Paul Stefan Wolff

Malin - Vampir und Heilerin


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dass uns Gott BEREITS so liebt, wie wir sind. Le Auswirkungen sind die gleichen, gute Taten. Vampire jagen, die Böses tun als Beispiel. Aber eben nicht, um sich dadurch Lohn zu VERDIENEN. Sondern aus einem Gefühl der Dankbarkeit für le Liebe Gottes. Kennst du den Unterschied dieser Sichtweisen?“

      „Nein.“

      „Ich muss eben in meinem Beruf genau untersuchen, welcher Vampir ist böse. Und welcher ein versteckter Heiler. Sandu verdient le Gefängnis, weil er dich nicht gefragt hat. Gleichwohl war seine Entscheidung, dich zum Wrukola zu machen, vielleicht richtig. Das gilt es herauszufinden. Wir werden etwas Zeit miteinander verbringen, dann werde ich meine Entscheidung treffen, einen Bericht schreiben. Vielleicht dich töten. Vielleicht dir helfen.“

      Ja, er hat alle bezeichnenden Artikel verschluckt und durch das französische LE ersetzt, dass er, wie mir erzählt wurde, auch französisch aussprach. Wegen einer Lehrerin hatte er diese Macke: merke wohl, eine Sprache wird wie jedes Attribut der Welt von den Trägern mies gemacht. Ich kenne jemanden, der isst mit über 50 noch keine Suppe, weil seine Tante, die auf ihn aufgepasst hat, ihn immer dazu gezwungen hat…

      Kap. 2 – Kommissar für besondere Angelegenheiten

      „Ich habe Französisch in le Schule gehabt“, erklärte er als erstes. „Le Lehrerin, Frau May, hat mich irre gemacht mit den Artikeln. Ich war schließlich in Frankreich und habe es gelernt, aber ich wende es seitdem nicht an, wenn es direkt vor dem Substantiv steht erst recht nie – sonst manchmal schon. Ich habe mein Abi immer mit LE geschrieben, habe 10 Punkte gekriegt. Der Rest war perfekt. Meine Hochzeitsreise ging nach Frankreich. Paris gehört den Liebenden und Casablanca. Die Cote d‘Azur den Reichen. Reims gehört nur mir und meiner Frau. Was ich damit sagen will, Täubchen, meine Frau und ich - ein überragendes Team. Aber speziell. Eigen.“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Eine Chaostruppe waren wir. Einmal, wir waren frühe Kandidaten der Gesundheitsbewegung, hat sie die Waschmaschine ausgeräumt, die lag in der Küche, und suchte was, egal was. Und sie hat alle Kleider nach hinten geworfen. Und danach ihr grünes T-Shirt nicht mehr wiedergefunden. Und sie war so sauer, wir haben Sex gehabt. Und in der Frühe geht sie in die Küche, sie war verschlafen, sieht das Grüne im Mixer. Und legt den Deckel drauf. Und los geht‘s mit dem frühen Smoothie. Und das war aber nicht der gefüllte Topf, sondern das T-Shirt. Hahahaha. Das grüne T-Shirt. Sie hat das grüne T-Shirt zerhäckselt.“

      Eine gute Viertelstunde später saß Malin auf dem Beifahrersitz des schwarzen 3er BMW und der Kommissar fuhr sie zu einem Ort, wie er sagte „ohne Gefahr, gehört zu werden.“

      Er sah sie immer wieder an, durchdringend. Als könnte er erahnen, dass ihre erst gestern schwarz gefärbten kurzen Haare in Wirklichkeit dunkelblond-hellockerfarben waren. Er war sehr schwer einzuschätzen, still, ohne ruhig zu sein, und fuhr konzentriert und schnell.

      Er sah sie wohl zu oft an, denn mit einem Mal musste er bremsen, weil eine Joggerin über die gelbe Ampel vor ihrem Auto gerannt war.

      „Jogge nur“, stieß der Kommissar zu der Joggerin hervor, als er der kurz hinterher sah. „Das häßliche Gesicht kannst du nicht ändern, aber vielleicht deinen fetten Arsch.“

      „Ich hasse Sie!“ stieß Malin unvermittelt hervor. „Sind Sie ein arroganter Frauenhasser!“

      „Vorsicht. Sonst landest du im Kittchen. Kein Fernsehen. Kein Ausgang. Gar nichts!“

      „Wir sind in einem Rechtsstaat. Egal was Sie behaupten!“

      „Nicht ganz. Die Bundesregierung steht auf dem Standpunkt, Wrukolas gibt es nicht. Wen es nicht gibt, der hat auch keine Rechte. Im Wrukola-Kittchen gibt es nur einen Anwalt, der ist selber einer. Hilft ihm nicht weiter. Man kann keine rechtliche Eingabe machen ohne Ansprechpartner. Der Deutschen liebster Satz ist dort vollendet worden: ich bin nicht zuständig.“

