Alfred Broi

Genesis VI


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      „Er war urplötzlich da! Ohne Vorwarnung!“ antwortete der ältere der beiden. „Kam aus dem Trichter in die Höhle geschossen, durchflog sie und verschwand in diese Richtung!“

      „War Jemand bei ihm?“ Kabus trat einen Schritt auf den Mann zu.

      Doch der schüttelte den Kopf. „Nein! Der Elay war allein!“

      „Seid ihr sicher?“ hakte Niuri nach.

      Jetzt nickte der Mann. „Wir haben den Trichter und den Höhleneingang abgesucht, bevor wir hierherkamen!“

      „Aber…!“ Kabus Blick drückte pure Hilflosigkeit aus. „Was ist passiert?“

      Niuri schaute ihn voller Mitleid an. „Das weiß niemand!“ Sie trat zu ihm und schloss ihn in die Arme.

      „Das ist so nicht ganz richtig!“ erwiderte Umuras und als die beiden ihn ansahen, fügte er mit einem Nicken auf den Elay hinzu. „Sie weiß es!“

      „Aber…!“ Kabus befiel Verzweiflung. „Dann soll sie uns dorthin fliegen, wo sie…!“ Er stoppte ab.

      Umuras schüttelte den Kopf. „Sie ist ernsthaft verletzt. Wir müssen sie erst behandeln!“

      „Wie lange wird das dauern?“ setzte Kabus nach.

      Umuras schaute ihn an, dann auf die Wunde an seiner linken Seite. „Nicht länger, als bei dir!“

      Kabus schaute an sich herab und musste erkennen, dass seine Wunde wieder aufgebrochen war. Frisches Blut sickerte in einem dünnen Strich in seine Taille. Mit einem Mal spürte er dort auch ein sehr unangenehmes Ziehen, das sich zu einem Brennen entwickelte. Mit großen Augen schaute er Umuras an.

      „Wenn du bereit bist, ist sie…!“ Er deutete auf den Elay. „…es auch!“

      „Vorausgesetzt, du tust dieses Mal, was ich dir sage!“ mahnte Niuri, doch zeigte ihr Blick, dass sie mit ihm fühlte.

      „Natürlich!“ erwiderte Kabus sofort. „Lasst uns keine Zeit verlieren!“ Er schaute Umuras bittend an.

      Der Alte nickte, wandte sich ab und gab einigen Umstehenden Anweisungen, Platz zu schaffen, Verbandszeug und Medikamente, sowie heißes Wasser zu holen.

      Niuri zog Kabus mit sich und lächelte ihm aufmunternd zu, doch wusste er nicht, ob er ihren Optimismus wirklich teilen sollte.

      „Wer?“ Das Wort war geschrien und hallte in dem Höhlenraum laut und beinahe krachend nach. Wut und Zorn schwangen mit und verstärkten seine Wirkung noch. Sein Verursacher war Captain Narrix. Mit von großer Wut gerötetem Kopf und schwellender Halsschlagader stand er in der Mitte des Raumes und starrte auf die sieben Personen herab, die vor ihm mit auf dem Rücken gefesselten Händen knieten und von je einem seiner Männer mit einer Schlinge drangsaliert wurden, die um ihren Hals lag und fest angezogen war, sodass alle Schwierigkeiten hatten, normal zu atmen.

      Narrix Oberkörper erhob sich ein Stück, er drehte sich parallel zu den Knieenden und betrachtete jeden Einzelnen. Doch keiner von ihnen würdigte ihn eines Blickes, alle starrten nur geradeaus und waren bemüht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren, da die Männer hinter ihnen die Stricke um ihren Hals so weit in die Höhe gezogen hatten, dass sie ihre Oberkörper weit strecken mussten, um atmen zu können, was ihre Stabilität ziemlich beeinträchtigte.

      Die Nichtbeachtung seiner Person machte Narrix sichtlich noch wütender. Mit einem wilden Aufschrei trat er einen halben Schritt nach vorn, packte Kendig rüde am Hinterkopf an den Haaren und drosch zweimal mit brutaler Härte in sein Gesicht. Der hatte nicht die geringste Chance, dass zu verhindern oder irgendetwas zu tun, um die Schläge abzumildern. Mit lautem Klatschen krachte Narrix Faust auf seinen Wangenknochen, Kendig schrie erstickt auf. Blut und Speichel flogen umher. Kendig sackte zusammen, doch der Captain war unerbittlich, riss seinen Kopf wieder in die Höhe, schob sein wutverzerrtes Gesicht direkt über das seine und brüllte nochmals. „Wer?“

      Doch er sollte erneut keine Antwort bekommen. So ließ er Kendig los, der daraufhin zusammensackte. Der Mann hinter ihm riss jedoch sofort an der Schlinge, die sich augenblicklich fester um seinen Hals schloss und ihm den Atem nahm. Kendigs Körper zuckte in die Höhe und er drückte ihn wieder durch, so gut es ging, rang nach Luft. Viele Kraftreserven hatte er allerdings nicht mehr, Oberschenkel und Arme zitterten bereits erbärmlich.

