Dominik Michalke

Arym Var


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per Ultra-Sonarstoß ab und lieferte so eine Quelle an Informationen, die das 3D-Modell ermöglichten.

      Adelfing konnte eine schematische Darstellung des Inneren des Asteroiden sehen. Auch konnte er den Soldaten sehen, wie er vor einem Zodiac floh.

      »Beeil dich ... Beeil dich!« keuchte Adelfing und wischte sich mehrere Schweißtropfen von der Stirn.

      Die fünf Monitore waren in einem Seiteneinschnitt auf der riesigen Brücke der Olympfregatte Marx in Augenhöhe eines stehenden Menschen angebracht. Darunter befanden sich mehrere Bedienungskonsolen mit Überwachungs- und Kommunikationsfunktionen sowie Kontrollmechanismen, die Zugriff auf fast alle Funktionen der Cheops Mark IV Kampfpanzer ermöglichten.

      Rein theoretisch konnte Adelfing die Sauerstoffzufuhr in einem Kampfpanzer abstellen oder über den Skin-Connector direkt im Blickfeld eines Soldaten Bilder nach Belieben projizieren. Über derartige Funktionen verfügte lediglich der Andragon-Kanton-Zusammenschluss.

      Soldaten, die in einen Cheops-Panzer schlüpften und ihr Gehirn mit dem Skin-Connector an den Anzug anschlossen, hatten keine Ahnung von den Möglichkeiten des Zusammenschlusses. Doch es war notwendig, dass der Zusammenschluss über derartige Optionen verfügte, um in kritischen Operationen wie diesen aktiv eingreifen zu können.

      Adelfing hatte die ganze Mission schon seit ihrem Beginn beobachtet und der Verlauf gefiel ihm überhaupt nicht. Im Grunde war es nie geplant gewesen, die Soldaten über die Anwesenheit der Marx in Kenntnis zu setzen. Doch es waren mehrere unerwartete Zwischenfälle ins Spiel gekommen.

      Adelfing hasste unvorhersehbare Variablen. Eine Mission musste perfekt geplant und so ausgeführt werden können. Doch diese Mission war ein typisches Beispiel dafür, dass es oft nicht so lief wie man es wollte.

      Es war geplant gewesen, dass die Soldaten den Fötus lokalisieren, die Marx ihn an Bord teleportieren und anschließend den Asteroiden mitsamt allen Zodiac-Sprösslingen – und ungewünschten Zeugen – vernichten würde. Geheimhaltung der Mission war hohe Priorität. Es sollte verhindert werden, dass ungewünscht Informationen an andere Kantone gelangen würden und unnötig für Unruhen sorgen würden.

      Die Operation fand in enger Zusammenarbeit mit dem Karndalf-Kanton statt. Dies war nur möglich, weil die Kantonführerin Amelie Sakarelij eine enge Vertraute von Ravenberg war – dem neuen Führer des Andragon-Kanton-Zusammenschlusses. Auf ihre Loyalität konnte laut Ravenberg gezählt werden.

      Doch das erste Problem hatte sich offenbart, als sie den Aaron-Schwarm mit der Marx erreicht hatten. Das Asteroidenfeld erwies sich als zu dicht, um mit einer Olympfregatte auf den Zielasteroiden zusteuern zu können. Die Asteroiden des Aaron-Schwarms waren zudem sehr massiv und groß. Es stellte sich eine Fehlberechnung heraus. Die Energieressourcen, die benötigt gewesen wären, um die Asteroiden einfach mit Fregattenlanzen zu zerschießen und so das Ziel zu erreichen, stellten sich als unter dem akzeptablen Bereich heraus.

      Deswegen waren sie auf das Soldatenteam angewiesen. Von dieser Entfernung und durch das massive Asteroidengestein konnte kein Objekt teleportiert werden. Der Fötus musste an die Oberfläche transportiert werden.

      So konnten sie mit der Marx auch den Asteroiden nicht selbst zerstören und hatten sich per Interstellar-Kom bei den Soldaten als Andragon-Kanton-Zusammenschluss erkennbar machen müssen, um die Anbringung der Sprengsätze zu befehligen. Diese zu zünden war kein Problem für Adelfing, doch er war noch auf den Fötus angewiesen.

      Das zweite Problem war das unerwartete Handeln des Soldaten Alfred Giebels gewesen. Ganz zu Adelfings Missgunst hatte sich der Soldat einem direkten Befehl des Zusammenschlusses widersetzt und so die Mission gefährdet.

      Adelfing konnte weitgehend in die Funktionen des Cheops-Anzugs eingreifen, doch steuern konnte er die Soldaten nicht.

