getätigt. Wir besannen uns auf unsere Stärken und hatten eine erfolgreiche Saison. Wir starteten mit vollen Auftragsbüchern und waren zu jeder Zeit lieferbereit. Das war nicht zuletzt Ihr Verdienst gewesen.
- Konselmann nippte an seinem Glas: Ich darf sagen, dass ich damals manche schlaflose Nacht gehabt habe. Denn ich handelte als Berater ohne schriftliche Vollmacht. Wenn die Sache schief gegangen wäre, und wir Verluste gemacht hätten, dann weiß ich nicht, was passiert wäre. Im schlimmsten Fall, wäre mein Beratungsunternehmen in die Haftung genommen worden.
Dr. Pauli griff in die Unterhaltung ein: Dazu ist es Gott sei Dank nicht gekommen. Letztlich trug ich das Risiko. Ich hatte Vertrauen zu Ihnen gefasst und mich entschlossen, Ihnen die Verantwortung für die Firma zu übertragen, obwohl ich wusste, dass Sie kein Fachmann waren. Sie hatten eine positive Ausstrahlung, und konnten unsere Mitarbeiter motivieren. Das hat uns geholfen, den Turn-around zu schaffen.
- Der Berater fühlte sich geschmeichelt. Die Zeit seiner damals noch am Anfang stehende Karriere stand in klaren Bildern vor seinem Auge, obwohl inzwischen schon mehr als zehn Jahre vergangen waren: Es war für mich eine positive Erfahrung. Ich hatte bis dahin immer als Einzelkämpfer gearbeitet, aber ich erkannte, dass ich meine Aufgaben besser schaffen konnte, wenn ich im Team mit anderen Menschen zusammenarbeitete.
Julia griff den Gesprächsfaden auf: In der Forschung und Entwicklung kann man nur als Team erfolgreich sein. Die Zeit der einsamen Erfinder ist schon lange vorbei. Ich möchte nur im Team arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Menschen ist mir sehr wichtig.
- Isabelle gesellte sich zu der Gruppe: In so ernsten Gesprächen? Dies soll doch ein Tag zur Entspannung und zur Erholung sein. Sie tun gerade so, als sei dies ein normaler Arbeitstag.
- Wolfgang Sämann antwortete: Frau von Stephano, wo immer wir Unternehmer beieinander sind, tauschen wir Erfahrungen und Meinungen aus. Dies war für mich ein wichtiges Gespräch, denn ich habe einige positive Anregungen bekommen. Nicht dass ich mit dem Gedanken spiele, meine mir vom Vater übertragenen Führungsaufgaben auf einen externen Manager zu delegieren, aber es ist doch interessant zu hören, was man in kritischen Situationen tun kann. Man kann nie wissen, was einem so passieren kann.
- Voller Verständnis lächelte Isabelle: Ich drücke Ihnen die Daumen. Aber morgen ist auch noch ein Tag, und wir wollen schon früh den Tag beginnen.
- Was steht denn noch auf dem Programm?, erkundigte sich Julia. Ich dachte, wir hätten schon den Höhepunkt des Festes erreicht. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei Ihnen ganz besonders für den gelungenen Abend bedanken. Es hat alles vorzüglich geschmeckt, die Weine waren ausgezeichnet, es hat alles sehr gut geklappt. Das ist sicher insbesondere Ihr Verdienst.
- Haben Sie Dank für Ihre Anerkennung. Die kann man immer gebrauchen. Es hat mir viel Freude bereitet, Sie heute bei uns als Gast zu haben.
- Herr Sämann schloss sich an: Frau von Stephano, ich kann der Bemerkung meiner Tochter nur in vollem Umfang zustimmen. Ich hoffe, Sie demnächst mal wieder in unserem Hause begrüßen zu dürfen. Vielleicht kommen Sie zu meinem Geburtstag?
- Verraten Sie mir, wann das ist? Ich habe den genauen Tag nicht im Kopf. Ich komme sehr gern wenn ich Zeit habe.
- Das hoffe ich. Sie werden noch rechtzeitig eine schriftliche Einladung erhalten.
- Isabelle dankte für die Einladung und wandte sich den anderen Gästen zu: Und vergessen Sie nicht morgen Vormittag die Besichtigung unserer Weinkeller. Im Übrigen wünsche ich eine gute Nacht.
Die Gruppe löste sich auf, und jeder zog sich in sein Zimmer zurück.
Am nächsten Tag wurden die Weinkeller besichtigt mit Tausenden von Flaschen und einigen riesigen Eichenfässern, gefüllt mit den edelsten Weinen. Ein paar Fässer standen in der Mitte des Kellers aufrecht zu einem Tisch umfunktioniert. Die Gäste probierten den erst kürzlich auf Flaschen abgefüllten Wein. Allgemeine Zustimmung deutete auf umfangreiche Bestellungen hin. Und tatsächlich wollte sich niemand in seiner Großzügigkeit von anderen übertrumpfen lassen. Es begann eine Art Wettlauf um die größten Bestellungen. Man beobachtete sich gegenseitig verstohlen und schätzte sich ab.