      Rechts neben ihm, an dem einen Ende der Reihe kniete seine Frau Malawi. Ihr Gesicht war gezeichnet von einigen Misshandlungen, auch sie atmete schwer. Schweiß rann ihr über die Stirn in die Augen. Ihr Blick war auf Kendig gerichtet, tiefer Schmerz hatte ihr Herz erfasst, sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm helfen zu können. Doch ihre Arme waren ebenso auf dem Rücken gefesselt, wie die aller anderen und der Zug an ihrem Hals tat sein Übriges, um sie ziemlich wehrlos zu machen. Dennoch war ihr klar, dass sie ihrem Mann helfen musste. Sie musste die Aufmerksamkeit von ihm nehmen, damit er durchatmen konnte. Echte Angst um ihn erfasste sie, ließ sie ihre eigene Angst und ihre vielfältigen Schmerzen vergessen. Einzig Liebe trieb sie an. „Wer was?“ stieß sie halb erstickt hervor – und bereute es einen Augenblick auch schon.

      Denn Narrix wirbelte zu ihr herum, legte seine rechte Hand um ihre Kehle und drückte gnadenlos zu. Malawi wurde schlagartig heiß, sie konnte nicht mehr atmen und hatte das Gefühl, ihr Kehlkopf würde zerquetscht werden.

      „Wer was?“ Das war Rimbo. Er befand sich links neben seiner Frau Idis, die wiederum links von Kendig kniete. Seine Stimme klang gereizt und ziemlich kraftvoll, doch schon im nächsten Moment zog der Kerl hinter ihm derart kräftig an der Schlinge, dass Rimbos Knie für einen Moment vom Boden abhoben und er röchelnd zu zappeln begann.

      Narrix schien im ersten Moment nicht auf ihn reagieren zu wollen. Stattdessen weidete er sich sichtlich an Malawis Schmerz und Hilflosigkeit, so sehr, dass er grinsen musste. Plötzlich schoss sein Kopf nach vorn und er küsste sie fest auf den Mund. Malawi stöhnte auf und versuchte sich ihm zu entwinden, was ihr aber nicht wirklich gelang. Hilflos musste sie den rüden Kuss über sich ergehen lassen. Als Narrix schließlich wieder von ihr abließ war sie einer Ohnmacht sehr nahe. Wild rang sie nach Luft, spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg, sie röchelte und hustete Schleim hervor.

      Narrix grinste sie nochmals breit an, dann wandte er sich von ihr ab und trat vor Rimbo. Ohne Vorwarnung riss er sein rechtes Bein in die Höhe und rammte es ihm in den Magen. Rimbo stöhnte, sein Gesicht wurde rot und auch er würgte hustend Schleim hervor. Narrix wartete reglos, bis er sich wieder etwas beruhigt hatte. „Wer fehlt hier?“ fragte er dann und starrte Rimbo direkt in die Augen.

      „Ich…!“ Rimbo hatte Mühe durch seine zunehmend verstopfte Nase zu atmen. „…verstehe nicht! Wer zum Teufel soll denn hier fehlen?“

      „Ich glaube…!“ brachte Idis mit großer Mühe hervor. Auch sie hatte große Sorgen um ihren Mann und wollte ihm helfen, indem sie die Aufmerksamkeit von ihm ablenkte. „…ich bin nicht mehr ganz bei mir!“ Im Gegensatz zu Malawi war sie auf eine ruckartige Bewegung des Captains gefasst, die auch prompt kam. Er griff rüde ihre Haare an der Stirn und drückte ihren Kopf nach hinten. „Vitaminmangel…schätze ich!“ fügte sie noch hinzu und grinste dabei sogar verzerrt.

      Narrix starrte sie mit einem widerlichen Grinsen und zunehmend offener Gier an. Seine Augen leuchteten. „Du bist eine Wildkatze!“ sagte er und schon lag seine linke Hand auf ihrer rechten Brust. Idis stöhnte auf, doch nicht aus Wollust, sondern aus Ekel. Narrix aber störte sich nicht daran. Er knetete sie für einen Augenblick hart, dann drückte er mit aller Kraft zu. Wieder musste Idis stöhnen, dieses Mal jedoch aus Schmerz. „Ich liebe das!“ Er bleckte die Zähne. „Eure Männer sterben zuerst. Dann werde ich mich mit euch Frauen beschäftigen. Und wenn ich mit dir fertig bin, dann kannst du sagen, dass du nicht mehr ganz bei dir bist. Ich werde dir und deinen Freundinnen nämlich den Verstand aus dem Kopf vögeln. Erst ich…und dann meine Männer!“ Er starrte Idis direkt in die Augen, während er ihre Brust wieder knetete. „Gib zu, du