      »Doktor!« Die Stimme der Kantonführerin ließ Adelfing so hochschrecken, dass er einen leisen Schrei von sich gab. Sie war ohne Vorwarnung hinter ihm aufgetaucht, wie sie es immer zu tun pflegte. »Sie kennen die Anordnungen von Herrn Ravenberg. Die Objekte müssen zusammen mit dem Zodiac liquidiert werden. Wenn sie noch länger warten, verlässt es vielleicht den Asteroiden! Zünden sie jetzt die Sprengladungen. Sie wissen, dass alle Zodiac-Sprösslinge in Arym Var zur Sicherheit aller Kantone ausgetilgt werden müssen. Die Chance, einen Sucher auf diese Weise mit Sicherheit töten zu können, erlangen wir vielleicht so schnell nicht wieder.«

      Adelfing beherrschte sich, nicht einen tigerähnlichen Knurrlaut von sich zu geben. Seit Beginn der Mission sah Sakarelij ihm regelmäßig über die Schulter und meinte sich einmischen zu müssen. Ihr war das Kommando über die Olympfregatte Marx als Captain für diese Operation erteilt worden. Offiziere, Militärfanatiker, dachte Adelfing. Er hasste Sakarelij. Sie war für ihn lediglich eine Marionette. Sie kannte auch nur die halbe Wahrheit von Ravenbergs genialem Plan. Sie glaubte, der Fötus war von geringer Priorität und nur eine Art Spielzeug für Adelfing. Doch es steckte viel mehr dahinter, als sie oder überhaupt irgendjemand anders sich vorstellen konnte.

      Ravenberg hatte nur ihm die Wahrheit anvertraut und er wusste das zu schätzen. Er würde seine Rolle spielen, wie sie für ihn vorgesehen war, dessen war sich Adelfing sicher.

      Seine Stimme klang schneidend. »Captain Amelie Sakarelij.« Er rotierte ruckartig auf seinem Drehsessel herum und sah ihr in ihr faltiges Gesicht. »Ich brauche diesen Fötus«, sagte er gedehnt. Ein Schweißtropfen rann seine Schläfe hinunter. »Solange er sich nicht auf der Oberfläche des Asteroiden befindet, haben wir nicht die Möglichkeit, ihn zu teleportieren. Es kann sich nur noch um Erdsekunden handeln.« Er schwenkte seinen Sessel in die ursprüngliche Position zurück und ignorierte Sakarelij. Er spürte ihre stechenden Blicke geradezu in seinem Rücken, doch sie schwieg. Rein von der Befehlskette her war er ihr als Schiffswissenschaftler untergeordnet. Doch die außergewöhnlichen Umstände ermöglichten zu seinen Gunsten gleichermaßen außergewöhnliche Verhaltensmöglichkeiten.

      Der Soldat auf dem Monitor erreichte den Durchgang an die Oberfläche. Unmittelbar hinter ihm war das Zodiac, doch es schien ihn knapp zu verfehlen.

      »Da, sehen sie!« Adelfing hob die Hand und deutete mit seinem dürren Zeigefinger auf den Bildschirm. »Teleport vorbereiten! Bringen sie mir den Fötus! Dann können sie diesen Steinklumpen sprengen«, schrie er quer durch die Brücke der Marx und ignorierte die wütenden Blicke von Sakarelij, die mit verschränkten Armen dem betroffenen Offizier zunickte. Es war ihre Aufgabe Befehle zu erteilen, doch Dr. Adelfing setzte sich konsequent über diese Tatsache hinweg.

      Murdoc hatte es geschafft und die Oberfläche des Asteroiden erreicht. Das schematische Bild vom Geschehen am Monitor Adelfings verschwamm in einer bizarren optischen Erscheinung – die Art und Weise, wie die Instrumente wie der Zentral-Scanner der Marx auf die Raumkrümmung eines Teleportationsvorgangs reagierten.

      Unmittelbar danach wurden die Sprengladungen per Fernzündung gezündet. Das Monitorbild, das ein regloses Zodiac zeigte, wich einem grauen Flimmern.

      Die Operation war abgeschlossen.

      Wenige Erdminuten später betrat Dr. Adelfing die Teleporterstation. Einige Techniker befanden sich hinter erhöhten Konsolen am Ende des Raums und tippten einige Knöpfe ohne aufzusehen. Die kreuzförmig angeordneten Spulen an der Decke des großen quadratischen Raumes summten noch durch die Aufladung des kürzlich durchgeführten Teleportationsvorgangs. Teleporterstationen auf großen Olympfregatten wie der Marx oder auch der Sanctus und der Stronghold zählten zu den mächtigsten der Andragon-Kantone.

      Die Reichweite der Richtstrahlen war groß und es bestand die Möglichkeit, sogar mechanische Objekte wie Planetarvehikel, Panzer oder kleinere Gleiter zu teleportieren.

      Nun jedoch befanden sich lediglich der Soldat und zwei Menschen vom Transporterpersonal auf der großen flachen, silbernen Plattform in der Mitte des Raumes. Der Mann hatte seinen Cheops Mark IV Panzer bereits abgestreift und schien völlig außer Kräften zu sein. Die beiden vom Personal stützten ihn an den Seiten und führten ihn langsam zu Dr. Adelfing. Doch dessen Blick war auf den kubischen Behälter gerichtet, der neben dem Cheops Kampfanzug am Boden platziert war.

      Adelfings Stimme klang mehr wie ein Flüstern. »Der