Franz Bingenheimer

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aus seinem Geldbrief.

      Kai hatte dabei ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen. >>Ich werde ihn ausnehmen diesen kriminellen Ruthard von Anselm. Benutzen wollte er mich, das elende Schwein<<, dachte er, als er das viele Geld vor sich, in seinen Händen sah. Und dass er ihm auf keinen Fall bei seinen Recherchen der verschwundenen Millionen in der International-Bank einen Erfolg melden durfte, wusste er jetzt auch.

      Ihm werde ich das Schwarzgeld aus dem Hintern ziehen! Keine Beweise wird es geben! Alles Geld bar auf die Hand, ohne Quittung.

      Mit diesen rachsüchtigen Gedanken ging er an sein Fenster, um noch einmal über die Stadt zu sehen.

      In der das Laster der Menschheit in vollem Gange war. Plötzlich fiel ihm die Frau, die er gestern beobachtet hatte, gegenüber am Fenster wieder auf.

      Da war sie wieder! Durch die Vorhänge in dem großen Zimmer in dem Licht brannte, konnte er sie deutlich erkennen. Aufgeregt ging sie, während sie mit ihrem Smartfon telefonierte, eilig im Zimmer auf und ab.

      Ja, sie war es, Corinna von Anselm.

      Vor einer Stunde hatte sie noch die Unschuldige Tochter gespielt und Mitleid erweckt.

      War sie vielleicht auch in die Machenschaften ihres Vaters verstrickt und wollte ihn nur benutzen? dachte er.

      Schnell nahm er sein Fernglas, das griffbereit auf der Fensterbank lag, und schaute hinüber über die Häuser der Stadt in ihre Wohnung. Er hatte den Fokus seines Fernglases so eingestellt, dass er sie bis auf einen Meter vor sich sehen konnte.

      Nein, er war doch kein Spanner?

      Was war schon dabei, wenn er des Öfteren einmal, durch die Vorhänge der Fenster in die privaten Wohnungen der Menschen in dieser anonymen Stadt schaute.

      Es war die übernächste Straße in der Corinna von Anselm wohnte. Warum, sagte sie es ihm nicht, dass sie ganz in seiner Nähe eine Wohnung hatte, als er aus dem Taxi ausstieg.

      Es war ein Schlafzimmer, in dem sich Corinna jetzt befand. Kai wartete angespannt, was in den nächsten Minuten geschehen würde. Schnell legte sie ihr Smartfon auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand und verließ mit schnellen Schritten, das Zimmer. Wo war Sie plötzlich? Nirgends wo in ihrer Wohnung ging ein Licht an.

      Sein voyeuristisches "Ich" bestimmte jetzt sein Handeln.

      Da war sie wieder!

      Nackt stand sie ihm gegenüber, ohne dass sie es wusste. Sie war wunderschön. Ihr aufreizender junger Körper brachte ihn in sexuelle Erregung. Schnell schlüpfte sie in ein schwarzes seidenes durchsichtiges Negligé, dass ihre erotische frivole Figur einen für ihn unvorstellbaren Reiz gab.

      >>Du bist schön! <<, sagte Kai, während er Corinna von Anselm weiter beobachtete.

      Jetzt kam sie plötzlich an das Fenster und schaute genau herüber zu ihm an Fenster.

      Konnte sie sehen, dass er sie beobachtete? Schnell ging er zwei Schritte zurück.

      Jetzt ging das Licht in ihrer Wohnung aus.

      Kai wartete noch eine Weile, dann legte er sein Fernglas zur Seite und sah auf die Uhr des Radioweckers.

      Es war schon 2:30 Uhr. Morgen früh um 9:00 Uhr musste er bei Karin Blanz sein. Denn der Flieger nach Mailand startete pünktlich um 10:15 Uhr, in Richtung Italien.

      Eilig zog er sich aus und ging in sein Bad. Die Nacht war fast schon um, als er in den Spiegel schaute und über das Geschehene der letzten 24 Stunden nachdachte.

       *

      Miami, Ford Lauderdale.

      Bob Milton, der 66-jähriger Major a. D., saß zur gleichen Zeit bedenklich bei schönem Wetter in Ford Lauderdale vor seinem luxuriösen Strandhaus auf der Terrasse.

      Wie ein glühender Feuerball versank die Abendsonne am weiten Horizont hinter dem Atlantik.

      Der leicht graumelierte ehemalige Stabsoffizier wohnte an einem fast endlosen, feinen Sandstrand, umgeben von prachtvollen Villen und Gärten.

