Jürgen H. Ruhr

Reise - Begleitung


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Mann watschelte voraus und erzählte unablässig irgendwelche uninteressanten Dinge. Ich hörte nicht zu, sondern befasste mich in Gedanken mit meiner kleinen Gehilfin. Ich wusste, dass sie ein bauchnabelfreies T-Shirt trug und ein süßes Piercing ihren Bauchnabel schmückte.

      Aber es war nicht nur die Kleine, mit der ich mich in Gedanken befasste, denn Bernd hatte es vorzüglich verstanden, uns zu motivieren: Sollten wir es schaffen, die Diebe zu überführen, dann winkte uns eine Reise in die Karibik. Als Belohnung für unseren Einsatz. Denn so ganz ungefährlich war der Job ja schließlich nicht.

      Der Abteilungsmensch blieb plötzlich stehen und in Gedanken versunken, rempelte ich von hinten gegen ihn. Er lachte, ich stimmte mit ein und die süße Kleine brach in ein entzückendes Kichern aus. „Hier ist ihr Arbeitsplatz“, wusste der Mann schließlich zu erklären. „Soll ich ihnen einen Kaffee bringen?“ Ich nickte und sah die Kleine an. „Mir einen Latte“, hauchte die und sah mir dabei in die Augen. Mir wurde siedend heiß.

      Doch jetzt galt es, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Wie ich wusste, würden die Mitarbeiter des Kaufhauses gleich aus ihrer Pause zurückkehren. Von hier aus hatten wir einen nahezu perfekten Blick auf deren Wirkungsstätte. „Räum’ du die Dosen dort ein“, wies ich das Mädchen an und zeigte auf die unteren Reihen. Eine kluge Wahl, denn dabei würde sie sich bücken müssen.

      „Ohne meinen Latte?“, schmollte sie und ich musste zugeben, dass wir doch zunächst auf den Abteilungsleiter warten sollten. Erst der Kaffee, dann die Arbeit. Schließlich musste doch alles seine Richtigkeit haben. Aber wo blieb der Mann? Wieso ließ er sich so viel Zeit mit den Getränken? Ich ging ein paar Schritte am Regal entlang und fischte eine Packung Plätzchen daraus hervor. Ein paar Kekse zum Kaffee konnten schließlich nicht schaden. Doch noch bevor ich die Packung aufreißen konnte, trat der Mann mit dem Kaffee zu uns. Er blickte auf das Päckchen in meiner Hand: „Darf ich das für sie öffnen?“

      Ich nickte und gab ihm die Schachtel.

      Meine Hilfskraft nippte an ihrem Getränk und stopfte sich mit der freien Hand Plätzchen in den Mund. Ich bewunderte sie: Trotz der vielen Leckereien verfügte sie über eine tadellose Figur.

      Der Abteilungsleiter sah uns eine Weile wohlwollend zu, dann wandte er sich an mich: „Darf ich sie jetzt alleine lassen? Sie haben doch alles, oder? Wenn etwas fehlt, sie Fragen haben oder wenn sie mich brauchen, dann wählen sie auf einem der Haustelefone einfach die Acht. Sie erreichen mich dann direkt und sollte das nicht der Fall sein, so lassen sie mich einfach ausrufen.“

      Ich nickte und schon schlurfte der Mann davon. So, wie der sich bewegte, würde ich gerne einmal Urlaub machen. Die Kleine, die mein Grinsen bemerkte, sah mich fragend an und ich erklärte ihr meine Gedanken. „Oh, Jon, das ist ja wirklich witzig“, schmunzelte sie und schob eine weitere Hand voll Kekse in den Mund.

      Ich trank schließlich meinen Kaffee aus. Die Schachtel war auch leer und ich verwarf den Gedanken eine zweite zu öffnen. Wir waren ja nicht zum Vergnügen hier. „So, jetzt aber an die Arbeit“, mahnte ich und suchte mir eine geeignete Position, aus der ich sowohl die erwarteten Kollegen, als auch meine kleine Hilfe im Auge behalten konnte. Wenige Sekunden später schon belohnte mich der Anblick ihrer endlosen Beine.

      „Die Dosen sind aber alle schon geordnet“, stellte sie schließlich fest und ich nickte: „Wir müssen ja auch nur so tun, als ob wir arbeiten würden. Schließlich observieren wir doch die Kollegen hier ...“ - „Ach so“, piepste sie und begann mit einer scheinbaren Sortierarbeit. Gut machte die Kleine das. Sie nahm eine Dose aus dem Regal und ordnete sie eine Reihe darüber wieder ein. Sehr geschickt, ich war zufrieden.

      Über dem Anblick ihrer Beine und des wippenden Rockzipfels hätte ich fast die Ankunft der neuen Kollegen verpasst. Aber nur fast - schließlich war ich Detektiv mit Leib und Seele. Jon Lärpers, Privat - Eye. Es waren zwei Frauen und ein Mann, die nun laut lachend vor den Regalen standen.

