I. Tame

Bestiarium


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Keno schließlich.

      Ohne ein weiteres Wort schmiegt sich Mika gegen Cats breite Brust. Er reckt ein wenig den Kopf, bevor sich seine vollen Lippen verführerisch darbieten. Die Hand in seinem Nacken drückt ganz leicht … und sie küssen sich wie schon lange nicht mehr. Sehnsüchtig, verliebt, zärtlich. Die Zeit steht still, während ihre Lippen miteinander verschmelzen.

      Abrupt reißt sich Keno los.

      „Ich will nie wieder von dir hören, dass du denkst, ich würde dich verachten. Ist das klar?“, raunt er mit belegter Stimme. „Du bist mein Ein und Alles … mein Süßer … mein Kleiner …“ Jedes gekeuchte Wort wird mit einem zarten Kuss unterbrochen.

      Mika legt beide Hände flach auf die schwer atmende Brust vor sich. Er fühlt Kenos Herzschlag. Er pocht hart gegen die Rippen.

      „Bitte … versprich‘ mir …“, fleht er kleinlaut. Doch schon verlässt ihn der Mut. Wenn er es laut aussprechen soll, kommt sich Mika irgendwie dämlich vor.

      „Ich versprech‘ dir alles“, knurrt Keno aufgegeilt und versiegelt die bebenden Lippen vor sich mit einem weiteren heißen Kuss. Schließlich legt er beide Hände auf Mikas erhitzte Wangen. Ihre Nasenspitzen berühren sich.

      „Sag’s mir“, fordert Keno ernst. „Ich tu‘ alles für dich!“

      Oh Gott! So viel Hingabe hab‘ ich einfach nicht verdient, schießt es Mika durch den Kopf.

      „Ich könnte jetzt was sagen …“ Süffisant verzieht Keno einen Mundwinkel.

      Prompt muss Mika ebenfalls grinsen. „Hör‘ auf damit! Das macht mich völlig fertig, dass du mich so durchschaust.“

      Kenos Daumen streichen zärtlich über Mikas Gesicht, bevor er ihm einen letzten Kuss aufdrückt und ihn loslässt.

      „Anscheinend kenne ich dich nicht gut genug, um vorauszuahnen, wie mein Versprechen lauten soll“, fährt Keno fort und greift nach seinem Kaffeebecher.

      Mika atmet tief durch. Los jetzt!, befiehlt er sich. Und bevor er einen erneuten Rückzieher machen kann, stößt er schnell seine Bitte hervor.

      „Wenn du mich wirklich nicht verächtlich behandeln willst, dann … dann … gib‘ mir keine bescheuerten Spitznamen mehr, okay? Versprich‘ es mir!“

      Das Erstaunen in Kenos Gesicht ist nicht gespielt. „Was?“, fragt er verwirrt. „Das ist alles?“ Sein Brustkorb beginnt zu zucken. Es kann nicht mehr lange dauern und ein Lachkrampf der Kategorie 1 wird ihn durchschütteln. Doch dann sieht er zu Mika rüber, der immer blasser und angespannter wirkt. Seine Augen schimmern feucht. Dabei ballt er die Hände zu Fäusten, damit er seine Selbstbeherrschung behält. Ohne jegliche Gefühlsregung starrt er Keno an. Dem bleibt das Lachen im Halse stecken. Schnell packt er Mikas Shirt und zieht ihn mit einem Ruck in seine Arme.

      „Verzeih‘ mir“, flüstert er ihm zu. „Ich bin ein blöder oberflächlicher Arsch. Ich hab‘ einfach nicht geblickt, dass dich so ein bisschen … also … so ein Rumgeflachse beleidigt. Ich versprech‘ dir, es mir zu verkneifen, aber … sieh‘ mich nicht so an, ja?“

      Dankbar legt Mika seine Arme um ihn. „Okay“, murmelt er erleichtert. Doch seine Stimme gewinnt schnell ihre Festigkeit zurück. „Einen Blow-Job pro gebrochenem Versprechen!“

      Keno grinst, während er Mika noch fester an sich drückt. „Du hast also mit John geredet. Wie nett von ihm, dir davon zu erzählen.“

      Jetzt lachen sie gemeinsam.

      „Oh, er hat mir auch noch erzählt, dass du ganz scharf drauf bist, bei diesem Bestiarium mitzumachen. Das hättest du mir auch gleich sagen können“, grinst Mika maliziös.