      Die Straßencafés, Bars, und Restaurants auf dem „Las Olas Boulevard“, dessen Strandpromenade über 100 Millionen Dollar gekostet hatte, lagen nur fünf Gehminuten von seinem Beachhaus entfernt.

      Das Nachtleben auf dieser sündigen Meile hatte seine tödlichen Spuren bei ihm hinterlassen. Abgemagert, krank und vom Alkoholismus sichtlich gezeichnet sah er aus.

      Es war ein begehrenswerter Platz, den er sich im frühen Rentenalter ausgesucht hatte. Das kleine Venedig der vereinigten Staaten! Außer einem internationalen Flughafen gab es in Ford Lauderdale noch einen großen Yachthafen, in dem die schönsten und teuersten Luxusyachten der Millionäre aus der ganzen Welt, vor Anker lagen. Auch war es der Anlegeplatz der größten Luxusliner, bevor sie ihre Traumreise in die Karibik begannen. >>Die Welt ist viel zu schön, um zu sterben! <<, dachte Bob Milton bedenklich, während er wehmütig, in Sorge auf die Weite des Meeres hinausschaute.

      Vor zwei Tagen hatte er von der chirurgischen Klinik in Miami einen wichtigen Brief bekommen.

      Diagnose: Hochgradige Leberzirrhose mit einem chronischen Nierenleiden, hatten die Ärzte bei ihm festgestellt.

      Der Whiskey und die harten Drogen hatten seine Leber zerfressen. Seine Homosexualität, die er zwanghaft ausleben musste, hatte ihn dazu noch aidskrank gemacht.

      Noch vor zwei Jahren war er ein geachteter Immobilienmakler und weit über die Landesgrenzen der USA hinaus bekannt. Zunehmend wurde seine tödliche Krankheit in den homosexuellen Kreisen bekannt. Er bekam keine Liebhaber mehr, die den tödlichen Virus nicht hatten.

      So handelte er nicht mehr mit Immobilien, sondern mit gutaussehenden, jungen Menschen weltweit!

      Über seine neue kriminelle berufliche Tätigkeit konnte er sich seine homosexuellen Beziehungen aussuchen.

      Vor zwei Tagen kam sein neuer Liebhaber aus Johannisburg, um ihm zu dienen. Er bekam schon vor der Abreise in Afrika ein gutes Anstellungsverhältnis bei Bob Milton als Butler versprochen.

      Seine Liebesdienste waren im Vertrag einbezogen. Dies wusste der Afrikaner, als er die Stelle in Amerika annahm.

      Ibrahim Moussa, sein neuer Liebhaber, war zwanzig Jahre jung und hatte neun Geschwister. Davon starben vier an der tödlichen Krankheit Aids. Er hatte diese Krankheit noch nicht! Deshalb bekam er die Anstellung in dem gelobten Land, von dem man zunehmend in Johannesburg hörte.

      >>Please, Mister Milton<<, sagte Ibrahim und stellte eine halb volle Flasche Whiskey mit einem Glas Sodawasser und einer Schüssel Eiswürfel auf den kleinen Beistelltisch.

      >>Komm setz dich zu mir! <<, bat ihn Milton und zeigte mit der Hand auf den anderen Korbsessel, der neben dem Tisch stand. Als Ibrahim Moussa sich niedergesetzt hatte, schaute er ihn sorgevoll nachdenklich an.

      >>Ich brauche eine neue Leber mein Freund! <<, sagte er zu seinem schwarzen jungen gutaussehenden Butler, der ihm aufmerksam zuhörte, und ihn freundlich dabei anlächelte.

      >>Du hütest das Haus, machst es dir hier in Fordlauderdale gemütlich, und ich fliege für ein paar Tage nach Europa! <<, Dass der junge farbige ihn nicht verstanden hatte, das wusste er. Er war ein geduldiger Zuhörer, den man auf ein Wink Zeichen kommen oder verschwinden ließ.

      Ibrahim stand auf, ging zu Bob Milton, beugte sich über ihn und küsste ihm auf den Mund. Dann nahm er ihn gefühlvoll an der Hand und antwortete:

      >>Please, Mister Milton. <<,

      Bob wusste, dass er ihm seine Liebe verkaufen wollte. Ein paar Dollar, die er dafür zusätzlich von ihm bekam, konnten das Leben seiner Familie in der afrikanischen Wüste etwas erträglicher machen.

      Die vier Monate, die er im Jahr in der Hauptsaison mit den Touristen in