      „Psst“, meinte ich zu meiner Kollegin, „da sind sie schon!“ Dann widmete ich mich einige Sekunden dem herrlichen Anblick ihrer langen Beine. Wie dieses grazile Geschöpf da so vor mir stand. Man soll...

      Eine Hand legte sich auf meine Schulter und die Stimme von Abteilungsleiter Sanurski drang an mein Ohr: „Das sind ihre Kollegen.“ Er zeigte auf die Gruppe der eben angekommenen Kollegen. Dann fiel sein Blick auf meine einräumende Kollegin. „Sehr gut, sehr gut“, murmelte er. Ohne mich anzublicken, sprach er weiter: „Herr Lärpers, ich muss ihre Kollegin kurz entführen. Ich werde sie woanders einsetzen müssen.“ Er leckte sich die Lippen und starrte jetzt unentwegt auf den Hintern der Kleinen.

      „Das geht nicht, Herr Sanurski. Wir haben doch eindeutige Anweisungen - schließlich von ihnen selbst - erhalten. “ Ich konnte dem Mann ja schlecht erklären, dass wir uns jetzt in der heißen Phase der Überwachung befanden. Sanurski war ja über unsere Mission nicht unterrichtet worden. Schon überlegte ich mir weitere Argumente dafür, dass meine Kollegin bei mir bleiben musste. Aber das war nicht notwendig, denn Sanurski gab plötzlich klein bei: „Doch, ja, ähm, sicher. Ich meinte ja auch nur. Also, dann lasse ich sie mal wieder alleine. Also zu zweit, sie wissen schon, was ich meine.“ Sanurski rauschte ab. Meine Detektiv - Kollegin schien mit dem Ordnen der Dosen fertig zu sein, sie richtete sich jetzt auf. Dann blickte sie an mir vorbei und stieß einen leisen Schrei aus. „Da, da ... sind sie. Die Gangster.“ Mit dem ausgestreckten Arm zeigte sie auf die kleine Gruppe.

      Ich zog das Mädel herum. „Leise. Natürlich sind sie das. Aber hier“, ich zog meinen Revolver aus dem Schulterhalfter, „keine Sorge. Ich beschütze dich!“

      Die Kleine drängte sich ängstlich an mich. Schade, dass ich jetzt nicht mehr Zeit für so etwas hatte, aber meine Arbeit ging ja schließlich vor. Jonathan Lärpers - ganz ein Detektiv. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. „Ich gehe voran“, erklärte ich. „Du folgst mir, bleibst aber in Deckung. Nicht, dass die Gangster am Ende noch bewaffnet sind ...“

      „Meinst du wirklich, Joni? Ach ist das aufregend. Gut, so einen starken Mann bei sich zu haben.“ - „Und gutaussehend“, ergänzte ich. Schließlich entsprach das ja der Wahrheit.

      „Ja, Joni, das stimmt.“ Sie kicherte wieder und ich sah sie fragend an. „Nun, das mit uns beiden - also ich sehe gut aus, du siehst gut aus, und wir beide je...“

      Ich unterbrach ihren Redefluss: „Psst. Leise, damit die anderen uns nicht bemerken.“ Wir standen jetzt kaum anderthalb Meter hinter den Dreien und ich plante ihrem Gespräch zu lauschen. Direct - Abhöring sozusagen. Das Abhören verdächtiger Personen ohne technische Hilfsmittel. Um der Blonden meinen Plan zu verdeutlichen, legte ich einen Finger an den Mund. Dabei stülpte ich zufällig die Oberlippe hoch.

      Die Kleine kicherte.

      „Leise! Was ist?“, zischte ich.

      Jetzt lachte sie laut: „Das sieht komisch aus, Joni. Als wenn du in der Nase bohren wolltest, aber mit deinem Finger nicht durch die Lippe kommst.“ Sie bog sich quasi vor Lachen und ich nahm lieber meinen Finger vom Mund.

      Aber jetzt war es zu spät - die anderen wurden auf uns aufmerksam. Zunächst blickten sie uns fragend an, dann aber stimmten sie in das Lachen meiner Kollegin ein. Der Mann kam schließlich auf uns zu. „Ihr seid die Neuen, stimmt’s?“

      Ich nickte.

      „Abholkommando?“

      Mit der Frage wusste ich nun nichts anzufangen, dafür nickte die Blonde nun heftig. „Aufräumen, umräumen, abholen“, bekräftigte sie und zeigte wage auf die von ihr geordneten Dosen. Der Mann nickte seinen beiden Kolleginnen zu: „Das sind sie“, erklärte er denen dann und meinte offensichtlich uns. Wobei mir nicht wirklich klar war, wer wir nun sein sollten.

      „Meine Kollegin bringt die Paletten hier zu euch. Ihr schnappt euch einen Hubwagen aus dem Lager und marschiert mit den Sachen vorne raus. Alles eigentlich ganz easy. Ihr müsst zwanzig Mal gehen, wir haben zwanzig Paletten. Das Beste wäre, die Kleine hält dir die Türe auf.“

      „Moment“, unterbrach ich ihn. „Wird das denn nicht auffallen? Man wird uns doch bestimmt beobachten?“

      Der