      „Heyheyhey! Moment mal!“, protestiert Keno lachend und schiebt Mika von sich weg. „Ich hab‘ John lediglich gesagt, dass uns eine kleine Abwechslung bestimmt gut täte.“

      Mika strahlt wie ein geschliffener Diamant. „Und?“, hakt er hoffnungsfroh nach. „Machst du mit, wenn wir einen Termin kriegen?“

      „Darf ich noch ‚Kleiner‘ zu dir sagen?“

      Mika nickt lachend.

      „Na, dann … okay, Kleiner!“

      Mit einem ‚High Five‘ klatscht Keno Mikas erhobene Hand ab.

      „JA!!“, ruft dieser begeistert aus. „Ich muss sofort David anrufen!“ Er dreht sich auf dem Absatz um und will im Laufschritt die Küche verlassen, um sein Handy zu suchen. Doch an der Türe hält Keno ihn zurück.

      „Hey, Kleiner!“

      Mika dreht sich mit Schwung um. Keno taxiert ihn wie ein Raubtier vor dem Sprung.

      „Ja?“, fragt Mika und ist alleine von diesem intensiven Blick schon wieder verunsichert.

      „Hast du tatsächlich gedacht, ich würde dich alleine mit Ben da hingehen lassen?“

      „Nie im Leben“, erwidert Mika keck und sein sexy Lächeln wäre ein Ölportrait wert.

      Kapitel 7

      Grinsend blickt David auf das Display seines Handys. Die Herren geruhen mitzumachen, steht da – verziert mit zwei Smileys, die frech die Zunge rausstrecken. David schmunzelt. Keinen Augenblick lang hat er angenommen, dass John der Bremsklotz bei der Entscheidung sein würde. Dave kennt Mikas Männer inzwischen sehr gut; vor allem Kenos umwerfenden Charme, mit welchem er Mika oft um den kleinen Finger wickelt. So ganz sicher war er sich deshalb nicht, ob der Kleine es schafft, ihn umzustimmen. Umso erfreulicher!

      „Bist du noch bei mir oder träumst du schon wieder?“, knurrt Ben ihm zu. Sie sitzen in Bens kleinem Büro im ‚Kolosseum‘ und checken die Vorratslisten fürs nächste Wochenende. Der Boss starrt tadelnd über den Rand seiner Lesebrille zu seinem freiwilligen Helfer hinüber. Ein altes verschlissenes Shirt spannt sich über die Muskeln seines gewaltigen Oberkörpers. Alles an Ben strotzt vor Kraft. Allein für seinen autoritären Blick könnte sich David ihm vor die Füße werfen. Diese herbe Strenge. Seine Reaktion auf diesen Blick rührt natürlich daher, dass Dave weiß, welche Strafen ihn erwarten ‚könnten‘. Das lässt ihm den Schweiß auf die Stirn treten, ohne dass sich Ben großartig anstrengen müsste. Die beiden sind ein eingespieltes Team … Worte sind oft überflüssig.

      „Was spielst du schon wieder mit deinem Handy rum?!“, rügt Ben ihn jetzt. „Wie ein kleiner Schuljunge. Kannst du nicht nach unserer gemeinsamen Arbeit mit Blondie tratschen?“

      David schießt die Schamesröte in die Wangen. Ben scheint seine Gedanken lesen zu können. Wenn Mika neben ihm säße, könnte der ihm davon ein Liedchen singen.

      „Entschuldige“, murmelt Dave, senkt den Blick und steckt schnell das Handy weg. Doch er kann wirklich nichts dafür. Es ist ein Reflex. Kaum verschwindet das Gerät in seiner Hosentasche, ‚pingt‘ es erneut und landet auf wundersame Weise sofort wieder in seiner Hand.

      Und ich musste keinem einen blasen. Ätsch!, ergänzt Mika hämisch. Dave kann ein Lachen einfach nicht unterdrücken.

      Bens Hand streckt sich ihm quer über den Schreibtisch entgegen.

      „Her mit dem Ding!“ Jetzt klingt seine Stimme schon ein wenig ernster. Automatisch reicht ihm Dave sein Handy rüber. Sich zu weigern käme ihm nie in den Sinn. Ihre Rollen sind klar definiert.

      Seufzend lehnt sich Ben in seinem Chefsessel zurück und liest Mikas Nachrichten, bevor er das Gerät ausschaltet und David zurückgibt.

      „Wie immer ganz schön kess, deine Freundin. Plauderst du etwa aus dem Nähkästchen? Erzählst deinem kleinen Kumpel von deinen furchtbaren Strafen … bei denen es sich ja eigentlich um Erziehungsmaßnahmen handelt, weil du es immer noch nicht gebacken kriegst, mich anständig und höflich um etwas zu bitten?“

      David schluckt hart und starrt verlegen auf seine Knie.

      „Siehst