Robert Hendricks

Respektvolle Medizin für unsere Zukunft


Скачать книгу

und durchlässiger. Diese Energie bewirkt durch ihre Leichtigkeit eine steigende Kraft. Sie erzeugt Kühle, Leichtigkeit, Offenheit, Transparenz. Weil sie nach außen gerichtet ist und immer weniger Dichte enthält, bietet sie bei Berührung weniger Widerstand, gibt eher nach und ist weicher. Yin repräsentiert Flexibilität, Schwäche, Stille, Zartheit, Leichtigkeit, Passivität, Ruhe. Diese beiden Kräfte existieren nicht ohne die jeweils andere; sie komplementieren sich gegenseitig, sie sind antagonistisch, aber sie heben sich gegenseitig nicht auf.

      Alle Phänomene des Kosmos, die nicht in Harmonie sind, sind ständig dabei sich zur Harmonie hin zu bewegen oder sich weiter von der Harmonie zu entfernen. Wenn die Entfernung zur Harmonie am Größten ist, pendelt die Bewegung sich wieder ein in Richtung der Harmonie, so wie ein Pendel nach außen ausschlägt und am äußersten Punkt angelangt sich wieder zurückbewegt in der Richtung der Mitte. Wenn das Pendel dann über die Mitte hinaus ausschlägt, wird es wieder bis zum äußersten Punkt kommen und sich rückwärts wieder zur Mitte bewegen. Dies geht so lange weiter, bis es in der Mitte hängen bleibt.

       Einige Beispiele von Yin und Yang

       Der Baum

      Im Herbst lässt die sommerliche Wärme nach und es kommt mehr Kälte in die Luft.

      Der Baum, der sich im Sommer mit seinen Blättern sehr ausgebreitet hat, bündelt in dieser Jahreszeit seine Energie zusammen und zieht seine Säfte durch den Stamm nach unten in die Wurzeln zurück. Das bewirkt, dass die Blätter keinen Saft mehr bekommen und austrocknen. Durch die Austrocknung färben die Blätter von ursprünglich grün nach gelb und schließlich - abhängig von der Baum-Art - braun, orange und rot. Die trockenen Blätter lösen sich vom Baum und fallen auf die Erde. Der Baum kann mit seinen nach unten zurückgezogenen Säften den Winter besser überstehen. Obendrein hat er sich mit seinen abgeworfenen Blättern eine Winterdecke auf der Erde geschaffen, die ihm bei Frost mehr Schutz gibt und bewirkt, dass seine Wurzeln mit den zurückgezogenen Säften nicht erfrieren. Durch seine herbstliche Aktion ist er nun gut auf den kommenden Winter vorbereitet.

      Dieser ganze Prozess, betrachtet mit Berücksichtigung der Begriffe Yin und Yang, könnte folgendermaßen aussehen:

      Im Herbst verringert sich das Yang des Sommers (Wärme ist Yang) und das Yin (Kälte) vermehrt sich. Im Sommer hatte der Baum als harmonisierende Reaktion (Yang zieht Yin an) auf die yange Sommer-Energie sich im Yin ausgebreitet (Ausdehnung ist Yin). Wenn nun im Herbst das sommerliche Yang (die Sonnenwärme) langsam verrinnt, passt der Baum sich durch Loslassen von Yin an, womit er selber mehr Yang (kompakter) wird, um dem Yin (der Kälte) des kommenden Winters zu trotzen. Die Austrocknung der Blätter ist ein Yang-Prozess und auch erkennbar an der Verwandlung der Blätterfarben von grün über gelb nach rot. Die Farbenskala: Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot zeigt sich nicht zufällig genau in der Reihenfolge von Yin nach Yang. also von kühlenden und beruhigenden Farben bis hin zu erwärmenden und aktiven Farben. Nebenbei: Exakt in der Reihenfolge des Regenbogens.

      Der Baum hat nun ohne Blätter seine Oberfläche verkleinert, anders gesagt, hat sie mehr in Yang verwandelt und obendrein seine Säfte (Yin) nach unten (Yang) gezogen, also ebenso ein Yang-Prozess. Seine Winterdecke aus abgefallenen Blättern hält die Erde um seine Wurzeln wärmer (Yang) sie bilden somit einen Schutz gegen Frost (Yin).

      Früher bevorzugte der Schreiner Buchenholz und am besten noch Eichenholz für Treppenstufen und Bodenbelag. Besonders Eichenholz ist sehr hartes, verdichtetes (Yang) Holz. Mit dem Verständnis von Yin und Yang brauchen wir keinen Schreiner, um diese Eigenschaften des Holzes vom Baum in der Natur abzulesen. Der Eichenbaum hat sehr knorpelige, feste (Yang) Äste. Der Eichenbaum wächst sehr langsam (Yang), wodurch seine Jahresringe sehr dicht aufeinander (Yang) wachsen. Im Herbst kann er sehr schwierig seine Blätter loslassen (festhalten ist Yang) und der bittere (Yang) Geschmack der Blätter und Eicheln sind uns bekannt. Aus alledem folgt, dass wir - ohne das Holz zu kennen - alleine schon an dem Baum sehen können, dass Eichenholz sehr hart und widerstandsfähig sein muss.

