Franz Bingenheimer

Heroin


Скачать книгу

war eine kleine Kommode, vor der sie jetzt stand. Vergeblich versuchte sie die Schubladen mit Gewalt, zu öffnen.

      >>Nein, tue es bitte nicht! Übermorgen wird die Kripo kommen und die Wohnung durchsuchen, unsere Fingerabdrücke sichern und uns einen Einbruch anhängen, der uns ins Gefängnis bringt.

      <<, warnte sie Kai als er es sah.

      Wie weit er schon selbst in dieser Sache steckte, wollte er Corinna zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

      Ohne auf seine Warnung einzugehen, nahm sie in ihrer Wut den Brieföffner der auf der Kommode lag und brach das Schloss der Schublade auf. Neben einem kleinen Ordner, auf dem „Wichtig“ stand, lagen mehrere Briefe.

      Als sie die Absender las, stockte ihr der Atem. Alle waren sie von ihrem Vater geschrieben.

      Tota Aufgeregt nahm sie den untersten Brief aus dem Bündel, öffnete ihn und las ihn.

      „Liebe Naomi, heute muss ich es dir gestehen!

      Als ich dich zum ersten Mal mit meiner Frau bei einer Modenschau auf der Modemesse in Düsseldorf sah, verliebte ich mich sofort in dich. Am nächsten Wochenende fliege ich zu einem Kongress nach Paris. Ich möchte dir die schöne Stadt zeigen und auch noch mehr, wenn du es möchtest?!“

      >>So ein hinterhältiger geiler Bock! Mutter saß alleine zu Hause und wusste von nichts! <<, schimpfte sie ungehalten.

      >>Er hat sie betrogen und belogen. Ich ahnte es schon lange! <<, Dann las sie weiter.

      >>Überleg es dir? Es wird keine Affäre geben. Alles bleibt unter uns. Auch könnten wir die Spielbank in Paris besuchen. <<, >>Er wusste, dass Naomi eine Spielerin war<<, sagte Corinna und schaute hoch zu Kai, ehe sie weiterlas.

      „Wir sehen uns am Samstag in Königstein bei dem Architekten Volker Freiherr von Steinberg. Er will seinen neuen Bungalow einweihen. Ich werde dafür sorgen, dass du auch eine Einladung bekommst. Es werden interessante Leute da sein.

      Ich kann es kaum erwarten Dich wieder zu sehen! In großer Liebe!

      Dein Ruthard

      >>Den Rest kann ich mir sparen<<, sagte Corinna enttäuscht von dem was sie gelesen hatte und legte die Briefe von ihrem Vater in die Kommode zurück.

      Jetzt nahm sie sich den kleinen Auszugsordner von der Sparkasse vor, der neben den Briefen lag.

      Neugierig schlug sie ihn auf. Corinna wusste, dass er Kunde bei der Stadtsparkasse in Frankfurt war.

      Die Auszüge vor ihr waren genaustes geordnet nach Datum in einem Auszugsheft abgelegt.

      >>Komm bitte einmal hier her, Kai. Das musst du dir ansehen! <<, sagte sie jetzt empört und hielt ihm einen Auszug entgegen. Kai wollte von den ganzen Unannehmlichkeiten nichts mehr wissen. Denn er selbst hatte genug Probleme.

      >>Nein, das geht mich nichts an! Außerdem arbeite ich für deinen Vater<<, erwiderte er abweisend.

      Corinna schaute jetzt ganz überrascht von der Antwort auf.

      >>Wieso? Du hast doch gar nichts mit ihm und seiner Scheiß

      Bank zu tun! <<,

      >>Doch! Ich habe einen Auftrag von ihm bekommen, den ich mit dir nicht bereden darf. Es hat mit der International Bank zu tun, mehr kann und darf ich dir nicht sagen. Der Auftrag unterliegt dem Datenschutz der Bankbestimmungen. <<,

      >>Gerade deswegen solltest du dir die Transaktionen einmal ansehen. Hier sieh doch! <<, sagte sie bestimmend und kam mit dem Kontoauszug auf ihn zu.

      >>80.000 € 100.000 € 150.000 € und vor drei Tagen 125.000 €.

      Alle Gelder kommen von einer Bank in der Schweiz.

      Absender ist ein Zahlen Konto.

