Nadja Christin

Natascha


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grinste in mich hinein, ich konnte ihm ruhigen Gewissen sagen: Es ist nichts passiert, Daddy.

      Die Tür ging wieder auf, Ansgar schlüpfte hindurch und legte sich zu mir. Ich brummte ein bisschen, als er seinen Arm um mich legte und mich aufs Ohr küsste.

      »Steh auf, Josh will mit uns reden.«

      Nein, ich hab gerade so schön geträumt, antwortete ich in Gedanken.

      Du kannst nicht träumen, schon vergessen? Er küsste mich erneut aufs Ohr.

      »Es war eine Mischung aus Erinnerung und Wunschträumen, willst du sie sehen?«, flüsterte ich verführerisch.

      »Ja, zeig sie mir«, hauchte er in mein Ohr.

      Ich schloss die Augen und erinnerte mich in Gedanken wieder an den Traum von eben. Es war ein Gemisch aus der Erinnerung, wie wir zwei übereinander herfielen und einem Wunschtraum, der nicht mit seinem Rückzug endete.

      Am Ende atmeten wir beide ein bisschen schneller und ich spürte, wie er näher an mich heranrücken wollte. Diesmal beendete ich die Sache und stand einfach auf.

      Miststück, hörte ich ihn in Gedanken, aber er grinste mich an.

      Ego sum, qui sum, schickte ich zurück und lächelte ebenfalls.

      Ich ging aus dem Zimmer und durch die Kellertür wieder in den Buchladen.

      Josh stand wie immer hinter seinem Tresen, er blickte mich nicht sehr freundlich an.

      Vor ihm stand ein gut gefülltes Glas mit warmem Blut, ich starrte drauf und konnte nichts dafür, aber mir lief das Wasser im Mund zusammen. Langsam schob Josh es in meine Richtung. »Nimm ruhig.«

      »Danke, Josh.« Ich stürzte das Blut herunter und fühlte mich fast augenblicklich gut, richtig gut.

      »Das habe ich gebraucht«, ich stellte das Glas wieder ab und schloss kurz die Augen.

      »Das ist wohl nicht das Einzige, das du brauchst«, knurrte Josh. Ich öffnete meine Augen wieder und sah ihn düster an. Er sah wütend aus.

      »Was willst du damit sagen?«, auch ich fühlte Wut in mir hochsteigen.

      »Wie war das noch mal, du willst keine Beziehung mehr eingehen und dich nicht verlieben, weil du das Risiko scheust? Aber kaum kommt einer vom Rat und schon wirfst du dich ihm an den Hals. Wie soll ich das den finden?«

      Ich antwortete ihm nicht, ich überlegte. Beziehung, Liebe, ich hab mich ihm an den Hals geworfen? Nun ja, Ansgar hatte eigentlich damit angefangen, nur aus anderen Gründen.

      Aber zwei Worte, die Josh gesagt hatte, zogen mich magisch an: Beziehung und Liebe, vielmehr verlieben. War ich in Ansgar verliebt? Ging ich mit ihm eine Beziehung ein? Würde ich mit ihm eine Beziehung eingehen? Selbst in meinen Gedanken war ich kurz sprachlos.

      »Nun?« Josh klang ungeduldig, ich hob meine Hand.

      »Ich überlege noch.«

      Aber dafür brauchte ich ein bisschen mehr Zeit und die hatte ich jetzt nicht.

      »Du bekommst heute noch keine Antwort von mir, das muss ich mir erst noch durch den Kopf gehen lassen.«

      Josh zog die Augenbrauen hoch, bis in seine blonden Haare, der Mund blieb ihm offen stehen.

      »Was?«

      »Du hast mich schon verstanden.« Ich presste die Lippen aufeinander und war ein bisschen wütend auf ihn. Eigentlich ging ihn die ganze Sache nichts an, aber er ist mein bester Freund und sorgte sich um mich, ein wenig konnte ich ihn auch verstehen.

      Auch ich möchte bald eine Antwort haben, flüsterte es in meinem Kopf. Ich drehte mich um und Ansgar schloss gerade die Kellertür, er sah mich an, Bitte.