      Nun vergleichen wir die Eiche mit der Pappel.

      Dieser lange (Yin) und schmale (Yin) Baum wächst steil in die Höhe (Yin), auch seine Äste streben nach oben (Yin) und seine Blätter rascheln bei jedem kleinen Windhauch. Flexibilität und Anpassung sind Yin. Pappeln gedeihen am besten an feuchten (Yin) Fluss-Auen, weswegen das Holz auch sehr gut Wasser (Yin) speichern kann. Die Pappel ist einer der am schnellsten wachsenden (Yin) Bäume in unserem Breitengrad. Demzufolge kann das Holz nur eine relativ lockere Struktur besitzen, es muss also sehr weich (Yin) sein.

      Durch den Schlüssel von Yin und Yang kann man sehr viele Eigenschaften und Qualitäten des Baumes leicht erkennen und verstehen, so wie die Holzqualitäten, den Geschmack, die Heilwirkung usw. sein können.

       Die Berge

      Im kalten Klima hoch in den Bergen wachsen kleine widerstandsfähige Pflanzen. Sie haben sich an dieses kalte Klima durch ihre kleine und kurze Form angepasst, womit sie wenig Energie zum Wachsen verschwenden und diese Energie dazu benützen um innerhalb der kleinen Form Blüten zu entwickeln und Früchte zu tragen. Diese Pflanzen besitzen eine starke Yang Energie und sind somit gut gewappnet gegen die raue Kälte, die sehr Yin ist.

       Schutz

      Warum sind die Pflanzen und „Unkräuter“, welche auf Gehwegen wachsen, in der Regel so klein? Sie können leicht zertreten werden und reagieren auf diese Gefahr durch ihre Form indem sie den Wachstumsprozess verkürzen. Diese kleinen Pflanzen sind auch viel mehr Yang, im Vergleich mit der gleichen Pflanzensorte, welche normal in geschützter Umgebung wächst und dort auch ihre normale - größere (Yin) - Form hat. Der Schutz ist wie ein Schild (Yang), wodurch die Pflanze überleben kann.

      In der Sauna ist es sehr heiß (Yang) und wir möchten dort gern verdunkelt (Yin) verbleiben. Wir können auf diese Weise das Yang der Hitze besser aushalten.

      Es gibt kein totales Yin und kein totales Yang, wenn also Yin und Yang erwähnt werden, sollte man immer davon ausgehen, dass mit der Benennung „Yin“ gemeint ist, dass das genannte Phänomen nicht ausschließlich Yin ist, sondern dass das Yin lediglich überwiegt und wenn etwas als „Yang“ bezeichnet wird, bedeutet das, dass dort das Yang-Element überwiegt. Das ist auch zu ersehen aus dem Tao-Symbol, das auch das Symbol von Yin und Yang genannt wird. Ein Kreis mit einem schwarzen und einem weißen Feld, die sich wie zwei Kaulquappen folgen. Das schwarze Feld hat einen kleinen weißen Kreis in sich integriert und das weiße Feld einen Schwarzen.

      Das Symbol von Yin und Yang, welches das Zentrum des I-Ching Symbols der Trigramme bildet, verkörpert die grafische Darstellung von Yin und Yang. An diesem Symbol können wir alle Eigenschaften von Yin und Yang und seine Wandlungen erkennen. Der dunkle Teil ist Yin und der helle Teil ist Yang. Wir sehen, dass Yin einen Yang-Kern hat und umgekehrt.

      Wenn man sich beide Flächen als Kaulquappen mit großen Augen vorstellt, sieht man, dass die beiden Tierchen sich im Kreis im Uhrzeigersinn hinterher jagen.

      Mit dieser Vorstellung sehen Sie auf Anhieb eine starke Dynamik in dem Symbol und wie Yin und Yang ineinander übergehen, wie Tag und Nacht. Diese Bewegung ist als Beispiel der Tagesablauf von 24 Stunden. Ganz oben ist es 12 Uhr mittags und ganz unten 12 Uhr nachts. Auch den Jahresablauf der vier Jahreszeiten kann man darin wieder erkennen. Ganz oben ist der Zenit des Sommers und unten der Winter. Ebenso wie der Ablauf der kosmischen Geschichte, alle Phänomene sind auf dieses Symbol von Yin und Yang übertragbar. Yin wechselt mit Yang ab und Yang ist nie ohne Yin und umgekehrt.

      Nur Yin oder nur Yang ergeben keine Harmonie, sondern Yin und Yang zusammen bilden den harmonischen Kreis , also die Harmonie.

      Das Verständnis der Kräfte von Yin und Yang in uns selber und in unserer Umwelt kann uns dienen als eine hilfreiche Unterstützung um der Harmonie schrittweise näher zu kommen. Letztendlich macht das Studium der Gegenpole Yin und Yang nur Sinn, um die Suche nach der inneren und äußeren Harmonie zu erleichtern. Im Tao-Symbol