Joachim Kath

Die 100 Lebensträume


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nur das Denken, sondern auch die angewandte Sprachstruktur unser Verhalten beeinflusst? Es ist ein Unterschied, ob wir sagen: „Ich werde morgen anfangen!“ oder „Ich fange morgen an!“ Beide Sätze sind inhaltlich identisch, allein schon die Nutzung des starken oder schwachen Futurs hat bereits Auswirkungen auf unsere Dynamik, das Versprechen tatsächlich zu erfüllen. Einfach weil wir die Zukunft in weiterer Ferne erleben, obwohl sie nur Sekundenbruchteile vom Jetzt entfernt ist. Übrigens empfehle ich, das Wort „hätte“ aus dem aktiven Wort- und Denkschatz zu streichen. Nicht wegen des blöden Reims mit der Fahrradkette, sondern weil man sich sonst grundsätzlich dem Bedauern und Bereuen von irgendetwas Unwesentlichem aussetzt, dass man besser schlicht vergisst.

       3. Welche Lebensträume hat der Autor?

      Heute, im fortgeschrittenen Alter, auf einen Nenner gebracht, sind mir diese Lebensträume wichtig: Sport – Schreiben – Kunst! Ich habe als Leistungssportler schon in der Jugend gelernt, mir Ziele zu setzen und dann diese positive Erfahrung auf mein Studium, meinen Beruf und mein Familienleben übertragen. Wenn ich selbst den Hauptkreis in der Mitte mit meinen wichtigsten Lebensträumen ausfüllen müsste, ständen dort jetzt nach mehr als fünfzig Jahren Praxiserfahrung mit dieser zu Grunde liegenden Denkweise nur noch ganz konkrete Jahresziele. Im Sport, ich spiele nach wie vor Tennisturniere, ist das Minimalziel der Erhalt der Leistungsklasse und das Maximalziel die Verbesserung um eine Leistungsklasse. Der tiefere Sinn hinter diesem Ehrgeiz ist, dass es bei nationalen und regionalen Meisterschaften limitierte Startplätze gibt und auch bei Punktspielen die Club-Mannschaften nach Alters- und Leistungsklassen aufgestellt werden müssen. Vielleicht klingt es für Außenstehende, die sich im Tennissport nicht auskennen, etwas egoistisch, aber ich möchte, solange es geht, weiter mitspielen dürfen! Eine Rolle als Zuschauer liegt mir weniger und im übrigen bin ich der Überzeugung, dass Bewegung der Gesundheit förderlich ist. Mein heutiger Lebenstraum als Autor ist es, pro Jahr oder so ungefähr, ich tue mir hierbei keinen zeitlichen Zwang an, eine meiner Buchideen realisieren zu können. Schreiben hat ja bekanntlich mit Denken zu tun und wenn ich die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet richtig verstanden habe, schadet es dem Gehirn nicht, intensiv genutzt zu werden, wofür es da ist. Auch geistig fit zu bleiben, ist wünschenswert. Als Kunstmaler möchte ich im Jahr ein größeres Ölbild fertigstellen, das ich für ausstellungsreif halte und ein Kurator oder eine Kuratorin möglicherweise sogar auch. Wie auch immer, ich besitze seit Jahrzehnten ein Mal-Atelier mit der idealen Ausrichtung nach Norden, also dem entsprechenden Tageslicht, was genutzt werden will, und greife gelegentlich gerne zu Leinwand und Pinsel. Über die Wirkung visueller Inhalte nicht nur theoretisch nachzudenken, sondern auch zur praktischen Ausführung zu kommen, macht einfach Spaß. Auch wenn es nicht immer so perfekt in der Umsetzung gelingt wie in der Vorstellung. Es ist eine intellektuelle Herausforderung, über Motive nachzudenken. Früher waren meine Ziele sehr viel weiter gesteckt, da ging es beispielsweise um einen limitierten Studienplatz, um ein Stipendium für ein Studium in den USA, um einen Preis bei einem wissenschaftlichen Wettbewerb, um eine Dozentur und Honorarprofessur, um ein Buchprojekt zusammen mit einer überregionalen Tageszeitung als Herausgeber, um die Gründung eines eigenen Unternehmens und um den Gewinn sowie einzigartige Strategien und Konzepte für internationale Kunden. Außerdem kamen private Lebensträume hinzu, die sich ebenfalls glücklicherweise erfüllt haben, selbstverständlich aber bleiben, was sie sind: privat! An dieser Stelle soll vor allem deutlich werden, dass die Sache mit der Realisierung von Lebensträumen ohne Anstrengung und Herzblut nicht klappt. Es kommt ganz entscheidend darauf an, sein Leben nicht nur einseitig, sondern möglichst auf verschiedenen Gebieten, die alle letztlich doch irgendwie ineinander greifen, ganz bewusst zu gestalten. Niemand ist jederzeit perfekt und man kann dann ruhig mal auf einem Sektor scheitern und trotzdem ist fast alles, was man sich vorgestellt hat, weiterhin möglich. Entscheidend ist nicht der Misserfolg, sondern die Art und Weise, wie man damit umgeht. Manche Träume, in die man viel Hoffnungen gesetzt hat, bleiben illusionär, andere werden überraschend wahr. Weder ist alles berechenbar, sonst brauchte es keine Gefühle zu geben, noch ist alles vorbestimmt, sonst brauchten wir nichts zu planen. Locker dabei zu bleiben, ist auf jeden Fall angesagt! „Träume nicht dein