Robert Hendricks

Respektvolle Medizin für unsere Zukunft


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Ein wichtiger Schritt in dieser Richtung war sein Bestreben, die Religion zu vermännlichen.

      Die Schöpfungsgeschichten aller Kulturvölker berichten davon, wie die Frau der Ursprung aller Dinge war. Die Urfrau war die Leere, die Leere war der Uterus (Gebärmutter). Aus der Leere ist alles entstanden, auch der Mann und sein Tun. Die Fülle des Mannes war das Gleichgewicht zur Leere der Frau.

      Völlig isoliert von der Schöpfungsgeschichte aller Kulturen weltweit steht die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments, worin der Mann die Leere der Frau als sein Eigentum beschlagnahmte. Die ausschließlich von Männern gegründete später christlich genannte Kirche lehrt eine auf den Kopf gestellte Schöpfungsgeschichte, die mit den Lehren von Jesus kaum noch etwas gemeinsam hatten. Nicht der Mann sollte aus dem Inneren der Frau entstanden sein, sondern die Frau kam aus dem Äußeren des Mannes!

      Der Mann hatte weder damals noch jetzt einen Uterus, deshalb wurde eine flotte Lösung gebastelt und die Frau käme halt aus irgendeiner Rippe von ihm.

      Die katholische Kirche verdrehte die ursprünglichen Lehren von Jesus um einhundert und achtzig Grad. Die ältesten Evangelien, die mit dem sog. Magdalenenkult der Frau die ursprüngliche Rolle zugewiesen hatten, werden seit dem 2. Jahrhundert als sog. „kryptische“ von der Kirche unter Verschluss gehalten. Der Mann hatte die Frau aus ihrer wichtigen Funktion als Urwesen verstoßen und sich selbst als erstes Wesen gekrönt. Der zweite Streich folgte gleich. Um die damals noch mächtige Frau nun garantiert erfolgreich unterjochen zu können, musste ihr zudem etwas ganz Böses angehängt werden. So sollte sie angeblich den armen naiven Adam verführt haben, was bekanntlich zum Unglück und Verderb der ganzen Menschheit geführt haben soll. Auf diese Weise war sie ausreichend erniedrigt, um ab jetzt als Gefäß und Ursache des Bösen zu gelten. Von nun an war es die Frau - als „unedles Geschöpf“ - nicht Wert dem „edlen Manne“ ebenbürtig zu sein, aber wenigstens für ewig verdammt zu werden.

      Damit hatte die neu entstehende männliche Kirche die Macht in der westlichen Religion endgültig zu sich hingezogen. Die Frau war nun erstmal in der Kirche endgültig entmachtet.

      Nachdem die Macht in der Religion über mehrere Jahrhunderte fest im männlichen Sattel gefestigt war, gierte der Mann danach der Frau nun auch noch ihre Medizin-Macht zu entnehmen. Es war dem Manne schon längst ein Dorn im Auge, dass die Frau ein so mächtiges Mittel wie die Medizin in ihren Händen hatte.

      Die Medizinmacht wurde der Frau durch die nun folgenden grenzenlosen Verbrechen der Jahrhunderte entrissen: die „Hexen“-Verbrennungen.

      Dieses endlos grausame Geschehen war eine nächste erfolgreiche Attacke des Mannes, um die Frau noch fester in die Fesseln der Unterwerfung zu zwingen. Diese kontinentale Aktion wurde verlogen von der männlichen Bastion der Macht geführt: der Kirche. Mehr als eine Million Frauen, wovon Hunderttausende zu den Weisen Frauen, den Ärztinnen der damaligen Zeit, gehörten, sind dabei europaweit ohne jegliche Schuld und ohne Rechtsprechung einen qualvollen Tod gestorben. Nach diesen viele Generationen andauernden Verfolgungen und Verbrennungen waren die Weisen Frauen radikal ausgerottet.

      Dieser wertvolle Reichtum an Jahrtausenden altem heilenden Wissen der weiblichen Medizin war nun, durch die von Männern kontrollierte Machtstruktur, nämlich der Kirche, zerstört und endgültig zu Grabe getragen worden. Der Mann hatte sich nun den Weg frei gemetzelt, um die Medizinmacht der Frau in ihrer Gesamtheit zu stehlen.

      Nun war die Frau gesellschaftlich nur noch gut genug um lebenslang erniedrigt, ausgebeutet, geprügelt und geschwängert zu werden, womit die christlichen Gläubigen sich rasch vermehrten und die Kirche - also die institutionalisierte Männermacht - noch mächtiger werden konnte.

      Letztendlich verfügte er in den Schlüsselpositionen, die Religion, das Recht und die Medizin. über soviel Macht, dass ihm auch die anderen Machtbereiche mühelos zufielen.

