Sarah Glicker

Love between us


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bin mir sicher, dass du dich schnell daran gewöhnen wirst. Du wirst uns nämlich nicht mehr anders zu Gesicht bekommen. Das Versteckspiel hat offiziell ein Ende“, erwidert Jax gelassen.

       Die Erklärung meines Bruders stört ihn nicht. Ich wünsche mir, dass es mir auch so geht. Doch mich hat es ein wenig aus der Bahn gerissen, dass Mason es genau bemerkt hat.

       Kurz schaue ich Jax an. Ich kann das Grinsen in seinem Gesicht erkennen, mit dem er seinen Freund bedenkt. Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden darauf warten, dass ich auch etwas sage. Aus diesem Grund sage ich am besten nichts. Ich wüsste auch gar nicht, was ich von mir geben sollte.

       Doch, um genau zu sein, gibt es da eine Frage, die mir auf der Seele brennt.

       „Wieso hast du eigentlich überhaupt nichts gesagt?“

       „Das ich über euch genau Bescheid weiß?“

       Als Antwort nicke ich nur.

       „So war es doch viel lustiger. Wie ihr euch Mühe gegeben habt, es vor mir zu verheimlichen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. Darum habe ich euch auf das Date gehen lassen. War eher eine spontane Idee. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass ihr direkt heiraten werdet. Obwohl es mich eigentlich nicht wundern dürfte.“

       „War auch eine spontane Idee“, gibt Jax zu und grinst frech.

       Ich hingegen verdrehe nur die Augen und seufze leise.

       „Das sind die besten“, stimmt mein Bruder ihm zu und hat den gleichen Gesichtsausdruck.

       Es kommt mir so vor, als würden die beiden mich gar nicht mehr wahrnehmen. Doch eigentlich ist mir das ganz recht. So geben sie mir nämlich die Möglichkeit zu verarbeiten, dass Mason es von der ersten Sekunde an wusste. Hätte ich es eher gewusst, hätte ich mir überhaupt keine Mühe mehr gegeben, es für mich zu behalten. Auf jeden Fall, nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.

       „Wieso hast du dann …“, beginne ich, halte aber sofort wieder den Mund.

       Eigentlich will ich mich mit diesem Thema überhaupt nicht auseinandersetzen. Doch nun ist mir der geeignete Zeitpunkt, um wenigstens das in Erfahrung zu bringen.

       „Wieso ich Jax auf Ramona angesprochen habe?“

       Ich sage nichts und bewege mich auch nicht. Dennoch weiß ich, dass mein Bruder es auch so weiß.

       „Nennen wir es mal einen kleinen Test. Und ich weiß noch nicht, ob er ihn bestanden hat oder nicht. Schließlich hatte er spätestens da die Chance, mir davon zu berichten, dass ich einen Schwager habe.“

       Würde ich nicht schon liegen, würde ich mich jetzt nach hinten fallen lassen. So kann ich nur noch meine Augen schließen und mir all die Worte denken, die ich ihm gerade an den Kopf werfen möchte. Doch das befördert nur wieder die Unterhaltung der beiden Männer in mein Gedächtnis, die sich nicht verdrängen lässt. In den letzten Wochen hat sie sich wie eine endlos Schleife in meinem Gedächtnis abgespielt. Ich bin davon ausgegangen, dass sie verschwindet, sobald er bei mir ist. Gerade wird mir aber klar, dass es leider nicht so ist, wie ich es mir gewünscht habe. Auch dann nicht, als Jax meine Hand drückt und mir so zeigt, dass er bei mir ist.

       „Aber darüber wollte ich eigentlich auch nicht mit euch sprechen“, fährt mein Bruder fort.

       Man müsste schon doof sein, um nicht zu merken, dass ihm etwas auf dem Herzen liegt. Ich richte mich so weit auf, wie es geht. Ich bin neugierig. Vor allem, weil er sonst nicht so ist.

       „Was liegt dir dann auf dem Herzen, Bruderherz?“, frage ich ihn, als er auch nach einer Ewigkeit keine Anstalten gemacht hat, etwas zu sagen.

       Doch bevor er etwas sagen kann geht die Tür auf und unsere Eltern erscheinen auf der Bildfläche. Vorhin habe ich mir noch gewünscht, dass sie so schnell wie möglich kommen, damit wir uns nicht über die Beziehung von Jax und mir unterhalten können. Nun verfluche ich sie aber dafür, dass sie schon hier sind und würde ihnen am liebsten sagen, dass sie wieder verschwinden sollen. Ich möchte wissen, was mein Bruder sagen wollte. Es ist jedoch nicht das Beste, ihn in Gegenwart unserer Eltern danach zu fragen, geschweige denn meinen Eltern zu sagen, dass sie das Zimmer wieder verlassen sollen.

