Axel Birkmann

Blutiges Freibier


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als erster und fragte die beiden: »Also was wollen Sie von uns? Warum kommen Sie mitten in der Nacht in diesem Aufzug zu uns?«

      »Sie sind also Lukas Wirth?«, fragte Kreithmeier und sah den jungen Mann eindringlich an.

      »Ja, das habe ich Ihnen schon an der Sprechanlage gesagt.«

      »Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nur sicher sein und Sie sind Frau ...?«, er wandte sich an die Blondine.

      »Mein Name ist Olga Bogdanow, ich bin die Lebenspartnerin von Herrn Helmut Wirth. Also was wollen Sie?«

      Melanie holte tief Luft und sagte dann mit ruhiger Stimme: »Nun wir haben Ihnen beiden eine traurige Mitteilung zu machen. Ihr Vater, Lukas, und ihr treuer Lebenspartner, Frau Bogdanow, der ehrenwerte Helmut Wirth, ist heute Nacht verstorben.«

      Obwohl sie die Worte bedächtig ausgesprochen hatte, schlugen sie bei den beiden wie eine Faust mitten ins Gesicht getroffen ein. Sie starrten die beiden Beamten mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Ohren hatten diese Worte akustisch vernommen, aber ihr Gehirn wollte dem Gehörten nicht glauben. Beide reagierten unterschiedlich. Der junge Wirth sprang auf und schrie, dass das ein blöder Scherz sei, wer sie denn geschickt hätte, und dass man mit so etwas keinen Unfug treiben solle. Er griff nach einem Telefon und wählte. Olga Bogdanow ließ sich zurück in den Sessel fallen und hielt sich die Hände vors Gesicht und murmelte etwas in einer osteuropäischen Sprache.

      »Bitte setzen Sie sich wieder«, bat Kreithmeier den jungen Wirth. Melanie kümmerte sich in der Zwischenzeit um die Bogdanow.

      »Er geht nicht an sein Handy«, rief Lukas Wirth zornig, »verdammt Papa, geh endlich dran. Er ist sicher noch auf dem Festplatz, macht wahrscheinlich noch die Abrechnung. Das muss alles ein Missverständnis sein.«

      »Nein, das ist es nicht. Leider ist es wahr. Ihr Vater ist heute Nacht gestorben. Und sein Mobiltelefon hat mittlerweile die Spurensicherung.«

      Olga Bogdanow nahm die Hände vom Gesicht und sah Kreithmeier verständnislos an.

      »Die Spurensicherung? Was ist denn passiert?«

      »Ihr Mann ist heute Nacht bei einem Gewaltverbrechen ums Leben gekommen.«

      »Wie bitte?«, hakte sie nach. Sie traute ihren Ohren nicht.

      »Helmut Wirth ist heute Nacht erschlagen aufgefunden worden. Er ist tot. Glauben Sie mir bitte.«

      »Das ist ja schrecklich«, kreischte die Frau plötzlich hysterisch auf. »Wer hat das getan?«

      »Das wissen wir noch nicht. Sollen wir Ihnen einen Arzt rufen, der könnte sich um Sie beide kümmern«, fragte Melanie einfühlsam die Frau.

      »Nein, nein, das geht schon. Wenn Sie mir bitte ein Glas Wasser holen würden. In der Küche. Gläser finden Sie rechts im Schrank. Bitte.«

      Melanie verschwand im Koch- und Essbereich des großen Wohnraumes und kam recht schnell mit einem Glas Wasser für die Dame des Hauses zurück.

      »Für Sie auch ein Glas Wasser?«, fragte sie den Sohn.

      »Nein Danke, es geht schon. Sie sagten erschlagen. Mit was ist mein Vater erschlagen worden?«, fragte Lukas mit zittriger Stimme.

      »Mit einem Holzhammer. Eine seiner Mitarbeiterinnen hat ihn gefunden. Im Bierlager. Eine gewisse Frau Kasbauer. Kennen Sie die?«, antwortete Kreithmeier leise.

