Robert Hendricks

Respektvolle Medizin für unsere Zukunft


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Arzt wird jeweils das verordnen, was der Krankheit am „feindlichsten“ ist, wobei „feindlich“ gleichbedeutend ist mit entgegengesetzt. Er wird z.B. versuchen, die Feuchtigkeit des Gehirns zu trocknen, bis zu dem Punkte, in dem es sich mit dem Trockenen im Gleichgewicht befindet.

      Dem Therapeuten, dem es gelingt, durch Diät das innere Gleichgewicht der gestörten Grundqualitäten (trocken/ feucht, warm/ kalt) unter Beachtung „des Kairos (= Zeitqualität. Anm. des Autors) des Nützlichen“ wieder herzustellen, „der dürfte wohl auch diese Krankheit heilen ... ohne Entsühnungen und Zauberei und all den anderen Humbug (banausie) dieser Art“.

      So lehrt die ganzheitliche Medizin uns wie man gesund leben und sich ernähren kann. Wir werden dieses in den nächsten Kapiteln ausführlich behandeln. Nicht ohne Grund hat die ursprüngliche Medizin sein Vater Hippokrates über 2000 Jahre als Vorbild auserkoren.

       Nei Jing

       Des Gelben Kaisers Klassiker der Medizin

      Ein anderes Beispiel der alten Tradition, welche uns sehr altes Wissen über die Wichtigkeit der natürlichen Ernährung in Bezug auf Gesundheit vermittelt, ist „Der große Kanon des Gelben Kaisers über die innere Medizin“, das Nei Jing genannt wird. Es ist eines der ältesten medizinischen Bücher der Welt.

      Die Antike des Fernen Ostens kann der westlichen Zivilisation eine Philosophie des Gleichgewichts bieten. Keine andere chinesische Quelle liefert eine derart umfassende Darstellung der Weisheitslehre des Gleichgewichtes wie «Des Gelben Kaisers Klassiker der Internen Medizin» (kurz: «Der Gelbe Kaiser») des Huang Ti Nei Jing Su Wen, kurz Nei Jing.

      Dieses Werk wird dem legendären Huang Ti, dem Gelben Kaiser, zugeschrieben, der Mitte des dritten Jahrtausends v. Chr. regiert haben soll. In einfacher Sprache gibt dieses Werk uns Anweisungen, wie wir durch eine ausgeglichene Lebensweise im Einklang mit uns und unserer Umwelt leben können.

      Die Philosophie des Nei Jing hatte weitreichende Auswirkungen auf darauf folgende chinesische Entdeckungen und Erfindungen. Seine Themen beschränken sich nicht nur auf die chinesische Medizin, obwohl es auf diesem Gebiet die höchste Autorität darstellt; sondern es behandelt ebenso all jene Facetten des menschlichen Lebens, die Geburt, Wachstum, Fortpflanzung und Tod bestimmen. In diesem Grundlagenwerk finden wir eine Fülle medizinischen Wissens - die Bereiche Ätiologie, Physiologie, Diagnose, Therapie und Prävention umfassend -, aber auch eine detaillierte Behandlung so unterschiedlicher Gebiete wie Ethik, Psychologie, Astronomie, Meteorologie und Chronobiologie. Alle Themen sind in einen ganzheitlichen Kontext einbezogen.

      Die grundlegende Maxime ist, dass sich das Leben nicht in einzelne Teile aufsplittern lässt.

      Das Nei Jing geht klar davon aus, dass alle Teile ein vernetztes Ganzes bilden. Somit sind die Menschen ebenso ein Teil des Universums und deshalb dessen Gesetzen unterworfen. Das Nei Jing liefert viele praktische Ratschläge, wie das Gleichgewicht bewahrt werden kann, denn es erklärt das innere Wirken des universellen Gesetzes. Die Umwelt, der Lebensstil und der Geist bestimmen gemeinsam die Qualität der menschlichen Existenz. Die Essenz des Nei Jing ist in folgendem Zitat enthalten:

      «Gesundheit und Wohlbefinden könnt Ihr nur erlangen, wenn Euer Geist in der Mitte ruht, wenn Ihr Eure Energie nicht vergeudet und den Fluss von Qi (Energie) und Blut konstant haltet, wenn Ihr Euch den jahreszeitlichen Veränderungen und den jährlichen makrokosmischen Einflüssen anpasst und vorbeugend Euer Selbst nährt.»

      Dieses alte Werk ist die Hauptquelle von Theorie und Praxis der heutigen traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Es empfiehlt eine ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der allgemeine Gesundheit sowie für ein längeres Leben, wie auch zur Verhütung und Verbesserung und Heilung schwerer Krankheiten. Um dies zu bewirken empfiehlt es Vollgetreide, besonders Hirse und Naturreis, als Hauptnahrungsmittel.