Isabelle ging von Tisch zu Tisch und fragte, wie die Gäste den Wein des neuen Jahrgangs beurteilten. Da es ein sonnenreiches Jahr gewesen war, herrschte einmütige Zustimmung, dass dieser Jahrgang einen besonders fruchtigen und vollmundigen Wein hervorgebracht hatte. Und auch das Cuvée des Champagners fand Anklang. Unter der Wirkung des Alkohols stieg die Stimmung der Gäste. Man fühlte sich wohl und gut betreut.
Zum Abschluss der Weinprobe klopfte Isabelle noch einmal an ihr Glas: Meine Damen und Herren, es war uns eine Ehre, Sie in unserem Hause als Gäste bewirten zu dürfen. Ich möchte Sie nicht nach Hause entlassen, ohne Ihnen eine Fahrt mit der Privatyacht des Grafen auf dem Mittelmeer angekündigt zu haben: Es ist inzwischen zur Tradition des unseres Hauses geworden, einmal im Jahr eine Fahrt für besondere Freunde zu unternehmen. Ich werde mir erlauben, Sie bei nächster Gelegenheit auf diese Reise anzusprechen. Es wäre schön, wenn wir uns aus diesem Anlass an Bord der Joy wiedersehen würden. Aber auch sonst würde ich mich über einen weiteren persönlichen Kontakt mit Ihnen freuen. Damit wünsche ich Ihnen eine gute Heimreise.
Diese Ankündigung einer exklusiven Schiffsreise fand allgemeinen Beifall und führte dazu, dass von jedem der Anwesenden die Bestellungen noch einmal nach oben korrigiert wurden. Man wusste, was sich gehörte und wollte nicht knauserig erscheinen.
Die Gruppe löste sich auf und jeder strebte die Heimreise an. Sie verabschiedeten sich mit großem Hallo und in der Gewissheit, sich bald wieder an Bord der „Joy“ zu treffen.
- Auch Konselmann machte sich zur Abreise bereit. Er suchte Isabelle und fand sie im Gespräch mit dem Küchenchef. Ich würde mich jetzt auch so langsam auf den Weg machen, sagte er und fügte seinen besonderen Dank für die Einladung, die Betreuung und das vorzügliche Essen hinzu. Wie kommst du nach Hause?
- Ich weiß noch nicht. Ich denke, ich nehme die Bahn.
- Soll ich dich mitnehmen?
- Wenn es dir nichts ausmacht, dann wäre mir das sehr recht. Wir könnten noch etwas miteinander reden.
Sie packten ihre Sachen und ließen sich Konselmanns Wagen vorfahren.
Während der Fahrt gingen sie noch einmal das Wichtigste des Abends durch.
Zunächst bedauerte Guido, dass er keine Gelegenheit gehabt habe, sich beim Grafen zu bedanken. Sie meinte, das sei nicht von Bedeutung, es genüge ihm, wenn er wüsste dass du dich bei ihm wohl gefühlt hast, dass du mit den Gesprächen und den Getränken zufrieden warst, und ein guter Kunde werden würdest. Er erkundigte sich nach dem Graf, seinen Geschäften und fragte, was sie von ihm hielte. Sie schilderte ihn als einen umgänglichen Mann, der stark auf Abstand hielt, sich nicht in die Karten gucken lässt. Guido erwähnte die geplante Fahrt mit seiner Privatyacht Joy. Er sagte, dass der Graf offensichtlich viel Geld verdienen müsse, und erkundigte sich worin sein Geschäft bestünde. Sie sagte, er sei im Grunde nichts anderes als ein Kreditvermittler und Anlagenberater. Seine Hobbys seien seine historischen Sportwagen, mit denen er des Öfteren Rallye führe. Im Übrigen beschäftigte er sich mit seinen Rennpferden, um die er sich persönlich kümmere. Er wollte noch wissen, was genau sie für ihn täte. Sie berichtete, dass sie für ihn Champagner verkaufe, für die Distribution in Deutschland zuständig sei, und in der letzten Zeit des Öfteren mit Akquisitionsaufgaben für sein Anlagengeschäft betraut worden sei.
Als sie die Autobahn erreicht hatten, wechselte er das Thema, obwohl er eigentlich noch mehr Details über den Graf und sein Geschäft wissen wollte, aber er spürte, dass seine Fragen zu direkt und zu indiskret waren. Er lenkte deshalb das Gespräch auf den vergangenen Abend und wollte wissen, ob sie mit dem Verlauf zufrieden sei.
- Isabelle meinte, dass es in jeder Hinsicht ein erfolgreicher Abend gewesen sei und dass er als Gesprächspartner und Berater einen vorzüglichen Eindruck bei den Gästen und vor allem bei der Familie Sämann hinterlassen habe: Ich glaube, fuhr sie fort, du hast den Patriarch auf deine Seite gezogen. Bei seiner Schwester bin ich mir nicht so sicher, das wird noch ein Stück harte Arbeit werden. Und Julia