      Nach dieser gewaltvollen „Übernahme“ der Medizin aus den brennenden Händen der Frau wurde die Medizin vom Manne nach seiner Logik umgeformt, interpretiert und vergewaltigt. Die ursprüngliche harmonische Medizin, die sowohl weibliche als auch männliche Eigenschaften besaß und mit der R.I. (Rationale Intelligenz) als auch mit der I.I. (Intuitive Intelligenz) ausgeübt wurde, verlor allmählich ihre weiblichen Elemente und wurde unter der straffen männlichen Führung mit der Zeit total vermännlicht und somit eine lediglich rationale Angelegenheit. Die Yin-Elemente wurden eliminiert, wogegen die Yang-Elemente mit der Zeit immer mehr verstärkt wurden. Ab dieser Zeit beinhaltete die Medizin nicht mehr Yin und Yang im Gleichgewicht. Damit verlor sie ihre harmonisierende Struktur.

       Sie hatte somit ihr Gleichgewicht, anders ausgedrückt ihre Medizin verloren.

       Die vom Manne gestohlene Medizin

      Die erschreckende Kurzsichtigkeit und gedankenlose Überheblichkeit der einseitigen männlichen Potenz in der heutige „Medizin“ wird überall schamlos demonstriert.

      Ob nun Medizin oder andere Gegebenheiten ist egal; die Richtigkeit oder Wirksamkeit einer Gegebenheit liegt in einem Gleichgewicht der männlichen und weiblichen Kräfte. Wenn eine der beiden Kräfte zu viel oder zu wenig vorhanden ist, entsteht ein Ungleichgewicht. Und ein Ungleichgewicht verhindert ihre Wirksamkeit.

      Noch vor rund hundert Jahren enthielt die Medizin immer noch viele Heilmethoden der ursprünglichen weiblichen Medizin, wie z.B. die Kompressen, Wickel und Nahrungsempfehlungen für eine Gesundung von Kranken. Ebenso waren die Heilkräuter, die Ernährung, der Kontakt mit der Natur, die richtige Kleidung und Behausung, die Bewegung, die Pflege und das Geschlechtsleben noch wichtige Bestandteile der Medizin. Auch Dr. med. Anna Fischer-Dückelmann empfahl vor einem Jahrhundert in ihrem medizinischen Nachschlagewerk: „... namentlich den Abschnitt über die Ernährung und gesunde Lebensweise mit besonderer Aufmerksamkeit zu lesen“.

      Die traditionelle Medizin, die in ihrer Harmonie und - weil damals hauptsächlich von Frauen ausgeübt - auch weiblich betont war, war breitflächig. Sie beinhaltete viele Lebensbereiche - wie Ernährungsweise, Lebensweise, Umgang mit Problemen, sozialen Umständen, Spiritualität, usw. Diese Vielfalt führte zu einer ganzheitlichen Medizin und zur Erhaltung einer ganzheitlichen Gesundheit.

      Auch der Intelligenzforscher Richard Haier der „University of California“ sah hier Zusammenhänge. Er entdeckte noch kürzlich, dass Frauen und Männer die ihnen vorhandene Intelligenz auf ganz verschiedene Art nutzen.

      Die Frau nützt vermehrt die weißen Zell-Ausläufer ( die nach außen gerichtete Energie ist Yin), die im Gehirn nach außen streben. Diese nach außen strebende Energie bewirkt in der Frau ein breitflächigeres Denken und Verstehen der Phänomene.

      Dagegen hat die Gehirnforschung beim Mann entdeckt, dass er bei seinen Denkprozessen bevorzugt die grauen Zell-Kerne (die zusammenziehende Energie ist Yang) im Gehirn benützt. So wie ein Kern eine Konzentration bedeutet, neigt der Mann dazu, die Phänomene durch eine stark konzentrierende Denkart zu deuten. Der Mann versucht seine Aufgaben und die Lebensprobleme mehr durch Konzentration, Spezialisierung und Fokussierung zu lösen.

      (Quelle: Psychologie heute, Mai 2005, NeuroImage, Online-Veröffentlichung, 1/2005).

      Somit erkennt man sogar bis auf Zellebene die weibliche und männliche Eigenschaften.

      Die Frauen benutzten vermehrt die weiblichen Zellstrukturen, die sich mehr filigran und nach Außen richten und die Männer vermehrt die männlichen Zellstrukturen, die mehr zentral liegen und kompakter sind.

      Mit diesem Wissen kann man auch die Entwicklung der Medizin, die sich unter der Herrschaft des Mannes immer stärker verdichtete, besser verstehen.

      Sie verlor an Breitflächigkeit und wurde stattdessen immer konzentrierter. So entstand letztendlich die total technisierte „Medizin“. Diese technische männliche „Medizin“ versucht Lösungen auf Fragen auf einer immer kleineren Ebene zu finden. Es ist daher kein Zufall, dass die durch die männliche rationale Intelligenz betrachtete „Schuld“ für Krankheiten zuerst den Parasiten, dann den Bakterien, den Viren und schließlich den Molekülen und Atomen untergejubelt wurde. Immer wieder die kleinste Lebensform