      „Dann sollte ich Sie beißen...“

      „Ich bin nicht dein Feind. Ich bin vor allem ein Fan von Kinderfernsehen. Meine Lieblingsseite im Internet ist tierchenwelt.de. Eine Kinderseite. Über Tiere und ihre hervorragenden Eigenschaften – vielleicht ein kleiner Einfluss von den Wrukolas war dabei mit im Boot – einfach die Vielfalt des Lebens auf der Erde kennen lernen. Und weil ich diese Erde liebe bin ich auch Vegetarier. Keine toten Tiere. So einfach ist das. Einfach ist ein Stichwort. Einfache Deals. Du hilfst mir, den Urhebern dieser Sache näher zu kommen. Und ich liefere dich nicht ins Kittchen ab.“

      Damit hielt er auf einem Parkplatz am Marienberg. Sie stiegen aus und er bugsierte sie auf eine einsame Bank zu. Weglaufen wäre hier schwierig, es war der menschenleere nördliche Teil der Parkanlage. Über der Straße lagen nur Bürohäuser und jetzt war nicht Mittagspause. Menschenleer.

      „Geschäft verstanden?“ fragte er.

      „Und falls ich nicht mitmache?“

      „Hör zu, Scharfbeißerchen. Ich gehe ohne einen Plan B nicht mal aufs Klo. Ich will ein faires Geschäft. An dem ich mich halte. Und du auch. Ich habe am liebsten mit niemandem Scherereien, macht nur mieses Karma. Und schon gar nicht wegen Leuten, deren Tellerrand eine Kaffeetasse ist. Und ich bin gläubiger Christ. Wie der Spruch aus Tarantinos „From dusk till dawn“: Wenn es die Vampire gibt, dann gibt es das Böse. Und wenn es das Böse gibt, dann gibt es einen Gott. So einfach ist das. Ich war schon früher gläubig, der Job macht es noch mehr. Fronten geklärt? Standpunkt klar?“

      „Worum geht es genau?“ fragte Malin.

      „Ein einfaches Geschäft. Ich liefere dich nicht ins Kittchen ab. Und du hilfst mir. Und zwar in zwei Punkten. Erstens, wie schon erwähnt, es gibt ein Kittchen. Und dazu die Regierung, die Oberen, nenn sie, wie du willst. Wegen dieser Leute ist das Kittchen geheim. Denn die wollen das Schöne an der Story für sich alleine.“

      „Es gibt was Schönes daran?“ Malin zog eine einzelne Augenbraue misstrauisch hoch.

      „Ich mag das. Eine einzelne Augenbraue hochziehen. Kann meine Frau auch.“ Er lächelte. „Weißt du, Marlin...“

      „Malin. Das a in der Mitte wird ausgesprochen wie das oooo im mitleidigen Oooh! Fast: Moolin. Schwedisch. Man versteckt ein r nach dem a. Malin.“

      „Meine kleine Schwedin, du kannst heilen!“

      „Wie bitte?“

      „An Neumond. Es ist die Strafe Gottes. Kennst du den Witz mit dem Golf spielenden Rabbi?“

      „Nein.“

      „Pass auf. Ein Rabbi war auch Golfspieler, er ist auf Reisen und kommt in einem Hotel an. In der Frühe lugt er hinaus, es ist ein perfektes Grün, ein Golfplatz. Jungfräulich geschnitten, perfekt. Aber Scheiße, es ist Sabbat. Weißt schon, Rabbi darf am Sabbat nichts tun. Und schon gar nicht Golf spielen. Aber die Sünde ist stark im Menschen. Er denkt sich, nur ein zwei Schläge. Wenn mich jemand sieht, die Bälle können von jemand anderem sein. Und er schnappt sich seine Schläger, schleicht sich raus, keiner sieht ihn, Sommer, 5 Uhr. Und da drückt er den Tee in den Boden, legt den Ball drauf und holt mit dem passenden Schläger aus. Soweit alles klar?“

      „Ja.“

      „In dem Moment wandert das Bild in den Himmel, Petrus sagt da zu Gott. Ich weiß, du bist barmherzig. Aber Regeln sind Regeln. Und bei einem normalen Juden würde ich nicht mal was sagen, ich sagte schon, du bist barmherzig und rufst nach der Sünde die Gefallenen immer wieder zu dir zurück. Aber es ist ein Rabbi! Du MUSST ihn bestrafen. Und Gott überlegt, schließlich nickt er. Hast du die Pointe vom barmherzigen Gott mitgekriegt, Schwedenname?“

      „Sicher.“

      „Das Bild geht wieder auf die Erde, der Rabbi holt aus, schlägt. Und der Ball fliegt hoch, noch weiter hoch, noch weiter weg, viel weiter weg. Und als er runterkommt, fällt er geradewegs ins Loch. Ein Hole-In-One. Nur ein Schlag und der Ball ist über zig Meter im Loch. Eine absolute Seltenheit, ein Wunder. Bild geht wieder hoch zu Petrus, der ist verblüfft, nein, verdattert, viel mehr: entsetzt, sagt zu Gott: Und ich dachte, du wolltest ihn bestrafen??!! Und was antwortet Gott, was sagt er?“