      Der Gelbe Kaiser war ein weiser und gewissenhafter Führer für sein Land und bemühte sich das höchste Wissen für die Gesundheit und das Wohlbefinden seines Volkes zu sammeln und an sein Volk weiter zu geben. Sehr einleuchtend und mahnend für unsere jetzige Lebensweise ist der nach so vielen Jahrtausenden immer noch aktuelle Dialog zwischen dem Gelben Kaiser und seinem Lehrmeister: „Der Gelbe Kaiser richtete sich einmal an Tien Shih, den göttlich inspirierten Lehrmeister:

       Ich habe gehört, dass in früheren Zeiten die Menschen älter als 100 Jahre wurden und trotzdem aktiv blieben und keine Altersschwäche kannten. Heutzutage - also hier wird vor ca. 6000 Jahren gesprochen - erreichen die Menschen nur die Hälfte dieses Alters und leiden dennoch unter Schwäche und Versagen. Kommt das daher, dass die Welt sich von Generation zu Generation verändert? Oder kommt es daher, dass die Menschheit mit den Naturgesetzen nachlässig umgeht? Der Lehrmeister antwortete: „In früheren Zeiten haben diejenigen Menschen, die das Tao verstanden, ihr Leben nach dem Muster von Yin und Yang ausgerichtet. Daher lebten sie in Harmonie. Sie übten Mäßigkeit im Essen und Trinken. Ihre Zeiten des Wachens und des Ruhens waren regelmäßig, und ihr Leben war nicht in Unordnung und wild. Auf diese Weise erhielten die Alten die Einheit ihres Körpers mit ihrer Seele aufrecht, sodass sie die ihnen zugeteilte Zeitspanne voll nutzen und 100 Jahre und mehr erreichen konnten, bevor sie das Zeitliche segneten.“

      Schwere Krankheiten, sagt der Meister, behandelten die Menschen, „indem sie 10 Tage lang Getreidesuppe tranken“. Er betont ganz besonders den Wert des Naturreises für die Ernährung und die Energiezufuhr (Quelle: The yellow Emperor‘s classic of Internal Medicin, Ilza Veith, translator, Berkeley. University of California Press, 1972).

       Das Buch Daniel

      Während der babylonischen Gefangenschaft der Israeliten befahl König Nebukadnezar, dass einige der begabtesten jungen Israeliten zum Hof gebracht werden sollten, um in den Dienst der babylonischen Regierung einzutreten. Der König befahl seinem Haushofmeister, Daniel und seine drei Kameraden mit dem besten Fleisch und Wein vom Tisch des Königs zu versorgen. Die Israeliten jedoch lehnten diese reichhaltigen Speisen ab und baten an deren Stelle um die einfachen Speisen aus Getreide und Gemüse, so, wie sie es gewohnt waren. Der Verwalter antwortete, dass er seinen Kopf verlieren könne, wenn der König sehe, dass Daniel und seine Freunde im Vergleich zu den jungen Babyloniern ihres Alters, die sich ebenfalls in der Ausbildung zum Dienste des Königs befanden, unterernährt wären.

      Daniels Antwort war: „Lass uns 10 Tage lang einen Versuch machen und gib uns lediglich Getreidekörner, Bohnen und Samen zur Speise und Brunnenwasser zu trinken. Vergleiche nach diesen 10 Tage unser Aussehen mit dem der jungen Männer, die von Königs Tisch gegessen haben und mache unsere weitere Behandlung von dem, was du dann siehst, abhängig.“

      Nach Beendigung der 10 Tage waren Daniel und seine Freunde gesünder und besser ernährt als die anderen babylonischen Jünglinge. Daraufhin nahm der Haushofmeister die vom König verordneten Speisen und den Wein fort und gab ihnen lediglich die Speisen, die Daniel und seine Freunde gegessen hatten. Und diesen seinen Kindern gab Gott Weisheit und Verstand, auch in allen Gesichten und Träumen“. (Quelle: Buch von Daniel 1: 8-17).

       Die traditionelle indische Medizin

      Die seit tausenden Jahren überlieferten Upanishads preisen die Nahrung als das Wesentliche für die körperliche, geistige und spirituelle Entwicklung. „Die Verwendung sinnvoller Nahrung ist die alleinige Ursache für das Wachstum eines Menschen, wohingegen schädliche Nahrung als Ursache von Krankheiten anzusehen ist.“

      (Quellen: Sherry Eurohit Swami und W.B. Beats, translator. The Upanishads (London: Faber and Faber 1937) and Ram K.Sharma and V.B. Dash, translator, Caraka Samhita ,New York: Auromere, 1983).

       Ekiken Kaibara

      1713 empfahl der japanische Arzt Ekiken Kaibara eine ausgewogene Ernährungsweise als Schutz vor chronischen Krankheiten. „Der Mensch sollte bevorzugt zu leichten, einfachen Mahlzeiten greifen. Es ist nicht nötig, große Mengen schwerer, fettiger und reichhaltiger Nahrung zu sich zu nehmen. Außerdem sollte man ungekochte, gefrorene oder harte Speisen vermeiden ... Von allem, was man isst und trinkt, ist das Allerwichtigste