       Ich nehme mir vor, dass ich ihn noch danach fragen werde, sobald ich die Möglichkeit dazu habe. Vielleicht geht es mir dann auch wieder besser.

       „Cady“, ruft meine Mom und kommt zu mir, um mich für eine feste Umarmung an sich zu ziehen.

       Schmerzen durchfahren meinen Körper, die ich mir aber nicht anmerken lasse. Sie würde sich sonst noch mehr Sorgen machen und das möchte ich umgehen. Ich kenne meine Mom und weiß, dass sie sich seit dem Unfall mehr als genug davon gemacht hat.

       Jax kann ich nichts vormachen. Er weicht mir nicht von der Seite.

       „Mir geht es gut“, versichere ich ihr energisch.

       „Ich würde jetzt doch ganz gerne erfahren, wie das passieren konnte“, erkundigt sich mein Vater.

       „Die Kurzfassung ist, dass ich es nicht weiß.“

       Ich zucke mit den Schultern und will keine weiteren Fragen aus seinem Mund hören. Zum einen bin ich mir sicher, dass ich sie eh nicht beantworten kann. Zum anderen reicht es mir zu wissen, dass nachher auch noch die Polizei meine Aussage aufnehmen wird.

       Ich sehe meinem Vater an, dass es das eine oder andere gibt, was er unbedingt loswerden will. Doch er hält den Mund, auch wenn ich ihn gut genug kenne um zu wissen, dass es ihm schwerfällt. Woraus er aber kein Geheimnis macht ist, dass er wütend ist. Da kann er sich aber in eine lange Schlange einreihen.

       „Nimmt es mir nicht übel. Ich würde schon gerne wissen, wieso weshalb und warum. Schließlich geht es hierbei um mich. Aber gerade habe ich keine Nerven dafür, mich damit auseinanderzusetzen“, erkläre ich. Doch es ist die Wahrheit.

       „Na gut, dann lenke ich das Thema mal in eine andere Richtung und würde gerne wissen, wieso ihr nichts von eurer Hochzeit gesagt habe? Oder der Tatsache, dass ihr zusammen seit?“, erkundigt sich mein Vater.

       „Das ist eine lange Geschichte“, weiche ich aus und kann gerade noch so ein Seufzen für mich behalten. Wenn es etwas gibt, über das ich mich noch weniger unterhalten will, ist es das. Auch wenn ich weiß, dass ich ihnen nicht ewig ausweichen kann.

       Doch es ist noch so ein Thema, über das in den nächsten Tagen und wahrscheinlich auch Wochen, eindeutig öfter gesprochen wird. Da kann ich es auch noch ein wenig vor mir herschieben.

       Es kommt mir alles so vor, als würde es mir zu viel werden. Noch nie ging es mir so, doch all das wächst mir über den Kopf und ich kann nichts dagegen unternehmen. Ich kann die Neugierde meiner Familie verstehen. Würde einer von ihnen hier liegen würde es mir auch so gehen.

       Doch nach allem was geschehen ist und über das Jax und ich noch sprechen müssen, steht es eindeutig auf der Liste der Dinge, über die ich mich nicht unterhalten will. Um ehrlich zu sein, will ich diesen Besuch nur hinter mich bringen und mich weiter ausruhen.

       Meine Mutter unternimmt noch ein paar Versuche mehr aus mir herauszubekommen, aber ich höre ihr gar nicht mehr richtig zu. Und es dauert nicht lange, bis sie genau das anscheinend auch merkt. Meine Liste der Dinge, die ich unbedingt machen muss, erweitere ich um den Punkt, dass ich ihr Rede und Antwort stehen werde.

       „Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät“, verkündet Mason. „Schwesterherz, wir reden später. Und bevor ich es wieder vergesse. Lana hat mich angerufen. Sie hat von dem Unfall gehört und würde am liebsten sofort wieder nach Hause kommen, um bei dir zu sein.“

       „Das braucht sie nicht“, erwidere ich schnell. „Sie soll die Zeit mit ihrer Familie genießen und ich habe ja schließlich euch hier. Außerdem ist sie ja nur ein paar Tage weg und ich bin mir sicher, dass ich auch bald wieder hier raus kann. Wenn ich entlassen wurde, können wir uns immer noch unterhalten.“

       „Das habe ich ihr auch mitgeteilt“, sagt Mason nur und verschwindet dann.