Leben – lebe deine Träume“ ist nur ein Spruch und wie das Leben so spielt, ist es nun einmal kein Film oder Roman. Doch ein gelingendes Leben braucht eine individuelle Traum-Dramaturgie, einen Plot oder ein Szenario mit eigenem Zugang zum Selbstwert. Warum? Bewusst leben will heute jeder. Jede Frau und jeder Mann, denn eines ist klar: Bewusst essen oder shoppen reicht nicht! Täglich Ego-News und Fotos ins Netz zu stellen und sich ansonsten elitär mit Holunder-Schorle den Spätkapitalismus schön zu trinken, ebenfalls kaum. Bewusst dies oder das ohne Plan zu tun ist einfach zu kurz gesprungen! Da muss schon ein bisschen mehr an Substanz dazu kommen, wenn die Abfolge von Frustrationen, die das Leben an jeder Ecke bereit halten kann, deutlich spürbar und nachhaltig unterbrochen werden soll. Es kann kein richtiges Leben im falschen, durch übertriebene Konsumorientierung deformiertem Leben geben. Stille ist ein absolutes Luxusgut und grenzenloses Wachstum als Problemlösung für wirtschaftliche Krisen letztlich eine Illusion. Was ist heute genau zu tun? „Das Leben als Verlustrechnung – das ist jedem bekannt“ ist eine Erkenntnis des Schriftstellers Martin Walser. „Stimmt“, dachte ich, als ich den Satz las, „ich kenne auch bittere Niederlagen, als Wissenschaftler, Autor, Künstler und als nach wie vor aktiver Leistungssportler.“ (Siehe meine Homepage unter artfriends.de) Aber - das ist glücklicherweise nur die eine Seite meiner Lebensbilanz. Andererseits habe ich in allen vier erwähnten, sehr umfangreichen Kategorien im Verlaufe von einem halben Jahrhundert meine Lebensträume weitgehend realisieren können. Dennoch sind sie bis heute herausfordernd geblieben und beschäftigen mich noch immer jeden Tag. Wer nicht verlieren kann, kann auch nicht gewinnen. Wer sein Leben schicksalshaft nur vom ungewissen Ende her betrachtet, kommt leicht zu einem mehr oder weniger unerfreulichen, oft sogar angstmachendem Ergebnis. Was fehlt vielen Menschen? Ein Weg, ein Ziel, eine Vision und die Fähigkeit, sich freuen zu können: Die positive Verstärkung durch angenehme Erlebnisse – auf sehr natürliche Weise, ganz ohne Drogen, Psychotherapie, Esoterik und Ideologie. Die Resilienz, die psychische Widerstandskraft, wird eindeutig durch sinnvoll ausgewählte Lebensträume gestärkt. Vorfreude funktioniert nur, solange eine traumhafte Erwartung motivierend wirkt. In jedem gut durchdachten Lebensplan sind realisierbare Lebensträume die absoluten Highlights, die einen wirklich geistig und emotional weiterbringen. Wer beizeiten erfüllte Lebensträume in die Waagschale des Selbstwertgefühls werfen kann, hat allerbeste Chancen, sein Leben als Win-Win-Situation wahrzunehmen. Wir leben in einer Mediengesellschaft und die gute Nachricht ist, auch Sie können daran aktiv teilnehmen und etwas mit Medien machen, denn erfüllte Lebensträume sind Resonanzmedien. Das ist eine ganz neue Denk- und Sichtweise! Eine äußerst positiv erlebte Erlebensversicherung ohne Beitragszahlung. In Wahrheit ist es sogar sehr viel mehr: Die Basis für einen Neuanfang in der Selbstreflexion durch 100 konkrete Ideen! Wahrscheinlich die intelligenteste Art, der Fremdbestimmtheit durch digitales Dauerfeuer zu entkommen. Wenn Sie wollen, ist diese Erkenntnis der Gegenentwurf zu Algorithmen und Big Data. Ihr Leben findet jetzt statt, es gibt kein anderes. Am besten, Sie machen sich selbst ein Bild und geben Ihrem Leben einen passenden Rahmen! In Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ heißt es: „Sehnsüchtig schaut der, der ich bin, auf den, der ich sein könnte.“ Ist dieses Gefühl, seine Chancen im Leben nicht ausreichend genutzt zu haben, vielleicht sogar gescheitert zu sein, wirklich unausweichlich? Oder gibt es einen für jede Frau und jeden Mann gangbaren Ausweg? Wir alle warten auf etwas und ich denke, es ist besser zu wissen, auf was. Die unglaubliche Vielfalt positiver Lebensträume in der dreidimensionalen Außenwelt nur als existent wahrzunehmen, ohne beizeiten eine persönliche Auswahl zu treffen und sich von der bequemen Rolle des Zuschauers zu verabschieden, wäre tatsächlich höchst kontraproduktiv und ignorant. Mit der für ihn passenden Wahl seiner Lebensträume kann der moderne Mensch zuverlässig der Maßlosigkeit und Entgrenzung entgehen. Lebensträume sind richtungsweisend – sie sind der Kompass unseres Lebens. Die sichere Gewissheit, ich habe einen Traum, ist so motivierend und zukunftsorientiert wie sonst nichts auf der Welt. Nur so ist die westliche Moderne, die vielfältige Überforderung der postmodernen Gesellschaft, überhaupt erträglich. Und wenn dann auch noch manche Vorhaben gelingen, sogar ab und zu ausgesprochen einträglich. Jeder, der nicht nur überleben muss und um sein Auskommen und seine Existenz täglich zu kämpfen hat, versucht irgendwann