      »Ja, ja! Sie ist die gute Seele unserer Firma. Sie arbeitet schon seit Jahren für uns. Aber wie geht es jetzt weiter. Wird das Volksfest vorzeitig beendet?«

      »Nein, das wird es nicht. Der Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat uns persönlich gebeten, alles Nötige dazu beizutragen, dass der Volksfestbetrieb Morgen ....«, Alois stockte kurz, sah auf seine Uhr, dann fuhr er fort, »dass der Volksfestbetrieb heute ohne Störungen und Verzögerungen weiter gehen soll. Ich hoffe auch, das ist in Ihrem Sinne. Oder würden sie gerne aus Pietät den Festzeltbetrieb einstellen?«

      Lukas Wirth hatte sich wieder hingesetzt und schaute den Kommissar mit durchdringendem Blick an. »Nein, das wäre auch nicht im Sinne meines Vaters gewesen. Er betonte öfter, Allgemeinwohl kommt immer vor Einzelwohl. Und so soll es sein. Wir werden trotzdem alle Stunde eine Schweigeminute für meinen Vater einlegen. Ich werde das mit der Band absprechen.« Und zu seiner ehemaligen potentiellen Stiefmutter gewandt: »Wer sollte meinen Vater versuchen zu töten. Er hatte doch keine Feinde, oder.«

      Olga Bogdanow drehte sich ihm zu, und sah ihn mit verweinten Augen an.

      »Nein, er hatte keine Feinde. Wer sollte ihm so etwas antun. Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.« Und zum Kommissar gewandt fragte sie: »Wissen Sie schon, wer es getan hat und vor allem warum?«

      »Wir werden Sie jetzt verlassen«, sagte Melanie ohne auf die Frage einzugehen, »wir bräuchten sie aber morgen, verdammt, ich meine natürlich auch heute, es ist ja schon halb zwei, für eine Identifizierung des Toten und für eine weitere Befragung im Polizeirevier in der Haydstraße in Freising. Ist das möglich für Sie?«

      Lukas und Olga sahen sich fragend an und nickten.

      »Gut, dann kommen Sie bitte heute um 11 Uhr zu uns. Wer kümmert sich dann um das Festzelt?«

      »Das regele ich schon. Keine Angst. Wir werden pünktlich sein. Kommen Sie, ich bringe Sie zur Tür.« Lukas Wirth erhob sich und begleitete die beiden Kriminalkommissare hinaus. Als er die Haustür hinter ihnen schloss, holte Alois erst einmal tief Luft.

      »Ich hasse es solche Nachrichten zu übermitteln. Du weißt nie, wie sie reagieren. Eigentlich hätten wir von vornherein einen Arzt mitnehmen sollen.«

      »Lass gut sein, Alois, die packen das schon. Hältst du einen von ihnen für verdächtig?«, fragte Melanie.

      »So wie die reagiert haben, haben sie von dem Mord nichts gewusst, oder aber sehr gut geschauspielert.«

      »Ich fand, es sah echt aus. Ich denke die wussten wirklich nichts. Obwohl es sicher um viel Geld geht. Aber warum trug die Bogdanow Lippenstift?«

      »Vielleicht wollte sie ihren treuen Liebhaber so empfangen.«

      »Tragt ihr Frauen denn Lippenstift im Bett«, wollte Kreithmeier wissen.

      »Normalerweise nicht. Wenn es aber ums Geld gehen sollte. Das Haus ist ein Vermögen wert.«

      »Was nützt dir das tollste Haus, wenn es am Arsch der Welt gebaut wird? Und wenn es noch der Bank gehört.«

      »Hallo Alois, so weit ist Attenkirchen doch nicht von Freising, und dass das Haus der Bank, das weißt du doch nicht«, konterte Melanie.

      »Die Holledau ist reich. Hopfen ist ein gutes Geschäft. Trotzdem möchte ich hier draußen nicht tot überm Zaun hängen. Freising ist ganz sicher nicht der Nabel der Welt, aber hier draußen sagen sich doch Fuchs und Hase Gute Nacht. Und ein Toskana Haus in so einem Bauernnest. Ich weiß nicht. Sieht für mich neureich und geschmacklos aus. Mir san in Bayern und nicht in Italien. Und die meisten neuen Häuser hier sind auf Pump.«

      »Jetzt kommt der sture Oberpfälzer bei dir durch. Toleranz und Akzeptanz sind nicht unbedingt deine zweiten Vornamen.«

      »Melanie!«

      »Ja, Alois!«

      »Melanie, es geht auch in diesem Fall sicher ums Geld. Folgen wir der Spur des Geldes und wir finden den Mörder. Über eine Million Umsatz während der Freisinger Wiesn, ein gut laufendes Ausflugslokal, dann die anderen Volksfeste im Land. Da kommt einiges zusammen. Auf jeden Fall konnte er sich eine heiße Russin leisten.«

      »Eine Ukrainerin.«

      »Eine was?«

      »Eine Ukrainerin. Die Olga Bogdanow kommt aus der Ukraine, aus Kiew. Sie ist keine Russin.«

      »Aber sie sieht aus wie eine. Ist ja auch egal. Russland oder Ukraine. Vor zwanzig Jahren war das alles gleich, alles Sowjetunion.«

      »Will der Herr einer jungen Dame aus der ehemaligen DDR einen Geschichtsunterricht