      Auch du wirst warten müssen, dachte ich und drehte mich wieder um, zu Josh. Laut sagte ich:

      »Also Josh, du wolltest mit uns reden? Um was geht es?«

      Josh straffte sich und setzte eine unbeteiligte Miene auf.

      »Ansgar wird es ja schon wissen, ich wollte dir nur sagen, wie sich der hohe Rat entschieden hat.« Er legte eine kurze Pause ein, die ich zu einer Frage nutzte.

      »Woher weißt du das denn«, ich schob meine Augenbrauen zusammen, »warst du auch heute Abend da?« Ich hatte ihn nicht gesehen.

      Josh ist einer der Bewahrer, Natascha. Vielmehr der Kopf der Bewahrer der Nacht, in der Rangfolge kommt er direkt hinter mir.

      Mir blieb der Mund offen stehen, das gibt es doch nicht, dachte ich.

      Doch, mein Püppchen.

      Nenn mich nicht Püppchen, das klingt furchtbar.

       In Ordnung, dann meine mellila?

      Heißt das nicht Püppchen auf Latein?

       Nicht ganz, es heißt Honigpüppchen, gefällt dir das besser?

      Ach, scher dich zum Teufel, schickte ich ihm in Gedanken

      Da bin ich doch schon. In meinem Kopf hörte ich in lachen.

      Ich verdrehte die Augen und versuchte mich wieder auf Joshs Worte zu konzentrieren.

      »Und wie hat der Rat nun entschieden, Josh?«

      »Er nimmt dein Angebot an. Es ist ein Tauschgeschäft, du lieferst ihnen Justin und Dennis und bekommst dafür dein Leben geschenkt.«

      Josh sah mich grimmig an. »Das ist ein sehr gefährlicher Tausch, Natascha. Bist du dir sicher, dass du das auch willst?«

      In meinem Kopf hörte ich gleichzeitig Ansgar flüstern:

      Hm-m, du riechst so gut. Sollen wir nicht lieber wieder ins Bett verschwinden und uns noch ein bisschen …ausruhen?

      »Nein …eh ich meine ja. Ja, natürlich bin ich mir sicher, dass ich das will, Josh.«

      Ich drehte mich um und knurrte Ansgar kurz an.

      Lass das gefälligst sein, du machst mich ganz durcheinander, schickte ich ihm grollend in Gedanken.

      Gern geschehen, ich hörte ihn kichern.

      Ich schloss kurz die Augen und schickte ihm einen kleinen Ausschnitt aus meinem Wunschtraum von eben. Hinter mir hörte ich ihn kurz keuchen. Ich lächelte breit, mein war die Rache. Ich wendete mich wieder Josh zu. »Wie sieht denn der Plan aus?«

      »Eigentlich ganz einfach, sie werden versuchen dich zu erwischen, wenn du am wenigsten dran denkst. Bei einer Jagd. Sie werden dir eine Beute schicken, auf die du nicht verzichten kannst und dann werden sie zuschlagen.«

      Abermals runzelte ich meine Stirn. »Woher weißt du das alles?«

      Josh zögerte. »Wir haben einen Spitzel in ihre Gruppe einschleusen können.«

      »Ist er auch zuverlässig, kann man ihm trauen?« Ansgars Stimme war schneidend. Josh blickte auf und sagte zu ihm:

      »Er ist ein proditor, ein Verräter, nein, man kann ihm nicht trauen, aber er ist das Einzige was wir haben.«

      »Gut«, sagte ich, »Wann?«

      »Noch heute Nacht«, Josh drehte sich um und blickte auf eine seiner fünf Uhren, die alle nebeneinander hingen, eine schöner als die andere. »In genau vier Stunden, um zwei Uhr.«

      »Gut«, sagte ich abermals, »und wie?«

      »Sie wird an deiner Nase vorbei spazieren, wahrscheinlich kommt sie hier in den Laden, oder geht nur daran vorbei, das weiß ich nicht genau.«

      »Gut«, ich drehte mich um und ging in Richtung Kellertür,

      »ich werde mich so lange noch ausruhen, ich will in vier Stunden fit sein … und durstig.«

      Zurück in Joshs Gästezimmer legte ich mich auf das Bett und versuchte krampfhaft