      So ein hinterhältiges Miststück! <<, schimpfte sie verärgert, wütend und gab Kai die Auszüge.

      Dann ging sie wieder zur Kommode zurück, um sie weiter zu durchsuchen.

      Was Kai sah, verschlug ihm fast die Sprache. Denn eine Boutique konnte so viel Umsatz in einem Monat unmöglich machen. Vielleicht in einem Jahr dachte er.

      Ohne dass es Corinna bemerkte, setzte er sich vor den Computer und ging Online.

      Nach wenigen Sekunden war er über das Computernetzwerk mit der ganzen Welt verbunden.

      Jetzt gab er die Nummer von dem Schweizer Konto ein. Durch das Kennwort der Bank, das er über einen Code auf der Festplatte in Corinnas Computer geknackt hatte, wurde die Seite des Anbieters geöffnet.

      „Swis-Interconnect-Bank“ stand auf der Homepage, deren Adresse man jetzt auf dem Bildschirm sehen konnte.

      Über die Zahlenadresse des Homebanking-Programms, das bei Naomi auf dem PC verschlüsselt gespeichert war, bekam er Zugriff auf das Konto von Naomi Kramer bei der Interkonekt-Bank in der Schweiz.

      Wenige Sekunden nachdem er die Datenfreigabetaste gedrückt hatte, war die Kontoauflistung von Naomi Kramer auf dem Bildschirm, vor dem er saß, zu sehen.

      >>Ich habe sie gefunden! <<, rief Corinna, als hätte sie eine Trophäe entdeckt.

      Was Kai sah, war noch verblüffender. Das Konto stand auf dem gemeinsamen Namen Ruthard von Anselm und Naomi Kramer.

      4,6 Millionen Dollar Guthaben waren auf dem Konto. Das Geld war bevor es auf das Konto überwiesen wurde gewaschen worden. Von wem wusste er noch nicht!

      >>Da kann ich nichts finden! <<, log Kai und machte heimlich eine Kopie, die er per E-Mail codiert verpackt, zu seinem PC, in seine Wohnung schickte.

      Außerdem steckte er einen Mini-Stick ein, und kopierte Naomis Homebanking - Programm.

      Jetzt hatte er alles, was er haben wollte. Zu Hause konnte er sich in Ruhe die Daten ansehen. Corinna durfte von seinen Kopien auf keinen Fall etwas erfahren.

      Das er auf eine heiße Spur der gesuchten Gelder der International Bank in Frankfurt gestoßen war, war ihm jetzt bewusst. >>Es ist doch gut, dass wir noch einmal hierher gefahren sind<<, sagte er zu Corinna, während er die Online-Verbindung zur Bank in der Schweiz auftrennte.

      Danach löschte er alle Daten auf der Festplatte.

      >>In dem Computer steht nichts Besonderes! <<, log er, als Corinna plötzlich auf ihn zukam.

      >>Hier schau! Ein Flug für zwei Personen nach Las Vegas. Meine Mutter erzählte er. Er müsse nach Los Angeles um wichtige Geschäfte abzuschließen. Danach machen wir einen herrlichen Urlaub im Tessin sagte er zu ihr, worauf sie sich riesig freute<<, sagte Corinna verärgert und legte das Auszugsheft in die Kommode zurück.

      >>Wir müssen gehen! Wenn die Polizei kommt, sind wir in großen Schwierigkeiten<<, schlug Kai vor. Den Mini-Stick, hatte er sicher in seiner Jackentasche versteckt.

      >>Sollen Sie doch kommen! Und die Machenschaften des alten Hurenbocks aufdecken.

      Sie hat auch einen Safe, die kleine Hure, von dem ich keinen Schlüssel habe<<, schimpfte sie zwischenzeitlich von der Hassliebe erfüllt, auf ihre Freundin.

      Dann ging sie auf ein größeres Bild zu, das an der Wand hing >>Schau doch! Die wahre Liebe nannte sie das Bild. Das ich nicht laut lache! <<,

      Auf dem Ölgemälde sah man, zwei junge nackte Frauen eng umschlungen, in den ersten Sonnenstrahlen, auf einer grünen Wiese, im Tau des Frühnebels. Sie streichelten frivol gegeneinander ihren reizvollen erotischen Körper.

      >>Siehst du, hier ist der Safe, genau dahinter! <<, sagte