecht gehen. »Kommt, wir wollen nicht stören«, sagte er und versuchte, Lana wegzuziehen. »Aber ich kann helfen«, protestierte sie.

      »Du meinst sie heilen?« Sie fielen schon auf, die Mutter schaute zu ihnen herüber. »Kommt, wir gehen zu ihr. Entschuldigung, wir wissen um euer Leid.« Das Mädchen hatte eine Mütze auf, kein Haar war zu sehen. Sie war vielleicht zehn Jahre alt. »Mama meint, ich sollte noch einmal die Sonnenstrahlen spüren. Ich werde bald sterben.« Die Mutter schluchzte. Zu dem Mädchen sagte Kristian, »wenn du so genau über deine Krankheit Bescheid weist, dann hast du sicher nichts dagegen, wenn Lana versucht, dir zu helfen?«

      Die Mutter schaute auf. Zu viele Hoffnungen waren zerschlagen worden. Der Tod ihrer Tochter war eine unabwendbare Tatsache. »Wie wollt ihr meiner Tochter helfen?«

      »Lana sagt, sie hat heilende Kräfte, die eurer Tochter helfen können.«

      Die Mutter schaute Lana an. Was soll's dachte sie, schaden konnte sie ihrer Tochter nicht mehr zufügen. Die Mutter nickte. »Wir haben eine Bitte, sie dürfen keinem von uns erzählen. Können sie das versprechen, auch im Namen ihrer Tochter?« Ein Nicken war die Antwort. Er gab Lana ein Zeichen, die sich darauf hinter das Mädchen stellte. Zum Glück war der Park nicht gut besucht. Lana legte ihre Hände beidseitig an den Kopf des Mädchens und schloss ihre Augen.

      Jessika und er schauten sich an. Falls sie etwas Spektakuläres erwartet hatten, so wurden sie enttäuscht. Anscheinend erging es der Mutter ähnlich. Lana trat hinter der Bank hervor. »Ich muss es noch einmal machen, morgen?«

      Er übersetzte. Die Mutter nickte. »Wir kommen morgen um die gleiche Zeit wieder.« Als sie außer Hörweite waren, fragte er Lana, »was hast du gemacht?«

      »Ich habe den Heilungsprozess eingeleitet und die Lebenskraft gesteigert. Morgen kann ich sie endgültig heilen.«

      »Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher zu sein. Nach den Worten von Eurone sollte ich so etwas auch können«, sagte er.

      »Du wirst es können«, sagte Lana.

      »Habe ich gerade etwas verpasst«? fragte Jessika.

      »Lana sagt, dass ich das auch kann.« Auf Jessikas fragenden Blick hin sagte er, »Eurone hat meine Heilungskräfte geweckt, ich weiß, ich hätte es dir schon noch gesagt.«

      Die Stimmung war irgendwie dahin.

      »Fahren wir nach Hause?« Keine Antwort.

      »Dann kommt.« Zuhause herrschte eine trübe Stimmung.

      »Was ist passiert«? fragte Großvater?

      »Lena will ein todkrankes Mädchen heilen, und Kristian sagt, er würde das auch können.« Maria kam und stellte eine Schüssel mit noch warmem Vanillepudding auf den Tisch. »Für Lana«, sagte sie und stellte noch ein Schüsselchen Erdbeersoße dazu. Froh über die Ablenkung, setzte Kristian sich an den Tisch. Lana sah zu, wie er Pudding in ihr Schüsselchen füllte. Gespannt warteten sie auf ihre Reaktion. Zuerst roch sie, dann nahm sie einen Löffel voll in den Mund. Sie sagte nichts.

      »Was ist«, fragte er?«

      »Das schmeckt wunderbar, ich esse die ganze Schüssel leer.«

      »Die große oder die kleine Schüssel?«

      »Beide.« Die Anspannung war vorbei, sie mussten alle lachen. »Dann probier mal diese Soße.« Ehe er danach greifen konnte, hatte Maria schon Erdbeersoße über ihren Pudding verteilt. Wieder warteten sie gespannt.

      »Das schmeckt auch gut.«

      »Dann brauch ich wohl nicht mit dir zur Station?«

      »Nein.« »Übertreibe nicht, du musst dich erst an unser Essen gewöhnen.« Sie schien bald satt zu sein.

      »Komm, ich zeige dir dein Zimmer«, sagte Jessika und nahm sie bei der Hand.

      »Darf ich mal dein Zimmer sehen?«

      »Wenn du möchtest.« Auch hier schaute sie sich um.

      »Kristian schläft auch hier?«

      »Ja.« Zu Jessika gewand sagte sie, »ich will mich nicht zwischen euch drängen, und schon bald muss ich zurück.«

      »Komm her«, Jessika nahm Lana in den Arm. Lana schien das zu gefallen, denn sie schmiegte sich bei Jessika an. Wieder in der Küche, setzte Lana sich zu Großvater vor den Fernseher. Eine Weile schaute sie zu und ging dann schlafen.

      Später am Abend. »Was unternehmen wir morgen mit ihr«? fragte Jessika, als sie im Bett lagen.

      »Was meinst du, wie lange Eurone Lana hier lässt?«

      »Wir haben nicht darüber gesprochen. Wir könnten ihr zeigen, wo Lena arbeitet.«

      »Ist gut.«

      Lana saß schon mit Großvater und Maria am Frühstückstisch, als sie am nächsten Morgen kamen. »Lana, wir wollen heute eine Freundin besuchen, sie arbeitet bei einer Zeitung.«

      »Zeitung«, sagte Großvater und klopfte auf seine Zeitung.

      »Da stehen alle Neuigkeiten des Vortages drin. Unsere Freundin Lena spürt Neues auf und berichtet darüber. Sie hat auch über Cyro und Systra berichtet. Kannst du unsere Zeitung lesen?« »Nein, ich war darauf nicht vorbereitet, aber ich werde es nachholen.«